Prominentestes Mitglied der Raconteurs ist Jack White (White Stripes), die Band besteht weiter aus zwei Mitgliedern der Band The Greenhorns und dem Solokünstler Brendan Bensen. 10 Titel in nur 34 Minuten versprechen, dass es sich um ein recht kurzweiliges Vergnügen handelt – ob es auch eins ist?
„Steady as she goes“ ist direkt am Anfang ein Knaller und setzt die Messlatte recht hoch. Das ist einfach eine super kleine Rocknummer. „Hands“ ist eine klassische Rocknummer. Das Titelstück „Broken Boy Soldier“ kommt schon fast an StonerRock-Intensität heran. Die Raconteurs machen Musik für Fans guter alter Rockmusik. Als ob es aus den 70ern wäre: „Intimate Secretary“. Klingt schwer nach Led Zeppelin.
Die Rockballade darf aber auch bei den Raconteurs nicht fehlen: „Together“. Sehr tolle Nummer: „Level“. Sie drücken aber der Rockmusik durchaus auch einen eigenen Stempel auf, wie auch „Store Bought Bones“ beweist. Etwas leichter geht es mit „Yellow Me“ weiter (eine Akustiknummer). Noch eine Nummer ruhiger geht’s teilweise bei „Call it a Day“ (ein sehr schönes Stück). Und schon das letzte Stück erreicht: „Blue Veins“ - eine echte Blues-Nummer, die auch in einen David Lynch-Film gut hineinpassen würde.
Ich hab nichts gegen gute Rockmusik. Ich hab nichts gegen die Raconteurs.
Radiohead – OK Computer (1997)
Also die ersten zwei Radiohead Platten liebe ich. Das ist wunderbarer Indierock mit wirklich sehr guten Songs – die einen ein Leben lang begleiten. Dann kam „OK Computer“ und es veränderte sich was oder hab ich das falsch in Erinnerung. Oft gehört hatte ich das Album nicht, daher lohnt sich ein Wiederhören und vielleicht positives Neuentdecken. Für viele Fans ist das Album „Kult“. Und die Bandmitglieder wollten auf jeden Fall den Stil verändern, da sie auf „keinen Fall“ ein zweites „The Bends“ Aufnehmen wollten. Das Innenleben der Band sollte verschlossen werden und etwas Neues entstehen. Also war der Stilwechsel volle Absicht und das muss man dann wohl auch als Fan der ersten beiden Alben respektieren.
Fett und immer noch sehr gut rockig beginnt das Album mit „Airbag“ - das ist nach meinen jetzigen Hörgeschmack ein absolut guter Song. So mag ich „Radiohead“ auch – ich mochte ja auch immer vereinzelte Radiohead-Songs auf den ganzen späteren Alben, aber immer dann wenn sie noch typische Rocksong-Elemente hatte – das elektronische Song-Gefrickel fand ich auf Dauer eher anstrengend bis langweilig und das gilt dann auch für die Soloarbeiten vom Thom Yorke – aber vielleicht muss ich die ganzen Sachen auch noch mal neu hören. Abwerten ist immer viel leichter, als einen mal getroffenen Ersteindruck zu revidieren und neu zu bewerten. Auf jeden Fall gefällt mir „Airbag“ richtig gut. Da machen Radiohead zusammen mit Produzent Nigel Godrich alles richtig. Es wird eigentlich nichts anderes gemacht als den Sound der 2000er Jahre schon drei Jahre zuvor zu definieren. Willst du als Alternativrock-Band mit Hirn gelten, dann musst Du so klingen, wie es Radiohead auf diesem Album tun. Und besonders „Paranoid Android“ legt diesen Sound fest. Alternativ-Rock mixt sich hier mit Art-Rock und das klappt furchtbar gut. Der Song bietet aber auch einfach zu viel – als dass er nicht eine besondere Beachtung verdient. Aber an solchen Songs kann man sich danach auch ein Leben lang abarbeiten. Sicherlich ist „Paranoid Android“ aber ein Meisterstück – das gebe ich jetzt gerne etwas verspätet zu.
Großartiges Rockstück – mit ein paar elektronischen Klängen versetzt: „Subterranean homesick Alien“. Auch da öffnen sie sich ja schon dem Progrock hin. Weil es es einfach nach mehr klingt, als eben der typische Classic-Rock-Song.
Akustisch, melancholisch: „Exit Music (for a Film)“. Ob Damon Alban bei Thom Yorke sich was abgeschaut hat? Oder ob die beiden Songwriter einfach, die gleiche Entwicklung genommen haben – wer will das richtig beantworten? – ich weiß nicht was die beiden vielleicht auf die Frage geantwortet haben/hätten.
Mal richtig optimistische musikalische Klänge: „Let Down“ - sehr schöne Nummer und vielleicht das Stück, das noch am meisten an den Sound, der Vorgängeralben erinnert. .
Keine Frage – noch ein Riesensong: „Karma Police“. Zwischenstück: „Fitter-Happier“. „Electioneering“ rockt auch ganz gut.
Atmosphärischer und im Art-Rock-Bereich und dabei richtig gut: „Climbing up the Walls“.
Noch ein weiteres Highlight/Song für die Ewigkeit: „No Surprises“. Ganz große Nummer.
Melancholischen moderner Psychodelic-Rock: „Lucky“. Ausklang „The Tourist“ mit purer Melancholie und auch hier hört es sich wieder mehr wie Progrock und Psychmusik an – als nach Britpop – ist aber auch ein wenig anstrengend zu hören und das werde ich bei späteren Alben und Songs wohl öfters schreiben müssen.
Ein Album das die letzten 27 Jahre absolut unbeschadet überstanden hat, was vor allem am Stilmix und dem Sound des Albums liegt, welcher in der Rock- und Popmusik doch mittlerweile viel üblicher ist. Natürlich legen Radiohead mit dem Album auch so was wie die Blaupause für anspruchsvolle Rockmusik der nächsten Jahre vor. Wirklich der große Wurf, einer zuvor schon großartigen Band – eine tolle Wiederentdeckung.
Radiohead – Kid A (2000)
Die Band wird immer größer und Selbstständiger – sie tourt im eigenen Zelt, nutzt das Internet, teilt Songs vorab mit der Öffentlichkeit, begeistert weiterhin Kritiker, Gewinnt den Grammy fürs Beste Alternativ-Album und dies mit einem Album, das die Regeln der Rockmusik außer Kraft setzt und noch mehr als das Vorgängeralbum Stilmix als Musik-Kunst verkauft. Danach waren sie eigentlich gegen jede Kritik erhaben und konnten machen was sie wollen. Die Fans (so wie ich) folgten ihnen – denn Radiohead waren etwas ganz Besonderes. Soviel mal dazu – wie „Kid A“ seinerzeit aufgenommen wurde. Und obwohl 2000 erschienen, gilt es direkt als bestes Album des ganzes Jahrzehnt – und ist wohl auf kaum einer „Best Album Liste“ nicht vertreten.
Wie finde ich das – genauso überraschend gut wie zuvor „OK Computer“? Sollte man immer erst das erste „The Smile“ Album hören und sich danach mit Radiohead ab Album Nummer Drei beschäftigen?
Warum die Stücke von Radiohead so gerne als Soundtrack für Filme benutzt werden, hört man direkt bei den ersten Takten von „Everything in the right Place“ heraus. Das ist Musik, die sofort mit einer unglaublichen Atmosphäre daherkommt und einen als Hörer einfach einsaugt. Das ist aber auch keine klassische Rockmusik mehr, weil auf Gitarrenriffs wird verzichtet und auch sonst scheinen die meisten Klänge mehr oder weniger elektronischen Ursprungs. Aber bei dem Song funktioniert das super. Ganz tolle Einstiegsnummer.
Titelstück „Kid A“ ist elektronisch, experimentell und eher eine Ambient-Nummer – aber auch da stimmt das Ergebnis – aber Radiohead bewegen sich damit meilenweit von ihren üblichen Sound weg – nur am Ende, der kurz einsetzende Bass, weckt alte Erinnerungen.
Aber gerockt wird dann doch noch: „The National Anthem“ - der Rockansatz wird aber mit experimentellen Klängen unterwandert und sowas wie einen echten Gesangspart gibt es auch nicht – dafür setzen aber später mächtige Bläser ein – Fusion-Rock!
Schon faszinierend das Radiohead mit dem Wandel vom Rock – zum experimentellen Schmelztiegel für anspruchsvolle Alternativ-Musik so gut damit durchgekommen sind. Ohne Single-Material. Vielleicht nur mit „Everything in the right Place“ als Hit. Aber irgendwie hat das Album Kritiker und Fans gleichermaßen beeindruckt. Sie waren eine Kultband geworden.
Ein richtiger Song – mal dann auch mit sanften Gitarren, die sich fast wie läutende Glocken anhören und sanften Gesang bietet „How to disappear completely“ - sanfter Postrock. Bei „Treefingers“ gleitet es sogar ins Drone-Genre ab.
Da gefällt mir „Optimistic“ mit seinen treibenden Rockrhythmus doch wieder besser. Und es tut dem Album an der Stelle auch sehr gut – da sie doch an ihrer Experimentierfreude zu leiden begann. Da tut mal so ein richtiger Song mit ordentlich Wums ganz gut. Dass anschließende „In Limbo“ mag ich von seiner Konstruktion auch her – den modernen düsteren Psychrock haben Radiohead auch wirklich einfach sehr gut drauf.
Mit „Idioteque“ ist dann doch noch ein zweiter „Hit“ auf dem Album. Und die Freunde elektronischer Musik sind genauso entzückt, wie die Indierockfraktion. Das ist Musik, die eine ganze Musikepoche definiert. Das ist aber auch einfach nur gut. Das wunderbare an Radiohead ist – dass sie solche Songs von unfassbarer Qualität auf bisher jedes ihrer Alben haben – von daher haben sie auch wirklich alles richtig gemacht.
Das darauf folgende „Morning Bell“ ist schon etwas anstrengender – was an Thom Yorke´s Gesang glaube ich liegt – den die Melodie und der instrumentale Untergrund finde ich recht ansprechend – aber die Art des Gesangs trübt etwas die Stimmung beim Hören. Ich glaub, das sind die Songs von Yorke und Radiohead, die mich bei den späteren Arbeiten davon abhalten, sie öfters zu hören – weil mich da die Stimmung doch mittlerweile mehr runter zieht als früher.
Das letzte Lied ist „Motion Picture Soundtrack“ - fängt mit sanfter Instrumentierung und Gesang an und steigert sich zur immer noch sanften Hymne – mit Choreinsatz . Dann geht der Song zu Ende - aber die Spielzeit ist noch nicht um – und nach einer Pause gönnt man den Hörer noch etwas geräuschvolle Erhabenheit. Aber nur kurz – dann wieder nichts als Stille. Der Rest war also Schweigen.
Nach wie vor behaupte ich, dass ich Radiohead immer mehr mag, wenn sie in irgendeiner Form rocken. Aber auf Songs wie „Everything in the right Place“ und „Idioteque“ möchte ich auch nicht verzichten wollen. Schwierig eben, wenn eine Band zu vielschichtig ist – auch andere Genre zu bedienen versteht – der Fan aber es am liebsten mag wenn sie rocken. Aber auch das ist ein gutes Album – keine Frage.
