
Der wirklich wahre Song-Contest. Um die 17.000 Songs (Zahl steigend) aus der langen glorreichen Musikgeschichte treten Woche für Woche durch ein Zufallsgenerator generiertes
Verfahren gegeneinander an. Ihr habt die Qual der Wahl. Denn nur die Songs mit den "meisten" Stimmen - werden in die nächste Woche wieder erscheinen. Haben 5 Songs zum Beispiel nur eine Nennung bekommen - dann kommen diese 5 Songs weiter. Haben aber 4 Songs nur eine Nennung bekommen, aber einer 2 kommt nur der Song mit den zwei Stimmen weiter. Es ist nicht komplieziert - es ist sehr schwer sich Woche für Woche durch zu setzen (fast unmöglich - wie sich gezeigt hat).
Meine Hitparade
Power of Song - Hitparade
Woche 9 - (Stimmenzählung bis Samstag 2.8.25., 23.59 Uhr)
Regel:
Ihr habt eine Woche
Zeit zur Stimmabgabe und müsst drei von zehn Songs
auswählen, die Euch besonders gut gefallen haben.
Teilt Eure drei Songs mir mit einer Mail an
Info@powerofsong.de mit.
1. Verdamp lang her – BAP
Suspended in Gaffa – Kate Bush
Heavy Water - Foals
I cannot reverse you – LoudBomb
You in the Fires – Jonas David
Blizzard the Kid – Dope
Together – Eagle-Eye Cherry
Lola – The Kinks
Whose Authority – Nada Surf
Broken Letter Hour – White Wine
https://open.spotify.com/playlist/2CHArYp178L9wiKMb8RZpf?si=240611e41c8040b6

01.08.25
Herbert Grönemeyer – Sprünge (1986)
Für viele ist vielleicht die „Bochum“ - das definitive Herbert Grönemeyer, vielleicht gefolgt von der „Mensch“. Für mich sind es vor allem die Platten „Sprünge“ und „Ö“ - weil ich für die „Bochum“ vielleicht noch ein kleines bisschen zu jung war, um sie als meine Musik zu betrachten und weil ich die Songs von der „Sprünge“ und „Ö“ als Heranwachsender vielleicht ein wenig mehr als „meine Musik“ bezeichnen konnte.
Aber auch für diese Alben gilt leider, dass ich sie lange nicht mehr richtig gehört habe und so wird es Zeit, dies mal wieder zu tun. Und ich freue mich geradezu dass jetzt die „Sprünge“ hoffentlich ohne solche mal wieder auf dem Plattenteller liegt (falls doch habe ich auch noch die CD da).
Bei „Kinder an die Macht“ stellt sich aber dann doch sofort das Gefühl ein, dass der Song die Zeit nicht ganz so gut überstanden hat – vielleicht auch zu oft gehört oder vielleicht ist die Botschaft des Songs dann vielleicht doch eine zu einfache – aber eigentlich noch die richtige.
Aber mit „Tanzen“ kommt dann das alte Gefühl zurück. Den Song mag ich wieder ganz gerne. Und der Song hat leider auch nichts von seiner Aktualität verloren.
Gefühlvoll, ein wenig melancholisch und richtig für den richtigen Moment – so muss ein Liebeslied sein: „Mehr geht leider nicht“. Der Song hat all dies und bei Herzschmerz ist der Herbert schon der richtige Lieferant – ich sag nur „Flugzeuge in meinen Bauch“. Aber auch die „Sprünge“ hat ein paar Songs für diese Gefühlslage bereit. Ein Liebesblues.
„Mass aller Dinge“ war immer ein Lieblingslied der Platte für mich. Ganz toll musiziert – denn es sind auch nicht nur Texte, die die Alben von Grönemeyer so gut machen. Aber natürlich hat der Song auch eine ganz starke Botschaft.
Musikalisch vielleicht auch etwas wie „Kinder an die Macht“ aus der Zeit gefallen: „Nur noch so“ - aber ich mag es noch.
Für melancholisch Verliebte hat das Album aber auch wirklich sehr schöne Stücke und „Unterwegs“ ist ein solcher. Dass ein Mann, abseits der Liedermacherszene es auch mal schafft Gefühle von Liebe und Liebesfrust so in Songs zu packen – ist auch immer noch was besonders. Schließlich gab es zu dieser Zeit noch keinen Philipp Poisel. Außerdem ist die Arbeit von Schlagzeuger Armin Rühl bei diesem Song herausragend.
„Lächeln“ ist wieder so ein toller sozial, politischer Song. Grönemeyer zeigt die Gegenwart im Land auf, er betrachtet nicht nur sich, sein Inneres, sondern auch die Lange in seinem Umfeld. Das ist auch gut so – weil ihm ja viele zuhören.
„Viel zu viel“ ist auch ein Song, der älter klingt als er eigentlich ist. In meiner Erinnerung war der Sound der Platte doch etwas zeitloser als er tatsächlich ist. Das gilt dann auch für „Einmal“. Der Song gibt aber die Gelegenheit auch die Gitarristen Gaggy Mozzek und Jakob Hansonis für ihre gute Arbeit zu würdigen.
Noch mal etwas gefühlvoller „Angst“.
Ein wenig hätte ich vom Wiederhören der Platte mehr erwartet, aber Songs wie „Lächeln“, „Unterwegs“ und „Tanzen“ sind immer noch sehr gut und werden ab jetzt sicherlich wieder öfters gehört – aber zu Hälfte ist das Album doch recht schlecht gealtert.
30.07.25
Hurray for the Riff Raff – Hurray for the Riff Raff (2011)
Was „Hurray for the Riff Raff“, die Band um Frontfrau Alynda Segarr machen, wollte ich schon lange mal wissen und hören. Jetzt mache ich das.
Musikalisch könnte „Meet me in the Morning“ der Unterbau für einen Tom Waits Song sein. Klavier, verträumt, leicht verzerrter Klang. Ist das nur ein Intro?
Lagerfeuer Folk, mit Banjo und Akkordeon, der dann etwas schwungvoller wird und dabei sehr nett klingt – wegen der Ehrlichkeit und der Authentizität: „Is that you?“ - schöne Alternativ Folk Nummer. Wenn das Album so bleibt, dann werde ich das sehr mögen und müsste mir dann doch auch die Platte kaufen (höre es gerade bei einem Musikstreamingdienst).
Und es scheint so zu bleiben. Alternativ-Roots-Country-Folk: „Slow Walk“. Das mag ich sehr – auch wenn es HiFi-Puristen natürlich zu Low-Fi klingen könnte. Aber das ist so schön! Da höre man nur das sanfte „Daniella“.
Wer seinen Roots-Folk unplugged, ehrlich und ohne Schnickschnack hören möchte, der möchte Songs wie „Take Me“ hören. Musik kann so schön sein und so simpel und trotzdem ohne Ende begeistern.
Und die Band schafft es sogar mit der rudimentären Instrumentierung, die sie nutzt, sehr schönen Folk-Rock zu machen – denn „Little Things“ ist noch intensiver als das zuvor gespielte.
Bei der Musik klingt das Banjo auch überhaupt nicht kitschig, sondern als wichtiger Teil – als Element eines Songs, egal ob ruhig wie bei „I know you“ oder bei den schnelleren Stücken. Gleiches gilt für das Akkordeon (Walter McClememts) und Schlagzeug (Yosi Perlstein). Aber manchmal braucht es auch nur ein oder zwei Instrumente, wie bei diesem und dem folgenden „Too Much of a good Thing“. Mich erinnert es an das sehr folkige und ruhige letzte Album von Leslie Feist und an die CD von Schauspielerin Julie Delpy (ja, die hat auch Musik gemacht). Bei „Too Much of a good Thing“ ist dann doch noch mal die ganze Band eingesetzt und sogar Trompete wird gespielt – natürlich auch dass sehr schön. Und was ist das ein herrlicher Song – erinnert dann sogar noch mehr an Feist.
Der schöne Folk setzt sich auch mit „Junebug Walz“ weiter fort. Und geht so weiter bis zum Schluss mit „Sali´s Song“ und selbst „Young Blood Blues“ am Ende der Platte ist schönster Folk und kein Blues.
Tolle Entdeckung. Für meine Begeisterung für akustischen und handgemachten Folk- und Rootsmusik ist das genau dass Richtige.Schön das die Band um Alynda Segarr noch viel mehr gemacht hat. Aber diese Perle von Folkalbum könnten sie gerne wieder neu auflegen, ist nämlich nicht so leicht zu bekommen. Nur im Gebrauchthandel und dass auch nicht so kostengünstig (hab aber trotzdem sofort eine bestellt)


29.07.25
Marillion – Market Square Heroes (1982) + Script for a Jester´s Tear (1983)
Ich geb´s zu, ich habe erst Marillion so richtig gekauft als Fish weg war. Ich hatte aber die Maxi mit „Garden Party“ und „Kayleigh“ als Single. Aber so richtig bin ich erst mit Steve Hogarth eingestiegen. Zu Fish-Zeiten hatte für mich die Band zu stark nach einer Genesis-Kopie geklungen. Aber jetzt höre ich mal in Ruhe die erste EP und das Debütalbum – mit Marillion, und das muss man der Band wohl anrechnen, wurde der Prog-Rock in die 80er Jahre hinüber gerettet.
Die EP „Market Square Heroes“ besteht aus zwei kurzen Stücken (Seite 1) und einem langen (Seite 2)
„Marquet Square Heroes“ rockt ganz schön und man verliebt sich sofort in die Stimme von Fish – der klingt zwar wie die perfekte Peter Gabriel/Phil Collins Mischung – aber er klingt gut – musikalisch sind die Vorbilder natürlich auch zu erkennen, aber ich finde, man kann durchaus wie die Vorbilder klingen, wenn es gut ist und mir der Song trotzdem irgendwie was Neues anbietet. Und genau dies tut „Marquet Square Heroes“ und bedenkt man, dass beim Erscheinen wir das Jahr 1982 hatten - also mit Pop/New Wave/SynthPop und EuroDance – dann ist das mindestens so aus der Zeit gefallen, wie die Dire Straits es mit ihrer Musik ein paar Jahren zuvor schon waren – nur eben als ProgRock-Band. Und bei den Dire Straits hatte es ja sehr gut funktioniert.
Theatralischer Progrock bietet „Three Boats down from the Candy“ und weil da die Leichtigkeit von „Market Square Heroes“ fehlt, ist das auch auch jetzt nicht ganz so begeisternd – weil ich dass eben von Genesis und Yes her schon kenne – nur die später einsetzende Gitarrenarbeit hat was – ansonsten ist es ein Versuch eben ProgRock in einen kürzeren Song zu packen.
Gitarrist ist Steve Rothery (Gitarre), Pete Trewavas (Bass), Mark Kelly (Keyboard) gehörten zu dieser Zeit schon der Band an und sind bis heute noch Teil der Band. Am Schlagzeug wurde zur Anfangszeit die Drumstickes noch oft in andere Hände weiter gegeben – erst war da Mick Pointer, dann folgte 1984 ihm Ian Mosley – im Jahr 1983 war der Platz durch drei (!) andere Schlagzeuger besetzt.
„Grendel“ ist dann großer Theater-ProgRock – ein Stück – neunzehn Minuten Länge – und klingt halt wieder wie alles was andere ProgRock-Bands in den späten 60ern und frühen 70ern schon gemacht haben. Und wenn es zu verwoben und verschroben ist, wenn es mehr Kunst als Song ist – dann ist es ja, wie auch bei anderen Musikgenre einfach nicht meins – ich will von Musik meist doch nur sehr gut unterhalten werden. Natürlich ist die Gesangsleistung nicht schlecht, natürlich hat „Grendel“ auch ein paar gute musikalische Passagen – aber eben dann, wenn es doch eher nach Rockmusik klingt. Aber ProgRock-Nerds wird’s natürlich gefallen. Jedem das seine.
Das Debütalbum „Script for a Jester´s Tear“ beginnt mit dem gleichnamigen Titelstück. Der Song zeigt die zwei Seiten von Marillion sehr gut auf, entweder klingen sie wie schon gehörte Songs von Genesis oder aber sie rocken recht gut – und schaffen es, auch in der zweiten Hälfte des Songs den ProgRock-Part ein moderneren Klang zu verschaffen – verlieren sich dann aber wieder im Retrosound. Gut gemacht ist es – aber damit gewinnt man kein eigenes Profil, sondern läuft Gefahr eine gut klingende Coverband zu sein, da hilft der ausgezeichnete Sänger dann auch nicht.
Dann fängt aber „He knows you know“ ganz viel versprechend, mit härteren Sound an und der Song hat eine gute Grundmelodie – so könnte das mit dem Entwickeln eines eigenen Sounds dann vielleicht doch wieder besser funktionieren. Tatsächlich erinnert mich das auch an Songs von Procopine Tree, die ja einige Jahre später erneut für eine Neubelebung des ProgRock gesorgt haben. Nach „Market Square Heroes“ ist „He know you know“ dann doch wieder was für mich.
„The Web“ rockt zwar auch ganz gut, aber der Song will bei mir auch nur in Teilen funktionieren – weil er teilweise dann doch wieder nicht viel neues bietet und sich auf bekannten Musik-Pfaden bewegt.
Aber „Garden Party“ funktioniert immer noch – das ist einfach auch eine gute Rockmelodie und auch sonst funktioniert der Song durch die Gesangsleistung von Fish auch in den ruhigeren Passagen sehr gut.
Das mit dem atmosphärischen Rock doch auch mal gut gelöst: „Chelsea Morning“. Solange die Band den Rockanteil noch relativ hoch in den Songs halten – funktioniert das für mich besser – als wenn sie sich an dem theatralischen ProgRock der frühen 70er abarbeiten – da verstehe ich auch die Labelchefs, die der Band einen Heavy Metal Produzenten verpassen wollten. Dann hätten wir statt „Marillion“ vielleicht eine Band namens „Sauron“ gehabt.
Und da ich den eher ausgelassenen Rock von „Market Square Heroes“ ja mochte, nimmt mich auch das ebenso gut rockende Stück „Forgotten Sons“ mit. Recht ansteckend finde ich das Bassspiel Pete Trawavas, das mich im Verlauf des Albums immer in die Songs hinein gezogen hat.
Sagen wir mal, dass das ein ganz ordentliches Album ist – aber ich kann einfach nicht viel mit dem Drama- und dem Überkomplizierten im PorgRock anfangen – ich mag „Yes“, „Genesis“ und andere Bands des Genres – aber ich mag sie, wenn sie mir Songs oder wenigstens gute Melodien – also gute Musik anbieten. Und deshalb mag ich dieses Album immer dann, wenn die Band mehr rockt als progt.
28.07.25
Terry Hall – Home (1994)
Terry Hall ist Teil von „The Specials“, „Fun Boy Three“ usw gewesen – aber das erste Stück der Platte klingt wie eine Dirk Darmstaedter (The Jeremy Days)-Nummer und deshalb mag ich es sehr. Das Stück heißt „Forever J“.
Damon Alban, Andy Partridge und Nick Heyward haben alle etwas mehr oder weniger zum Album beigetragen und so klingt der Anfang von „You“ für mich schon wirklich sehr nach Damon Alban, aber eigentlich ist es auch eine Power-Ballade mit Britpop-Einschlag.
Bin überrascht, dass das so anders klingt wie der Reggae-Pop von The Specials – klingt eher nach Aztec Camera und Lightning Seeds, was auch nicht verwundet da Mitglieder von diesen Bands am Album mitgemischt haben, tatsächlich hat der Gitarrist von Atztec Camera Ian Broudie an den meisten Songs mitgeschrieben. Broudie hatte schon bei The Colourfield mit Hall zusammengearbeitet.
Der Stil setzt sich auch mit „I drew a Lemo“ fort. Klingt wie Lightning Seeds + Jeremy Days. Geschrieben hat Terry Hall den Song aber mit Andy Partridge (XTC), dass gilt auch für das etwas wuchtigere „Moon on your Dress“ - Melancholischer Pop bleibt es aber.
Auch „No, No, No“ hat diesen Aztec Camera – Vibe und so können das natürlich auch Crowded House-Fans mögen. Der Song ist aber etwas theatralisch geraten.
Wieder etwas druckvoller: „What´s wrong with me“. Bei dem Song war Nick Heyward Co-Autor und jetzt beginnt das Album mit seiner verträumten Melancholie doch etwas zu einseitig zu werden. Mal was fröhliches, freundliches, rockiges, instrumentales, irgendeine Abwechslung würde der Platte gut tun, da bisher alles zwar sehr nett war – aber es fehlt was Herausragendes.
Nach A-Ha klingt „Grief Diesguised as Joy“ - auch nett – aber auch nicht mehr. Am Bass hört man bei dem Album Les Pettinson von Echo & the Bunnymen.
Ein wenig dann doch mal mehr als Rocksong angelegt: „First Attack of Love“ - aber auch da wird’s kitschig zum Refrain hin.
Fast schon Schlager-Pop: „I don´t get you“ - irgendwie muss Terry Hall in dieser Zeit anscheinend traurig verliebt gewesen sein – oder wieso klingt die ganze Platte so?
Erst beim Bonusstück „Chasing a Rainbow“ hat tatsächlich Damon Alban seine Hände mit im Spiel gehabt. Aber auch Damon Alban schafft es nicht, dass das Album noch am Ende eine Überraschung aufweist. Der Song klingt genauso wie das erste Stück „Forever J“ nur mit ein paar mehr Effektsounds durch Synthklänge unterlegt.
Ich mag das, was ich auf dem Album höre – aber zum einen fehlt mindestens ein Song mit Herausstellungsmerkmal, der eben nicht klingt wie ein Song von jenem oder diesen – der wirklich klingt wie Terry Hall, denn das ist das einzige was ich nach dem Hören des Albums nicht weiß, vielleicht wusste es Terry Hall damals selbst nicht. Aber ehrlich – wer britische Pop- und Rockmusik der 80er und 90er mag – kommt eigentlich schon allein wegen des Personals nicht an dieser Platte vorbei. Aber es ist ein Album für melancholische Romantiker.