Radiohead – Amnesiac (2001)
Aus der gleichen Aufnahmesession wie das Vorgängeralbum „Kid A“ stammt das Material von „Amnesiac“. Damit ist auch geklärt, warum sich das Album vom Grundton her sehr an dem Sound des Vorgängers erinnert. Aber es ist auch ein weiterer Schritt vom Entfernen aus dem Mainstream-Pop und Rockbereich. Die Musik von Radiohead wird immer mehr zur kunstvollen Verknüpfung von Soundideen aus verschiedenen Musikgenre. So langsam wird das Durchhören eines Radiohead-Album anstrengend – weil sowas wie einen „einfachen“ Song wollen die Musiker einfach nicht mehr machen. Und mit ihren beiden zuvor veröffentlichten Alben, samt dazu gehörenden kommerziellen Erfolg, haben sie sich diesen Freiraum selbst erschaffen – Kritiker lieben ihre Musikkunst und der Fan, zieht sich aus den Alben was er braucht. Aber warum ich diese Epoche der Band und die damit verbundenen Platten auch bisher eher selten gehört habe wird mir auch klar – es gelingen der Band immer ein paar echte „Kunst-Stücke“ - aber so zum öfters Hören (also die gesamte Platte) ist das auch irgendwie recht anstrengend. Aber bei „Ok Computer“ und „Kid A“ hat es auch für mich gut funktioniert und auf dem folgenden Studioalbum „Hail the Thief“ ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke der Band drauf – da sollte „Amnesiac“ mir auch ein paar Highlights bieten.
Experimentelle elektronische Klänge vermischen sich dann doch noch zu einen einfacheren Melodie und Gesang kommt dazu – ein echter Song ist also „Packt like Sadines in a crushed tiny Tin Box“. Der Song gefällt mir gut und da höre ich auch wieder sofort warum ich Radiohead und The Notwist ab und an musikalisch gerne in einen Topf stecke. Die beiden Bands haben schon so einiges gemeinsam – aber letztendlich ist The Notwist dann doch wohl mittlerweile das „einfachere und zugänglichere“ Musikspektakel.
Die melancholischen Klavierklänge von „Pyramid Song“ ziehen einen sofort in den Song – der dann aber für einen echten Hit doch etwas zu anstrengend ist. Aber wer braucht einen Hit – wenn er dafür so einen guten Song kriegt. Psychrock im Jahre 2001.
Trip-Hop-Electronica: „Pulk/Pull revolving Doors“. Trip-Hop-Rock-Elektronica ist ein guter Sammelbegriff für Teile der Musik von Radiohead zu dieser Zeit.
Indie-Jazz-Ballade: „You and whose Army?“.
Mit Rock-Gitarren und welch toller Klang diese haben: „I might be wrong“. Den Song hatte ich nicht so auf dem Schirm und kommt auf die Liste – der absoluten Knaller-Stücke der Band. Auch das Album hat also echte Highlights und ein weiteres ist das wieder in Melancholie getauchte: „Knives Out“ - das unverkennbar Radiohead ist.
Dreampop im Radiohead-Stil: „Morning Bell/Amnesiac“.
Düsterer Song, der aber auch fast schon zu einem dystopischen Agentenfilm passen würde: „Dollars and Cents“ - aber auch richtig gut.
„Hunting Bears“ hat auch was von Filmmusik – und klingt wie „Ambient American“ - der Stilmix bleibt auf den Alben von Radiohead halt unberechenbar.
Electronica Klänge mit etwas Gesang: „Like spinning Plates“ - etwas anstrengend – und von solchen Songs gibt es einfach zu viele im Radiohead Repertoire. Schlusstrich zieht Radiohead auf diesem Album mit „Life in Glasshouse“, welches wieder als düsterer Jazzsong daherkommt. „My funny Valentine“ muss Thom Yorke auch echt oft gehört haben.
Jedes Radiohead-Album hat was für sich und immer findet man ein paar echte Songs für die Ewigkeit auf den Alben. Und am Ende sind Radiohead auch nicht immer so elektronisch und eintönig geworden – wie ich es mir doch etwas falsch abgespeichert hatte.
Radiohead – I might be wrong: Live Recordings (2001)
Ein recht kurzes Livealbum (41 Minuten Spielzeit) das beweisen soll, dass die verkopften Melodien und Songs der letzten zwei Alben auch live durchaus funktionieren und es ist ein Song auf dem Album, der erst viel später mal auf Platte als Studiofassung veröffentlicht werden wird.
„The National Anthem (Kid A)“, „I might be wrong (Amnesiac)“, „Morning Bell (Kid A)“, „Like Spinning Plates (Amnesiac)“, „Idioteque (Kid A)“, „Everything in its right Place“ (Kid A)“, „Dollars and Cents“ (Amnesiac)“, „True Love Waits“.
„The National Anthem“ rockt mit seinen Gitarrenriffs ja sehr gut, die Keyboardklänge bringen etwas Düsternis ins Spiel und die Art des Gesangs von Thome Yorke macht aus dem Ganzen eine Mischung aus Art-Rock und Trip-Hop. So weiß der Hörer gleich, dass dies kein normales Rockkonzert wird. Mitsinghymnen und Schunkelstücke wird es wohl nicht geben, dafür aber ein kluger Mix aus vielen Genre und Nebengenre der Rockmusik.
„I might be Wrong“ funktioniert ja schon durch seinen Erkennungs-Gitarrenriff am Anfang ganz gut und der Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Musik von Radiohead weiterentwickelt hat. Das nimmt mit, packt einen – ist ganz weit weg vom klassischen Rock und dem sonst eher leichtgängigen Indierock der 2000er Jahre.
Etwas sanfter und emotionaler: „Morning Bell“ - der mir in dieser Livefassung sogar etwas besser gefällt. Die Livefassungen sind aber vom Grundton sehr nah dran an den Plattenaufnahmen, dadurch ist dieses Hören aber auch eine schnelles Nochmalhören, da das Hören der Platten „Kid A“ und „Amnesiac“ ja bei mir ja nicht grade lang zurück liegt, daher gibt es aber auch wenig wirklich Überraschendes oder Neues zu entdecken.
Wobei ich die Songzusammenstellung recht gut finde, da es sich dabei auch um die Songs handelt, die mir von „Kid A“ und „Amnesiac“ mit am besten gefallen.
Als Piano-Nummer: „Like Spinning Plates“ - finde ich so recht beeindruckend und die Sangesleistung von Thom Yorke kann da gut gehört und bejubelt werden. So ein einfaches Herumgejammer sind seine immer etwas anklagend wirkenden gesungenen Wortaneinandereihungen ja nicht.
„Idioteque“ - Das ist einfach eine tolle Elektronik-IndieRock-Nummer und funktioniert live auch natürlich. Und haut mit dem Schlagzeug/Gesangs-Duett-Passage mal so richtig in die musikalische Magengrube – Super!
„Everything in the right Place“ kommt etwas zurückhaltender im Livegewand daher – auch sehr schön – am Ende ziehen sie den Song aber etwas zu sehr in die Länge. „Dollars and Cents“ gelingt ihnen Live auch gut.
Mit Akustikgitarre wird die verträumte Ballade „True Love Waits“ zum Lagerfeuersong – das ist mal was anderes und wunderschön. Schon dafür hat sich wohl der Kauf des Albums gelohnt.
Eigentlich wohl ein gutes Livealbum, das aber natürlich ältere Highlights vermissen lässt, das aber nicht unbedingt ein paar Tage nach dem Hören von „Kid A“ und „Amnesiac“ gehört werden muss. Ich hab es auch „nur“ aus chronologischen Gründen gemacht.
Radiohead – Hail to the Thief (2003)
Album Nummer Sechs. Mit einem meiner absoluten Lieblingssongs. Bis auf den einen Song ist vom Album bei mir im Kopf nicht viel hängen geblieben, deshalb lohnt sich auch da ein Wiederhören. Es ist ja auch schlimm, dass man manche Alben durch jahrelanges Playlisthören fast nie am Stück durchgehört hat – so geht es mir bei vielen Alben nach 2000 – ein Jammer. Aber das hab ich ja seit einiger Zeit geändert und das ist gut so – sonst gäbe es ja all meine Texte nicht und die brauche ich allein für mich selbst, denn wer kann bei soviel Musik schon den Überblick behalten oder auch nur eine neuentdeckte Band nicht wieder schnell vergessen? Macht Notizen – das Hirn ist nicht perfekt. Meins schon gar nicht.
Im schon fast für Radiohead typischen melancholischen Indie-Art-Rockgewand beginnt das Album auf bekannten Pfaden mit „2+2=5“. Aber schön das sie dabei auch wieder richtig rockig klingen und ich glaub, deshalb ist mir das ganze Album eigentlich auch in meiner verschwommenen Erinnerung gut in Erinnerung geblieben.
„Sit down. Stand Up.“ - super. Ich mag ja wenn es so klingt, als ob Radiohead Musik für einen Arthouse-Film machen. Atmosphäre, kunstvolle Produktion und eine trotzdem mitreißende Musik. Und das stimmt bei dem Song wieder. Den werde ich ab jetzt in Erinnerung behalten. Und in Sachen einzigartig gutes Soundkostüm machen Radiohead sowieso immer gute Arbeit.
Sanfte Melancholie: „Sail to the Moon“. Wenn sie wollten könnten Radiohead auch einfach eine verdammt gute Progrock-Gruppe sein – da würden sie alle Mitbewerber von Thron stürzen. Wer da noch glaubt Steven Wilson wäre ein guter Songtüftler – der hat Radiohead noch nie richtig gehört.
Bei „Backdrifts“ merkt man aber auch das Radiohead irgendwie seit „Kit A“ auf der Stelle treten. Das ist auch gar nicht schlimm, weil die Songs ja trotzdem alle ihre Qualität haben und als Einzelstück ist „Backrifts“ was besonderes. Aber diese doch langsam immer gleichbleibenden Sound-Ideen hinterlassen dann doch, wenn man ihr Werk schnell hintereinander hört, das Gefühl von auf der Stelle treten. Das passiert aber natürlich vielen Bands und es ist auch nicht schlimm, da die Fans, dann ja wissen was sie mit jeder neuen Platte kriegen – solange halt auch die Qualität beibehalten wird. Und diese Qualität kann man Radiohead bei diesem Album auf jeden Fall nicht absprechen. Bisher hat das Album auch keine Ausfälle – also Songs, die nur wie Kunststücke oder Zwischenspiele funktionieren.
Echter Gitarrensound begrüßt einen bei „Go to Sleep“ und wirklich – das ist eine wirklich gute Alternative-Rock-Nummer und macht auf ihre einfache Art wieder richtig Spaß – da erinnert man sich doch wieder an die alten Zeiten der Band.
Und das Album macht immer mehr Spaß, weil da doch wieder mehr Rockband-Ambitionen zu hören sind – so mag ich auch „Where I End and you Beginn“ sehr.
Tragischer Gospel im Radiohead-Style: „We suck your Blood“ - das ist schon eine echte Gothic-Ballade – aber ohne auch Gothic- oder Düsterrock zu sein – dafür ähnelt es dann doch eher klassische zeitgenössische Musik zu sehr und hat mit dem ganzen Lack und Leder/wir verkleiden uns-Ding nichts zu tun. Düsterere Kammermusik.