27.07.25
Jim Capaldi – Oh how wie danced (1972)
Auf Jim Capaldi bin ich nicht wegen seiner Zugehörigkeit zur Band „Traffic“ gekommen – obwohl ich ja Steve Winwood sehr mag und so auch auf ihm hätte kommen können. Auf Jim Capaldi bin ich durch mein Hören von vierundzwanzig Singles im Dezember gekommen – dazu nehme ich als eine Art Single-Adventskalender blind vierundzwanzig Singles aus einer Bananenkiste (die ich mal gekauft hab) und höre dann Tag für Tag davon eine – das sind dann meine Adventssingles und vor zwei Jahren war da Jim Capaldi mit zwei Singles dabei und so bin ich auf ihm gestoßen und es wird mal Zeit sich mit ihm näher zu befassen.
Während „Traffic“ wegen gesundheitlicher Probleme von Steve Winwood pausierte, nahm Capaldi dieses erste Soloalbum auf – aber ein Stück „Open your Heart“ stammte aus der letzten Studiosesson von Traffic. Zusammen mit Chris Blackwell hat Capaldi das Album produziert, dabei haben zahlreiche Gastmusiker und die Bandkollegen von Traffic geholfen.
Sanfte Rock-Ballade: „Eve“- ganz ordentlicher Einstand, auch bisschen bluesig und soulig und geht nach hinten raus schön ab. Mit den sanftem Rock geht es auch mit „Big Thirst“ weiter – könnte eine Joe Cocker-Nummer sein oder hätte dieser auch wunderbar singen können – auch gut. Das ist jetzt alles typischer 70er Jahre Rock – an dem Sound der amerikanischen Westküste orientiert und vielleicht war deshalb Jim Capaldi auch mit seiner Platte in den USA erfolgreicher als in seiner englischen Heimat.
Country-Blues-Rock: „Love is all you can try“. Blues-Rock im Traffic-Style: “Last Day of Dawn“. Ich finde ja die Musik von Bands und deren Musiker mit und in denen Steve Winwood und Eric Clapton mitgespielt haben, klingt immer ähnlich – dass ist Musik, die es heute kaum noch schafft, sich in den Vordergrund der Popmusik mit zu spielen, aber von den Fans des Blues-Rock-Genres immer noch gefeiert werde, gerade dann wenn die alten Helden wieder auf Tour gehen – aber auch die junge Generation von Blues-Musikern kann durch die Erfolge der Stars des Genres immer noch mindestens auf der Bühne stehend punkten.
Die nächste gute Rock-Ballade folgt: „Don´t be a Hero“. Die Songs haben alle ihre Qualität, auch der sanfte: „Open your Heart“ - der mal „nur“ sanfter Rock ist und bei dem der Blues mal fast fehlt. Wie bei J. J. Cale zeichnet sich die Musik von Jim Capaldi durch eine gewisse Unaufdinglichkeit aus.
Die sanften Stücke behalten auf dem Album mit „How much can a Man really take“ die Oberhand, aber der Song bekommt dann doch einen angenehmen Rockschwung verpasst. Letztes Stück: „Anniversary Song“ - der fällt ein wenig aus dem Rahmen, weil er sich wie eine Liveeinspielung anhört und glaub ich auch eine ist und damit ganz anders wie der Rest klingt.
Gutes Laid-Back-Rock-Blues-Album. Dem vielleicht der eine richtige Hit fehlt – aber Songs wie „Don´t be a Hero“ und „Big Thirst“ sind schon wirklich beachtlich. Wer bisher also auch nur Eric Clapton und Steve Windwood gehört hat – sollte vielleicht auch mal bei Jim Capaldi vorbeihören.
26.07.25
Primal Scream – Vanishing Point (1997)
Schottenrock in der Zeit vom Trainspotting-Hype. Das fünfte Album der schottischen Band wurde in drei Monaten aufgenommen und gemixt. Dazu hatte die Band eine transportfähige Studioeinrichtung genutzt.
„Burning Wheel“ fängt mit einer Geräuschkulisse an, dann kommt langsam eine erkennbare Melodie hinzu, die Instrumente werden gespielt und der Britrock wird noch relativ gemäßigt gespielt. Rock mit leichtem Rausch-Gefühl. Zum Band-LineUp kamen Bassist Gary Mounfield, der vorher bei den Stone Roses war und Schlagzeuger Paul Mulraney hinzu.
Sanfter Lounge-Garagen Rock bietet „Get Duffy“ und da fängt das Album dann an bei mir zu funktionieren. Produziert wurde das Album von Brendon Lynch und Andrew Weathall. Der Mix aus Rock und Elektronik ist sehr gelungen. „Kowalski“ rockt wieder mehr – klingt vom Sound ein wenig nach dem Radiohead-Alben ab der „OK Computer“. Und bin verwundert, dass die Band es lang ohne Vocals schafft zu arbeiten, dass Andrew Sherwood, den ich erst vor kurzen durch das erste Album der „New Age Steppers“ entdeckt hatte, von dem Album begeistert war und es neu gemixt hat, kann ich jetzt verstehen – da es jetzt schon sehr nach seinem Sound klingt. Dance/Dub/Rock.
Wunderschön sanfte Rocknummer: „Star“. „If they move kill ´em“ ist dagegen wieder mehr was für die Tanzfläche – was ist das jetzt schon für ein tolles Album und wieder Asche auf mein Haupt für die späte Entdeckung.
Ambient-Rock: „Out of the Void“. Bei der Musik macht es wirklich der Genre-Mix aus. Da ich den alten Crossover-Mix aus Rock und Rap mittlerweile etwas altbacken finde und mich dafür nicht mehr so begeistern kann, wie in der Zeit wo das noch Trend war – ich aber bis heute den „Crossover“ Begriff damit verbinde und deshalb fällt es schwer diesen Begriff auch für andere Genre-Mixe zu nutzen.
Der Dub-Anteil wird dann bei „Stuka“ noch größer, aber auf sehr melodiöse Art und Weise eingesetzt. Ich liebe die ganzen Sounds, die bei dem Album eingesetzt werden.
Rock ohne Firlefanz, einfach mal mit „normalen“ Rockeinsatz: „Medication“. Aber da ich mich an den Firlefanz gewöhnt hab und den ja gut fand, nehme ich den Song jetzt mal einfach so mit – klingt aber wie oft schon ähnlich gehört. Bei „Motorhead“ wird dann noch etwas härter gerockt. Sänger Bobbi Gillespie beschreibt das Album, als alternativen Soundtrack zum Film mit gleichen Namen wie das Album. So klingt dann wohl sein Meinung nach PsychrockHippieMusik in der zweiten Hälfte der 90er Jahre. „Motorhead“ hat zwar viel Schwung, fällt bei mir aber irgendwie wegen der Hau-Drauf-Wirkung des Songs durch.
Bei „Trainspotting“ weiß man wohl auf was sich der Titel bezieht. Der Autor der Roman-Vorlage Irvine Welsh schrieb sogar das Drehbuch zum Videoclip der Songs „Kowalski“. Hier haben wir dann wirklich Hippie-Stimmung und Beats sehr gut vereint.
„Long Life“ schließt das Album noch mal mit Ambient-Rock ab (es gibt aber mittlerweile eine Expanded-Fassung mit mehr Songs.


11.07.25
Die Braut haut ins Auge – Was nehm ich mit? (1995)
Die Band, gegründet von Bernadette Hengst, Peta Devlin, Katja Böhm und Babara Haß (die aber schon bei der Produktion zu dieser zweiten Platte nicht mehr dabei war), waren halt eine Band, die es verstanden, schlauen, frechen, guten IndiePop zu machen, bevor es eben fünf Jahre später mit dem deutschsprachigen Pop mit „Wir sind Helden“ und anderen aufwärts ging. Wegbereiterinnen waren sie also und bedenkt man, dass die Band erst Schwierigkeiten hatte, ein Label zu finden – weiß man, wie Labelbosse auf eine reine Frauenband mit deutschsprachigen Texten noch bis Mitte der 90er Jahre reagiert haben. Ich liebe die Band, die meine Schwester für mich entdeckt hatte, vor allem wegen Lieder wie „Provisorisch“, „ist sie ein Magnet?“ und „Mein Platz“ - alles Songs, die ich schon beim ersten Hören sehr gemocht hatte und jetzt höre ich sie nach zugegeben viel zu langer Zeit endlich mal wieder – das wird sicherlich sehr schön werden. Und da frage ich mich – wie verschwinden Platten im Regal, obwohl man die Songs darauf so mag und werden über Jahre hinweg nicht mehr gehört – ein unbeantwortbares Rätsel – oder liegt es daran, dass es einfach zu viel Musik gibt – kann doch nicht sein, oder? Zu wenig Zeit um 1500 Platten gleichzeitig gern zu haben, kommt wohl noch dazu – ein Jammer....Unsterblichkeit doch gewünscht und aus dem einem richtigen Grund....
Der Pop von „Die Braut haut ins Auge“ zeichnet sich durch Stilvielfalt aus – so hat „Tandemsprung“ was von einer Surfrock-Nummer aus den 60er mit etwas Punkrock dabei. Ziemlich coole Mischung und gut gespielt dazu. Wer heute Zutage Cari Cari mag – müsste dass sogar auch mögen.
Der tolle PopRock der Band kommt dann bei „Greenwich Village“ zu Tage. Locker, mit Schwung, Rhythmus und ne Menge Spaß. So lieb ich die Band.
Und es folgt mein Lieblingssong der Band, den Spüre ich direkt wieder bis unter der Schädeldecke – muss ein Song für die Ewigkeit sein: „Provisorisch“. Super. Schön. Toll.
Der New Wave-Sound bei „Ist sie ein Magnet?“ auch einfach gut. Oh, verdammt – warum habe ich dass solange nicht gehört. Vielleicht um es jetzt wieder so verdammt richtig gut zu finden. Liebe es. Und ich hätte zum „Lieblingsplatte-Konzert“ nach Düsseldorf letztes Jahr gehen sollen. Verdammt.
Da macht mir jetzt aber auch jeder Song sehr viel Freude. Weil auch jeder Song eine eigene Note hat – so auch: „Was nehm ich mit (wenn es Krieg gibt)“. Ganz tolle Pop-Rock-Nummer und das mit deutschen Text.
Ich bin ja Bernadette Hengst auch als Solokünstlerin weiter gefolgt – aber dass hier macht noch einfach mehr Spaß – weil es doch viel rockiger ist und so gut funktioniert.
Und ein weiterer von vielen Knallern: „Nichts ist für immer“. Toll – mein Geist schlägt in meinem Körper gerade Purzelbäume. Bin geflasht.
Mal Downtempo: „Wenn es dann vorbei ist“. Pop-Punkrock in english: „Stop talking“ (auch gekonnt).
Und dann hat das Album mal zum Glück auch so viele Lieder – und es hört nicht auf gut zu bleiben: „Blaetter und Menschen“. Da passt aber auch alles immer zusammen, das ist gut von der Musik, gut produziert, mit guten Texten und macht einfach ganz viel Spaß beim Hören. Da kann ich ja nur loben, loben, loben.
Schöner Pop-Rock: „Mein Platz“. Und alles so mit Hirn gespielt – da kommt nichts doof oder dumm daher – da stimmt einfach ganz ganz viel. Da finde ich bisher nichts was nicht gut ist. Und das Album bleibt unterhaltsam und abwechslungsreich. „Liebe und Revolution“ ist fast schon ein Blues. „The say“ ist dann sogar ein kleiner Countrysong (und vielleicht dann doch ein kleiner Durchhänger). Darauf folgt dann aber wieder ein großartiger Song: „Mondtag“ (Titel ist schon allein gut!).
Sanft: „Gute Nacht“. Epilog: „Das war mein Leben“.
Tolle Platte – die liebe ich! (wieder und jetzt für immer).
09.07.25
Peter Murphy – Wild Birds 1985 - 1995 (2000)
Da ich „Cuts You Up“ immer mochte und mich so langsam auch durch die „Bauhaus“ Platten höre und diese gemocht werden – war es an der Zeit sich einen größeren Überblick über das weitere Solo Werk von Peter Murphy zu verschaffen. Dieses BestOff besteht aus Material von der ersten Hälfte der Solowerke von Peter Murphy – weil er seit 2001 wieder mehr aktiv ist und mit „Silver Shade“ dieses Jahr (2025), nach zehnjähriger Pause das elfte Album folgte. Diese Compilation enthält Songs der ersten fünf Alben.
Zu „Cuts you up“ habe ich unzählige Male getanzt – wer in den frühen 90ern im Music Circus Ruhr Donnerstags anwesend war, der hat mich zu dem Song Woche für Woche tanzen sehen. So ein schöner Indie-Pop-Song. Song für die Ewigkeit und stammt vom Album „Deep“ (1989). „Subway“ stammt vom Album „Cascade“ (1995) und ist eine gut gemachte melancholische Düsterballade, die aber auch nach langsamen Anfang etwas tanzbarer wird.
„The Scarlet Thing in you“ ist vom gleichen Album und da entdecke ich ja fast eine ganz neue Seite an Peter Murphy, weil er da einen schönen fast akustischen PopRock-Song spielt und der ist richtig gut. Den Stil hatte er aber auch schon früher drauf, wie „Indigo Eyes“ beweist – Album „Love Hysteria“ (1988). Von 1992 (Album „Holy Smoke“) und da klingt es bei den ersten Klängen fast wie bei einem alter David Sylvian Song: „Keep me from Harm“ - und der Song hat wirklich den Charme eines „Japan“ Songs. New Romantic in den 90ern. „Final Solution“ hat mal richtig Power – und da macht er ein wenig auf Iggy Pop/Lou Reed“ (vom Album „Should the World fail to fall apart“ von 1986 und damit das bisher älteste Stück der Songsammlung).
Stilvielfalt macht das BestOff schön abwechslungsreich. Peter Murphy hat wirklich viele Spielarten der Rockmusik drauf – Billy Idol-Fans könnten „Deep Ocean fast Sea“ mögen („Deep“, 1989). Ballade, sehr schön: „Strange Kind of Love“ („Deep“, 1989).
Die langsameren Nummern haben aber auch alle was, so ist auch „Hit Song“ ganz ganz fein – aber fast schon arg kitschig („Holy Smoke“, 1992).
Anspruchsvoller ist da „Huuvola“ („Cascade“, 1995) - Atmosphärisch – Mischung aus David Sylvian und Peter Gabriel.
Art-Pop: „All Night Long“ („Love Hysteria“, 1988). Das hat alles was – klingt zwar vieles wie schon oft von anderen auch gehört – aber da er das „auch“ gut macht – ist das nicht schlimm und ich glaube, ich muss mir da noch die Alben dann mal komplett anhören (es gibt zu viel gute Musik und es wird immer wieder (fast jeden Tag gefühlt) was entdeckt, was man noch hören muss – stöhn – aber es gibt Schlimmeres auf der Welt). So ist auch „Dragnet Drag“ ein feiner ruhiger Indie-Rock-Song mit gewissem Anspruch (ebenfalls „Love Hysteria“).
So ein richtiger feiner weiterer Hit – wieder im soften Rockstyle von „The Scarlet Thing in you“ ist „I´ll fall with your Knife“ („Cascade“, 1995)
Noch ein weiter New Romantic-Song „The sweetest Drop“ (Holy Smoke, 1992). Art-Prog-Düster-Rock: „Roll Call“ („Deep“, 1989). Zum Schluss: „Jemal (Version Two)“ ist auf dieser Songsammlung zum ersten mal veröffentlicht worden – nochmal Art-Rock mit ganz viel Anspruch.
Beeindruckend – was Peter Murphy da innerhalb von 10 Jahren alles an Platten gemacht hat – davon werde ich nach diesen Appetithäppchen wie geschrieben mal mehr von anhören müssen – ist auch schon bestellt. Hat mir dann wohl sehr gut gefallen...


07.07.25
The Dream Syndicate - The Universe Inside (2020)
Aus einem nächtlichen achtzig Minuten langen Jam heraus ist der Opener „The Regulator“ entstanden, mit einer immer noch selbst für diese Band lange Länge von zwanzig Minuten. Der Anfang ist schon, wenn auch relativ fast mit einem Jazzfeeling gespielt, großartiger Psych/Progrock und irgendwie, was für das Genre etwas unüblich ist, ist das sehr entspannt gespielt und zu hören und der Jazzeinfluss auf das Stück wächst auch noch im Verlauf des Stücks an – aber ohne in „freies“ Instrumentenspiel zu geraten, sondern eher wegen dem Bläsereinsatz. In der Mitte der Laufzeit wird das Stück rockiger, dann kommt es fast zur Ruhe, um dann noch mal gemächlich wieder Fahrt aufzunehmen. Ehrlich gesagt, stört mich die Lauflänge des Stücks auch nicht groß, weil es einfach Spaß macht, dem zuzuhören und bei einem Livekonzert wäre ich hin weg, wenn ich das Stück in der Qualität und Länge zu hören bekäme. Denn in den entspannten Psychjazz-Rhythmus des Songs kann man sich so wunderbar verlieren.
ProgRock-Nummer, gut gespielt: „The Longing“. Bei dem Stück singt dann Frontmann Steve Wynn, dann auch richtig und ist nur in der zweiten Hälfte instrumental gehalten. Das Stück geht in Song Nummer drei „Apropos Nothing“ über und der Psych/Prog-Rock-Stil wird lässig fortgeführt. Das, das so schön lässig gespielt klingt, ist die Kunst – da hört man gerne zu, hat Spaß an der Musik, obwohl der Gesang etwas mehr in den Vordergrund des Stücks gehört hätte.
Mit „Dusting of the Dust“ wird etwas Fahrt aufgenommen und wieder mehr gerockt, was dem Album an der Stelle auch wirklich gut tut. Das Stück ist aus dem gleichen guten Guss wie „The Regulator“. Aber im Gegensatz zu „The Regulator“ hält das Stück die Spannung bei einer Länge von 10 Minuten nicht ganz so gut aufrecht. Abgeschlossen wird das Album mit „The Slowest Rendition“ - das Stück ist etwas experimenteller gehalten, hat aber wirklich gute Soundideen.
Wer seinen Psych- und Progrock gerne etwas in die Länge gezogen haben möchte, wer einen Mix aus Greatful Dead und Steven Wilson hören, dabei nicht zu überanstrengt werden möchte – der ist mit diesem Album gut versorgt. Ich mag es.
04.07.25
Bløf – Naakt onder de Hemmel (1995)
Bei Bløf liegt die Attraktivität der Band zum einem am guten PopRock und an der Stimme von Sänger/Gitarrist Paskal Jacobsen – zum ersten Mal ist mir die Band vor Jahren im Autoradio bei Urlaubsfahrten durch Holland aufgefallen – die Stimme des Sängers hat was und die Songs sind auch gut gespielt - dann hörte ich öfters bei solchen Fahrten den Song „Dansen Ann See“ und in diesen mich unsterblich verliebt, da hab ich mich doch mal bemüht herauszufinden von wem dass ist. Und die CD gekauft und weitere Songs und Alben und ich finde es großartig was die Band macht – ist ein wenig so wie damals als ich angefangen habe Fury in the Slaugterhouse zu lieben – da war es auch ein Song namens „Time to Wonder“ und auch da hat die Liebe angehalten. In Holland und gerade in der Gegend um Middelburg herum ist die Band sehr bekannt und hat ein eigenes Musik-Festival und landet mit ihren Platten regelmäßig an der Spitze der Holländischen Charts.
Dies ist ihr selbstproduziertes und vertriebenes Debüt-Ablum, das der Band schon mal zu einer lokalen Größe machte und einen Vertrag beim Label EMI einbrachte.
Noch eher im klassischen rockigen Bereich befindet sich der Song „Altijd Vanavond“ - aber schon auf diese für die Band so typische harmonische gefühlvolle Art und Weise. Aber nach einfühlsamen fast Acapella-Intro rockt die Band richtig los – aber textlich bleibt es ein eher gefühlvolles Liebeslied, das die Unsicherheit beschreibt, wenn ein Mann sich gegenüber der Frau, die er anhimmelt, endlich ganz nahe ist, er aber nicht weiß wie er sich verhalten soll. Musikalisch klingt das eher noch nach 80er Jahre Rock. So klangen Klaus Lage und Grönemeyer zehn Jahre früher.
Sanfter BluesRock: „De Duivel In Het Bloed“. Auch da klingt es wie etwas aus der Zeit gefallen – aber wahrscheinlich ist das auch den Bedingungen eines selbstproduzierten Albums geschuldet. Textlich geht es darum, dass die Frau ein Teufel ist, die mit den Waffen der Frau die Männer verführt. Also auch textlich, waren die Anfänge der Band noch recht, sagen wir mal, traditionell altbacken geraten – klingt halt etwas nach „Sexy“ von Westernhagen – also vom Text her.
Aber Song drei mit Bläsersound und Reggae-Rhythmus macht richtig Laune – da klangen sie dann mal schon wie es Bands wie Querbeat und Bukahara heute auch noch klingen – der Song heißt „Moeilijk Dood“. Da geht es um jemanden, der auf einer Party ist – und nicht weiß, warum er da ist – da aber auch nicht wegkommt – sich fehlplatziert fühl, aber auch irgendwie am richtigen Ort oder nicht? Ein erstes schönes Highlight.
Und besser rocken können sie dann auch noch – denn der Rhythmus von „Verkeerd Gedeeld“ funktioniert auch richtig gut. Aus dem Songtext stammt vielleicht auch der Bandname Bløf – was soviel wie Bluff heißt und es geht um einen Mann, der darauf wartet, dass der Kartengeben endlich die Herzdame ausspielt.
„Heel Beheerst“ klingt fasst wie ein älteres BAP Stück und die Gitarren klingen sogar so als würde der Major da spielen. Macht auch Laune. Sogar das Gitarrensolo spielt Paskal Jacobsen ganz ordentlich.
Als Klavierballade angelegt „An de Kust“ und auch sehr gekonnt und da zeigt Jacobsen sein Talent als Sänger und Bas Kennis sein Talent am Klavier.
Sehr sehr schönes Lied.
Wieder zurück zum Rockmodus vom Anfang: „Droomkoningin“. Da geht’s um die Jugendliebe, die man angehimmelt hat und ob sie den Träumer endlich wahrnimmt. Aber der Song ist wieder recht altbacken.
Und wenn man nach einem großen Fehler, um Verzeihung bittet und der Blues einen einnimmt – davon handelt: „Wat Zou Je Doen?“.
Aber Rocksongs wie „Schilder Me Rood“ klingen einfach viel zu altbacken, um denen viel abzugewinnen – so klang man Mitte der Siebziger oder bis Mitte der 80er, in den 90ern hatte sich der Rock ja doch schon etwas klanglich weiterentwickelt.
Von menschliche Beutetiere in der Nacht handelt „Buit“ (Beute) und wenn sie Rocksongs mit Atmosphäre machen, dann klingt Bløf auch wieder richtig gut.
„Wat een Leven?“ frag ich mich auch ständig – das Stück ist wieder so im BAP-Rock-Modus und ganz gefällig. Die letzte Runde gibt’s zum Schluss: „Laatste Ronde“ - melancholische Beschreibung einer Nacht, die keine Erfüllung brachte. Zartbitter.
Ich mag die atmosphärischen Rockstücke, die Balladen und das aus dem Rahmen fallende Reggae-Stück mit Bläserunterstützung. Vom Poprock der weiteren Alben ist dieses Album noch entfernt – aber es ist ja auch erst das selbstproduzierte Debütalbum und da darf sich ja noch eine Band zum besseren weiterentwickeln – wie traurig ist es eigentlich, wenn man bei vielen Debütalben sagt, dass dies die beste Platte einer Band ist – das gibt es zwar, aber kommt eigentlich auch nicht so oft vor, wie ich früher dachte und immer Angst hatte vor dem zweiten Album, dass mit dem ersten nicht mithalten kann – auch dass gibt es, aber auch nicht so oft wie ich dachte – meistens ist das Debütalbum doch eher ein erster Versuch und da wird meist darauf geachtet – auch irgendwie, den Höreransprüchen der Zeit, in der das Album erschienen ist, gerecht zu werden.
Außerdem hat ja eine Band ohne Plattenvertrag viel weniger Möglichkeiten bei den Aufnahmen im Studio und vielleicht muss man auch noch sein Geld mit anderen Jobs verdienen und kann nicht für vierundzwanzig Stunden am Tag Musiker sein. Ich schweife ab – also komme ich zum Schluss und schreib einfach, dass dies für ein Debütalbum ganz gelungen ist – wenn man die Band aber kennt, weiß man auch schon, dass sie noch viel mehr drauf hat.
Sp#ter wurde übrigens auch dieses Album von der EMI vertrieben. Also hat es wohl wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen.


03.07.25
Matthew Tavares and Leland Whitty – Visions (2020)
Die beiden Kanadier gehören zur HipHopJazz-Formation „BadBadNotGood“. Whitty spielt Alt-Saxophon und Tavares das Piano und bei einigen Stücken der Platte erhalten sie Unterstützung durch Julian Anderson-Bowes am Bass und Mathew Chalmers an den Drums. So auch beim ersten Stück „Through the Lookingglas“, welches ich als ein sehr schönes Stück klassischen Jazz empfinde, aber mit dem neuen Schwung und Sound einer neuen Generation von Musikern, wie ich ihm auch von Alabaster Deplume ja sehr zu schätzen weiß. Dieser erste Song ist eine großartig Soundwand, bestehend aus eben vier gut gespielten Instrumenten. Dabei aber nicht einschmeichelnd, sondern sich auch frei ausbreitend – aber mit der Intensität eines guten Songs.
Auf klassischen Jazzpfaden – ist da das zweite Stück „Woah“ unterwegs – ein freigespieltes Duell zwischen Klavier und Saxophon. Doch nach wilder Unbeherrschtheit kommt es zum Stillstand im Duell, das Klavier spielt leisere Töne und später steigt das Saxophon mit zarteren Klängen wieder mit ein. Das gefällt mir dann viel besser als der wilde Anfang – wildes Improvisieren ist beim Jazz nicht meins – die Noten dürfen ruhig geordnet fließen – ich brauche Melodien, oder wenigstens einen etwas gleichbleibenden Rhythmus, um mit Musik klar zu kommen.
Auf Stilvielfalt wird von den beiden Musikern gesetzt, denn „Blue“ hat so gar nichts wildes und ist ein sehr gemächliches und ruhiges Stück – zu den Instrumenten gesellt sich, wie auch schon beim ersten Stück etwas Gesang hinzu – aber nur in Form eines verträumten Chors (also ohne dass erkennbare Wörter gesungen würden). Das Stück bleibt aber nicht auf Dauer so ganz gemächlich wie zu Anfang, sondern gewinnt an Intensität und auch an Vielfältigkeit im Verlauf hinzu.
Besser gefällt mir aber dann das folgende Stück „Symbols of Transformation, Part 1“ - weil das wieder klarere Melodien und schöne Passagen bietet. Sehr guter Song. Danach folgt mit elf Minuten Länge das Stück „Visions of You“ - fängt als ruhige Jazzballade an – da ist gut zu hören, dass Leland Whitty nicht nur Saxophon sondern auch die Flute gut beherrscht. Der Song wechselt in der Intensität schön hin und her, schafft eine Traumatmosphäre ohne dabei zu verträumt zu wirken. Und bietet über die lange Lauflänge auch einiges an Abwechslung. Das Stück bekommt auch mit zunehmender Länge einen Bossanova-Charme verpasst.
Sanftes Klavierspiel eröffnet „Eyes“ und dabei bleibt es bei dem kurzen Stück auch. Sehr gut finde ich das Stück „Awakenings“ von seiner Grundmelodie her, die vom Saxophon und dem Schlagzeug dann abwechslungsreich überspielt wird.
Das Saxophon bestimmt von Anfang an den Ton bei „Heat of the Moon“ - aber das recht entspannt und ruhig und ohne wie so oft bei der Platte „frei“ gelassen zu werden. Schöne Downtempo-Nummer. Ich bin ja bei Jazz immer auf der Seite der Harmonien – glänzendes Instrumentenspiel in Schönheit verwandelt. Und das Prinzip von dem Wohlklang der Musik erfüllt auch „Black Magic“.
„Symbols of Transformations“ bekommt noch einen Part 2 und der ist wieder eher was für Fans des freieren Jazz – aber recht klassisch gespielt und man merkt da auch wieder die Könnerschaft an den Instrumenten und im weiteren Verlauf bekommt der Song noch etwas mehr an Atmosphäre verpasst – kurz darauf ist er aber auch schon zu Ende.
Letztes Stück: „Living Water Assembly“ wieder sehr ruhig angelegt. Saxophon und Klavier werden recht zärtlich und zurückhaltend gespielt und es entsteht eine eher melancholische Stimmung. Zur Mitte hin wird es dann richtig schwermütig und dann doch wieder etwas laut am Ende – aber alles in gemäßigter Art.
Ich hab das Album nicht in einem Rutsch durchgehört – mehrmals unterbrochen – damit ich nicht zu überfordert werde – da ich ja den Jazz lieber in harmonischer Art und Weise mag, finde ich oft, wenn es ins wildere Improvisieren und freien Spiel der Instrumente geht, es eher anstrengen – aber ich schätze schon immer wie gut die Jazzer ihre Instrumente spielen können und das hört man eben auch. Aber es sind auch immer wirklich genug Teile in der Musik dieser Platte, die mir gefallen und so hatte ich auch einiges aus dem Album für mich herausnehmen können. Aber klassischer Jazz, gerade wenn Saxophon und Trompete wild frei gelassen gespielt werden, dass ist nicht immer so meins. Halt wie es ein Albaster Deplume macht – so finde ich es von den aktuelleren Jazzern wirklich famos gemacht – aber die vier Musiker, die auf diesem Album zu hören sind, haben durchaus auch ihre Qualität.
02.07.25
The Soft Pink Truth – Shall we Go on sinning so that Grace may Increase? (2020)
Hinter „The Soft Pink Truht“ steckt eine Hälfte des Duos „Matmos“. Drew Daniel weckt erst einmal mit „Shall“ fast klassische Anmut mit einem Chamber/Drone-Mix. Ohne anscheinenden Zusammenhang fängt dann ein sanfter Elektronik-Song an: „We“, der erst nach einiger Zeit einen Beat bekommt und dann doch auch besser funktioniert, auch der noch folgende Einsatz von Gesang ohne Wörter verbessert das Stück weiter.
Ambient-Klänge und Rauschen: „Go“. Minimal-Electronica: „On“ - aber recht schön gelungen. Seltsam finde ich nur, dass die Stücke im Übergang so gar nicht zusammenpassen – obwohl die Stücke schon im Gesamten eine Einheit zu bilden scheinen. Schon die Songtitel setzen sich ja aus dem einzelnen Wörtern des Albumtitels zusammen.
Die „Sünde“ scheint in „Sinning“ auch eher eine sanfte zu sein – da vermischt sich dann Drone mit Electronica – aber funktioniert eher wieder als Klangteppich oder Soundtrack und weniger als Song – Musik als Kunst – nenne ich sowas und finde es nicht schlimm – aber meist finde ich es auf Dauer anstrengend oder unglaublich schwer zu hören – zweites trifft auf jeden Fall nicht zu, da „Sinning“ nach hinten raus noch ziemlich an Temperament dazu gewinnt.
Auch die Anfangsklänge von „So“ lässt vermuten, dass die Mischung aus Ambient/Drone/Electronica die Genre beschreiben, in dem sich das Album bewegt. Electronica mag ich gern – bei Ambient und Drone wird mir eher schnell langweilig – da ich aber die Stimmung des Albums – die ich als sehr positiv bewerte – mag, lasse ich mir das gefallen – weiß aber nicht, ob ich das Album auch öfters hören werde/würde – da reicht mir glaub ich ein Hören als einmalige Erfahrung vollkommen aus – und das ist auch ein Grund warum ich Streaming gar nicht so schlimm finde, weil ich da Alben entdecken kann, wenn sie mir aber nicht unbedingt gefallen oder einfach ein einmaliges Hörerlebnis reicht – dann bin ich froh es nicht gekauft und Zuhause zu haben. Gleiches gilt bei Filmen und Serien – so manche Serienbox und Filme, die ich im Regal stehen hab – fängt eigentlich nur Staub – weil sie einfach zu wenig genutzt werden. Manchmal gibt es halt kein zweites Mal und dies ist ja auch der Grund warum es die Hörerlebnisse von mir gibt – weil ich mir ja vorgenommen habe – wenigstens mal alle CD/LPs wenigstens noch einmal im Leben gehört zu haben und dann gegebenenfalls auch einige dabei auszusortieren. Tatsächlich haben dadurch aber auch die Neuanschaffungen neuen Platz gefordert, da mich meistens das Hören von einem Album zum Hören von noch fehlenden Alben führt – es ist eine wohl endlose Geschichte......ich komme vom Thema ab – aber der Song „Go“ läuft auch noch immer und ist eigentlich ganz schön. Hab aber nicht recht aufgepasst und „So“ ist dann doch mal ganz geschmeidig in das Stück „That“ übergegangen. Mal kein holpriger Songübergang.
Und auch „Grace“ schließt sich an – da nimmt nun der Ambient/Electronica-Mix, dann doch einen größeren Teil ein, als der Drone-Part, was ich sehr begrüße. Und da sich auch bei „May Increase“ nicht mehr viel ändert – könnte man die zweite Hälfte der Platte als ein Stück werten – verträumte Ambient-Musik.
Was für Ambient und Electronica-Freunde – die nicht von Beats zu oft mitgerissen werden wollen.


01.07.25
The New Age Stepper – The New Age Steppers (1981)
The New Age Steppers waren ein Dub/Reggae-Projekt um den Produzenten Adrian Sherwood herum. Dub-Reggae ist jetzt nicht wirklich eine meiner bevorzugten Musikgenre aber um die Entwicklung der elektronischen Clubmusik und Genre wie TripHop besser verstehen zu können ist das Genre nicht unbedeutend oder geradezu wichtig. Die Dubszene ist ja auch eng mit der DJ-Kultur verbunden.
Entspannter Reggae mit Dub-Effekten bietet der erste Song „Fade Away“ - ist aber etwas düsterer gehalten als es bei reinen Reggae-Acts normal wäre. Da spielt der Einfluss von PostPunk-Musikern wohl eine entscheidene Rolle, die Adrian Sherwood bei der Produktion des Albums geholfen haben. Das hört man dann noch verstärkter bei „Radial Drill“. Und das macht das Album dann schon wieder sehr interessant für mich – klingt dann schon fast wie „Public Image Ltd“ in Instrumental.
Bei „State Assemby“ finde ich es sehr schön, wie sich der Reggae so langsam ausbreitet und der Song sich mit seinen Sounds weiter entwickelt. So gefällt mir dann Dub-Reggae doch mal richtig gut. Schon fast experimentell gehalten: „Crazy Dreams and High Ideals“.
Und es wird noch besser: „Abderhamane´s Demise“ ist vom Rhythmus schon ganz was feines und außergewöhnliches – für 1981 sind das ganz großartige Sounds, die da auf dem Hörer losgelassen werden. Kleiner Diamant.
Und das bleibt von der Qualität einfach ganz super – wie ich es nie vorher erwartet habe – was die Musiker da machen, ragt schon aus dem Dub-Reggae Feld sehr heraus und lässt sich wirklich besser als Dub-Post-Punk bezeichnen. Wer Post Punk mag sollte da auf jeden Fall mal reinhören: „Animal Spaße“.
Und nach dem ersten Stück dachte ich nur, dass das jetzt ein ganzes Album voller solider Dub-Reggae-Stücke wird – ist aber viel mehr als dass. Wundertüte.Was die Schlagwerk- und Rhythmus-Geräte-Sounds angeht ist das wirklich ein Riesenalbum.
Dann wechselt es doch mal wieder zum fast normalen Dub-Reggae. Das Album brauchte ja vielleicht auch Single-Material und als solches funktioniert „Love Forever“ sicherlich gut.
Das Original-Album endete mit „Private Army“ - welcher auch einfach Hammer ist. Weil es einfach anders ist. Weil es den Post Punk, den ich zur Zeit sehr liebe was neues gibt – und der elektronischen und dem Indierock zeigt, welche Grenzen es in der Zukunft noch zu sprengen gilt. Ganz groß.
Die Bonus-Tracks: „Izalize“ - von Langeweile ist da auch keine Spur – weil es einfach so gut im Mix ist und das hätte ich bei Dub-Reggae wirklich nicht erwartet – da dachte ich schon, dass ich da vielleicht auch mal eine Pause beim Hören einlegen müsste, damit mir nicht jeder Song zu gleich daherkäme – aber voll gefehlt. Wie gesagt – sehr gute Entdeckung und bei „Izalize“ geht es sogar schon leicht in den Jazzbereich.
Da merkt man auch wieder was im Mix- und Produktionsbereich schon alles an Effekten möglich war – und dass ist sicher auch ein Qualitätsmerkmal des Albums – es klingt überhaupt nicht alt und eigentlich auch so gut wie gar nicht nach 80er – es klingt frisch und innovativ. Man höre nur: „May I Version“. Ich weiß bei den Bonusstücken aber nicht – wie die für die Neuauflage des Albums aufgefrischt wurden – aber was soll´s – wenn es so oder so gut klingt.
Wirklich nicht mehr als ein scherzhaftes Bonusstück: „Avante Gadening“. Und mit „Singlove“ wird das Grundthema von „Love Forever“ nochmal verarbeitet. Diesmal aber mit männlichen Gesang.
Furioses Album. Sehr positive Überraschung.
27.06.25
Radiohead – In Rainbow (2007)
Album #7. Stark am Anfang - Drum Sounds und Stimme, dann kommt noch eine Gitarre dazu und der Bass setzt ein. Die Band ist zusammen am spielen – dabei klang der Song namens „15 Steps“ am Anfang wie eine reine elektronische Nummer – aber das machen ja Radiohead viel weniger als ich es mir mal im Hirn abgespeichert habe. Und „15 Steps“ passt gut zu dem Weg, den die die Band seit dem Album „OK Computer“ eingeschlagen hat. Großartig rockt die Band bei „Bodysnatchers“ - schützt dabei aber auch vor schrägen Passagen nicht zurück. Radiohead ist glaub ich eine der wenigen Rockbands, die die Rockmusik wirklich weiterentwickelt hat – gerade was den Artrock betrifft – das ist weil es progressiv gespielter Rock für die Neuzeit (aber natürlich haben auch andere Bands noch durch Stilmix auch was dazu beigetragen – aber Radiohead hat da schon Maßstäbe gesetzt und kaum Konkurrenz in dieser Qualität. Und doch ist es am Ende wieder bloß Rockmusik und dass die Band trotz aller Liebe zu Experimenten auch nie aufgehört hat zu rocken – rechne ich ihr hoch an. Auch bei dem Album bin ich überrascht, wie gut ich das finde – vielleicht bin ich auch seit erscheinen der Platte einfach noch viel offener für diese Art von Musik geworden. So wie Radiohead ihren Sound weiter entwickelt haben – so habe ich mich hoffentlich halt auch als Hörer weiter entwickelt. Stillstand sollte man nie akzeptieren – bleibt für Neues immer offen – auch wenn Ihr denkt Ihr habt schon alles gehört – lasst Euch überraschen und überwältigen – ihr habt nie alles gehört – das geht gar nicht – schafft keiner.
Ruhige experimentelle Melancholie können Radiohead auch immer gut: „Nude“. „Weird Fisher/Arpeggi“ ist ruhiger und hat eine leichtere Tonart – da schöpft man auch bei Radiohead mal etwas Hoffnung. Gefühlswelt positiv. Tatsächlich ist das Album fast schon recht zugänglich geworden - „All I Need“ könnte man sogar im Radio gut spielen. Ist aber wirklich ein ganz toller Song.
Eine Psych-Folk-Nummer darf auch nicht auf einem Radiohead-Album fehlen: „Faust Arp“. Die Band hat einfach ihren eigenen Stil gefunden und mit Nigel Godrich den passenden Produzenten dazu – das ist schon alles sehr gut was die Band auch auf diesem Album macht – so auch bei „Reckoner“. Ist halt jetzt nicht unbedingt Musik zum im Hintergrund gespielt oder zum Party machen - aber wer sich auf Radiohead einlässt, wird von ihnen reich belohnt – mit mehr als „nur“ normale Rockmusik – das ist Musik als Kunstform, die aber zum Glück nicht vergisst, dass sie auch als Song einfach gut funktionieren muss.
Auch recht ruhig – natürlich auch gelungen:„House of Cards“. Was leicht rockendes: „Jigsaw falling into Peaces“ - und sehr sehr gut.
Am Ende der Originalplatte „Videotape“ - eine dieser tollen Balladen im Radiohead-Stil. Solche Songs von ihnen mag ich auch immer sehr gerne.
Damit ist das Album aber nicht zu Ende, weil es noch als Download „Disc 2“ zu hören gibt.
„MK 1“ ist nur ein kurzes Intro – das den Faden von „Videotape“ nochmal aufnimmt. Wenn man diesen melancholischen Indierock-Sound von Radiohead mag, dann wird man von Radiohead auch immer wieder mit guten Songs belohnt – denn wenn sie echte Songs machen und sich nicht in Sounds und Effekten verlieren, ist Radiohead einfach eine ganz tolle Band mit einem unglaublich guten Songkatalog. Und zu diesen Songs gehört auf jeden Fall „Down is the New Up“. Progressiver-Indie-Art-Rock und keiner macht dass so gut wie Radiohead.
Sehr verträumt: „Go Slowly“ - das ist schon fast Shoegazin. Zwischenspiel: „MK 2“. Nochmal was ruhiges: „Last Flowers“. „Up on the Ladder“ - nochmal so ein guter Rocksong – der auch gut auf dass Vorgängeralbum „Hail to the Thief“ gepasst hätte. Von der Qualität her kommt das Material von „In Rainbows“ an die sehr guten Alben „OK Computer“, „Hail to the Thief“ wirklich problemlos heran. Damit kann ich immer noch kein schlechtes Radiohead-Album bis hier hin finden. Ganz tolle Band und Musik.
Heftiger wird dann sogar auch noch gerockt: „Bangers + Mash“. Und der Song bringt auch eine Frische in das Material der Platte hinein – ganz groß. Da (Head)bange ich gerne mit. Mit „4 Minute Warning“ geht das Album dann ganz sanft zu Ende. Schöner Abschluss.