„The Gloaming“ arbeitet mit Glitches und Sounds der elektronischen Musik – davon habe ich ja seit drei Alben viel mehr erwartet, aber vielleicht hatte ich das auch zu sehr mit den anderen Nebenprojekten und Thom Yokes Soloarbeiten in Verbindung gebracht. Aber das ist so ein Stück – und meiner Meinung nach klingen solche Stücke von Thom Yorke doch alle gleich. Düster, melancholisch – ist der Mann niemals glücklich?
Danach folgt aber ein weiterer Song mit Drums und Bass und Rockgitarre: „There There“ - auch den mag ich. Auch die Arthouse-Rock-Stücke von Radiohead sind sich auch immer etwas ähnlich – aber sie sind dafür auch immer gut. So gut. Und im späteren Verlauf des Songs rocken die so richtig gut.
Kurzes: „I will“ - kann man vielleicht als modernen Canterbury-Folk verstehen. Aber ist schon irgendwie trotz der Kürze auch anstrengend.
Danach mein absoluter Highlightsong – von Anfang bis Ende einfach einfach nur spannend, mitreißend und großartig: „A Punch at the Wedding“. Song für die Ewigkeit.
„Myxomatosis“ - ungestümer Elektro-Rock-Song. Nicht ganz so meins - hat aber glaube ich als Einzelstück auch seinen Wert.
Sanft (natürlich auch melancholisch) „Scatterbrain“. Am Ende: „A Wolf at the Door“. Psychrock mit Indierock gepaart – das können in dieser Klasse auch nur Radiohead.
Wirklich sehr gutes Radiohead-Album und auch besser als die beiden Vorgängeralbum „Kid A“ und „Amnesiac“ weil es einfach mehr Highlights bietet – weil es wieder mehr gute Songs hat – trotzdem verliert die Band dabei nichts von ihrem Anspruch mehr zu sein als die typische Rockband von nebenan. Art-Rock – aber glücklicherweise diesmal mit mehr Rock als Art(Kunst).
Rage against the Machine – Rage against the Machine (1992)
Der Mix stimmt bei diesem Album so richtig. Aggression und Härte gepackt in wütenden Sprechgesang und harten Gitarrenriffs. Trotz dieser Crossover-Wirkung ist für mich das Album von Rage against the Machine einfach ein geniales Heavy-Rockalbum, dass 1992 die Strömungen der härteren Rockgangarten dieser Zeit einfach in einem grandiosen Mix mit Rapgesang packte und in ganz tolle Songs packte. Zu „Bombtrack“, „Wake Up“ und „Killing in the Name off“ konnte man seine Aggressionen freien Lauf lassen, dazu Headbangen und gleichzeitig voll drauf abtanzen. Mein Nacken leidet heute noch unter meinen Ausdruckstanz der 90er Jahre. Aber was habe ich diese Musik geliebt abzufeiern und ich mache dies heute auch noch bei jedem Hören dieser genialen Tracks. Die sind wie ganz wenige Stücke des Crossover-Genre nämlich gut gealtert, funktionieren immer und immer wieder und deshalb ist auch dieses Album ein Lieblingsalbum.
Mit „Bombtrack“ und „Killing in the Name“ kommen direkt zwei der populärsten Tracks der Band am Anfang und das hat Wucht, Kraft, Power – tolle Gitarrenriffs und dazu zorniger Gesang im Rap-Punk-Style. Und „Killing in the Name“ ist einfach immer ein Hammerteil von Song. Ganz Groß und ein Song für die Ewigkeit. „Take the Power Back“ mit Funkbass am Anfang, der aber schnell wieder von den harten Gitarrenriffs abgelöst wird. Gegen Ende wird es fast kurz mal ruhig - aber am Ende übernimmt wieder die Aggressivität – der Protestsong-Stil von Rage against the Machine will einfach nicht leise funktionieren. „Settle for Nothing“ führt die zornige Spielweise des Albums auf zwar etwas langsamere Art fort, wirkt dadurch aber noch etwas dramatischer und bedrohlicher. Dagegen ist dann „Bullets in the Head“ wieder rhythmischer, mit mehr Rapgrooves, dass am Ende dann aber wieder mit einen Metallsound aufwartet. Neben den beiden ersten Stücken sicherlich das mit bekannteste der Platte. „Know your Enemy“ hat auch einen verdammt guten Sound und macht die Metalheads glücklich – mitgeholfen hat bei dem Titel Tool-Frontmann Maynard James Keenan. Zu den bekannteren Stücken zählt dann aber auch noch das nachfolgende „Wake Up“ - woran man auch erkennt, dass das Album voller Highlights ist. Und den Sound mögen Metal-Fans genauso wie Alternative-Rock und Rap-Fans und wie auf der Rückseite des Covers ja drauf steht, ist alles ohne Samples, Keyboards und Synthesizer musiziert und gerade bei „Wake Up“ ist der Sound schon recht göttlich. Noch so ein Song für die Ewigkeit.
So richtig schwache Tracks gibt es auch nicht – dazu ist die gesamte Rhythmusgruppe bestehend aus Tim Commerford (Bass), Tom Morello (Gitarre) und Brad Wilk einfach zu gut und natürlich trägt auch Polit-Aktivist und Sänger Zack de la Rocha seinen Teil mit seinen Lyrics und Gesang dazu bei.
Obwohl mich Teile von „Township Rebelion“ (der Rap-Part) dann mal doch eher nervt als gefällt, ist der Metalteil dann wieder so gut, dass ich auch den Song nicht aus der Playlist rausschmeißen möchte – aber wenn man einen schwächeren Titel auf dem Album finden möchte, dann ist dieser es. Mächtiges Heavymetalgitarrenmbrett nochmal direkt zu Anfang von „Freedom“ - Rage against the Machine haben echt da einen verdammt großartigen Sound kreiert und an dem und an den Songs auf idiesem Debüt-Album haben sie sich auch danach eigentlich immer die Zähne ausgebissen – denn dieses Hammeralbum zu toppen ist fast unmöglich.
Ich bin ja kein ausgesprochener Kenner der Punk-Szene. Aber natürlich weiß ich welchen Einfluss die Ramones auf die Punk-Musik hatten und haben. Neben den Stooges und MC 5 (über die weiß ich noch viel weniger) sind sie wohl die wichtigsten US-Vertreter dieses Musik-Genres. Und ich weiß, dass auch noch Black Flag, Misfits, Minutemen, Minor Tread und Bad Brain noch gibt. Aber bei Punk traue ich mich nur nach und nach an die einzelnen Bands ran.
Natürlich kenne ich die Ramones schon ewig – allein wegen des Films „Rock´n´ Roll High School“ und dem Stück zum Stephen King-Film „Pet Sementary“ und weil die Ramones schon als Typen auf Bildern was besonderes waren. Aber so richtig viel kenne ich von denen trotzdem nicht. Also erstmal ein Best Off und dann noch mehr auf guten alten Vinyl (da steht auch schon was in der Warteschleife).
Das mit 20 Titeln gut gefüllte Best Off-Album beginnt mit „Blitzkrieg Bob“. Die Hauptzutat für den Sound der Ramones sind die an „Rock `n` Roll“ orientierten Melodien, die dann mit Rockbandwucht gespielt werden. Da muss ich jetzt auch nicht jeden Song einzeln mir textlich vornehmen, da das Grundmuster doch oft sehr ähnlich ist. Aber die Ausnahmen sollen doch erwähnt werden. „I wanna be your Boyfriend“ ist schon eine wirklich süße Rock mit Rock ´n´ Roll versetzte Nummer und nimmt sich im Tempo etwas zurück. „Pinnhead“ zeichnet sich durch mehr Härte aus und funktioniert da als Punk ohne Rock ´n´Roll. Gleiches gilt auch für Songs wie „Commando“ und andere. Aber der Rock ´n´ Roll sticht auch immer wieder sehr heraus – wie bei „Rockaway Beach“. Man muss schon sagen, dass vieles, das alte und neue Punk/Alternative Musiker/Bands so an Punkrock-Nummern heute noch spielen und zuvor gespielt haben, nach dem gleichen Muster funktioniert und nicht viel anders klingt – als es die Ramones eben schon recht früh getan haben. Das ist aber auch dann Schuld an Teil meiner Kritik an der Punk-Musik, da sich da wirklich viel sehr gleich und auch nicht besonders originell anhört – da fallen zwar die gut gelungenen Nummern immer besonders auf, aber vieles ist für mich auch einfach nur Punk-Einerlei und langweilt mich eher. Ich bin ja auch zugegebener Fan von Teilen des Prog-Rocks, Art-Rocks und Ähnlichen und dagegen spielen die Ramones und die Punks ja an – aber ich bin halt für jedes Genre offen und versuche das Beste aller Musik-Welten für mich herauszuhören.
Wo ich doch gerade von herausragenden Nummern sprach: „I wanna be sedated“ ist natürlich so eine. Ein guter Punk-Rock-Song ist auch „I just want to have something to do“. Nach wie vor ein schöner Spaß. „Rock ´n´ Roll High School“. Aus dem Rahmen fällt auch die reine Rock ´n´Roll-Nummer „Baby, I love you“. Politisch waren die Ramones natürlich in ihren Texten auch ganz vorne dabei: „The KKK took my Girlfriend away“. „Pet Sematary“ bleibt aber am Ende wieder mein Lieblingsstück der Band. Einfach toller Song.
Razorlight wurde von Johnny Borrell, der zuvor als Bassist bei The Libertines ausgestiegen war gegründet. Nach dem Erfolgreichen Debütalbum „Up all Night“ (2004) ist dies das zweite Album der Band.
Die CD beginnt mit dem poppigen Indie-Rock-Stück „In the Morning“. Das ist direkt gutes Single-Material und Stadionhymne am Anfang. „Who needs Love?“ - auch ein durchaus guter Popsong. Flotter geht’s weiter mit „Hold On“. Die Songs klingen für mich bisher sehr nach dem was Richard Ashcroft so macht – ohne zu sehr im Brit-Pop dabei zu versinken. Der größte Hit des Albums ist die feine Rock-Ballade „America“. „Before I fall into Peaces“ gefällt mir als flotter Pop-Rock mit Folk-Song-Flair sehr gut. Das ist so ein Song bei dem man beim Konzert so richtig mit abfeiern kann. Wenn ich hier was als Pop-Song bezeichne, dann ist das durchaus nicht abfällig gemeint – ist mehr ein Lob dafür, dass es auch wirklich gute Massentaugliche Songs gibt – denn natürlich ist nicht alles was Popmusik ist gut (gilt aber für sämtliche Musikeinordnungen – es kann einem einfach nicht immer alles gefallen – dass wäre auch schon sehr seltsam. Aber was „Razorlight“ machen, sind einfach gute Songs – die beim Indie-Publikum genauso gut ankommen, wie beim Pop-Song-Hörer. Das ist radiotauglich (auch keine Schimpfbezeichnung) oder sollte im Radio mal öfters gespielt werden und das gilt auch für den Song „I can´t stop the feeling I got“ und erst recht „Popsong 2006“ (der aber tolle Indie-Gitarren-Riffs hat). Das ist alles echt gut – so auch die Singer/Songwriter Rocknummer „Kirby´s House“. Die Stimme von Borrell klingt aber teilweise schon wirklich stark nach Richard Ashcroftt, daher wird die Band die Ähnlichkeit zu diesen auch nicht los. Bisschen im New Wave bewegt sich „Back to Start“. Alles gute Songs – alles Single-Material – alles von vorne bis hinter gut hörbar und macht Spaß. Vielleicht fehlen ein paar Ecken und Kanten – um wirklich einen so richtig um zu hauen – aber gute Musik und Songs machen Razorlight auf jeden Fall auf diesem Album.