26-06.25
Yin Yin – The Rabbit that hunts the Tiger (2019)
Yin Yin verbinden südostasiatische und lateinamerikanische Einflüsse mit westlichen Pop und Rock, die Mischung ist teils gelungen und weckt Interesse. So funktioniert ein Song wie „Pingxang“ ganz gut und danach weiß man auch wie die restliche Musik von „Yin Yin“ funktioniert. Mit noch mehr Schwung und Disco-Rhythmus funktioniert dann „One Inch Punch“ sogar noch besser.
Dieser etwas romantisierte Sound, der nach Asien kling, so wie bei „Lotus“, ist schon rechter Kitsch. Besser gelingt der Worldmusik-Rock-Pop-Mix da wieder bei „Thom Ki Ki“ - aber irgendwie ist mir die Musik von „Yin Yin“ zu gefällig – funktioniert im Hintergrund vielleicht besser als im Vordergrund – es fehlt bei de Musik etwas fesselndes – hat man als Hörer gehört, wie die Musik von „Yin Yin“ klingt – dann bietet sie leider keine allzu großen Überraschungen mehr – sie variiert nur, bietet aber zu wenig Abwechslung. Wieder so ein Album, dessen Songs wieder nur als Einzelstücke gut funktionieren, denn Songs wie „Alpaca Mountain“ haben durchaus ihre Qualität – aber wie bei diesem Song plötzlich der Schwung ausgeht – so geht mir auch als Hörer die Lust am hören verloren, weil es auch emotional mich kaum bewegt – und dann hat es Musik tatsächlich schwer bei mir. Yin Yin sollten sich für ihre weiteren Platten mal ein paar Ecken und Kanten aneignen – dann funktioniert es vielleicht mit mir und der Band besser.
Mit „Kroy Wren“ wollen mich dann Yin Yin aber doch nochmal von ihren Qualitäten überzeugen und finden auch mal eine andere Art um ihren Ethno-Mix zu präsentieren. Der Song hat eine schöne Leichtigkeit und funktioniert, dann doch sehr gut.
Aber der Disco-Sound mit asiatischen Klängen gemixt – ist dann bei „Sue Yé“ leider wieder abschreckend geraten. So kitschig! Wegen solcher Songs bin ich auch beim Traumzeit Festival-Auftritt vor ein paar Jahren, dann irgendwann doch vorzeitig zur nächsten Bühne weitergezogen.
Mal hören, ob das Titelstück „The Rabbit that hunts the Tiger“ da dann nochmal was besseres bietet. Auf jeden Fall ist der Basseinsatz gelungen – und die Discoelemente auch verschwunden – dafür baut der Song den Flair einer Italowestern-Musik auf.
Kurzes angenehmes Zwischenspiel: „A Ballad for Chong Wang“. Bei „The Sacred Valley of Cusco“ nimmt mich der Rockbass mit – und bei „Dis ko Dis ko“ geht’s nochmal in die Disco.
Netter Mix von Ethno-Weltmusik mit Pop/Disco/Rock-Einlagen – aber es fehlt was, um das Hören auf Dauer interessant zu machen. Zu schnell hat man sich daran satt gehört und manchmal ist es auch einfach zu kitschig was Yin Yin einen über die Länge einer Platte anbieten. Aber ich finde es trotzdem eine Leistung der Band, dass sie so der Weltmusik wieder ein wenig die Türen aufstößt. Die Welt ist so riesig und die Musik da draußen auch.
25.06.25
Sébastian Tellier – Domesticated
French-Pop-Meister und Soundtrack Lieferant, als solcher ist Sébatstian Tellier bekannt. Anscheinend mag er Billie Eilish ganz gern, denn deren Bedroom-Pop verbindet er bei „A Ballet“ ganz gut mit den Vocodersound von Daft Punk. Der Kritiker der Zeitschrift „Uncut“ nannte es – es klingt wie eine verloren gegangene Komposition von George Michael und Brian Eno – klingt für mich nach einem Lob.
„Stuck in a Summer Love“ mag ich vom leichten, aber spannenden Rhythmus der elektronischen Beats ganz gern – nur mich stört auf Dauer das Vocoder-Gesangs-Geseusel. Die Erfindung des Auto-Tuning hat eigentlich nichts gutes bewirkt und mich nervt dass – ich will authentische Stimmen hören – auch beim Elektronik-Pop. Aber trotzdem ist der Song wirklich nicht schlecht.
Schon ziemlich sehr in die 80er versetzend: „Venezia“ - aber auch da kann der Refrain den Song über die Zielline retten – ich höre das so vom Streamingdienst meiner Wahl vorgespielt ganz gerne – aber ich brauche das auch nicht in meiner Sammlung – so gut ist es bisher auch nicht. Laidback Pop – den bekomme ich aber auch zu genüge wenn ich das Radio anschalte. Vielleicht würde mich das auch bei einem Sommerfestial „Live“ gespielt aber für sich gewinnen und wenn die Show dann noch gut war – würde ich dann doch über den Kauf des Albums nachdenken.
„Domenestic Task“ etwas düster gehalten – leider auch wieder mit Vocoder-Stimme versetzt – aber die Beats funktionieren sehr gut. Ein Highlight.
Weiterer Schlafzimmer-Pop: „Oui“ - und nur mit etwas stärkeren Drumsounds versetzt: „Atomic Smile“. Das ist auch ein Album, das etwas mehr Tempowechsel vertragen könnte. Auch sanfter Pop kann sehr langweilig werden.
French-Disco-Stye: „Hazy Feelings“. Daft Punk Fans kommen aber zu genüge bei diesem Album auf ihre Kosten. Weil Sébastian Tellier den Sound von Daft Punk eins zu eins entspricht. Nur fehlen seinen Songs etwas mehr die Hitqualität. Und auch das letzte Stück „Won“ macht da keine Ausnahme.
Der Song „Domenestic Task“ hat es in meine Playlist geschafft. Das Album nicht. Dafür müsste man dem französischen Disco-Pop schon sehr zugeneigt sein und einfach nicht genug davon bekommen.


24.06.25
Moses Sumney – Aromanticism (2017)
Mehr Jazz als Indie oder Soul, ambitioniert vom Gesang und Komposition – erinnert vielleicht auch ein wenig an Prince, wenn dieser mit hoher Stimme sang – aber eigentlich erinnert es mehr an die große Zeit der Jazz-Singer in den 40er bis 60er Jahren. Dies gilt sowohl für „Don´t bother calling“, als auch für „Plastic“ - und so richtig ändert sich das beim Song „Quarrel“ auch nicht – aber da passen die Zutaten von Gesang und Musik besser zusammen, als bei den Stücken zuvor. Das mag einer swe Songs gewesen sein, der die Kritiker aufhorchen ließ, um das Album hoch zu loben.
Kurzes Zwischenspiel: „Stoicsim“. Anscheinend kann Moses Sumney nur sanfte Töne anschlagen – aber weil er es gut kann, funktioniert es bei „Lonely World“ auch wieder gut. Und hier sind dann doch Indie-Pop-Fragmente auch zu finden. Chamber-Soul/Pop mit hohen Anspruch an die eigene Gesangsleistung.
Bedroom Soul: „Waiting in my Car“ - da ist der Prince-Vibe sogar ein wenig stärker zu hören. Da es alles sehr elegant, eher langsam und unaufdringlich eindringlich gemacht und gespielt ist, hat das Album natürlich das Problem des Gleichklangs der Musik. Und so ist das ein Album, das seine Songs besser wieder in einer Playlist zu Glanz verhelfen kann, als es diese Aneinanderreihung tut. Da muss man schon als Hörer geduldig sein, oder diese Art von Musik sehr gern mögen, um nicht im Kopf vor Ende des Albums schon abzuschalten. So setzt sich das Album mit der Eleganz eines stolzierenden Schwans mit „Doomed“, „Indulge Me“ und am Ende mit „Self-Help-Tape“ fort.
Was am Ende bleibt – ist Erhabenheit – vielleicht der Startschuss der Karriere einer großen Diva – ob Moses Sumney sich damit durchzusetzen vermag, dies bleibt abzuwarten.
22.06.25
Jack Sharp – Good Times Older (2020)
Jack Sharp ist/war Gitarrist und Sänger der Band „Wolf People“, Singer/Songwriter-Folk bietet Sharp mit dem Titelstück „Good Times Older“ an. Wer den kassischen englischen Folk mag, wird da schon aufmerksam zuhören – weil dass ist gekonnt. Und man hört Sharp die fünfzehn Jahre an – die er mit den „Wolf People“ Musik gemacht hat.
Und bei dieser Art schöner Folkmusik bleibt es auch mit „Maids Lament“. Auch mit „Soldiers Song“ beweist Sharp ein sehr gutes Gespür für klassische Gitarrenmusik in Verbund mit Folkgesang. Die ganzen Songs klingen wie Traditionals, sind scheinbar aus der Zeit gefallen und doch zeitlos.
Das klingt jetzt alles auch ziemlich einheitlich und einen Stilwechsel oder Abwechslungsreichtum ist auch nicht für den Rest der Songs zu erwarten – obwohl die Stimmungen schon von unterschiedlicher Art sind – so klingt „Gamekeeper“ im Gegensatz zu dem zuvor gehörten „Soldier´s Song“ doch erheblich positiver und leichter. Auf einer Plattenlänge von dreiundreizig Minuten lasse ich mir diesen ruhigen Folk auch sehr gerne gefallen – ist einfach wie schon geschrieben zu gut gespielt, dabei bestehen die Songs in der Regel auch nur aus Gitarre/Gesang. Und „God Dog“ ist einfach wunderschön. Mit Cello: „The Lacemaker“ - noch schöner. Pub-Folk: „White Hare“.
Da ich vor kurzen mich ja ein wenig durch das Werk von Christy Moore gehört habe – klingt die ganze Platte recht vertraut, aber man muss anerkennen, dass Jack Sharp es mit den Könnern des englischen/irischen Folks durchweges aufnehmen kann. Vielleicht war er auch einfach die „Härte“ der Wolf People leid und spielte sich mit diesen doch recht „stillen“ Liedern frei. Gelungen ist es ihm auf jeden Fall sich einen Platz in der Folkmusik zu sichern, man höre da nur „Northhamptonshire Poacher“ - eine Ode an seine Heimat.
„Treecreeper“ setzt den Stil des Albums fort und erhaben beendet Jack Sharp die Platte mit „My Morning Dew“. Gerne mehr davon. Aber bisher blieb es bei dieser einen Veröffentlichung.


21.06.25
Motorpsycho – Lobotomizer (1991)
Debütalbum. Das Trio bestand zu dem Zeitpunkt aus Bent Sæther (Gesang, Bass) und Hans Magnus „Snah“ Ryan (Gitarre, Gesang) sowie der Schlagzeuger Kjell Runar „Killer“ Jensen.
Zu Anfang waren Motorpsycho noch nicht ganz die Psychrock-Band, mit starken Progrock-Elementen, die die meisten Fans heute kennen. Zu Anfang waren Motorpsycho eine „laute“ Band – aber schon waren sie anders als andere Heavy Metal-Bands jener Zeit. Der kurze Titeltrack „Lobotomizer“ hat einen feinen Retrorock-Touch mit Geigen und Akustikgitarre. Fühlt sich dann doch wie Motorpsycho an.
Aber dann wird sehr heftig Heavy Metal betrieben: „Grinder“ - aber wenn dann der Gesang von Bent Sæther in den Song eingreift, wird der Heavy Metal auch sehr rockig. Auch da waren Motorpsycho schon nicht leicht einzuorden. Aber der Metal-Anteil ist schon recht groß – aber es fetzt großartig! Macht richtig Spaß!
Und wie großartig ist „Hoghwash“. Warum habe ich diese CD so lange im Regal versteckt? Mochte ich das früher etwas nicht? Kann doch gar nicht sein!
Wer auf guten Hardrock steht, muss „Hoghwash“ lieben – der Song macht einfach viel zu viel Spaß. Und wenn dann die Orgel auch noch mit in dem Song einsteigt – sind wir dann auch beim später oft von der Band zitierten Siebziger Rock angekommen – nur eben mit häftigen genialen Bassspiel von Bent Sæther – einfach verdammt gute Rockmusik. Und mit knapp über acht Minuten Länge haben wir da auch schon einen Song in für die Band typischer Länge. Aber davon gibt es auf dem Debüt auch noch zwei weitere
Mit schleppenden, aber scheppernden Schlagzeug: „Home of the Brave“ - dazu wird düster gerockt und irgendwie hat der Song etwas ganz eigenes und ist trotzdem Heavy Metal und eben noch ein bisschen mehr. Da sind Noiserock-Elemente mit eingewoben.
Und einen echten Rocksong-Knaller im Indierock-Stil zaubern die drei Norwegen dann auch noch hervor: „Frances“. Danach wieder ganz schwerer Rock: „Wasted“ - mit Blues-Einschlag. Kurze Akustik-Nummer: „Eternity“.
Zum Abschluss was Langes: „TFC“ fast Zwölf Minuten lang. Das Stück fängt fast wie eine Shoegazin-Nummer an, wird dann aber schnell heftig und ist aber doch eher was für Sonic Youth-Fans – wenn dann aber der Bass und der Gesang einsetzen, wechselt die Stimmung zum düsteren Bluesrock, um dann wieder aggressiv und heftig weiter zu rocken. Der Song ist wie das Album ein guter Mix und ich glaub, dieses Album ist mit der Zeit wirklich gewachsen – vielleicht braucht es einen „erfahrenen“ Hörer, um es zu verstehen.
20.06.25
Trixie Whitley – Lacuna (2019)
Trixie Whitley ist die Tochter von dem leider viel zu früh verstorbenen Musiker Chris Whitley, bei dessen Produktionen sie teilweise auch mit tätig war. Dies ist ihr bisher letztes Album, sie hat aber auch in der Formation Black Dub als Sängerin mitgemacht, die vor allem durch ihren Bandleader, den Produzenten Daniel Lanois, zu Bekanntheit kam. Durch das Black Dub Album bin ich auch auf Trixie Whitley erst richtig aufmerksam geworden und dies weckte dann auch den Wunsch mal ein Soloalbum von Ihr anzuhören.
Schon das Intro weckt Interesse – weil es schon nach mehr als Pop klingt – sondern wie eine Herausforderung und wenn dann „Heartbeat“ startet und man von hypnotischen Elektrosounds und einen gekonnten Soulvocal-Leistung mitgerissen wird – weiß man, die macht andere Musik als ihr Vater. Die macht gute modernen Pop-Soul mit Elektrobeats. Trixie Whitley war auch schon sehr jung als Resident-DJ erfolgreich.
Wer das Black Dub Album kennt – betritt mit dem Album auch wirklich kein ganz unbekanntes Terrain – auch „Long Time Coming“ beweist ein sehr gutes Gespür für mitreißende Melodien, der Song ist eine sehr gute Mischung aus Pop/Soul/Elektro und da stellt sich die Frage: „Warum hab ich das noch nie im Radio gehört“ - dass hat doch Hit-Potenzial.
Und ich stehe voll auf die Auswahl der Elektrosounds – so fängt mich auch „May Cannan“ sofort ein. Dass Trixie Whitley als DJ auch FreeJazz-Elemente in ihre Sets eingebaut hat – hört man bei „Dandy“ sehr gut raus und ihre Stimme ist einfach für diesen Soul/Elektro-Mix sehr gut gemacht. Bin gerade wirklich sehr beeindruckt – weil das mehr als gut ist und so gefällt mir Pop-Musik – es muss halt nur „richtig gemacht“ sein.
Und schlecht ist da bisher nichts – eher mitreißend – und gut ist auch wie die Stimmung wechselt - „Time“ hat sogar einen stärkeren Rockmusikdrive – da scheint dann doch was von der Musik ihres Vaters durch. Wirklich beeindruckend wie gekonnt mit Elektro-Klängen und Stimme hervorragende Songs von Trixie Whitley und ihrem Produzenten Little Shalimar abgeliefert werden – auch „Touch“ ist sehr stark.
Spannend zusammengefügt: „Bleak“. Und die Songs funktionieren bisher alle hervorragend.
Dann doch mal mit Gitarre und sogar im Americana-Stil – also doch in Verbundenheit mit dem Werk des Vaters: „Fishing for Stars“.
Sanfte Beats und stimmungsvolle Atmosphäre: „Dare to Imagine“. Letztes Lied - „The Hotter I burn“ - ich mag einfach diesen richtig guten Elektro/Soul-Mix. Von daher mag ich dieses Album sehr.


10.06.25
Peter Gabriel – So (1986/Vinyl ReRelease 2016)
Ich weiß gar nicht mehr in wie vielen Versionen ich dieses Album habe. Ist aber auch egal – ich höre die Songs des Albums seit der ersten Veröffentlichung so oft und immer wieder gerne, wie bei kaum einem anderen Album – ein absolutes Lieblingsalbum – eine Platte für die Ewigkeit und Peter Gabriel wurde spätestens mit dieser Platte zu einen meiner Lieblingsmusiker und auch live habe ich ihm mir oft angehört und gesehen.
Jeder Song hat was – die Stimmungen wechseln von Song zu Song – alles ist ist großartig produziert und vom ArtPopMeilensteinen wie „Red Rain“ und „Mercy Street“ bis hin zu den Hits „Sledgehammer“ und „Don´t give Up“ ist der Inhalt der Platte einfach herausragend.So viele Highlightsongs auf einem Album in solcher Qualität, die einen immer wieder packen – und sie machen immer noch beim Hören einen riesigen Spaß und fangen einfach nicht an mich zu langweilen.
„Red Rain“ eröffnet das Album mit Atmosphäre und Emotion, „Sledgehammer“ ladet zum Tanzen und Partymachen ein. „Don´t give Up“ - da spürt man die Liebe und Zuneigung und dass zueinander stehen in den Stimmen von Peter Gabriel und Kate Bush wie bei kaum einem anderen Duett. Und Peter Gabriel beweist sein Talent als Gospel-Sänger.
„That Voice again“ ist eins der eher unbekannteren Nummern des Albums. Der anfänglich etwas fröhlich und ausgelassene Rock-Song, wandelt sich zum anspruchsvollen Art-Rock-Stück und passt einfach klanglich und stimmungsvoll wirklich sehr gut zu den vom Stil her anderen Songs der Platte, weil einfach alles auf der Platte trotz Stilwechsel wie aus einem Guss klingt – Peter Gabriel und sein Produzententeam haben da sehr gut aufgepasst, dass die Songs alle vom Sound her eine Einheit bilden – und genau dies vermisse ich heutzutage bei so mancher Platte – da scheint man von einem Studio ins nächste gewechselt zu haben – hat mit verschiedenen Künstlern und Produzenten gearbeitet – und so klingt das auch – die Songs eines Albums bilden dann keine Einheit, sondern klingen genauso unterschiedlich wie ihre Produktionsweise(n) und driften vom Sound und der Stimmung einfach viel zu sehr auseinander. Ein gutes Album hört sich an wie eine fein und mit Finesse aneinander gereihte Einheit von Song.
Ein weiteres absolutes Highlight ist „Mercy Street“ - der Song hat so eine großartige Atmosphäre und schlägt mich immer wieder in seinen Bann. Da fällt auch der Detailreichtum des Klangs der Vinyl-Neuauflage sehr schön auf.
„Big Time“ hat mich früher immer etwas rausgehauen – war mit fast schon zu unsympathisch geraten – fast zu plump – weil alle anderen Songs zuvor so herausragend waren. Mittlerweile mag ich den Song wegen seiner Sounds und Ideen dann doch wieder ganz gerne hören. Aber er wird nie einer der Topsongs der Platte werden.
Fast-Instrumental: „We do what We´re Told (milgram´s 37)“ - erinnert noch vom Sound her am meisten an die Solo-Alben davor.
Auch immer wieder gut – der Song mit/von Laurie Anderson: „This is the Picture (Excellent Birds)“.
Und ich glaub das eigentlich immer nicht, dass „In Your Eyes“ auf der original Platte gar nicht mit drauf war – der gehört für mich einfach immer auf dieses Album dazu. Bei dem Song ist ja auch der World Music Anteil am größten und in den auf das Album folgenden Jahren wurde die Real World Studios ja auch zum großen Förderer der Weltmusik und haben die Musik von so manchen Musiker für westliche Hörer zugänglich gemacht.
Viele „Songs für die Ewigkeit“ und damit auch ein „Album für die Ewigkeit“ und ein Teil des Soundtracks meines Lebens.
18.06.25
Buffalo Tom – Quite and Peace (2018)
Nach siebenjähriger Pause bringen Buffalo Tom ihr neuntes Album heraus.
Die Rocktriobesetzung reicht einfach für nach Vorne gehende gute Rockmusik. Rock, ein wenig mit Punk und mehr als ein wenig mit Alternative-Rock versetzt, so gut ist „All be gone“ und der Song ist glaube ich auch was für Bob Mould/Sugar-Fans. Einfach feiner amerikanischer Alternative-Rock.
Sanfter, eigentlich schon Heartlandrock „Overtime“ - aber wie gut ist das denn? Riesig. Bei „Roman Cars“ wird wieder mehr gerockt. Beim Gesang wechseln sich Bill Janovitz und Chris Colbourn ab und an ab und dies macht die Musik von Buffallo Tom noch ein wenig abwechslungsreicher.
Sanfter und das können Buffalo Tom wirklich sehr gut – schon Singer/Songwriter-Musik: „Freckles“.
Die Songqualität ist großartig – aber irgendwie sind die Songs etwas ungeordnet aneinander gereiht. So ergibt sich irgendwie kein einheitlicher Grundton – aber ehrlich – da die Songs trotzdem so gut sind und das so super abwechslungsreich ist – stört mich das nur ganz mimimal.
Fast 70er-Rock: „CATVMOUSE“. Wieder im sanften Punk-Rock-Modus und das ist natürlich auch das was Buffalo Tom aus macht und was sie fantastisch können: „Lonely fast and Deep“. Sanfter Folkrock: „See high the Hemlock grows“.
Alle Farben der Rockmusik werden meisterlich gespielt und des macht so viel Spaß zu hören. Wie großartig sind Songs wie „In the Ice“. Muss schnell meine Wissenslücken, über dass was auf den anderen mir noch unbekannten Platten der Band drauf ist, schließen und wie gut ist es, dass diese Band immer noch Musik macht. Auch wenn es bis zum nächsten Album wieder sechs Jahre dauerte bis dieses heraus kam.
Buffalo Tom haben ihre Musik aber auch gekonnt in die Gegenwart übertragen – indem sie nicht Altes wiederholen, sondern einfach gute Songs spielen – und wie vielfältig sie dies machen ist wirklich sehr beeindruckend.
„Least That we can do“ ist einfach nochmal anders, als das zuvor Gehörte und auch wieder von der Qualtität überzeugt.
Heartland-Rock im John Hiatt-Style mit leichter Rock-Note und auch wieder einfach nur gut: „Slow Down“.
Cover-Nummer „The Only living Boy in New York“ - da wäre tatsächlich weniger zu machen mehr gewesen – aber als Abschlussnummer eine ganz schöne Idee. Nur nicht ganz so überzeugend gemacht – wie der fantastische Rest des Albums.

17.06.25
UNCLE – The Road: Part 1 (2017)
UNCLE ist ein Musikprojekt des Musikers James Lavelle, der aber auch mit anderen Musikern zusammen auf den UNCLE-Alben arbeitet und seine Stücke gerne von Gastsänger/inen veredelt. Bei „The Road: Part 1“ sind dies Eska, Twiggy Ramirez, Mark Lanegan, Elliott Power, Keaton Henson und andere.
Eine schöne anspruchsvolle Pop-Ballade gibt es mit „Farewell“ direkt am Anfang. Die ist jetzt nicht außergewöhnlich, aber sie ist auch so gut, dass sie im Vergleich zu anderen Songs dieser Art auch nicht unangenehm auffällt. Handwerklich gut gemacht und produziert – nur eben jetzt auch kein Song der sich aus einer großen Menge solcher Songs so richitig abheben kann.
Mir Streichern beginnt „Looking for the Rain“ und mit der Stimme von Mark Lanegan ist diese Pop-Nummer dann doch was besonders – aber irgendwie ist der Kontrast zwischen Musik und Vocals auch schon wieder so erheblich – dass das dann am Ende auch nicht so richtig zusammen passt. Es gibt bei dieser Deluxe Editon der CD noch eine zweite CD mit den Instrumentalversionen der Songs – vielleicht funktioniert da diese Nummer besser – irgendwie wünschte ich mir bei der Nummer fast lieber eine Kylie Minougue zu hören – zur Musik hätte es besser gepasst. Die Musik klingt auch ein wenig zu glatt produziert, bedenkt man das UNCLE auch mal einen DJ Shadow als Mitglied hatte und zu Anfang eher noch zum Trip Hop gezählt wurde – scheint die Wiederbelebung von UNCLE allein durch James Lavelle etwas zu popig geraten zu sein.
Aber.....aber Stück Nummer Drei „Cowboys or Indians“- funktioniert dann schon wenigstens als Art-Pop und wenn die Dancebeats durchschlagen ist das auch richtig gut.
Die ruhigen Nummern scheinen Programm auf der Platte zu sein – auch „No where to Run/Bandits“ ist recht ruhig geraten – aber hat durch das Schlagzeug einen schönen Rockdrive. Und später rockt das Stück dann doch ganz ordentlich. Das erste Highlight der Platte.
Pop-Ballade ohne Besonderheit: „Stole Enough“. Da gefällt mir doch der Rhythmus vom eher ins Dancefloor-Techno gehende Song „Arms Lenghts“ doch viel besser. Hier nimmt der Gesang dem Song dann aber was von der Qualität. Da werde ich nur die Instrumentalversion auf der zweiten CD sicher öfters hören.
Ein wenig nach dem Sound der ersten UNCLE CD „Psyence Fiction“ klingt dann das melancholische „Sonata“ – bei dem Stück könnte man sich auch gut wieder Thome Yorke als Sänger vorstellen. Aber Kaeton Henson macht das bei dem Stück gesanglich auch recht gut. Zweites Highlight.
Titelstück „The Road“ bewegt sich irgendwo zwischen Pop und Retro-Rock. Bei dem rockigen Passagen macht der Song auch einigen Spaß – aber originell ist das so richtig nicht – irgendwie kommt einen das alles viel zu bekannt vor. „Sunrise (Always comes around)“ – bleibt dem Radio-Dancefloor-Charme, der sich fast über die gesamte Plattenlänge ausbreitet, weiter treu. Das ist nicht schlecht – aber eben leider genau die Art von Pop für die ich nur das Radio anmachen muss, um sie zu hören. Zum Lieblingssong entwickelt sich das nicht – wird noch nicht einmal in der Playlist lange verweilen, befürchte ich.
Abschlusstitel „Sick Lullaby“ nutzt wieder die Reduktion auf Streicher und Gesang, ein wenig Piano und ein paar Effekte wieder geschickter.
Der Eindruck, den das Hören der CD auslöst, ist leider eher etwas negativ – es gibt zwar ein paar Highlights „No where to Run/Bandits“ und „Sonata“ – aber der Rest der Songs ist eher Mainstreampop, den es so überall zu hören gibt. Da weiß ich jetzt nicht, ob ich mich auf das Hören von „The Road: Part 2“ freuen soll. Oder doch lieber einfach öfters wieder „Psyence Fiction“ hören.


16.06.25
Explosions in the Sky – Those who tell the Truth shall Die, Those who tell the Truth shall live Forever (2001)
Kennengelernt habe ich die Band erst mit ihrem letzten Album „The End“ (2023) und fand richtig gut welch tollen Postrock die Band bestehend aus Schlagzeuger Chris Hrasky und den drei Gitarristen Michael James, Muaf Rayani und Mark Smith da machen. Das fand ich sogar noch besser als das was ich bisher von Mogwai kenne. Daher war schnell das Interesse nach mehr Platten von der Band entstanden und so höre ich nun das zweite Album mit dem recht lang geratenen Titel. Die Gitarristen nutzen auch ab und an einen Bass und Keyboards für zusätzliche Songelemente – der Hauptteil der Musik besteht aber aus Schlagzeug und Gitarren.
„Greet Death“ eröffnet das Album mit sehr ruhigen Ambient-Klängen, doch schon kurze Zeit später kommen die Rockgitarren und das Schlagzeug zum Einsatz und wie toll ist wieder dieser instrumentale Rock. Das mag ich ja sehr gerne, deswegen steht ja auch Elder bei mir hoch im Kurs. Von so manchen Rockalbum wäre eigentlich eine Instrumentalvariante gar keine schlechte Idee. Das Stück entwickelt sich aber auch dann hin wieder zu einem etwas gemäßigten ruhigeren Teil – das ist so elegant gespielt, einfach gut.
„Yasmin the Light“ fängt mit verträumten Gitarrenspiel an – aber das mit den „Explosions“ meinen die vier Musiker auch immer ernst, denn ganz plötzlich wird wieder sehr kraftvoll das Schlagzeug bearbeitet und heftig an den Gitarrensaiten gearbeitet – doch genauso schnell wechselt der Song dann wieder zum sanften Part hin. Licht ist immer wieder zu finden am Ende des Gewitters. Und ganz toll auch bei dem Song, wie das k,lingt, wie melodiös das ist.
Das Niveau bleibt auch hoch und wegen der Qualität des Spiels wird es auch nicht langweilig, obwohl die Songs schon alle nach dem gleichen Schema funktionieren. Sanftmut und Härte passen gut zusammen – und sanft fängt auch wieder „The Moon is Down“ an – aber wie gut ist auch dass wieder – diesmal wird das Tempo erst einmal nur ein wenig in Teilen angehoben – und wenn es dann doch lauter wird, klingt selbst das nicht aggressiv oder hart. Wer Mogwai kennt wird das was „Explosions in the Sky“ machen einfach lieben und wer gute Rockmusik mag auch. Bei dem Stück geht es sogar ganz ohne „Härte“.
Mit etwas Text – eher gesprochen als gesungen - ist „Have you passed through this Night?“ ausgestattet. Und auch einige andere Effekte sind über das Gitarren- und Bassspiel gelegt – das Schlagzeug kommt nach der Hälfte des Stücks aber auch noch dazu und dann wird auch wieder kraftvoller gerockt.
Mit fast militärischen Trommelspiel und sanften E-Gitarren beginnt „A poor Man´s Memory“ - vielleicht ist damit aber auch die Salvation Army gemeint. Die Musik strahlt auch etwas hoffnungsvolles aus – trotz dem Armee-Trommeln.
„With tired Eyes, tired Minds, tired Soul, We slept“ ist mit knapp über 12 Minuten Länge das längste und letzte Stück des Albums. Bei dem Song bieten Explosions in the Sky auch noch ein breiteres Spektrum ihrer Musik an – so ein Song, der alle Schattierungen ihrer Soundwände gut präsentiert. Post-Rock wie ich ihm mag und gerne noch mehr von höre.
13.06.25
The Temper Trap – Conditions (2009)
Die australische Indieband bestehend aus Sänger Dougy Mandagie (Gesang), Lorenzo Sillitto (Gitarre – Bandmitglied bis 2013), Toby Dundas (Drums), Johnathon Aheme (Bass), Joseph Greer (Keyboards) zog von Melbourne nach London um dort ihr Debütalbum aufzunehmen. Produzent war bei den Aufnahmen Jim Abbiss, der zuvor schon am „The Black Room“ Album der Editors mitgearbeitet hat.
Getragen wird die Platte vom außergewöhnlich hohen Gesang von Dougy Mandagie und dem eingängigen aber guten Indierock-Pop der Band.
So gute Melodien wie The Temper Trap direkt mit dem ersten Song „Love Lost“ anbieten, gibt es auf diesem Album noch viele.
Das ist irgendwie zu gut, um nur Pop zu sein, aber hat alles um charttauglich zu sein. Auf dem Album sind die Melodien aber auch wirklich noch packend und mitnehmend und wuchtig: „Rest“ - ist dafür ein gutes Beispiel.
Bei den zwei Nachfolgealben sind die Songs „nur“ noch charttauglich, aber klingen wie viele Songs und irgendwie fehlt da immer das eine bisschen, das aus einem Radiosong einen guten Song macht. Aber auf diesem Album stimmt einfach ganz viel und Live konnten The Temper Trap dies auch gekonnt auf einer Bühne präsentieren und vielleicht machen die Songs der beiden anderen Platten der Band auch Live mehr Spaß.
Ihr größter Hit bleibt aber „Sweet Disposition“ - der auch eher einen richtig guten Popdrive hat und auf große Gefühle setzt und dies versuchen The Temper Trap halt auf den Alben zwei und drei immer wieder zu wiederholen und dass ist mir dann doch zu wenig. Und beim zweiten Album haben sie auch die elektronischen Sounds sehr verstärkt eingesetzt.
Genug über die Alben zwei und drei gelästert. Wenn ein Song mit den ersten Tönen einen schon mitzieht – dann weiß man, dass ist gute Musik – das hymnische „Down River“ - eher Folkrock – als Indierock – aber richtig gut.
Auch das sanfte Gitarrenspiel am Anfang von „Soldier On“ nimmt einen mit und schön ist auch der Stimmungswechsel, da es dadurch beim Durchhören nicht langweilig wird.
„Fader“ ist immer noch mein Lieblingssong der Platte. Riesig, macht Spaß, Party und einfach ein klasse AbfeierIndiePopRock-Stück. Macht immer wieder totalen Spaß. „Fools“ nimmt wieder das Tempo raus – gefühlvoller Pop. Stimmung wechselt – wird etwas angespannter – aber eher im Pop-Modus und nicht im Rockstyle bei „Resurrection“ - und der Song hält die Spannung gekonnt lange aufrecht – und rockt dann am Ende doch noch so richtig los. Gute Indierock-Nummer: „Science of Fear“. Der Abschluss macht der „Drum Song“ - ein kraftvoller Instrumentaler Rock-Song.


12.06.25
Philip Kroonenberg – Natural Causes (1995)
Manchmal ist es purer Zufall wie man einen seiner Lieblingsmusiker und dessen Musik kennenlernt. Ich war auf einem Konzert einer mir befreundeten Band namens „Catch 22“ in einer kleinen Veranstaltungshalle in Oberhausen (Eisenheim) – nach der Band spielte „Kroonenberg“ deren Schlagzeuger wohl bekannt geworden war, da er mit Sting schon was gemacht hatte. Weil der Gitarrist von Catch 22 wohl einen der Musiker von Kronnenberg als Lehrer an der Universität in Arnhem kannte – kam es wohl zu diesem Konzert. Und was soll ich sagen – die ganze Musik von „Kroonenberg“ hat mir sehr gut gefallen, die CD gekauft und auch immer wenn ich sie hörte total geliebt. Erst Jahre später dann wieder Platten von Philip Kroonenberg gekauft, ihm persönlich wieder nach Oberhausen für ein kleines Konzert gelockt und bin einfach ganz großer Fan von ihm – toller Songschreiber, toller Sänger, ganz schöne Musik. Also durch dieses Konzert ist meine Liebe zu dieser Platte entstanden. Hier soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass ich auch die einzige veröffentlichte Platte von „Catch 22“ noch immer sehr gern mag und die Projekte und Solosachen von Gitarrist/Sänger Georg Dybowski auch immer weiter verfolgt habe.
Aber nun kommen wir zur Platte „Natural Causes“ - aufgenommen hat Philip Kroonenberg sie mit den Musikern Bart-Jan Baartmans (elektrische Gitarre), Jan Hendriks (Bass- und akustische Gitarre), Louis Debij (Schlagzeug), Rens van der Zalm (Violine, Bandoline, Gitarre und Akkordeon).
Dies war das erste echte Soloalbum von Philip Kroonenberg, der zuvor mit den Gruppen „Freelance Band“ und nach deren Auflösung mit „Personnal“ ein Duo mit dem Sänger/Gitarristen Ad Vanderveen gebildet hatte.
Die Musik von Philip Kroonenberg wird als Roots, Singer/Songwriter-Folk und mit der von J.J.Cale verglichen. Für mich ist es noch irgendwie viel viel mehr – weil es so verdammt eingängige tolle Melodien sind und dadurch schon fast Pop-Song-Qualität erreichen und auch nun solo weniger dem Blues zuzuordnen ist (was ja bei J.J.Cale anders ist) dazu kommt noch diese tolle Stimme – also klingt es eher so als hätte Philip Kroonenberg es geschafft Folk mit der Eingängigkeit eines guten Cat Stevens Songs zu verbinden – auf jeden Fall funktioniert seine Musik mit Leichtigkeit und Finesse ausgestattete rSinger/Songwriter-Folkrock bei mir ganz toll. Deshalb werde ich hier auch nicht drum herum schreiben wie sehr ich dieses Album mag – dessen Song mich nun schon seit gut 30 Jahren begleiten – und irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass ich der einzige Mensch in meinem Umfeld bin, der dieses Album und den Musiker überhaupt kennt – was irgendwie auch immer wunderlich ist – aber das gibt’s auch immer wieder.
Und das mit Cat Stevens kommt wirklich nicht von ungefähr und bei „Midnight Express“ klingt es fast so, als würde dieser einen Harry Belavonte Song mit akustischen Pop-Rock-Elementen und etwas kitschig klingenden Mandolinen ausstatten, aber die Kraft der Melodie und des Gesangs sind einfach total mitreißend – PartyTime!. Und beim mit Tempo gespielten Endspurt des Songs, hört man, wie großartig die ganze Band ihre Instrumente beherrscht. Da ist nichts dem Zufall überlassen.
Wunderbar schön, sanft und ich weiß gar nicht wie ich diese Qualität genau beschreiben soll, die einen Song wie „Rocket“ auszeichnet. Das ist – sooooo furchtbar nett und so gut. Wenn Countrymusik so immer wäre – was würde ich das lieben. So gut und schön – wirklich.
Mit Blues-Rock kennt sich die Band aber doch auch aus und auch da vom ersten Takt an, bin ich immer von der Melodie und der Musik gefangen – und J.J. Cale und Dire Straits Fans kann ich diese Musik nur wärmsten empfehlen. Was die Rhythmusgruppe bei dem Song leiste ist schon ganz große Kunst.
Und der Spaß beim Hören hört nicht auf, denn mit „Up on the Roof again“ folgt der nächste Knaller. Das ist so gut und wer akustisch gespielten Rock mag, der muss das einfach lieben – ich liebe es.
Kraftvoll gerockt – aber immer noch voll akustisch: „Time and again“. Was die Band an mitreißenden Sound präsentiert ist schon wirklich sehr beachtenswert und begeistert.
Und das hört man bei jedem Song – was für eine wunderbare Hymne ist „Bring it out“. Mehr als nur gut!.
Macht mir alles Freude und Spaß beim Hören, auch die sanfte Stücke wie „Two wounded Souls“ werden so perfekt von der Musik getragen und diese Musik im Genre zwischen Country, Roots und amerikanischer Folkmusik ist auch wirklich nie kitschig – sondern immer stimmig. Und so wie bei „Straight from the Heart“ einfach nur wunderschön. Was für ein tolles Lied.
Und immer wieder dieser ganz fantastische akustischer Rock: „Wandering in the Dark“. Und selbst der Country-Rootsrock bekommt von Philip Kroonenberg immer eine extra Note aufgedrückt - „Party Zone“. Und den Cowboys spendet er auch noch einen eigenen Song: „Cowboy´s Dream“.
Der ausgebildete Psychotherapeut Philip Kroonenberg schreibt auch Country-Rock für die Psychoanalyse: „Love on analytic Lives“.
Nochmal akustischer Blues-Rock und wieder soooo gut: „The People were sending me a long Way“.
Und mit einem Liebeslied endet dieses mich immer wieder total begeisternde Album: „Give Room to Love“. Ja, ich liebe es!
11.06.25
Iggy Pop – Brick by Brick (1990)
Wieder einer dieser seltsamen Zufälle. Grade lese ich die Graphic Novel „Final Cut“ von Charles Burns und werde doch dann noch ein Fan von ihm und dann strahlt mich dieses Cover an. Seit Erscheinen des Albums ist „Candy“ ein ewiger Begleiter (genau wie die zwei anderen Stücke mit Kate Pierson als Gastsängerin/Sängerin, die da wären „Shiny Happy People“ (R.E.M.) und „Love Shack“ (B-52´s) – drei Songs für die Ewigkeit).
Das von Don Was produzierte Album bietet eine große Anzahl von Stilrichtungen und so kann sich jeder da seinen Song heraussuchen den er mag.
Als (Gast)Musiker waren unter anderen noch Slash, David Lindley, John Hiatt mit dabei.
„Home“ hat was von Rock´n´Roll und Punk Rock – so ein wenig Iggy Pop im Ramones-Style, aber mit Rockgitarren und Gitarrensolo. So richtig will da aber immer der Funke bei mir nicht überspringen. Sanfter Rock und finde ich richtig stark dagegen: „Main street Eyes“. Den Song hab ich leider immer überhört.
Härter gerockt: „I won´t crap out“. Song für die Ewigkeit: „Candy“. Wieder Härter: „Crap Town“. Ich glaub es liegt an den Sound dem Don Was der Musik auferlegt, dass das sich trotz rotzfrecher Musik nie nach Punk oder dreckig anhört und das passt dann auch nicht so ganz richtig zusammen. Aber sicherlich konnten dadurch eher Nichtpunker was mit dem Album und mit Iggy Pop anfangen – meine Wenigkeit eingeschlossen, der 1990 noch ganz wenig Punk gehört hat.
Mit Akustikgitarre und eher im Mainstreamrock angesiedelt – fast schon Countryrock: „The Undefeatet“. Fast schon ein wenig zu kitschig. „Moonlight Lady“ ist aber einfach ein schöner Song – für Iggy Pop ungewöhnlich sanft – aber ich mag den Song immer sehr gern hören. Es sind auch nicht die (Punk)Rock-Stücke die mich dieses Album so oft auflegen haben lassen – eher Stücke wie „Candy“, „Moonlight Lady“ und das noch später kommende „Starry Night“ - die eher im Mainstream-Musikbereich angelegt sind – dafür aber auch so verdammt gut und zeitlos.
Stücke wie „Something Wild“ sind nicht schlecht und ein paar der Sachen auf der Platte klingen so, als ob Iggy Pop und Don Was den Sound einer Tom Petty and the Heartbreakers-Platte nacheifern wollten. Bei „Neon Forest“ funktioniert der Rock ganz gut und macht auch Spaß, haut mich beim Refrain nur ein wenig raus. Aber vom Rockdrive ganz gelungen.
Ein Song der von vorne bis hinten einfach nur Spaß macht und als solcher wohl auch gedacht ist: „Starry Night“. Ganz großartig. Etwas affig: „Pussy Powers“. Gerockt: „My Baby wants to Rock & Roll“ - aber auch nicht meins. Dann doch lieber das eher wieder akustisch gehaltene Titelstück „Brick by Brick“. Und zum Abschluss gelingt der Rock dann doch noch mal ganz gut mit „Living on the Edge of the Night“.
Die Platte hat einfach ein paar Songs die ich immer und immer wieder gerne höre und nie missen möchte – das reicht doch um eine Platte als gut zu bezeichnen – auch wenn nicht alles drauf gelungen ist.