Mit sanften Gitarren und ebenso sanften Gesang beginnt mit „Had to Hear“ das dritte Album von Real Estate mit verträumten Folkpop. Die meisten Songs stammen aus der Feder von Martin Courtney. Ein Song stammt von Alex Bleeker und eins von dem mittlerweile aus der Band ausgestiegene Matt Mondanile. Das Tempo wird auch bei „Past Lives“ nicht erhöht. Dream-Pop scheint das Genre zu sein – aber mit richtigen Instrumenten gespielt – deshalb ist das auch als Folkpop gut beschrieben. Wenn es nur verträumte Stimmen zu Keyboard und Prozessorklängen sind, da ist mir Dreampop dann doch meist zu einfach gestrickt.
„Talking Backwards“ ist der Song, der mich auf das Album aufmerksam gemacht hat – das ist etwas schwungvoller und geht schon in die Richtung von „War on Drugs“ ohne aber was vom Folkpop-Charme dabei einzubüßen. Richtig guter Song. Danach wird es wieder gemächlicher, aber mit interessanten Gitarrensounds und „April´s Song bleibt instrumental. Ein schöner Song ist „The Bend“ - klingt nach WestCoast-Rock der 70er. Die Melodien haben schon was, auch bei „Crime“ - doch wie das bei verträumter Musik so ist – es hört sich schon auf Dauer alles etwas gleich an. Als Einzelsongs in der Playlist (ja jetzt kommt mein für solche Gelegenheiten üblicher Spruch) machen sich aber paar Songs der CD wohl wirklich gut. Aber bei „Primitive“ fällt schon auf, dass sich die Songs sehr ähnlich anhören. „How Might I live“ ist aber wieder gut gelungen und „Horizon“ ist nochmal so gut gelungen wie „Talking Backwards“. Da verbessert sich der Gesamteindruck der Platte doch noch zum Ende hin. Am Ende wird es nochmal ganz entspannend mit „Navigator“. „Atlas“ ist jetzt keine CD die mich umhaut, aber es sind ein paar richtig gute Songs drauf – ein wenig mehr Tempo würde der Band aber ab und an ganz gut tun.
Reality Bites – Original Motion Picture Soundtrack (1994)
Der Soundtrack beginnt direkt mit einem Song der sich ins Hirn des Hörers gnadenlos hämmert und auch direkt für gute Stimmung sorgt: „My Sharona“ von The Knacks aus dem Jahre 1979. Danach Indie-Rock-Charme mit The Juliana Hatfield 3 „Spin the Bottle“ (und dabei mache ich mir wieder mal eine Notiz, dass ich mich mehr mit The Juliana Hatfield auseinander setzten muss.). Nicht viel härter, aber noch etwas mehr nach Grunge klingend „Bed of Roses“ von The Indians. Immer gut: sind World Party und dies auch mit „When you come back to me“. Die Songs sind alle gut, so auch „Going, Going, gone“ von The Posies. Danach folgt die wunderschöne Pop-Ballade „Stay“ von Lisa Loeb & Nine Stories (wunderschön). Der wiederum gefolgt wird von „All I want is you“ von U2 (der natürlich auch immer noch ganz schön ist). So schwungvoll können The Crowded House sein: „Locked Out“. Retro-Rock von Lenny Kravitz: „Spinning Around Over“. Ethan Hawke als Alternativ-Heartland-Rocker: „I´m Nothing“. Wie man richtig alternativ rockt machen Dinosaur Jr. direkt danch vor: „Turnip Farm“. Akustikrap von Me Phi Me gibt es auch: „Revival“. Squeeze dürfen einen Song auch mal neu auflegen: „Tempted (94)“ (der geht immer noch gut ins Ohr“. Den Abschluss macht der Pop-Reggae von Big Mountain „Baby I love you so“.
Toller Soundtrack. Tolles Mixtape funktioniert auch noch 30 Jahre später so gut wie am Tag des Erscheinens und beim Gucken des Films fühl ich mich nochmal ganz jung. Positive Zeitmaschine.
Die PunkRockBand Red City Radio kannte ich durch den Song „Joy comes with the Morning“ ihres 2013 erschienenen Albums „Titles“, welches mir dann auch als Album sehr gefallen hat. Die Band zeichnete sich durch gut gelaunten und wuchtigen Punkrock aus, der einfach Spaß beim Hören machte. 2014 verließ einer der beiden Sänger, die Band und so bin nun gespannt wie denn ihr Album von 2020 jetzt klingt.
Sentimental und ruhig beginnt „Where does the Time Go?“ nimmt dann aber schnell Fahrt auf und der sich ständig wiederholende Songtitel wird bis zur Stadtionhymne erhöht. Ziemlich großartiger Anfang. Auf jeden Fall klingen „Red City Radio“ nun so, als ob sie auch gerne in den Charts und im Radio mal gespielt werden möchten und das wäre dann auch für die Charts und Radio gar nicht mal schlecht. Song Nummer Drei „Did you Know“ kehrt zum alten Sound des 2013er Albums zurück. Auch die weiteren Songs machen Spaß. Schöner Rock – der Punkanteil ist aber stark zurückgegangen. Es fehlt mir etwas von der rauen Kantigkeit von „Titles“, trotzdem ist dass ein sehr gutes Album voller Song-Perlen wie zum Beispiel „100.000 Candles“. Vergleichen möchte ich sie höchstens mit den von mir sehr vermissten „Augustines“. Und mit Größen wie „Foo Fighters“ und „Green Day“ können sie es jederzeit aufnehmen. Nicht immer sind die bekannten Bands halt die besseren.
Das dritte Album des Trios Ali Friend (Kontrabass), Richard Thair (Schlagzeug) und David Ayers (Gitarre). Die Musik der Red Snappar setzt sich aus verschiedenen Musikarten wie Jazz, Trip-Hop, Hip-Hop und Elektronik zusammen.
„Keeping Pigs together“ klingt wie die Mischung aus Tangerine Dream und The Chemical Brohters – mit höheren Anteil bei den Chemical Brothers. Diese Verbundenheit zur Musik der Chemical Brothers bleibt auch bei „Some Kind of Kink“ bestehen. Bei drei Musiker, die ja mit Instrumenten arbeiten – wäre es sicher sehr interessant gewesen, diese bei der Arbeit im Studio zu erleben – da der Sound des Albums nach elektronischer Musik klingt und weniger nach experimentellen Jazz oder Trip-Hop. Obwohl, bei genauen Hinhören, ist natürlich der Bass und Schlagzeug leicht auszumachen, nur die Gitarre von David Ayers bleibt eher im Verborgenen. Vielleicht ist also das Meiste nur sehr verfremdet und nicht direkt am Keyboard oder Computer erzeugt.
„Shellbeck“ lässt sich vom treibenden, aber nicht allzu schnellen Rhythmus und mit den weiblichen Vocalpassagen schon als Trip-Hop bezeichnen – aber mit experimenteller Note. Mit schönen Soul- und Jazzgroove funktioniert „Don´t go Nowhere“ auch ganz gut – Kruder/Dorfmeister – lassen grüßen. „The Rake“ nimmt wieder Tempo auf. Bass dröhnt, Drums scheppern – eine Stimme rappt im Hintergrund – ab und an Tempowechsel – aber das ist nichts meins – weil auch zu simpel eigentlich. Würde ich „The Rough and the Quick“ in einer Playlist hören, würde ich da auch sofort wieder auf Chemical Brohters tippen. Da gibt es schon sehr große Gemeinsamkeiten. Aber nach „The Rake“ und diesen in Tempo und Art doch sehr ähnlich gehaltenen Song, droht die CD gerade etwas langweilig zu werden. Aber „Bussing“ nimmt dass Tempo wieder raus und mixt Jazz und Trip-Hop ganz schön zusammen. Ragga-Hip-Hop-Style: „I stole your Car“. Mit Streicher-Einsatz kommt noch mal etwas Ruhe und Erhabenheit in die Musik, wird im Verlauf von „Alaska Street“ dann aber durch elektronische Klänge ersetzt – der Song bleibt selbst bei zunehmenden Tempo von der Atmosphäre her sehr gut und wie er sich immer weiter entwickelt ist wirklich gut gelöst. Ein Glanzpunkt. Auch „Belladonna“ setzt eher auf ruhigere Töne am Anfang und ist richtig schön – sanfte elektronische Klänge, mit einem verhaltenen Bassspiel zusammen – aber auch hier entwickelt sich der Song weiter – behält aber die schöne ruhige Stimmung trotz etwas unruhigen Schlagzeugrhythmus bei. Zum Schluss: „They are hanging me tonight“ - erinnert an Jean Michel Jarre.
Ein Elektronik-Album, das zum Glück Abwechslung bietet – teilweise sehr an Chemical Brohters und ähnliches erinnert – aber auch mit jazzigen und ruhigeren elektro-geprägten Stücken arbeitet. Hatte eher düsteren Trip-Hop-Jazz erwartet, so hat mich das Album auch einiger Maßen überrascht.
Das erste Solo-Album von Lou Reed wurde in London unter anderen mit den Musikern Steve Howe und Rick Wakeman von Yes aufgenommen. Es beginnt mit einer nach den Rolling Stones klingenden Nummer: „I can´t stand it“. „Going Down“ hat noch den Velvet Underground-Charme doch hätte dem Stück einer Nico am Mikrophon glaube ich besser gestanden. Zurück zu dem Rock im Stil der Rolling Stones geht es mit „Walk and Talk“. „Lisa Says“ gefällt mir richtig gut – das ist Lou Reed wie ich ihm mag. Tolles Songwriting – da stimmt Musik und Text und macht Spaß.
Bei „Berlin“ kann man glauben, den Sound der Yes-Musiker im Instrumentalteil durchscheinen zu hören. Ist vielleicht Lou Reed einfach der zu mir besser passende Meistersongschmied als sagen wir mal ein Bob Dylan? Natürlich habe ich auch vor Dylan Respekt und für dessen Leistung. Aber ich finde ihm weder musikalisch eigentlich so herausragend und als Sänger ist er auch nicht meins – als rockiger Geschichtenerzähler ist mir da ein Lou Reed doch viel lieber und mit Velvet Underground hat er mit Sicherheit mindestens genauso viel für die Pop und Rockmusik geleistet wie ein Dylan. Auf jeden Fall gefällt mir das eher folkige „I love you“ und ich liebe es wenn ein Lou Reed auf seine Weise rockt wie bei „Wild Child“. Um das mal vorweg zu nehmen, das „New York“ Album von ihm ist eins meiner Lieblingsalben und auch seine letzte Zusammenarbeit mit John Cale „Songs for Drella“ finde ich sehr sehr gut, von daher hat er es bei mir auch etwas einfacher gut gefunden zu werden, als andere Musiker.
„Love makes you feel“ klingt nochmal sehr nach Velvet Underground. Bei „Ride into the Sun“ höre ich David Bowie mit raus, was aber auch passt.
Ich hatte das Album mal vor ein paar Jahren im Hintergrund laufen lassen, da gefiel er mir nicht ansatzweise so gut wie heute. Manche Musik will eben richtig gehört werden oder der Zeitpunkt muss einfach passen und die Erwartungshaltung vielleicht auch. Heute hatte ich eigentlich daher nicht viel erwartet und bekomme jetzt ein durchwegs stimmiges Album zu hören. Abgerundet wird das Album, welches sich damals nicht erfolgreich verkaufen ließ, mit dem stimmungsvollen Song „Ocean“.