10.06.25
Gavilán Rayna Russom – The Envoy (2019)
Synthsounds und elektronisch erzeugte Klänge nutzt Gavilán Rayna Russom nicht für Tanzbeats. Es geht mehr um Atmosphäre und Stimmung in der elektronischen Musik von Russom, die auch schon beim LCD Soundsystem für die analogen Synthklänge verantwortlich war. So hat der zweite Song „Kemmer“ auch was von einem Laurie Anderson Stück. Da wundert es auch nicht, dass man die Künstlerin nicht in Clubs und Konzerthallen auftreten sieht, sondern eher in Kunstmuseen und Ausstellungsräumen. Klangteppiche, wie sie alten Menschen wie ich aus den frühen Jahren der elektronischen Musik bekannt vorkommen, verbinden sich bei „Envoy“ auch mit Drone Musik – da werd ich immer schnell etwas ungeduldig bei – um solch Musik zu genießen, müsste ich schon in einer Kirche oder einer verlassenen Industriebrache stehen.
Da sind mir die stürmischen Sequenzer-Passagen bei „Place inside the Blizzard“ dann doch wieder viel lieber – auch wenn es da nur recht kurz stürmisch zu geht und dann im Hall sich auflöst. Aggressiver sind die Klänge bei „Strenght out of the Dark“.
Die Töne, einfach fließen und sich entfalten lassen – dies passiert bei „Center of Time“. Spannung baut sich sofort bei „I Bleed, I Weap, I Sweat“ mit den Sequenzer-Klängen des Stücks auf.
Verstärkt werden die Loops und Sequenzer noch bei „Discipline of Presence eingesetzt – leider passiert, wie auch bei den meisten anderen Stücken der Platte, recht wenig mehr als zu Anfangs des Klangprodukts. Das ist ein Minuspunkt.
Mit einer Länge von 10.22 Minuten ist der Abschluss mit „Winter“ auch das längste Stück – oder vielleicht auch als Klanginstallation zu benennen. Aber da die Klänge hier auch mal hell und ein wenig optimistisch stimmen – lasse ich mir das sogar ganz gern gefallen.
Bis auf das Stück „Kemmer“ bietet das Album Kunst und ist wohl eher was für die Fans von zeitgenössischer Kunst oder aber vielleicht auch was für diejenigen, die elektronische Musik schon kannten, bevor diese zur Tanzmusik wurde. Ambient und Soundtrack für Kunsthallen.
09.06.25
Prince and the Revolutions – Around the World in a Day (1985)
Nach „Purple Rain“ hatte Warner Records auf einen weiteres kommerzielles Popalbum gehofft, aber Prince ist halt Prince und macht was er will und mit diesem siebten Album legte er ein psychodelisches Pop-Rockalbum vor und begeistert mit neuen stilprägenden Sounds. Erst mit diesem Album wurde ich Prince-Fan. Die früheren Hits habe ich eigentlich erst entdeckt, als ich mich in Discotheken herumtrieb.
Mit leichten orientalischen Touch wird Titelsong „Arround the World in a Day“ zum verspielten Hippiepop. „Paisley Park“ ist einfach eine herausragende melancholische, aber doch irgendwie positiv klingende Pop-Rocknummer.
Mit ausschweifenden Intro versehen „Condition of the Heart“ - wohl eine der sanftesten und emotionalsten Balladen die Prince je hervorgezaubert hat.
Es folgt der Hit der Platte „Raspberry Beret“ - was für eine außergewöhnliche Popnummer – einfach weil es anders klingt – weil Prince andere Sounds benutzte und seine Songs irgendwie anders zusammensetzte. Wundervoll. Und wie kein anderer schafft er es ganz leicht R´n´B, Pop, Rock, Soul zu etwas anderen zusammenzufügen. Das ist Prince. Einzigartig.
Mit „Tamborine“ wird’s funkig.
„America“ bietet diese Mischung aus Rockgitarre, Pop-Beats, Funk – einfach Prince und eine in einem Song gepackte „Kritik und Aufforderung an das Land der Brave and Free“. Hit-Nummer zwei des Albums folgt: „Pop Life“ - wunderbarer Popsong.
Mit „The Ladder“ kommen wir einen Song wie „Puple Rain“ dann aber doch noch mal sehr nah. Mit „Temptation“ wird es einfach ausgelassen – und Prince rockt einfach das Haus auf seine ganz eigene Weise.
Prince, der geniale Performer, aber was andere Performer nicht konnten, nämlich auch meisterlich komponieren und produzieren und Instrumente spielen, das alles beherrschte Prince wie kein zweiter dieser Popgeneration. Ein Meister der Musik. Ein Unsterblicher – und dies ist keine Übertreibung.


06.06.25
Colourbox – Best Of 82/87 (2001)
Colourbox waren eine erste Ausnahmeerscheinung beim Label 4AD, weil sie doch viel mehr nach Dancefloor und Pop klangen, als es bei den anderen Vertretern des Labels üblich war. Ihren bekanntesten Song, der bis heute noch oft gehört wird, ist unter einen anderen Namen herausgebracht worden: Der Song ist „Pump up the Volume“, der Name „M.A.R.I.S.“.
Ich bin auf die Band aufmerksam geworden durch einen Artikel in einer alten Musikzeitschrift und bin mir seitdem etwas unschlüssig, ob das wirklich Musik für mich ist, die Colourbox gemacht haben – aber auf jeden Fall „Pump Up the Volume“ finde ich riesig – der Song hat glaube ich das ganze Dancefloor- und Elektronische Tanzmusik-Genre wie kaum ein anderer beeinflusst.
Das Best-Off beginnt mit „The Official Colourbox World Cup Theme“ - das Stück ist durchaus ernst gemeint und war für die WM86 gedacht – wurde aber nicht offiziell dafür verwendet. Ist auch eher eine mittelprächtige Synth-Orchester-Nummer. Obwohl das, Hauptthema des Songs (Refrain) ganz nett ist – nur der Rest ist etwas zu aufdringlich geraten.
Ein Single-Hit für Clourbox war auch die Coverversion von „Baby I love you so“ - als Dub/Reggae-Nummer in der Maxiversion – mit ein paar Sample-Effekten versetzt - ist das ganz gelungen – auf jeden Fall für jemand wie mich, der recht wenig Dub/Reggae hört. Als Sängerinnen waren bei Colourbox erst Debbion Currie und danach Lorita Grahame aktiv. Die Brüder Martyn und Steven Young waren vor Colourbox auch an den ersten zwei Alben von This Mortal Coil beteiligt.
Danach folgt auch schon „Pump Up the Volume“ - auch in der US-Maxiversion – eine durchaus gelungene Version des Song.
„Looks Like we´re shy one Horse – Shoot Out“ - führt zurück zum Dub/Reggae-Sound – da könnte gut Joe Strummer drüber singen – dann hätte das wirklich was. Damit wird aber auch klar, dass Colourbox eher ein DJ-Projekt sind – als eine normale Band. „Arena 2“ ist ein recht gewöhnlicher 80er Pop-Song. Tut nicht weh – braucht man aber auch nicht – irgendwo zwischen Tompson Twins und The Euryhtmics angelegt.
„Just give `em Whiskey“ überrascht mit Rockgitarren und Rocksounds, die dann mit Samples gemixt werden – das ist dann zum Teil wenigstens außergewöhnlich und gut gemacht.
Mit dem Titel „Philip Glass“ werden Clourbox mit Ambientsounds dem Titel gerecht. Auf jeden Fall ist diese Songsammlung recht abwechslungsreich zusammengestellt.
80er-SynthPop: „Breakdown – Original 12“. Mehr im Balladenstil und ganz gut geraten: „Sleepwalker“. Und am Ende werden nochmal die Rockgitarren rausgeholt und wieder wirksam mit Samples gemixt – dabei geraten die Samples aber etwas zu aufdringlich und übertönen sogar die Rockgitarren etwas zu sehr.
Die wichtigste Herausbringung von Colourbox aka M.A.R.I.S. Ist sicherlich „Pump Up the Volume“ - vieles was sie gemacht haben, klingt heute nach eher mittelmäßigen Pop- und Dub/Reggae-Songs aus den 80er Jahren und daher ist selbst dieses Best Of Album kein Muss. Nur was für Fans der 80er, die mal was anders hören wollen als Art of Noise und vielleicht genau hören wollen wie sich die Musik vom Synth-Pop und DubReggae weiter in Richtung Clubsounds und Techno und elektronische Tanzmusik der 90er bewegt hat.
05.06.25
The Tragically Hip - In Between Evolution (2004)
Neuntes Album der Kanadier. Produziert von Adam Kasper, der mit vielen Größen der Grunge- und Alternative-Rock Szene schon gearbeitet hat. Müsste eigentlich gut zum Sound von The Tragically Hip passen. Von den Themen ragt das Album vom Tod eines bekannten Eishockeyspielers bis zur Auseinandersetzung mit dem 2003 ausgelösten Irakkrieg.
Einfach runtergerockt – dafür ist die Band ja bekannt: „Heaven is a better Place today“. Und schnörkellosen Rock bietet auch „Summer´s Killing Us“ und da klingen sie wieder sehr wie Pearl Jam – den Dauervergleich kann ich bei jedem Album von „The Hip“ einwerfen – passt aber auch einfach zu gut.
Aufhorchen lässt „Gus: The Polar Bear from Central Park“ - da ist die Gitarrenarbeit riesig – erster mehr als nur guter Song der Platte. Ich weiß warum, es zwei „BestOff-Platten“ dieser Band gibt (die auch jeweils auch noch Doppelalben-Länge haben). Herausragende Songs findet man auf den Alben einfach immer eine ganze Menge. Rocksongs können sie einfach: „Vaccination Scar“.
Guter, etwas lockerer Rocksong: „It can´t be Nashville every Night“. Sanfter „New Orleans is beat“ - schon mit Countryrock-Einschlag.
Der nächste richtige Kracher ist „You´re Everywhere“ - das ist einfach gut – es ist Rock und es ist The Tragically Hip wie ich sie liebe. Kraftvoll, mitreißend.
Das ist schon ein eher Low-Fi-Album der Tragically Hip. Flotter, aber irgendwie freundlicher Garagen Rock: „Makeshift as we are“ - könnte komplett live eingespielt sein. Klingt auf jeden Fall so.
Vom Sound schon etwas ungewöhnlich – aber für den Song nicht ganz zum Vorteil: „Mean Streak“ - könnte tatsächlich anders abgemischt, sehr viel besser sein. Härter gerockt: „The Heart of the Melt“.
Wenn ein Song der Tragically Hip richtig funktioniert, merkt man das eigentlich immer direkt mit den ersten Takten des Songs, so wie bei „One Night in Copenhagen“. „Are we Family“ ist gut gerockt und „Goodnight Josephine“ funktioniert auch sehr gut.
Das Album hat vielleicht nicht ganz die Klasse der Alben davor, erinnert wieder etwas mehr an die einfach runtergerockten Alben ihrer Anfangszeit – aber das können The Tragically Hip halt. Aber von Sound her ist es mir etwas zu einfach gehalten.


04.04.25
Serafina Steer – The Moths are real (2013)
Serafina Steer ist ausgebildete Harfenistin, arbeitete vor diesem Studioalbum schon mit Jarvis Cocker zusammen, der dieses Album auch produziert hat. Ich bin auf Serafina Steer als treibende Kraft der Indie-Post-Punk-Band „Bas Jan“ aufmerksam geworden und wollte hören, wie sie vor ihrer Zeit bei Bas Jan geklungen hat.
Als Chamber-Indie-Singer/Songwriter-Folk würde ich die Musik einordnen. Sehr zurückhaltend und auch sparsam instrumentiert – tatsächlich mit Harfe/Stimme als Haupt-Instrument(e) und somit ganz anders als bei Bas Jan – aber ich mag es – weil der Anfangstrack „Night before Munity“ einfach gut als anspruchsvoller Indie-Folk-Song funktioniert.
Und sofort einnehmend ist dass ganz leicht daherkommende und sehr elegante „Machine Room“. In der Einfachheit und dem eher klein gehaltenen Gebrauch von Instrumenten können sich die Songs auch schön entfalten und das funktioniert sehr gut. Jarvis Cocker hätte ich bei solchen Songs nicht als Proudzent vermutet – aber vielleicht habe ich von dem Mann auch nur ein viel zu eingeschränktes Bild – muss ich mich vielleicht auch mal mehr mit befassen.
Folk, der schon teilweise ins Klassische geht und sehr elegant: „Ballad of Brick Lane“, Bisher gefällt mir das alles sehr gut und ist doch so anders als das was ich vorher von ihr kannte.
„Lady Fortune“, setzt den Sound der Songs zuvor weiter fort, dabei hat der Song aber eine schöne Indie-Pop-Note. Minimal Pop – könnte man das nennen. Aber ganz anders als es zum Beispiel The XX machen, zu denen die Beschreibung ja auch gut passen würde.
Durch den Harfeneinsatz wird die Musik das Folk-Feeling auch nicht los. Aber es sorgt auch dafür, dass die Musik nach mehr klingt, als den normalen Singerin/Songwriterin Indiesong – das erhöht ihm schon in Richtung „Zeitgenössische Musik“ (obwohl ich diesen Oberbegriff für Musik gar nicht mag – weil er überhaupt keinen Aufschluss gibt, wie die Musik klingt, sondern nur einen gewissen „Anspruch“ der Musik auferlegt. Nils Frahm, Hauschka und Co sind tolle Musiker und Komponisten – aber nur weil man sie nicht der typischen Klassischen Musik zuordnen will und kann – sind sie halt „nur“ Musik aus der Gegenwart. Ein Quatsch ist das. Intellektueller Humbug.
Das Serafina Steer eine tolle Komponistin ist, hört man sofort heraus bei „The Removal Man“ und dem zuvor gehörten „Skinny Dipping“.
Sehr melancholisch: „In a World of Love“. Schöner, weil ganz sanfter Singerin/Songwriterin-Song: „Has anyone ever liked you?“.
Toller Chamberfolk: „Island Odessy“. Folk, bei dem der Gesang die Hauptrolle spielt: „Alien Invasion“ und ganz beeindruckend, wie einfach es ist, eine dichte musikalische Atmosphäre zu schaffen.
Bei „Disco Compilation“ verbindet Serafina Steer dann doch mal ihren wunderbare Singerin/Songwriterin Qualität mit ein paar Discobeats – Singelmaterial – aber nicht schlecht platziert, weil durch den Song nochmal etwas Schwung gegen Ende der Platte hinzugefügt wird.
Sanfter Abschluss – fast schon in Wiegenlied-Form – der dann aber doch etwas mehr als nur ein einfaches Wiegenlied ist: „The Moth are real“.
Neben ihrer Arbeit mit Bas Jan darf Serafina Steer gerne weiter auch Musik wie diese machen – dieser Chamber-Folk mit leichten Indie-Touch gefällt mir auch sehr gut. Schönes, das einfach klingt, aber alles anderes ist als nur leichte Musikkost. Vielseitig ist diese Musikerin, die Harfe spielen kann, aber auch mit ihrer Band den Post Punk wiederbelebt. Und Vielseitigkeit mag ich – weil ich auch gerne vielseitig Musik höre. Alles ist möglich.
03.06.25
The Frames – The Cost (2006)
Bevor Glen Hansard als Schauspieler bei The Commitments als Gitarrist der Band in Erscheinung trat und an der Seite von Markéta Irglová in „Once“ zu sehen war, war er schon der Frontmann der Band „The Frames“ und auch Songs von The Frames wurden in „Once“ verwendet. Und nach dem ich vom Film „Once“ und dessen Soundtrack so begeistert war, wollte ich natürlich auch mehr haben von diesen Musiker und seiner Band und so legte ich mir dieses Album zu – auf dem auch der Song „Falling Slowly“ nochmal zu finden ist, genauso auch das Lied „When your Mind´s made Up“. Stört aber auch nicht – weil es auch andere Fassungen sind.
Wer schon die Musik von Glen Hansard späteren Soloalben kennt und wer „Once“ gesehen und gehört hat – der wird mit der Platte vertrautes Terrain betreten. Den Glen Hansard hat auch mit The Frames genau dieselbe erdige und ehrliche Rockmusik mit Singer/Songwriter-Einschlag gemacht. „Song for Someone“ irritiert am Anfang vielleicht noch durch die Zärtlichkeit und die Stimmlage mit der Hansard denn Song singt – da klingt er fast wie Adam Levine – der ja auch in einem anderen Film vom „Once“ Regisseur mitspielte – aber die Intensität und die Qualität ist typisch Glen Hansard.
Natürlich ist The Frames aber auch eine Band – weitere Mitglieder sind: Dave Odlum (Gitarre), Colm Mac Com (Geige/Keyboards), Joe Doyle (Bass) – den Platz hatte bis 1996 John Carney inne, der der Filmemacher von „Once“, „Can a Song safe your Live?“ und „Sing Street“ und dem leider auf Apple TV+ versteckten „Flora and Son“ ist, Graham Hopkins (Schlagzeug). Der Besetzung der Band gehörten vor und nach diesem Album aber auch noch teilweise weitere andere Musiker an.
Als zweites – mit sehr kraftvollen Gitarrenintro – dann doch bekannt zärtlich „Falling Slowly“ - was für ein Song! Song für die Ewigkeit – egal in welcher Fassung. Wenn ich den Film sehe, bekomme ich an der Stelle, wenn das Lied gespielt wird, noch immer regelmäßig Gänsehaut. Was Musik doch bewirken kann.
Singer/Songwriter-Musik mit sanften und zeitlos emotionalen Rock zu verbinden, dass ist die Stärke von Glen Hansard und auch von The Frames - „People get Ready“ auch einfach wunderbar – das ist mal richtig guter moderner Folkrock. Und sie klingen mit ihren Folk eher amerikanisch/international dabei und von ihren irischen Wurzeln hört man da wenig – das liegt aber auch an der großen Intensität, die die Stücke alle miteinander verbindet – was meist als sanfter Song beginnt, steigert sich in kraftvolle Emotionalität – gekonnt und ganz großartig. Man höre nur „Rise“.
Wurde auch in „Once“ gespielt und gesungen: „When your Mind´s made Up“. Alles ganz wunderbare Songs. Gilt auch für „Sad Songs“ und dem schon fast ins Alternative-Rock Genre gehende Titelstück „The Coast“. Dem melancholischen Stil des Titelsongs behält auch „True“ bei – setzt dabei aber weniger auf harte Gitarren. Erdiger und im Singer/Songwriter-Folk-Modus – aber auch etwas traurig: „The Side you never get to see“ - bei dem Song stellen sich bei mir dann doch etwas Ermüdungserscheinungen ein – dafür war das Material am Anfang der Platte einfach viel zu gut, um dies bis hier hin über die Zielgrade zu bringen – da will dieser doch etwas ins kitschige geratene Song, dann mal nicht ganz so funktionieren – die Streicher sind es – die den Song ruinieren.
Letztes Stück „Bad Bone“ - schöner Country-Folk-Song. Das Album hat am Anfang sechs ganz großartige Songs – da kann der Rest der Songs nichts dran ändern – das dies kein großartiges Album ist und Glen Hansard versteht es einfach zeitlose Songs zu machen.

31.05.25
The Tragically Hip – In Violet Light (2002)
Von Hugh Padgham produziert. Nach Anschauen der Banddoku-Miniserie „no dress rehearsal“ fand die Band es erst toll mit einer Produzentenlegende zusammenzuarbeiten, aber mit dem Endergebnis war die Band nicht ganz zufrieden – so richtig wollte sich Hugh Padgham nur mit „einem“ Bandmitglied intensiv befassen – das sei er so von seiner Arbeit mit Sting ja auch gewohnt gewesen – dass eine ganze Band Mitspracherecht hat – war ihm irgendwie suspekt. Im Nachhinein gibt die Band auch zu, dass ein paar der Song mit der Zeit gewachsen sind. Und der Song „It´s a good life if you don´t weaken“ ist auch ihr bisher letzter Song, den sie nach Gord Downies Tod zusammen mit Leslie Feist live gespielt haben.
Bei „Are you ready“ scheint das Gitarrenspiel etwas arg „verstimmt“ - absichtlich schräg gespielt ist das schon etwas merkwürdig für eine Nummer, die im Refrain das Zeug zur „Stadionhymne“ hat. Bin etwas verwirrt. Bei „Use it Up“ fängt es vielversprechend an, weil der Song erst wie eine sanfte ruhige Nummer beginnt, dann aber plötzlich zur Rock´n´Roll wird und so wechselt der Song von Rock´n`Roll und Rock ständig hin und her – auch hier ist die Mischung etwas verquer geraten. Die Band schien wirklich nicht zu wissen, wo sie hinwollte oder hatte zu viele Ideen auf einmal für ein Album oder wurden von Padgham verführt etwas zu experimentieren.
Vielversprechend fängt auch „The Darkest One“ an und der Song scheint mal einfach ein Midtempo-Rocksong zu sein. Genau also das, was ich von The Hip erwarte. Der Song ist dann so, wie man es gewöhnt ist. Erleichterung stellt sich ein.
Und bei „It´s a good life if you don´t weaken“ stimmt wirklich alles. Ganz toller Song. „Silver Jet“ erinnert an die frühen Garagen-Rock-Songs der Band, der durch den guten Refrain den Hörer dann auch komplett an sich zu binden versteht. Der Sound des Albums erinnert mich an die Platten von der Dave Matthews Band – und so richtig „Throwing of Glass“. Dichte Atmosphäre und mit viel Anspruch und Geschick Musik gemacht. Das klingt so einfach – aber in Perfektion gibt es das auch nicht so oft. „All tore Up“ gut gerockt. Schön ruhig gespielt, aber trotzdem mit Schwung: „Leave“. Somit hat das Album tatsächlich auch wieder einige Highlights zu bieten.
Ein ganz schönes Singer/Songwriter Stück gibt’s auch von der Band – ganz wunderbar: „A Beautiful Thing“. Das ist ein ganz starkes Stück Musik. „The Dire Wolf“ erinnert an die Musik von Daniel Lanois und mischt sich dann mit dem Sound des zweiten Pearl Jam Albums, das passt dann natürlich auch richtig gut und ist dann natürlich auch was für mich. The Tragically Hip machen echt Musik für mich.
Auch wenn die ersten zwei Stücke wirklich Murks sind – der Rest gefällt mir wirklich wieder gut und das gilt auch für den letzten Song der Platte „The Dark Canuck“.


30.05.25
Orchestral Manoeuvres in the Dark – Crush (1985)
Vom Synth-Pop der Anfangsjahre geht’s es mit dem Album weiter in Richtung Pop – und dies schön schmalzig – fast schon mit Rock´n´Roll Leichtigkeit – so beginnt die Platte mit „So in Love“ sehr nett, aber auch sehr beliebig. „Secret“ lässt noch ein bisschen von den elektronischen Sounds erahnen – die die Band um Paul Humphreys und Andrew McCluskey mal ausgemacht hat. So auf seine naive aber als Song doch ziemlich überraschende Art sehr feiner Song „Bloc Bloc Bloc“.
Zurück im sehr beliebigen Popmodus: „Woman III“. Der Song ist ja noch nicht einmal richtig schlecht – aber halt auch nichts besonderes oder etwas, dass man unbedingt in der Playlist bräuchte. Titelstück „Crush“ mag ich immer noch auf seine fast schon kindische Art total gerne – ist für mich ein ganz toller Song, weil da stimmt, wie bei anderen „späten“ Lieblingssongs von OMD wie „Talking Loud and Clear“ einfach alles und es ist so „laid back“ und einfach ganz großartig gemacht.
Um es ihren alten Fans etwas recht zu machen, klingt „88 Seconds in Greensboro“ dann sogar wirklich wie die alten OMD – ein New Wave-Stück. Sehr gut. „The Native Daughters of the Golden West“ fängt mit Streichern recht dramatisch an – will düster sein – aber irgendwie will da der Funke nicht über springen. Aber schön dass das Albummaterial sich dann doch etwas vom sauberen Pop abwendet und auch andere Spielarten bietet. Und manchmal gefällt es mir, wenn sie schon fast zu süßen Pop machen, dann doch sehr gut – denn „La Femme Accident“ mag ich immer noch – ganz feine Nummer. Und bei „Hold You“ haben Bands wie „Vampire Weekend“ ganz genau hingehört. So unwiderstehlich ist das. Der Abschluss mit „The Lights are going Out“ geht auch noch – ist wirklich schön leicht experimentell und trotzdem anspruchsvoll geraten..
Sagen wir mal vielleicht dann doch das letzte wirklich noch „gute“ Album von Orchestral Manoeuvers in the Dark, denn Songs wie „Crush“, Le Femme Accident“ und „Hold you“ können mich immer noch richtig begeistern. Und „Bloc Bloc Bloc“ und „88 Seconds in Greensborro“ können einen beim Wiederhören noch richtig überraschen.
27.05.25
Lyle Lovett – Lyle Lovett and his large Band (1989)
Jazz in Big Band Qualität und dies dann gemischt mit Country-, Blues-, und Soul-Elementen – das ist die Gesamtbeschreibung dieses Albums. Dabei ist die Qualität der Songs sowohl bei den Eigenkompositionen als auch bei den Coverversionen sehr hoch angelegt. Zwar traf das Album im Gesamten bisher nie ganz bei mir auf Begeisterung – dafür machten es aber brillante Einzelstücke unmöglich Lyle Lovett und dessen Musik nicht zu mögen und weiter zu verfolgen. Manchmal reicht ein Song aus, um einen fürs Leben an einen Künstler zu binden . So ist das bei mir mit „Nobody knows me“ ergangen.
Bigband-Jazz mit dem Schwung einer Erkennungsmelodie für eine TV-Show (erinnert mich tatsächlich an die Musik vom „Aktuellen Sportstudio“) beginnt das Album mit dem instrumentalen „The Blues Walk“. Mit sehr viel Blues-Soul-Einschlag folgt dass meist gesprochene, aber im Refrain stark gesungene „Here I am“. Jazz, Soul, Blues alles zusammen und ganz großartig und elegant: „Crying Shame“ und „Good Intentions“. Mit ganz viel Gefühl: „I know you know“.
Von der Produktion her könnte man das Album als glattgebügelt bezeichnen, was ein großer Fehler wäre, da es einfach meisterliche und ganz detailreiche Aufnahmen sind. Und natürlich beherrschen alle beteiligte Musiker ihre Instrumente bis ins perfekte. Dem Zufall überlässt Lyle Lovett nichts – dadurch wird der Hörer bei seinen Platten immer mit größtmöglicher Qualität belohnt. Jetzt muss man nur noch die ursprünglichste und langlebigtste Form der amerikanischen Musik mögen, dann macht die Musik von Lyle Lovett einfach ganz viel Spaß und um so älter ich werde, um so mehr kann ich mit der Platte anfangen – weil, wenn man eigentlich mehr in anderen Musikgenre unterwegs ist – mag man viele dieser Songs als „ganz nett, aber nicht so ganz meins“ bezeichnen“ oder Musik für alte Leute und Country-Fans. Hört man das Album aber richtig: ist das nur perfekt gemachte Musik. „What do you do/The Glory of Love“ ist dafür ein sehr gutes Beispiel.
Schon sehr schön kitschiger Country: „I married her just because she looks like you“ - Ursprünglicher kann man Country-Musik kaum wiedergeben. Und da bleibt bei keinem Cowboy die Augen trocken. Und das verstärkt sich dann noch bei „Stand by your Man“.
Sehr schön und mit Gefühl und weniger Kitsch: „Which Way does that old Pony Run“. Solche Songs kann Lyle Lovett richtig gut.
Lovesong für die Ewigkeit – ganz riesig und soooo schön: „Nobody knows me“. Den Song spüre ich am ganzen Körper.
Auch sehr schön. „If you where to wake up“.
Und am Ende noch mal ein rausgehauen mit ganz viel Jazz und Soul-Feingefühl, dabei aber auch sehr kraftvoll im Ausdruck: „Once is enough“.
Ein Album, dass mir jetzt wirklich ganz viel Freude macht und in das ich wohl endlich hineingewachsen bin.


26.05.25
Fad Gadget – Gag (1984)
„Gag“ ist das vierte und letzte Album das Frank Tovey als Kunstfigur „Fad Gadget“ aufnahm. Trotz Anerkennung in der Elektronik- und New Wave-Szene war die Musik von Fad Gadget zwar schon fast Kult – aber der kommerzielle Erfolg war ausgeblieben.
Die Musik von Fad Gadget ist elektronische Musik mit düsteren New Wave gepaart. Damit konnte er ähnlich wie Anne Clark sowohl bei den Freunden elektronischer Musik als auch bei den Düster-Pop-Gothik-Fans punkten. Vielleicht würde man heute das alles auch einfach unter dem Post-Punk-Label führen und verkaufen.
An dem Album „Gag“ hätten aber auch Freunde der Einstürzenden Neubauten und von Nick Cave sicherlich ihre Freude. Denn der Song „Ideal World“ bietet düsteren Punkrock und elektronisch ist bei dem Sound auch höchstens was auf der Effektebene. Und der Song ist sehr gut gealtert – gleiches gilt natürlich für den Hit oder den bekanntesten Song der Platte „Collapsing New People“ - ist auch einer meiner „Songs für die Ewigkeit“ - darf wirklich in keiner Playlist fehlen. Bei dem Song haben in der Maxi-Version auch die Neubauten mitgewirkt.
„Sleep“ ist ein beeindruckendes Wiegenlied – und man wundert sich – warum der Song einen nicht schon seit Jahren begleitet. Aber Fad Gadget ist so ein typisches Opfer von guten Singles, die bei den Fans Kult sind und die man kennt, wie „Back to Nature“ und „Ricky´s Hand“ - aber den Rest kennt man irgendwie so gut wie gar nicht – auch das geht mir bei Anne Clark genauso. Dabei macht mir das Album gerade im gesamten wirklich Spaß. Daran ändert das auch im Synthpop angesiedelte „Stand Up“ nichts – toller Song. „Speak to Me“ hat was von den Songs von Heaven 17 und The Human League – die leider immer viel bekannter waren als Fad Gadget – warum das so war, lässt sich anhand der Qualität dieses Albums wirklich nicht mehr erschließen. Leider ist Frank Tovey dann ja auch recht früh verstorben und konnte es dann auch nicht mehr so richtig auskosten – als seine Musik verspätetet doch dann zum Kult wurden.
Nochmal etwas düsterer angelegt – aber immer mit frechen Augenzwinkern: „One Man´s Meat“ - tatsächlich versuchte Fad Gadget anscheinend das „düster Post-Punk“ Image etwas mehr durch charttaugliche Stücke aufzubessern – was der Qualität der Songs auch nicht schadet und vielleicht ist das Album deshalb für ein 80er Album auch recht gut gealtert.
Mal mit viel Anspruch und Ernsthaftigkeit versehen: „The Ring“ - das Abwechslungsreichtum auf dem Album ist ein weiterer großer Pluspunkt.
Bin wirklich total überrascht wie viel Spaß dieses Album macht und wie viel besser als so manche andere Platte mit ähnlicher Musik es mir heute gefällt. „Jump“ steht dafür gut Parte.
Die ganze Kreativität und verrückte Genialität von Frank Tovey aka Fad Gadget wird nochmal bei „Ad Nauseam“ klar – vielleicht hätte manchen sich zu ernst nehmende Musiker mal eine solche Verrücktheit ganz gut getan – der Song ist ein wenig wie „Dead Can Dance“ auf Speed. Und das macht richtig Spaß.
Ganz tolles Album – gut für mich neuentdeckt zu haben. Auch Fad Gadget ist einfach viel mehr als nur „Collapsing New People“.
24.05.25
The Tragically Hip - Music@Work (2000)
Nach „Phantom Power“ hat sich was im Bandgefüge von The Tragically Hip verändert. Frontmann Gord Downie zog in die Großstadt, während die anderen Mitglieder ihrer Heimatstadt Kingston treu blieben. Zum arbeiten im Studio traf die Band zusammen und Gord Downie nahm zwei Musiker, die im Studio bei den Aufnahmen der Platte geholfen hatte mit auf Tour – was von den anderen Bandmitgliedern wohl einfach alles tollereiert wurde, aber nicht auf Begeisterung stieß.
Das Album wurde erneut ein Charterfolg in Kanada und gewann den Juno Award für die Beste Platte.
Guter Rocksong direkt am Anfang „My Music at Work“. Härter und im Alternative-Rock angesiedelt: „Tiger the Lion“. Aber das ist ein Song der mal nicht so meins ist. „Lake Fever“ mag ich da wieder besser leiden – der rockt eher klassisch und hat eine schöne Atmosphäre. Produktionstechnisch sind die Aufnahmen wieder reduzierter produziert (Produzent Steven Berlin).
Rocken können The Tragically Hip einfach außergewöhnlich gut und so machen Songs wie „Putting Down“ auch Spaß, wenn man solche Songs eigentlich schon zu genüge gehört hat. Aber es ist immer wieder schön, wenn sie dann auch mal sanftere Töne anschlagen – wie das sanfte „Stay“ - diese Art von sanften Rock können sie nämlich auch richtig gut.
Aber rocken steckt ihnen im Blut, dass hört man gut wieder bei: „The Bastard“. Eigentlich sind das auch immer eher reine Rocksongs und im Ansatz – oder vielleicht eher von der Produktionsweise zum Alternative-Rock zählend. Für mich machen Pearl Jam auf den meisten Alben auch nur eine Mischung aus Rock und PunkRock – so Grunge ist das auch nicht mehr. Trotzdem klingt auch dieses Album wie ein spätes Grungealbum – weil sich so die meisten Grungebands im Jahre 2000 angehört haben. Für mich ist Grunge eher sowas wie Smashin Pumpkins, Nirvana, Pixies, Breeders und so – auch Soundgarden halte ich eigentlich für eine echte Rockgruppe.
Nochmal sanft und wieder richtig gut – das fühlt sich dann wie „Daughter“ von Pearl jam an – und so hört sich „The Completist“ an. Supersong.
Wieder klassischer Rocksong: „Freak Turbulance“.
In viel Atmosphäre getaucht: „Sharks“. Musikalisch ist das wieder ein Album, dass viel an die Alben „Rod Apples“ (wegen des klassischen Rocksounds) und „Fully Complety“ (wegen der Öffnung zum Alternative-Rock hin) erinnert.
Da ist dann ein Song wie „Toronto 4“ - der sich mehr nach Singer/Songwriter-Folkrock anhört – immer dann doch überraschend (und gut). Siebziger Jahre Rock können sie auch: „Wild Mountain Honey“ - und bei dem Song klingen sie musikalisch wieder auch sehr nach Pearl Jam. Den Sound behalten sie auch bei „Train Overnight“ bei.
Wieder mehr auf Atmosphäre und etwas anspruchsvoller angelegt und dabei auch sehr gut: „The Bear“. Das Album entwickelte sich auch dank der Songanzahl von 14Stück doch abwechslungsreicher als es zu Anfang und in der Mitte vermuten ließ. Ein weiteres wirklich sehr gutes Album mit vielen guten Songs. Ich liebe diese Band gerade wirklich – schade, dass ich sie so spät entdeckt habe – dafür mag ich sie jetzt einfach um so mehr.
Letzter Song dieses siebten Albums, der dann auch wieder sanft und akustisch ist: „As I wind down the Pines“. Ein Album das glaube ich jeden The Hip-Fan mitnimmt – weil es ebenso viel von dem Songs der frühen Phase hat, als auch von den zuletzt veröffentlichten Platten. Und genug gute Songs gibt es einfach auch wieder.

18.05.25
Christy Moore – The Early Years 1969 – 81 (2020)
Christy Moore ist einer der bekanntesten Folkmusiker Irlands, zusammen mit Musiker wie Andy Irvine und Dónal Lunny und durch seine Mitarbeit an der Band „Planxty“ erreichte er große Bekanntheit und wird von vielen Mitmusikern hoch geschätzt.
Zu dieser Songsammlung kam es, weil Universal Music Irland den Katalog von Tara Records gekauft hat, zu dem auch viele Aufnahmen von Moore und Planxty gehören – das Label machte Moore ein Angebot diese Sammlung seines Frühwerks herauszubringen. Zusammen mit Stan Roche machte Moore sich dran, diese Mischung aus Studio- und Liveaufnahmen, sowie bisher unveröffentlichtes Material zusammen zu stellen. Für mich ist dies ein Einstiegspunkt in das Werk von Chrity Moore, den ich zuvor nur als Mitmusiker bei einigen Stücken und mit einem Stück von einem Sampler in meiner Sammlung hatte. Bin gespannt. Durch seinen Wikipedia-Eintrag weiß ich nun auch, dass Luka Bloom (der eigentlich Barry Moore heißt) sein Bruder ist.
Was Irische Folksmusik ausmacht – das Trommeln und das Fiedeln und der Gesang – all das bringt direkt „Home by Bearna´“ ganz großartig auf den Punkt. Ich mag den irischen Folk ja auch, weil ich Mittelalter- und Fantasygeschichten immer mag und diese Musik dazu einfach den passenden Soundtrack bildet. Aber ich mag es vor allem, weil es gute meist akustische Musik ist – die Geschichten erzählt und dabei zum Feiern animiert – und es hat Herz und Seele. Auch ganz groß „Lanigan´s Ball“ - das ist bester Folk (und da merke ich, dass es ja wohl viel mehr gibt als die Dubliners und die Chifteans. Eigentlich ein Jammer – wie oft man nur die bekanntesten Musiker eines Musikgenres kennt). Perkussion und Stimme eröffnen „Limerick Rake“ - dann kommt ein Saiteninstrument hinzu. Das einzige was schnell anfängt etwas zu langweilen, ist die meist doch sehr gleiche Gesangsmelodie – eigentlich wechselt bei diesen Stücken nur die Art wie sie von den Instrumenten begleitet wird – der Rest ist schon immer sehr ähnlich. Natürlich sicherlich in den Details aber doch immer unterschiedlich. Ich werde die 42 Stücke aber in vier Sessions durchhören und nicht am Stück – ich glaub, dies wird das Durchhören doch einfacher machen.
Mit fast nach asiatischer Zitter klingenden Saitenanschlägen beginnt „Johnny Jump up“ - ein recht einfach gespieltes Stück. Trommelschläge begleiten, das sanfte „Tippin´it up to Nancy“.
Mal etwas in „lieblichen“ Ton gehüllt, dafür aber ganz schön: „Rambling Robin“. Auch sehr schön: „Little Musgrave“. Auch schön – aber alles schon recht ähnlich: „Nancy Spain“ (als Einzelstücke aber wunderbar). Nur Stimme: „Wave up to the Shore“.
„What put up the Blood“ mixt den Folk mit Rock und das bringt auch zur rechten Zeit etwas Abwechslung und der Song ist auch sehr gut.
Danach folgt die erste Liveaufnahme der Songsammlung, diese stammen wohl meist von TV-Auftritten. „John O´Dreams“ ist Singer/Songwriter-Folk. Auch nur Gesang und Gitarre – dafür mehr traditionell: „Trip to Jerusalem“.
Mit Country-Touch: „SACCO & VANZETTI“. Danach folgen vier weitere Liveaufnahmen, aufgenommen 1980 in der Abbey Tavern. Den Anfang macht das „1913 Massacre“ - stammt im Original genau wie das Stück zuvor aus der Feder von Woody Guthrie. Die anderen Titel sind „The Ballad of Tim Evans“ (den Song finde ich recht stark), „The Pages that I read make me sadder“ (hier zerstört das einsetzende Piano den Song) und „I wish I was in England“. Alles Folksongs mit oft starken irischen Touch.
„Joe McCann“ folgt – den irischen Folk mit Mittelaltertouch haben wir längst hinter uns gelassen und der größte Teil der Songs sind Folksongs mit Gitarre als Hauptinstrument und Gesang. Und bei der Art von Folk wird es eigentlich genauso wie bei der amerikanischen Countrymusik mir doch etwas schnell langweilig, wenn ich zu viele dieser Songs hintereinander hören. Aber ein paar Songs werden sich als Einzelstücke in der Playlist später wieder sehr gut machen.
Und manchmal beeindruckt Christy Moore mit wirklich großartigen Gitarrenspiel und hebt Songs wie „Hey Sandy“ über das Mittelmaß heraus. Darauf folgt „The Crack was ninety in the Isle of Man“ - die beiden Stücke sind auch wieder Liveaufnahmen (Live in Dublin, 1978).
CD 1 von 2 endet mit „The Cliffs of Dooneen“ - nochmal sehr schöne traditionelle irische Folknummer.
„One Last Cold Kiss, Trip to Roscoff“ – ist eine gute Folkrock-Nummer. Etwas mehr mit Rockelementen versetzt finde ich irisch Folk gar nicht mal schlecht. Könnte er auf dieser zweiten CD noch gerne öfters geben. Das Stück stammt aus dem Jahr 1975. Gefolgt wird dies vom „The Raggle Taggle Gypsy/Tabhair Dom Do aámh“ - das ist dann wieder klassische irischer Folk (Gesang, Fiedel, Gitarre)/der zweite Teil des Songs – instrumental - ist sehr schön. Der „The-Moving-On-Song(Go! Move! Shift!)“ - weiterer typisch Irishfolksong – davon gibt’s natürlich viel und viel klingt davon dann doch sehr gleich. Das ist dann eine Schwäche der Songsammlung – es sind einfach zu viele und deswegen wird’s dann irgendwann doch etwas eintönig und langweilig. Aber wie schreibe ich immer: „Als Einzelsong innerhalb eine gemischten Playlist – sind die Songs sehr gut“. Und „The-Moving-On-Song“ ist auch wirklich kein schlechter Song – aber irgendwie – klingt da halt doch viel gleich beim Irishfolk. Da würde eine Platte mit sagen wir mal nur 16 Songs weniger Ermüdungserscheinungen hervorrufen.
Sehr sanft – und unglaublich schön: „Black is the Clolour of my True Love´s Hair“ (live) – es scheinen aber doch immer wieder plötzlich Highlights aus der Masse der Songs durch. Sehr traditionell: „Spancihill“. Wenn Christiy Moore ganz sanft singt und Gitarre spielt, dann ist das immer wunderschön, so auch bei „The Foxy Devil“.
Wieder Live eingespielt: „Clyde´s Bonnie Hill“ - auch wieder sanft und auch wieder sehr schön. Solche Folkballaden kann er.
„January Man“ ebenso gekonnt. Es folgen vier weitere Live-Aufnahmen, beginnend mit „The Sun is Burning“ - weitere Ballade und langsam könnte das Tempo doch wieder ansteigen, obwohl die Songs alle sehr gut sind. „House down in Carne (The Ballad of Nuke Power)“ - eine Song für die irische Anti-Atomkraft-Bewegung. Für die Arbeiter-Bewegung: „The Workers are being used again“ - Lifeaufnahme und typisch irischer Folksong mit leichten Countryeinschlag – aber jeder weiß hoffentlich, dass sich die Countrymusik aus den Einflüssen zusammensetzt, die die Einwanderer nach Amerika mitbrachten.
Auch live (und bei den meisten der folgenden Aufnahmen sind es Liveaufnahmen) „The dark eyed Sailor“ und immer wenn Christy Moore die sanften Songs spielt, fängt er mich damit immer wieder ein. Da zaubert er irgendwie. „Boys of Mullabawn“ - auch sehr ruhig und mit ganz zurückhaltender Instrumentierung. „Bogey´s Bonnie Belle“ ist der Song, der mich auf Christy Moore aufmerksam gemacht hat – auch so ein sanfter Song – den Song gab es auch auf dem „Common Ground“ Sampler- den ich ja sehr liebe.
Und von den Herzen wärmenden Songs, die auch immer ein wenig traurig klingen – singt Christy Moore sehr viele – so auch „Galttee Mountain Boy“. Aber auch bei den sanften Songs funktionieren einige besser als andere und ein weiterer sehr guter ist auch „Dalesman´s Litany“. An dem Punkt wünscht man sich aber auch mal wieder einen flotten Song – da die letzten Songs alle sehr ruhig waren. Aber diesen Wunsch wird mit „Disportee (Plane Wreck at Los Gatos)“ noch nicht erfüllt – dafür klingt der Song wieder mehr nach Pubgemütlichkeit.
„Avondale“ auch wieder sanft. Mit ein wenig mehr Tempo und Temperament „Chricklewood“. Gleiches gilt für „The Ballad of James Larkin“. Zum Schluss „Paddy on the Road“ - klassischer Folksong – aber nochmal mit viel Spaß bei der Sache und einem Augenzwinkern musiziert. Schöner Abschluss.
Es sind einfach mit 42 Songs zu viele Songs die beim ersten Hören alle etwas gleich klingen – aber es sind genau so viele dabei – die einzeln in der Playlist glänzen können (ich weiß ich hab das, schön öfters in diesem Text geschrieben) und ich finde man sollte einfach mehr Irische Folkmusiker aus Irland kennen, als nur die Pogues, Chiftians, Dubliners.