Das Debüt-Album (vorher gab es aber eine EP). „Radio Free Europe“ setzt den Ton. Das ist Pop-Rock mit New Wave-Einschlag. Um jetzt wirklich Alternative Rock zu sein, ist mir R.E.M. meist dann doch eine Nummer zu lieb und ruhig. Aber trotzdem kann man das als Nicht-Mainstream-Hörer gut hören, weil es sich auch einfach nicht wie Pop Musik anhört. Da ist der an Post-Punk erinnernde Bass-Sound von Mike Mills und Songstrukturen, die jetzt nicht zur amerikanischen Singer/Songwriter Musik passen. Sicherlich sorgen diesen Zutaten, die sicher großen Einfluss auf andere Alternative-Rock Bands hatten und laut Aussage von Michael Stripe hat sich R.E.M. wiederum von englischen PostPunk-Bands beeinflussen lassen, dafür, dass sich zwischen sehr aggressiven Stücken auch mal ein paar ruhiger gespielte Noten befinden. Sehr schön finde ich „Laughing“ und dass daran anschließende „Talk about the Passion“. Und faszinierend ist, wie sich das schon nach dem R.E.M. der späteren Jahre anhört. Harmonische Gesang, schöne Melodien, aber trotzdem anders. Da finden sich Sounds und Songstrukturen aus allen Genres der Pop und Rockmusik wieder, doch klingt es nicht wie die Musik, die zu jener Zeit zu hören war. Jetzt klingen viele Bands so wie R.E.M. 1983 klangen. Okay, teilweise ist das natürlich auf jeden Fall in Teilen Alternative Rock: da muss man nur „Moral Kiosk“ anhören – sie klingen aber eher nach alternativen britischen Bands, als nach amerikanische Musik ihrer Zeit. Der Verzicht auf Synthesizer zahlt sich auch aus, da das Album so absolut zeitlos ist – die Songs hätten auch alle auf der „Out of Green“ sein können. Das gilt jetzt auch für die restlichen Songs, dabei fällt „Sittting Still“ auch ein wenig rockiger aus und „9-9“ hat sogar schon fast was von Punk-Rock und einen ganz eigenen Sound und die Bonus „Live Stücke“ zeigen, dass sie da doch einen richtig wuchtigen Sound abliefern konnten. Es ist gut, dass sie dann fast jedes Jahr ein Album nachgelegt hatten. So gibt es noch jede Menge R.E.M. zu hören.
R.E.O Speedwagon – R.E.O. Speedwagon (1971)
Genau wie die Schmuserocker von Chicago haben auch die als Schmuserocker bekannten R.E.O. Speedwagon zu Anfang noch ganz andere Musik gemacht. Handfester Bluesrock – so klingt „Gypsy´s Woman Passion“ und was rockt die Gitarre bei dem Song großartig. Gary Rickrath war schon ein verdammt guter Gitarrenspieler und so ist der Vergleich mit dem Anfängen von Chicago mehr als richtig – da haben sich beide Bands wohl halbwegs bis zum Ende der 70er auf die gleiche Art und Weise entwickelt. Und natürlich mag ich diese Rockmusik viel viel lieber als die Schmuseballaden der späteren Jahre. Der Bluesrock wird weiter beibehalten: „157 Riverside Avenue“. Das die Band damals auch anders klang, liegt natürlich auch am ersten Leadsänger der Band Terry Luttrell, der die Band ein Jahr nach der Veröffentlichung des Albums verließ.
Aber was sind da gute Songs drauf? „Anti Established Man“ rockt richtig gut – hat so ein Dixiebluesfeeling – und ist ein ganz großartiger Song. „Lay me down“ funktioniert genauso (gut). Schade, dass die Platte ein kommerzieller Misserfolg war. Eine Zeit lang hatte ich immer das Gefühl, dass die meisten Debütalben ein großer Erfolg sind und es eher die zweiten Alben sind, bei denen es schwierig wird, den Erfolg des Debüts zu wiederholen. Aber dem ist durchaus nicht immer so – tatsächlich mussten und müssen sich viele Bands und Musiker den Erfolg hart erarbeiten und erspielen (und selbst dann gibt’s keine Garantie auf kommerziellen Erfolg).
Auch „Sophiscated Lady“ rockt wie wild und ist trotz der Mischung von Rock und Rock´n´Roll eine richtig gute Nummer.
Es folgt dann doch noch was sanftes – im Hippie-Style: „Five Man where killed today“.
Danach wird wieder munter und erst locker weiter gerockt: „Prison Woman“, um danach nochmal eine richtig tolle und lange Rocknummer folgen zu lassen: „Dead at last“ und danach hat man keine Fragen mehr – nur die Antwort – ja dass ist ein gutes Album und wer R.E.O. Speedwagon meint zu kennen, weil er „Hard to say I´m sorry“ kennt – der kennt die Anfänge der Band schon mal nicht. So ist es mir ergangen und zum Glück ist mir dieses Album dann doch nicht entgangen.
Da strotzt wohl eine junge Künstlerin vor Selbstbewusstsein. Erst zwei Live-Alben zu veröffentlichen und dann erst das Studioalbum ist schon eine sehr außergewöhnliche Herangehensweise. Aber der Erfolg und das Vertrauen auf die Wirkung ihrer tollen Stimme gibt Freya Ridings recht. Und mit „Castles“ eroberte sie auch mein Radiohörerherz und da wollte ich doch mal auch mal wissen, wie der Rest der Platte kling. Gut, bis zum Hören hat es jetzt fast fünf Jahre gedauert – aber alles will eben seine Zeit haben.
Auf Spotify hab ich vor dem Studioalbum einfach vorab die Live-Aufnahme des Konzerts in der St. Pancras Old Church hineingehört – dort hört man sie am Klavier spielen und singend – und ja – direkt „Poison“ beeindruckt durch eine ausgesprochene Intensität, mit der durchaus eine unbekannte Künstlerin gut auf sich aufmerksam machen kann. Und auch bei den weiteren Stücken gibt es schon einige Gänsehausmomente. Das Konzert hab ich mir dann auch schnell als digitalen Download gekauft – die limitierte Vinyausgabe war auch da wieder zum Glück schon vergriffen (und genau aus diesem Grund wächst meine Musiksammlung ins Unendliche – du hörst was, es inspiriert Dich zu was Neuen oder du merkst, dass Du von dem und den Künstler/in doch noch eine wichtige Platte nicht hast oder Dir fehlt „der eine“ Song, den Du gerade wiederentdeckt hat usw. - es ist ein Elend – aber ein ganz schönes Elend).
Von der Stimme erinnert Freya Ridings mich ja stark an Florence Welch – sie klingt zwar musikalisch nicht unbedingt genau wie „Florence + the Machine“ aber beim Hören wird man auf ähnliche Weise angesprochen. Und stimmlich sind die Unterschiede nicht so groß wie musikalisch. Beim Liveauftritt hat sie eine Intensität wie Adele und bei der mir schon bekannten Single „Castles“ - hat sie auch was Sophie Ellis Bextor.
Jetzt bin ich mal gespannt wie das Studioalbum ist. Wohl eine Mischung aus stimmgewaltigen Herzschmerz-Balladen und etwas Party-Power-Pop. So stelle ich mir dass vorher vor.
Da das Studiodebüt auch mit „Poison“ anfängt, ist erst mal alles so wie bei der Live-Aufnahme des Stücks, aber kurz nach Beginn wird die Studiofassung doch durch Rhythmusinstrumente aufgepeppt und da haben wir dann tatsächlich ein echtes Florence+The Machine-Feeling. Der Song wird dadurch aber nicht schlechter – gewinnt sogar noch etwas an Kraft gegenüber der Livefassung dazu. Die Singleauskopplung „Lost without you“ funktioniert – bleibt dagegen von Anfang bis Ende eine wunderschöne ruhige Klavier-Ballade. Und der Höher weiss, dann auch wie sich das Live-Album größten Teils anhört.
Die nächste Chance zu einem Konzertbesuch der Dame werde ich mir wohl nicht entgehen lassen.
„Castle“ ist und bleibt wirklich grandios. Tolle Popnummer. Schon der Titel: „You mean the World to me“ - dass das eine ruhige Nummer ist und genauso ist es. Das kann sie aber auch sehr gut und ihre Stimme macht aus der Klavier/Gesangsnummer wieder was Besonders.Popiger geht es bei „Love is Fire“ wieder zu, der ist Power Pop in Form von Adeles „Water under the Bridge“ - aber eben mit diesr Freya Ridings Note, die halt klingt wie......schon geschrieben.
Den Adele-Pop-Soul hat sie auch sehr gut bei „Holy Water“ drauf. Macht aber alles Spaß – so mag ich Pop-Musik. Tempo wird bei „Blackout“ wieder gedrosselt und eigentlich finde ich die ruhigen Stücke fast schöner, als die Pop-Nummern, da dabei Freya Ridings Stimme noch besser zur Geltung kommt.
Aber Indie-Pop kann sie auch, wie sie mit „Ultraviolet“ sehr schön beweist. Das ist auch eine sehr starke Nummer. Der Wechsel zwischen ruhig und Pop-Nummer hält die CD sehr abwechslungsreich – aber mit der Stimme kann man einfach nicht viel falsch machen – weshalb ich ja auch Adele einfach nicht ignorieren kann (wer will schon gerne diese Superstars toll finden? (in meinen Herz bin ich doch Subkultur – ne, ich mag alles – alles was gut ist). So wird’s mit „Stil have you“ wieder ruhig – mit „Unconditional“ fast schon folkig. Vom Live-Album haben es auch sieben Stücke auf diese CD gebracht und auch „Unconditional“ und das folgende „Elephant“ zählt dazu. Freya Ridings ist auch nicht nur Vorzeigesängerin sondern auch immer Mitautorin bei ihren Songs. Und mit einer Klavier-Ballade – also so, wie ich sie kennen gelernt habe – schließt Freya Ridngs ihr album auch ab: „Wishbone“.
Tolle Künstlern und eine einmalige Stimme.
Rising Sons – Rising Sons featuring Taj Mahal & Ry Cooder (1965/66/92)
Erst 1992 wurde das Album, welches den Startpunkt der Kariere von Taj Mahal & Ry Cooder markiert, veröffentlicht. Aufgenommen wurde es in den Jahren 1965 und 1966. Rock ´n´ Roll mit Country-Rock und Blues gemixt: „Statesboro Blues“. Und dieser Stilmix aber ohne Rock´n´Roll hört man auch bei „If the River where Whisky (Divin Duck Blues)“. Obwohl die „Rising Sons“ kein Album während ihrer Zeit veröffentlichen konnten, hatte ihre Musik, die sie live in verschiedenen Clubs in L.A. spielten Einfluss auf viele Bands – die dann sehr viel bekannter wurden als sie – darunter The Greatful Dead, Buffalo Springfield, Allman Brothers und The Byrds.
Und die Songs sind auch sehr gut gespielt – so auch der sanfte Blues: „By and By (Poor Me)“. Und Ry Cooder hätte gerne Taj Mahal als Sänger seiner ersten Soloplatte nehmen sollen, da der wirklich singen kann – Cooder ist da eher vielleicht der bessere Gitarrist.
Verspielter Country-Rock „Candy Man“. Sanfter Americana mit noch sanfteren Blues-Anteil, das wunderschöne: “2:10 Train“. Country-Rock´n´Roll: „Let the Good Times Roll“. Tolle Blues-Nummer: „.44 Blues“. Rock: „11th Street Overcrossing“.
Im Gegensatz zu dem kurz vorher gehörten Ry Cooder Solodebütalbum (1970) stimmt bei dem Album einfach ganz viel. Da ist die Frage aber, ob und wie viel an den Originalaufnahmen noch nachträglich beim Mastern technisch verbessert wurden – falls das die Originalaufnahmen im Rohzustand sind, wäre das wirklich ein ganz beachtliches Album, dass wirklich damals schon hätte veröffentlicht werden müssen. Weil gerade die Countryrock-Stücke einfach wegweisend waren und ganz viele Bands später genauso geklungen haben. Und eigentlich hat Ry Cooder seinen Stil schon gefunden gehabt. Denn den Stilmix der „Rising Sons“ hat er einfach weiter beibehalten, während Taj Mahal ja eher dem Blues weiter gefolgt ist.
Die weiteren Songs bestätigen den guten Eindruck der ersten Stücke: „Corrina, Corrina“, „Tulsa Country“ und einfach der ganze Rest bestehend aus den Songs „Walkin´ down the Line“, „The Girl with green Eyes“ (sehr sehr schön – könnte auch ein Beatles Stück sein), „Sunny´s Dream“ (tolle Folk-Rock-Ballade), Country-Pop: „Spanish Lace Blues“, „The Devil´s got my Woman“ (Dixie-Rock), Country-Rock auf ganz tollen Niveau: „Take a giant Step“ (und auch da höre ich den Beatles-Vibe stark heraus (die hätten den Beatles echt Konkurrenz machen können)) und dies auch bei „Flyin´so high“, Blues: „Dust my Broom“, guter Folk-Rock: „Last fair Deal goin down“, Blues-Rock: „Baby, what you want me to do?“, „Statesborro Blues“ (Version 2), Folk-Rock`n“ Blues: zum Schluss: „I got a little“.
Das Album ist echt eine Herausforderung, weil man nicht verstehen kann, dass diese wunderbare Musik solange gebraucht hat um veröffentlicht zu werden (27 Jahre!) und auch von mir entdeckt zu werden. Und das Album ist wohl wirklich ein wichtiges Stück Rock-History.
Das ist eins meiner Lieblings-SoulPop-Alben der frühen 90er Jahre. Andrew Roachford bringt den Soul in die Popmusik – allein mit seiner Stimme. Das sind alles gute Popsongs, die aber auch teilweise Singer/Songwriter-Qualität haben.
Der Überhit, der Roachford bekannt machte, ist direkt der Soul-Rock-Titelsong „Get Ready!“. Da macht es, wie beim Rest der Platte einfach die Mischung. Eingängige aber zugleich mitnehmende goovende Melodien, der Soul im Gesang und ein bisschen Rock im Schlagzeug-Spiel und der Gitarre. Das mit dem Soul-Rock geht auch direkt im etwas knalligeren „Survival“ mit Funk-Vibes weiter. Etwas Prince steckt auch in Roachford. Das setzt sich dann auch mit „Funee Chile“ fort. Rock-Pop-Song: „Stone City“ - der will nicht mehr so ganz funktionieren. Wenn Pop-Musiker versuchen amerikanischen Mainstreamrock zu kopieren – geht das auch wirklich nicht oft gut. Da ist selbst ein Robert Palmer meiner Meinung nach groß dran gescheitert.
Da ist es viel besser, wenn Roachford weiter auf Prince macht und so einen super Song wie „Wannabee Loved Bayou“ raus haut. Schöne Folk-Rock-Nummer: „Innocent Eyes“. Und richtig gut geht es auch mit „Hands of Fate“ weiter – da stimmt die Rock-Pop-Mischung. Nicht mein Fall ist dagegen wieder das runtergerockte „Takin´it Easy“ (das fand ich früher glaub ich gar nicht schlecht, aber es ist seit dem Erscheinen der Platte auch viel Zeit vergangen – da hab ich so viele gute Songs noch hören können, die einfach viel viel besser sind. Ich glaub der ganze Pop-Rock der späten 80er und frühen 90er ist nicht mehr so mein Ding – da das doch alles sehr auf Mainstreamhit getrimmt ist und eine Chartplazierung in den amerikanischen Charts das Ziel war und so doch alles sehr glatt poliert klingt.
Darunter leidet dann auch „Higher“ etwas, obwohl der mich am Ende dann doch eher mitnimmt. „Visions of the Future“ ist wieder Soul-Pop und und vor dem „Get Ready (Reprise) ein schöne Soul-Pop-Ballade am Ende. Am Ende hat die Platte immer noch sehr gute Songs – ist teilweise beim Rock-Pop aber schlecht gealtert – kann ja auch nicht jeder Song die Zeit einwandfrei überdauern.
Rocket from the Crypt sind eine Punk-Rock-Band aus San Diego und eines von mehreren Bandprojekten des sehr umtriebigen Sänger/Gitarristen/Labelbesitzers John Reis auch genannt Speedo, The Swami und The Slasher. Mit diesem zweiten Album wurde die Band bekannter und erhielt danach einen Vertrag bei einem Major Label.
Ich hatte damals einen Song im Radio gehört und wollte dann die Platte dazu haben. Hab sie mir dann auch besorgt (in Köln von der Freundin/heute Frau suchen und kaufen lassen – und ich wusste nicht genau ob die Band jetzt Riders oder Rocket oder so ähnlich hieß – war keine einfache Suchaufgabe) und danach ist die CD dann im Regal irgendwie liegen geblieben und ich kann mich an keinen Song mehr erinnern und von daher ist das jetzt keine Wiederentdeckung sondern eine Neuentdeckung mit einer Verspätung von etwas über dreizig Jahren.
Mehr im Grunge verankert als im Punk-Rock ist das erste Stück „Short Lip Fuser“. Klingt wie eine Mischung aus Alice in Chains und Nirvana. „Hippy Dippi Do“ - Rock ´n“ Roll-Alternative-Punk-Rock-Nummer. Schöne ruhigere Schrammel-Nummer: „Ditch Digger“ - so mag Alternative Rock total gerne. Das könnte gut der Song gewesen sein, den sie damals im Radio gespielt hatten. Später wird „Ditsch Digger“ dann auch krachiger und hat dann doch auch Punkfeeling – aber das ist alles sehr melodiös gelöst – wirklich Super Nummer. „Don´t Darlene“ - kurze Punkrock-Nummer. „Killy Kill“ noch punkigere Punk-Rock-Nummer. Wieder etwas mehr im Rock verankert: „Hairball Alley“. Sehr gute Punk-Rock-Nummern: „Sturdy Wrist“ und „March of Dimes“. Etwas sanfter geht es beim Song „Little Arm“ zu, dafür aber auch etwas schräger. Kräftiger Punk-Rock: „Dollar“. Den Abschluss macht das Album mit der rockigen Nummer „Glazed“ - das von der Band ziemlich in die Länge gezogen wird. Da hilft auch der Bläsersatz, der immer mal wieder bei Songs mitspielen darf – und von daher von mir auch nicht verheimlicht werden soll.
Letztlich ein sehr gelungenes Punk-Rock-Album mit genug Rock-Anteil und mich damit bei Laune hält. Dazu zwei sehr gelungene Alternativ-Rock-Songs und so ist das was für Punk-Rock-Fans, sowie für Freunde von Grunge und Ähnliches.
Die CD ist eine Zusammenarbeit von Krautrock- und Elektronikmusik Pioneer Hans Joachim Roedelius mit dem Saxophonisten Alexander Czjzek. Das Introstück „Einklang“ besteht aus einem Saxophon, welches mit viel Hall wiedergegeben wird. „Sonniger Morgen“ besticht durch die Saxophon-Harmonien und den Untergrund von Gitarren – das ist auch Saxophon gespielt wie ich es mag: Harmonische schöne Klänge. So passt die Musik zu dem Titel. „Berührung“ auch schön – und das Album ist mehr im Jazz verankert – als jetzt ein Elektronik Album zu sein – da die Elektronik bisher gar keine Rolle spielt. Das Piano bei „Berührung“ ist eher klassische Pianomusik. Bei „Ballade“ liegt das Piano im Vordergrund und im Hintergrund gepackt sind Klänge, die nach der osteuropäischen Heimat von Alexander Czjzek klingen und die sich dann langsam in den Vordergrund spielen. „Weisst Du noch?“ ist eine sanfte Ambient-Nummer – so wie diese Nummer dachte ich funktioniert vielleicht das ganze Album: Über eine kleine Melodie-Idee von Roedelius spielt Czjzek sein Saxophon. Dass das bisher eher nicht der Fall war, finde ich sehr positiv – da ich ja eher Songs mag als Ambient-Harmonieen, die sich in unendlich scheinender Länge nur langsam weiterentwickeln. „Nähe“ ist wieder so eine schöne Jazz-Melodie und ein echter Song. Das längste Stück ist das Titelstück „Weites Land“ mit über 12 Minuten Länge und es ist für mich wirklich ein Glück, dass nicht die ganze CD so ist wie dieses Lied – viel zu lang (deshalb traue ich mich auch nicht wirklich an alte Sachen von Cluster und Harmonia und all die anderen deutschen Elektronik-Musik-Gruppen der 70er heran – weil ich Angst habe, dass ich das einfach alles zu langweilig finde). „Hoffnung“ ist dann am Ende nochmal richtig schön und kurz.
So bleibt bei mir ein sehr positiver Eindruck nach dem Hören bestehen – weil das Meiste auf diesen Album voller Schönheit und Wohlklang ist.
Rolling Blackouts Costal Fever – Hope Downs (2018)
Nach zwei EP-Veröffentlichungen und ausgedehnten Touren veröffentlichte die Band ihren ersten Longplayer. Die Rolling Blackouts C.F. machen wuchtigen Indie-Rock mit großartiger Gitarrenarbeit und schaffen es eher für den Psychrock typische Elemente in poppiges Kleinformat zu pressen. Wer The War on Drugs mit mehr Tempo und Frische hören möchte, der wird von den Australiern sehr gut bedient, da sie es schaffen, alte Rockmusik ein frisches Indie-Feeling zu verpassen, das an Bands wie „Shout ot Louds“ erinnert, und neben guter Rockmusik auch die Lust zum Tanzen weckt. Verdammt gute Mischung.
Die erste Magazin CD der deutschen Rolling Stone Ausgabe. Damit würdige ich nochmal den Zeitschriftensampler, den ich als Quelle für Neuentdeckungen sehr schätze.
Die CD war die Beilage zur Ausgabe Juni 1995. Außerdem finde ich es sogar ganz nett mal direkt über ein paar mehr Bands und Musiker etwas schreiben zu können. Diese Sampler sind auch noch immer für kleines Geld gebraucht zu haben.
Die Compilation beginnt direkt mit einen Knaller: „You Oughta Know“ von Alanis Morissette, den man wohl den Hymnen-Status einräumen muss. So ein Song, den eine ganze Generation gehört und sich mit identifiziert hat. Dann direkt eine schöne Entdeckung: „Nautical Disaster“ von The Tragically Hip (die ich sehr viel später, durch den Titelsong der Serie „Anne with an E“ lieben gelernt hab). Dieser Song klingt wie ein Song von Live oder R.E.M. - klingt also gut. „Tuetensuppe“ von Nationalgalerie versucht es mit Alternativ-Rock-Kantigkeit was eigentlich gar nicht mal so schlecht klingt. Über Sänger Nils Frevert gibt es auch sehr bald mehr zu schreiben. „Big Train“ von Ex-Minuteman Mike Watt macht sehr viel Laune – nicht all zu harter Punkrock. Sicherlich ein Musiker den ich auch noch mehr Zeit widmen muss. Die Band „The Brandos“ rockt im Fahrwasser vieler 70er Jahre Rockbands. „The Light of Day“ würde daher auch auf jedem Oldie-Festival sicherlich für Stimmung sorgen. Mir seit langer langer Zeit bekannt: „In the Blood“ von Better than Ezra. Da bin ich Fan von. Indie-Pop-Rock mit Südstaatenflair der ins Ohr geht und nachhaltig in Erinnerung bleibt. Ezio ist so eine Band, von der ich immer mal mehr hören wollte, es aber nie wirklich dann umgesetzt habe. Das vor Leichtigkeit und Können strotzende Pop-Rock-Stück „30 and Confused“ beweist auch, dass ich den Gedanken auch mal die Tat umsetzten sollte. Indie-Alternative-Rock von Jennifer Trynin: „Happier“ klingt gar nicht so schlecht – aber Ähnliches gab es einfach in den 90er in großer Menge. Der Name Jennifer Trynin ist bei mir vielleicht deswegen untergegangen. „Pass me By“ ist Oldschool Rock von A.-J. Croce und ist nett harmlos, macht aber irgendwie auch ein wenig Spaß. Amerikanische Jukebox-Music. Dave Matthews Band mag ich sowieso, da ist dann der Song „Typical Situation“ auch keine Ausnahme. Das ist Musik die Jazzrock-Elemente, tolles Songwriting und Lust am Improvisieren vereint. Auch bei einer Dave Matthews Band ist nicht jeder Song ein Treffer, aber da gibt es viele tolle Songs zu entdecken und ein Live-Konzert ist dringend zu empfehlen.
Nacho Cano kannte ich zuvor auch nicht und das Stück „Der Tanzmeister“ ist zwar ganz experimentierfreudig und klingt ein wenig als wolle da wer den Krautrock neues Leben einhauchen. Der Musiker kommt aber aus Spanien. Caroline Lavelle spielte Cello auf Alben von Peter Gabriel und Massive Attack. Das William Orbit den Song und das erste Soloalbum der Musikerin produziert hat hört man „Moorlough Shore“ an. Klingt wie moderner Irischer Folk, der mit viel Pie-Pa-Po aufgemozt wurde. Gerade bei Folk-Musik finde ich ja meist, dass weniger mehr ist. Als letzter Interpret der CD findet man Jeff Buckley mit dem fast neun Minütigen Stück „Dream Brother“ als Live-Aufnahme vor (ist mir ein wenig zu anstrengend – ist bei Jeff Buckley öfters bei mir der Fall – da ist Genie und Wahnsinn sehr schön in einer Person vereint gewesen).
Ein sehr guter Mix und ein sehr gutes Beispiel dafür, wenn man hören will, wie die 90er so klangen. Viel Gutes drauf, wenig Schlechtes.
Nur mal vorher so: Ich war jetzt nie so richtig ein Stones-Fan. Ich finde einzelne Songs richtig gut, finde die Herren Richards und Jagger als Rock-Urgesteine interessant, aber ich habe ihre Platten nie wirklich durchgehört, war nie auf einen Konzert. Ich habe eher Respekt vor ihrer Leistung. Das Gleiche könnte ich später mal bei Texte zu „The Who“, „Beatles“, den frühen Bruce Springsteen und vielen weitere schreiben. Da überrascht es mich sogar, wen ich lese, dass „Sticky Fingers“ von 1971 schon das „neunte“ Album der Rolling Stones war. Das Gute daran ist, ich kann das Album so hören, als ob es das erste Mal ist, da es das sehr wahrscheinlich auch ist, obwohl ich sicherlich den einen oder anderen Song schon kennen werde.
Das Album stellt einen Wendepunkt da, da die Band ihr Label gewechselt hat und nun zum ersten mal ihr „Lippen/Zungen-Logo“ zum Einsatz kommt.
Platte auflegen. Nadel aufsetzten und…..
Über den Wiedererkennungswert der Rolling Stones muss ich jetzt hier nichts schreiben. Der Anfang von „Brown Sugar“ lässt keinen Zweifel – das sind sind die Stones. Unwiderstehliche Gitarrenarbeit von Keith Richards und schön rockig. Aber die Nummer ist auch ein gutes Beispiel dafür, warum ich die Stones nicht so in den Olymp hebe. Das macht Spaß, hat einen eigenen Sound, klingt für mich aber nach simplen Partyrock. Als gesamte Nummer überzeugt mich das dann nicht. „Sway“ ist ne nette 70er Country-Rock-Nummer. Genauso „Wild Horses“. Schön sanft und eine ganz tolle Nummer (solche Einzelstücke machen den Song-Katalog der Stones so wertvoll und da muss man dann kein Riesenfan sein, sondern einfach jemand der einen guten Song zu schätzen weiß.
„Can´t you hear me knocking“ glänzt wieder durch den Gitarreneinsatz. Guter 70er Rock, der am Ende richtig abhebt. Mit solch einem Song hätten die „Black Crows“ mich auch 35 Jahre noch begeistern können. Da hört man, dass gute Musik einfach nicht außer Mode kommt. Ein richtig guter Song ist ein richtig guter Song. „You gotta move“ – mit diesen kleinen Blues endet die erste Seite.
Seite 2 startet rockig mit „Bitch“ (die Braven und Netten wollten die Stones ja nie sein). Sehr viel ruhiger geht es mit „I got the Blues“ weiter und die Begleitung der Bläser und der Orgel kommt bei dem Song richtig gut. Bei „Sister Morphine“ teilen sich Richards und Jagger die Songschreiber-Rechte mit Marianne Faithful. Der zunehmende Country-Rock-Einfluss wie bei „Dead Flowers“ wird der Freundschaft von Keith Richards mit Gram Parsons (The Byrds, The Flying Burito Brothers) zugeschrieben. Dies tut der Musik der Stones gut, da sie dadurch neben den Blues-Nummern zwar weiter einen uramerikanischen Sound haben, aber ihre Musik sich trotzdem vielfältiger anhört. Die Platte endet mit dem etwas psychedelisch angehauchten „Moonlight Mile“. Als gutes Beispiel für 70er Jahre Rockmusik ist das eine gute Platte.
The Rolling Stones – Goats Head Soup (1973)
„Dancing with Mr. D“ ist eine ordentliche Rocknummer. Irgendwie klingen die Stones immer amerikanischer – aber da sie ja auch immer den Blues liebten ist dies nicht verwunderlich. „100 Years Ago“ hätte auch von The Band sein können. Jagger und Richard sind einfach auch als Songautoren gewachsen. Ganz schöne 70er Rockballade: „Coming down again“. „Doo Doo Doo Doo Doo (Heartbreaker)“ ist Rock mit Soul gut gemixt. Ein Überhit: „Angie“.
Heartland-Rock: „Silver Train“. Blues-Rock: „Hide your Love“. „Country-Ballade: „Winter“ (der Song ist ganz toll, weil er nach hinten raus toll produziert und arrangiert ist). Mit Psych-Rock-Charme: „Can you hear the Music“. Am Ende dann doch noch Rock `n`Roll: „Star Star“.
Gutes 70er Rockalbum – aber die erste Hälfte bietet mehr gute Musik als die zweite.
Dies ist das fünfte Album der Singer/Songwriterin, die aber auch Pop im besten Taylor Swift-Style kann. Wer sie wie ich beim Traumzeitfestival 2023 live gesehen und gehört hat, als sie erst entnervt über den Lärm, der von der Nachbarbühne herüberschallte und sie ihren Auftritt beinahe abgebrochen hätte, dann aber einfach in den Popstar-Modus umschaltete um als Pop-Entertainerin weiter zu machen, staunte nicht schlecht über die Wandlungsfähigkeit der Künstlerin und auch als Künstlerin hat sie diese Wandlung schon öfters vollzogen. Fing sie doch mit Countrysongs an, brachte dann mit einem Labelwechsel ein Popalbum heraus und daher kann man auf die Mischung auf diesem Albums gespannt sein.
Mit „Love/Lover/Friend“ beginnt das Album sehr ruhig, auch wenn der später einsetzende Streichersatz den Song noch einen Art-Rock-Charakter verleiht.
Mit viel Indie-Charme folgt „Rebirth“. So präsentiert sich Caroline Rose weder als Popstar noch als Country-Folk-Sängerin, sondern präsentiert sich als Indie-Art-Rock-Macherin. Soviel zur Wandlungsfähigkeit. Damit hat sie meine Erwartungshaltung nach dem Liveauftritt auch sofort unterwandert.
„Miami“ ist dann erst ein sanfter entspannter Singerin/Songwriterin-Song, der dann aber gewaltig an Wucht dazugewinnt – aber eigentlich leichtfüßig bleibt.
Ein Zwischenspiel: „Better. Than Gold“. Lässiger Indie-Poprock:“Everywehre I go I bring Rain“. Mit merklich weniger Pep, dafür wieder mehr Kunst: „The Doldrums“ - der aber im Verlauf mit einer recht spannenden Dramaturgie aufwartet. Stimmungswechsel mit „The Kiss“. Das ist ein zärtlich, zerbrechliches Stück Musik. Danach zwei kurze Stücke mit „Cornbread“ (Zwischenspiel) und „Stockholme Syndrome“ (locker leichter Dreampop). Kraftvoll, mitreißenden Pop-Rock:“Tell me what you want“ (der Song gefällt mir dann mal richtig gut). Noch ein Zwischenspiel: „Florida Room“. „Love Song for Myself“ - wieder melancholischer verträumter. Art-Pop: „Jill says“. Zum Schluss fragt Caroline Rose „Where do I go from here?“. Darauf darf man gespannt sein, da sie mit diesem Album ihr Schaffen um ein Indie-Art-Pop-Album vergrößert hat. Nach dem ersten Hören würde ich dieses als überambitoniert bezeichnen.
Diana Ross – Diana (1980)
Produziert von Nile Rodgers und Bernard Edwards, die aber den endgültigen Mix und Sound des Albums nicht bestimmen konnten, da dieser von Motown und Diana Ross selbst den letzten Schliff bekommen hat. Der Erfolg gab diesen wahrscheinlich recht. Mit dem Album wollte sich Diana Ross ein Discopublikum erobern und wohl gegen Ihr Image als Soul-Diva weiter ankämpfen.
„Upside Down“ bestimmt wie ein Tanzflächen-Song zu klingen hat. Das hat Soul, Rhythmus und Partyfeeling – alles gleichzeitig. Zwar vom Sound mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommen - aber trotzdem unverwüstlich.
Das nachfolgende „Tenderness“ ist mir dann aber doch zu flach geraten. Davon gibt es hundert ähnliche Songs aus der Disco-Ära. Auch die Ballade „Friend to Friend“ ist nicht meins – etwas zu viel Kitsch.
Es folgt aber ein weiterer sehr schöner Song oder besser gesagt richtig guter: „I´am coming out“. Der zweite Klassiker des Albums – aber auch dann leider schon der letzte wirklich gute Song.
„Have Fun (Again)“ - ist jetzt nett – aber auch nichts Besonderes oder besonders gut. Und auch „My old Piano“ ist nicht wirklich gut oder hat den Sprung in die Gegenwart auch nicht gut überstanden. „Now, that you are gone“ mit den Disco-Streichern am Anfang ist da schon etwas verführerischer, verspielt aber nach dem Intro alles – weil es dann doch wieder recht schnulzig wird. Und auch der Disco-Fox von „Give Up“ schreckt mich ab.
Zwei Klassiker, die man vielleicht schon auf Sampler oder so auch schon in der Playlist hatte – mehr gibt das Album nicht her. Schade. Nicht Kauf-Empfehlung.
Aus einer Pink Floyd-Coverband ist eine der erfolgreichsten deutschen Prog-Rock-Bands geworden. Diese CD bekam ich von einem wirklich echten Mega-Prog-Rock-Fan geschenkt und wird nun mit erheblicher Verzögerung mal angehört.
Mit dem Introstück „Transformend“ beginnt das Album schon einmal klanglich recht eindrucksvoll. Und „We are what we are“ überzeugt direkt durch den starken Gitarreneinsatz, dann wird der Song zum schönen sanften Rocksong. Vom Sound her macht das auf jeder Fall schon mal richtig Spaß. Die CD ist mit 75 Minuten auch pickepackevoll gepackt mit Musik und ich hoffe jetzt mal einfach, dass die Qualität so hoch bleibt – die Mischung aus Synthesizerklängen und typischer Rockbandinstrumenten (Gitarre, Bass, Schlagzeug) macht beim langen Instrumentalpart des Stücks wirklich viel Spaß. Aber kann das Niveau bei der CD-Lauflänge auch gehalten werden? Mit Bluesgitarreneinsatz startet „Beyond Man and Time“ - es folgt wieder der sanfte Einstieg von Sänger und Keyboarder Yogi Lang. Begleitet wird Lang von Gitarrist Kalle Wallner, Marcus Jehle (auch an den Keyboards), Werner Taus am Bass und Marc Turiaux an den Drums. Musikalisch kann man das von der Qualität auf einer Stufe mit den von David Gilmour geprägten späten Alben von Pink Floyd vergleichen. Was auch ein Lob sein soll. Der Einstieg in „Unchain the Earth“ gefällt mir auch wieder sofort und die Gitarren legen flotter als beim Vorgängerstück los – tolle Rockmusik – aber auch hier folgt dann wieder der sanfte Gesang – will jetzt doch etwas Langeweile aufkommen? – nicht richtig, weil der Song sich zum Refrain wieder kraftvoller entwickelt. Ich bin auch bisher erfreut darüber, dass hier der Prog-Rock nicht zu experimentell oder zu verkopft daher kommt – ich bin ja bei den Werken von Porcupine Tree immer oder zusehens überfordert. Das ist mir dann meist zu anstrengend und ich will ja eigentlich Spaß beim Hören haben und von der Musik mitgenommen und nicht überfordert werden.
Die Songanfänge sind immer Kraftvoll, da scheint immer der Gitarrist noch das Heft in der Hand zu haben – und dieses Kraftvolle reißt mich mit – auch bei „The Uglist Man in the World“ - aber immer wird dies dann gebremst – diesmal wechseln sich sanft und kraftvoll aber etwas mehr ab – aber ehrlich mal ein Stück durchbrettern wäre jetzt mal nicht schlecht. Dafür ist das Stück, aber mal so richtig klassischer Prog und zur Mitte heraus gewinnt der Song mit dem Instrumentalteil noch an Stärke. Da kommen sogar mal die genretypischen Orgelklänge dazu. Der Gitarrist ist aber echt stark – sollte vielleicht doch mal das in meiner Stadt angekündigte „Blind Ego“ - Konzert besuchen. Vielleicht doch mal eine schnellere Nummer? „The Road to Creation“ hat das Zeug dazu. Und hält was es verspricht.
Kürzeres Zwischenspiel, dass mich an Genesis mit Peter Gabriel erinnert: „Somewhere in Between“.
Wieder wuchtiger: „The Shadow“. Irgendwie sind die Gesangsparts schon alle sehr ähnlich – aber das ist bei David Gilmour auch nicht anders – bei „The Wise in the Desert“ fällt das aber mal so richtig nochmal auf – weil der Song auch musikalisch mal nicht so ganz meins am Anfang ist. Aber auch der Song rettet sich dann mit zunehmender Lauflänge doch noch. Schwach gestartet, gut gelandet.
Dann folgt mit „The Fisherman“ das Opus Magnum der Platte – mit einer Lauflänge von 16.19. füllt er schon alleine gut eine Plattenseite. Das Stück ist eigentlich eine Hommage ans Prog-Rock-Genre und den Stilelementen dieses Genres – denn da klingt irgendwie alles sehr bekannt – wird aber von RPWL mit einer Meisterschaft dargeboten, die einfach den Geist und die Songs der Urväter des Genres wie Yes, ELP und andere wiedererweckt und dem Hörer klar werden läßt, dass diese unauslöschlich ihre Spuren in der Musik hinterlassen haben – eine solche Verbeugung lasse ich mir gerne gefallen. Wie ich immer schreibe – Stafette aufnehmen und weiter tragen, so dass diese Musik hoffentlich auch noch von weiteren Musikhörergenerationen gehört und gespielt wird. Zum Glück nehmen die Väter ja auch gerne ihre älter gewordenen Kinder mal mit auf ein Konzert, so dass da schon was generationenübergreifendes entsteht (ich schweife ab). Wie dieses Stück klingt halt Prog.
Letztes Stück – ging schneller als gedacht - „The Noon“ - nochmal ein ganz entspannter Ausklang.
Danke Peter für diese Reise in Dein Lieblingsgenre. Und ich bin ja auch mit ELP groß geworden und davon immer noch geprägt. Das Geschenk behalte ich gerne.
Die Sängerin Lesley Rankine und der Multiinstrumentalist Mark Walk sind das Trip-Hop Projekt Ruby. Die Platte beginnt mit Drumbeats, hineingemixten Gesang und wird dann zu souligen Indie-Elektro-Rock-Nummer „Flippin´the Bird“. So klang Trip-Hop in der Mitte der 90er Jahre. Das schöne an Ruby ist die soulige Stimme von Lesley Rankine – die auch auf den weiteren Alben (es gab aber nicht mehr so viele) das Projekt Ruby alleine fortführte. „Salt Water Fish“ wird auch von den Drums angetrieben – bietet nicht viel Abwechslung – hat aber eine gewisse Sogwirkung, die einen mitzieht. „Heidi“ erinnert an Songs von Björk und es erinnert mich daran, dass Trip-Hop Musik sehr mit Stimmungen (meist düster/melancholisch) arbeitet. Und wenn die Musik es schafft, den oder die Hörer/in in eine gewisse Stimmung zu versetzten – dann funktioniert das gut – wenn nicht kann Trip-Hop auch sehr schnell langweilig und anstrengend werden. „Heidi“ ist aber ein sehr guter Song, sanfter Gesang, mehr Percussion als Drums und einen eher traurig ruhiges Grundgefühl.
Das eher rockige Indiestück „Tiny Meat“, dass auch als erfolgreichstes Stück der Band gilt, bei dem man auch hört, warum es Intrumentalist dann nach Seattle gezogen hat und er Mitglied der Band Skinny Puppy wurde. Mein persönlich erfolgreichstes Ruby-Stück ist das folgende „Paraffin“. Großartige Indie-Trip-Hop-Nummer. Ein wenig sanft, sehr treibend und mich einfach mitnehmend. „Hoops“ - Indie-Pop. In letzter Zeit behaupte ich immer im Gesprächen, dass ich Trip-Hop-Songs mittlerweile recht langweilig finde und mich davon heute nicht mehr so viel anspricht, als in der Zeit als Trip-Hop noch aktuell war – meist weil ich die Musik teilweise als zu monoton, manchmal zu kopflastig und ab und an einfach als „nichts für mich“ (weil zu víel gerappt, zu wenig musikalische Einfälle oder einfach zu viel Disharmonie) empfinde. Bei diesem Album hier aber stimmt die Mischung einfach. Nicht alles ist was für mich – aber da die Songs doch viel Abwechslung bieten und die Stimmungen auf und ab gehoben wird – mag ich dass. „Pine“ ist richtig gut – überraschend Aggressiv – aber sehr spannend zusammengebauter Song. „Swallow Baby“ - da glaub ich einfach, das Mark Walk einfach musikalisch die richtigen Knöpfe drückt und sich damit auch das Album so positiv abhebt – weil es eben auch dabei rockt und trotzdem mit interessanten Elktro-Sounds und guten Drum-Rhythmen arbeitet. Bin jetzt schon gespannt wie ich heute die weiteren Trip-Hop-Alben meiner Sammlung finde. Ja, das mag ich alles – auch „The Whole is Equal to Sum of it Parts“ funktioniert. Bei „Bud“ kommt sogar etwas ausgelassenes Swing-Feeling auf. So verkopfte Musiker – ich will da jetzt keine Namen nennen, die mehr Kunst als Songs fabrizieren, sollten sich an diesem Album echt ein Beispiel nehmen – denn so funktioniert das – was bei denen oft in meinen Gehörgängen scheitert. Den Abschluss macht das fast achtminütige „Carondelet“ - das als Absacker und Epilog der Platte gut funktioniert.
Rustin Man – Clockdust (2020)
Paul Webb war der Bassist der Band „Talk Talk“, Mitglied der Band „`O`Rang“ und hat mit Beth Gibbons zusammen das Album „Out of Season“ herausgebracht. Seit 2019 ist er auf Solopfaden unterwegs und hat mit „Clockdust“ sein zweites Album vorgelegt. Das Material des Albums stammt aus der gleichen Aufnahmesession wie die des ein Jahr vorher herausgebrachten Vorgängeralbums „Drift Code“. Eigentlich waren auch Live-Konzerte zu den Platten geplant, die aber wegen der Corona-Pandemie ausgefallen waren.
Die Songs erinnern mich an den Canterbury-Folk der späten 60er Jahre – der von Musikern wie Robert Wyatt geprägt wurde. Sanfte, etwas zur psychedelischen Schrägheit neigende Klänge und sanfter Indierock wie ihm „Elbow“ machen treffen in den Songs aufeinander. Durchaus ansprechend produziert und musiziert – aber eine große Hörerschaft wird Paul Webb damit nicht erreichen – weil seine Musik zwar was für Musikliebhaber und Musikkenner ist – aber keineswegs Mainstream tauglich, dazu ist die Musik zu sperrig – live hätte ich das total gerne mal vorgespielt bekommen (zum Glück war ich damals auf eines der Konzerte, die er mit Beth Gibbons gegeben hat – was aber wohl jetzt auch über 20 Jahre her sein mag). Dabei wünschte ich einen sanften Folkprogrocksong, wie es „Love turns her on“ einer ist, dass er von möglichst vielen gehört werden sollte. Weil der richtig gut ist. Wer Folk und etwas Tom Waits, psychedelischen und etwas verkopften Jazzrock und Progrock mag – der wird ein paar richtig gute Songs entdecken – man könnte es auch als experimentellen Indierock bezeichnen – klingt auch teilweise nach einem David Bowie. Muss man mögen – ich mag es.
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