16.05.25
Gossip – A Joyfull Noise (2012)
Die Band hieß auch mal The Gossip und „A Joyfull Noise“ ist schon ihr fünftes Album gewesen, mir sind sie aber erst mit diesem Album aufgefallen – da gibt es vielleicht auch noch vier Alben, die man mal hören müsste. Bestehen tat das Trio zu der Zeit von „A Joyfull Noise“ aus Beth Dito, Nathan Howdeshell alias Brace Paine und Kathy Mandonca und nach einer Auszeit besteht die Band genauso auch heute noch.
Die Musik der Band wird als tanzbarer Indie-Disco-Rock, Dance-Punk und Post Punk beschrieben – ich würde es Power-Pop nennen.
„Melody Emergency“ ist nicht nur das erste Lied der Platte, sondern auch das Stück mit dem mich die Band dazu bekommen hat, das Album zu kaufen. Ganz tolle Nummer – mit diesen tanzbaren Basssound, den Rockgitarren im Refrain – starke Nummer und toller Mix aus Pop und Rock. Song für die Ewigkeit. Und Beth Dito wurde zum rockigen, rotzigen Gegenstück der doch immer so aufgeräumt wirkenden Adele. Stimmlich waren die beiden Damen zu der Zeit jede eine Nummer für sich. Und mit so einem Stück wie „Meldoy Emergency“ das Album zu beginnen ist schon auch gewagt, weil man sich fragt, ob der Rest der Stücke denn nur ansatzweise dieses Niveau halten kann.
Etwas stärker im Pop-Bereich und mit Disco-Ansatz: „Perfect World“. Wurde auch gern im Radio gespielt. Also doch eher ein Album mit größeren Pop-Ansatz, als Indie Disco-Rock?
„Get a Jop“ klingt da wieder etwas frecher – von der Produktion ist das aber von Brian Higgins alles sehr glatt gebügelt – was mich auch nicht besonders stört – weil ich die Musik der Band nicht anderes kenne, finde ich das aber okay – weil das Songmaterial einfach gut ist und ich ja auch guter Popmusik was abgewinnen kann - „Get a Jop“ ist guter Pop – der auch, heute dreizehn Jahre nach Erscheinen, immer noch total frisch klingt.
Single-Material gibt es eine Menge auf der Platte – noch mal wuchtiger Power-Dance-Pop: „Move in the right Direction“.
Aufhorchen lässt „Casualities of War“ - weil das ein Stück ist, das neben dem Single-Material mal wirklich einfach ein richtig „guter“ Song ist – bei dem mich der Gesang von Beth Ditto an Madonna erinnert.
Die Platte steckt aber auch voll vieler guter Kracher-Nummern. Dazu gehört nämlich auch „Into the Wild“. Neben Adele´s „25“ - Album ist das sicherlich eines der besten Pop-Alben der 2010er Jahre.
Mit etwas House-Musik versetzt: „Get Lost“. „Involved“ auch durchaus gute Nummer. Aber hört man soviel Gleichwertiges und irgendwie alles auf Single-Material-Niveau herausgeputztes Songmaterial hintereinander weg – fängt es an ein wenig zu langweilen. Eine Ballade hier und da oder etwas anspruchsvolleres wie „Casualties of War“ würde der Platte noch gut tun.
Da kommt dann aber auch „Horns“ zur rechten Zeit und ich kenne viele Stücke bei denen Madonna auf ihren letzten Alben so klingen wollte, es aber nicht geschafft hat und daran ganz kläglich gescheitert ist – bei „Horns“ trifft Disco-Musik aus vier Jahrzehnten großartig aufeinander.
„I won´t Play“ klingt dann genauso wie viele Madonna Stücke auf deren letzten Alben und scheitert genauso – weil ich dass so einfach viel zu oft gehört habe und so einfach viel zu aufdringlich gemacht ist.
Mehr im Pop-Modus - auch da singt sie aber teils wie Madonna und auch da will der Funke nicht so recht überspringen: „Love in a foreign Place“.
Trotzdem: sehr sehr gutes Power Pop-Album – das nicht gealtert ist und dies auch nicht so schnell tun wird. Ein Glück für die Band, dass der Sound der 2000er Jahre wohl das ganze Jahrtausend über gleich klingt.
14.05.25
Pearl Jam – No Code (1996)
Album Nummer vier – der mit „Vitalogy“ eingeschlagene Weg mit vielfältigen Rock-Songs wird weiterverfolgt. Am Schlagzeug ist jetzt Jack Irons zu hören.
Mehr auf Atmosphäre als auf Rock ausgelegt ist das ruhige „Sometimes“ - den Refrain finde ich aber ganz stark – ein bisschen klingt der Song so, als hätte die Demofassung für die Platte einfach ausgereicht. Außergewöhnlicher Einstieg ins Album.
Mit „Hail, Hail, Hail“ wird dann aber wieder richtig losgerockt. Aber irgendwie bietet „Hail, Hail, Hail“ dem Fan auch nichts Neues an – solch einen Song kennt man vom Vorgängeralbum zu genüge. Bei anderen Bands mit Alternativrockausrichtung wäre der Song aber sicherlich was herausragendes. So ist das, wenn man ein verwöhnter Fan ist.
Dann doch lieber das folkige „Who we are“. Pearl Jam spielt Lagerfeuermusik. „In my Tree“ ist dann ein richtig guter Song, den ich früher immer überhört hab – weil so richtig war mir dieser gute außergewöhnliche Rocksong bisher nicht aufgefallen. Pearl Jam mit Psychrock-Einfluss.
Bei „Smile“ wird behauptet, dass die Band da zu viel bei Neil Young abgeschaut haben, mit dem sie zuvor dessen Album „Mirror Ball“ aufgenommen haben - mir ist das total wurscht – weil „Smile“ ein Supersong ist und einer der besten des Albums und klingt vom musikalischen Unterbau halt nach einen Neil Young-Song oder nach einen typischen Rocksong – so klingen nämlich ganz viele Songs. Da ich aktuell eine totaler „The Tragically Hip“ Fan werden und auch die diesen typischen Neil Young/Pearl Jam-Rock-Mix spielen – scheint das einfach die richtige Art Rock für mich zu sein. Auch die seit zwei Jahren und auch zu spät entdeckten „Someday Jacob“ haben viel von Neil Young Songs übernommen und auch da gefällt mir das richtig gut – weil es in beiden Fällen und so auch bei Pearl Jam halt trotzdem was anderes/eigenes ist.
Auch sehr gut, das im Americana-Stil angelegte: „Off he goes“.
„Habit“ ist dann doch mal ein Song für die Grunge/Punkrock-Fraktion. Weil so ungestüm und rausgerotzt finde ich den ganz beachtlich und rüttelt den Hörer nach dem eher ruhigen Stücken zuvor wieder wach. Vom Rock-Song-Drive her gefällt mir „Red Mosquito“ auch sehr gut. Mit dem Album wird Pearl Jam zur All American Band – jeder kann sich bei ihnen Zuhause fühlen – wer gute Rockmusik mag – wird bedient.
Weiterer (kurzer) Punkrock-Ausflug: „Lukin“. Danach sind es wieder sanfte Töne, die angeschlagen werden: „Present Tense“ - aber der Song hat dann doch ein düsteres Herz. Und entpuppt sich als wirklich guter Song.
Rock – im Stonerrock-Stil: „Mankind“ und hier singt mal Stone Gossard – damit ein weiterer Ausnahmesong des Albums. Zwischenspiel: „I´m Open“.
Abschluss mit „Around the Bend“ - das ist wirklich schon sehr nah am Kitsch oder besser gesagt „es ist Kitsch“.
Tatsächlich ist das ein für Pearl Jam Verhältnisse recht uneinheitliches Album – dem irgendwie ein festes Konzept fehlt. Dafür öffnen sie sich weiter einen breiteren Publikum. Gute Songs findet man auf dem Album aber auch zu genüge. Vielleicht steht dafür aber auch einfach der Ablumtitel „No Code“ - keine Zugehörigkeit – keine Gemeinsamkeit?


12.05.25
Gary Numan – The Pleasure Principle (1979)
Das selbstproduzierte Solo-Debütalbum von Gary Numan, der (sehr) kurz zuvor mit „Replicas“ mit der Band Tubeway Army größere Erfolge feiern konnte.
Die Musik von Gary Numan ist schon so was wie eine Vorlage für Düster-Synth-Pop. Das instrumentale „Airlane“ lässt auch vermuten, dass Numan den Sound von „Replicas“ beibehält. Eingängige New Wave-Nummern bekommt er auch weiterhin gut hin, denn eine solche ist „Metal“. „Metal“ hat was vom Bassspiel her auch von den Song der Band Japan, ansonsten ist das Stück aber doch eher Post-Punk als New Romantic. Am Bass ist wie bei der Tubeway Army weiterhin Paul Gardiner zu hören. Zusammen mit der „Tubeway Army“ ist das Stück „Complex“ entstanden – ein eher ruhigere Post-Punk-Nummer, die aber eher positiv klingt – das ist auch der Unterschied zwischen den Post Punk von Bands wie Joy Devision - bei Numan klingt alles etwas mehr nach Rock und Pop und nie zu düster. Zwar hört man Stücken wie „Films“ ihr Alter an, trotzdem funktionieren sie noch sehr gut – liegt dran, dass Numan den Songs auch immer irgendwie eine leichte Pop-Note mitgibt. So wirkt die Musik weniger anstrengend und nimmt einen besser mit.
Interessante Nummer ist „Me.“ weil da mehr als nur eine Musikgenregrenze überschritten wird – fängt fast wie ein Prog-Rockstück an und wird dann zu beschwingten Synth-Rock-Nummer.
„Tracks“ ist eine großartige Nummer, die das ganze Synth-Pop/Rock-Spektrum nutzt. In den Song stecken alle Elementen der Synth-Pop-Ära der späten 70er und frühen 80er Jahre. Und alles gut auf den Punkt gebraucht. „Observer“ besitzt wieder diesen tanzbaren Pop-Post-Punk – das ist auch dass, was ich an der Musik von Gary Numan so richtig toll finde – New Wave in was besseres zu verwandeln – das einfach wie eine Einheit aus Elektronik und Rock klingt.
Und wieder mit diesem NewRomantic-Bass klingt auch „Conversation“ wieder nach mehr und macht mir wirklich sehr viel Spaß.
Und alles ist aus einem Guss und langweilt trotz immer ähnlichen Grundmuster nicht – dafür passiert auch innerhalb der Songs einfach genug, um den Hörer immer wieder aufzufangen und zu begeistern. „Cars“ ist sicherlich ein Klassiker des Albums. Die Arbeit vom Schlagzeuger Cedric Sharpley sollte auch gewürdigt werden – der leistet an den Drums bei dem Album auch eine herausragende Arbeit. Der Anfang von „Engineers“ ist ein gutes Beispiel dafür.
Das Bonusmaterial: „Random“ und „Oceans“ sind zwei instrumentale Stücke. „Asylum“ ist ein sehr düsteres Post-Punk-Stück und auch ohne Worte. Es folgen vier Live-Stücke: „Me! I disconnect from you“, „Bombers“, „Remember I was Vapour“ und „On Broadway“. Bei den Live-Stücken merkt man nochmal wie gut Numan zu dieser Zeit darin war Elemente aus Rock, Pop, Post-Punk zu verbinden – da erinnert wieder ganz viel an Japan und von der Schlagzeugarbeit auch an den Sound der frühen 80er Alben von Peter Gabriel – schon genial. Da wäre man gerne dabei gewesen. Und seine Fassung von „On Broadway“ ist schon was ganz eigenes.

09.05.25
George Ogilvie – White Out (2020)
Moderner Singer/Songwriter-Musik, die aber auch leicht im Rock verankert ist und schön zeitlos ist, dabei aber mal weniger nach Folk klingt. So könnte man das Einstiegsstück „A delicate Kind“ und wohl auch die Musik von George Ogilvie beschreiben. Der Song hat genug Ecken und Kanten um nachhaltig auf den Hörer zu wirken und das ist schon mal ein großer Vorteil, weil solche Musik wie sie George Ogilvie macht, gibt es nicht gerade selten und da ist es gut, wenn man direkt mit dem ersten Stück einen bleibenden Eindruck hinterlassen kann.
Interesse ist geweckt – da kann man es dann auch mit Stück Nummer zwei „Grave“ etwas sanfter angehen lassen – und auch hier finde ich, das die im Studio vom Peter Gabriel produzierte Musik schön nach klassischen Rock eher klingt, und nicht nach dem glattgebügelten Singer/Songwriterfolk der durch Bon Iver und Nachahmer gerade so In ist. Hier klingt es mehr so, als wenn ich das erste Album von Ben Howard hören würde – aber Ogilvie (vielleicht weil er das seiner Heimat Canterbury schuldig ist – noch ein wenig mehr nach dem Sound der 70er dabei klingt).
Und auch diese Entdeckung mag ich jetzt schon sehr (wie zuvor Nap Eyes – einfach weil die Kritik, eine von vielen in einer Musikzeitschrift ist und ich von dieser Zeitschrift einfach ab und an in jeder der dort gelisteten Kritiken per Streamingdienst hineinhöre – da dauert es schon mal ein Jahr, bis ich alle Kritiken einer Ausgabe durchgehört habe – aber es lohnt sich – weil selber hören viel mehr bringt – als kurze Rezensionen zu lesen – die meist noch nicht mal erklären, wie die Musik über die geschrieben wird überhaupt klingt.). Das noch ruhigere „IIWWII“ ist einfach total schön. Auch diese Musik muss ich meiner Playlist einverleiben und damit ist die Platte jetzt so gut wie gekauft.
„Mood Painting“ auch sehr ruhig gehalten, aber mit „In Only a Day“ nimmt die Musik von George Ogilvie wieder etwas mehr Tempo auf und wenn es rockt, trotzdem aber emotional und atmosphärisch bleibt, macht das wirklich sehr viel Spaß zu hören.
Nicht nur ein wenig erinnert die Musik von George Ogilvie auch an Jeff Buckley, dafür ist das Stück „Mid-Air“ ein sehr gutes Beispiel.
Da Ogilvie seine Songs nicht kurz macht, der Inhalt des Albums nicht auf einer Seite sondern auf vier Seiten passt, geht den Songs nach hinten raus etwas die Luft aus – auf jeden Fall bei dem ruhigen Stück „White Out“ – das absolut schön gespielt ist – aber eben nach gerade schon gehört klingt.
Da ist dass etwas mit mehr Tempo gespieltes „Die Down“ doch viel besser. Bei den ruhigen Singer/Songwriter-Stücken, die er tatsächlich sehr gut kann, stellt sich zwar etwas Langweile ein, aber würde ich das Stück „Tremosine“ als Einzelstück hören – würde ich es lieben – da war meine Begeisterung für die Könnerschaft von Ogilvie einfach am Anfang der Platte einfach schon zu groß, um diese bis zum Ende durchzuhalten und auch die Nachforschung beim Hören nach dem physikalischen Musikträger hat mich etwas ernüchtert, da der Künstler wohl seine Kunst nur im Eigenvertrieb vertreibt – also muss ich wieder eine Platte aus England direkt bestellen. Dafür hat der Künstler es schon zu überraschend vielen monatlichen Hörern beim bekannten Streamingdienst geschafft.
Anspruchsvoller Singer/Songwritersong: „Perfect Timing“ - was für Fans von Jeff Buckley und Rufus Wainwright. „Exiting“ - auch im ruhigen Modus – davon gibt es dann doch leider ein wenig zu viel von auf diesem Album. Doch der Song nimmt noch an Fahrt zu und entwickelt sich fast zur Ballade mit etwas Radiohead-Charme. Melancholisch sanft endet die Platte mit „A Certain Way“.
Schöne Platte, sehr gute Neuentdeckung – nur zum Durchhören sind schon viele Songs dabei, die als Einzelstücke glänzen, zusammen aber auch etwas langweilen können. Jeder Song wird sich in einer Playlist sehr gut machen.
08.05.25
Nap Eyes – Snapshot of a Beginner (2020)
Indie Rock aus Kanada – recht bodenständig und einfach nett sanft, unaufdringlich und zeitlos und sogar eingängig – mag ich: „So Tired“. Mag ich mal so richtig – meine Musik – das ist so nett, gut gespielt und diese Unaufgeregtheit, dabei aber nicht simpel – das macht Spaß. Da fällt mir der gute Plattentitel „Simple dosen´t mean easy“ ein – so ist das: „Primordeal Soup“. Und einfach nur gut: „Even through I can´t read your Mind“ - richtig guter Singer/Songwriter Rock. Richtig gute Entdeckung. Wird von Song zu Song auch immer besser: „Mark Zuckerberg“. Auch sanft und ruhig einfach gut: „Mysterie Calling“.
So richtig beschreiben, wie die Band klingt – obwohl mir das alles ganz vertraut ist – was die machen, fällt mir schwer – weil da alles drin ist was ich an Musik mag – Musik die einen starken Songwriter-Teil hat – aber auch als sanfter Rock sehr gut funktioniert. Und die Stimme von Nigel Chapman – leicht angeraut, aber gleichzeitig gefühlvoll ohne es zu übertreiben – das passt einfach zusammen. Eher sanft ist der Rock, aber in wirklich tolle Melodien gehüllt, die das Hören auch nicht langweilig machen. So ist „Fool tinking Ways“ auch wieder sehr sehr schön geraten – ohne lieblich zu sein – alles ist genau richtig. Bin verliebt.
Doch auch mal richtig gerockt: „If you were in Prison“. Mal länger geraten und wieder im leichten, etwas an Folk-, Psychrock erinnernd: „Real Thoughts“.
Ich glaub an den Stil von The Go-Betweens und Robert Forster erinnert es – aber fast mit noch mehr Leichtigkeit und Finesse gespielt.
Ich könnte auch schreiben, dass wenn die von mir vor kurzen gehörte CD von den Crash Test Dummies nicht von der Produktion so glatt poliert wäre – dann klingen auch Nap Eyes so ähnlich. Aber eben viel besser. Hört da nur mal den Song „Dark Link“ an. Gleiches gilt für „When I struck out on my own“.
Auch der etwas temporeichere Abschlusssong „Though I wish I could“ ist ganz fein. Tolle Platte, tolle Band.


07.05.25
Wallenstein – Charlene (1978)
und die Platten davor....
Die Band bestand um den Keyboarder und Sänger Jürgen Dollase herum, der auch für fast alle Songs verantwortlich war. Nach dem Ende der Band machte Dollase eine Karriere als Gastrokritiker.
Weil mir „Charlene“ früher, wenn der Song im Radio lief, immer gefallen hat und sich auch dank seiner Ohrwurm-Qualität in meinen Hirn festgesetzt hat – kam ich irgendwann dazu mir doch mal die Single zu kaufen. Dann beschäftigte ich mich wieder mit der Band „Twelve Drummers Drumming“, die ich auch eine Zeit lang aus dem Ohr verloren hatte und wurde dadurch wieder an Wallenstein erinnert, da ja die Mehrheit der Musiker bei Wallenstein bis zum Bandende 1982 gespielt hatten. Dann dachte ich doch mal die Platte mit „Charlene“ zu kaufen, die auch wie die Single heißt. Dann aber hab ich festgestellt, dass die Platte ja schon fast zum Spätwerk der Band zählt. Also mal auf Verdacht bei einem bekannten Streamingdienst geguckt ob es da was von den frühen Alben zu hören gibt und tatsächlich findet man dort „nur“ die vier ersten Alben der Band: „Blitzkrieg“ aus dem Jahr 1973 (so sollte die Band eigentlich auch heißen), „Mother Universe“ (1972), „Cosmic Century“ (1973), „Stories, Songs & Symphonies“, welches aber (oh du guter Zufall) während ich die ersten zwei gehört habe, noch um die fehlende „No more Love“ weiter ergänzt wurde. Und hör da vorab auch mal hinein – man will ja wissen, wie die Band vor ihren Hitparadendurchbruch geklungen hat. Eigentlich wäre „Charlene“ aber auch wohl alleinstehend hörbar – weil es da zum erneuten Stilwechsel kommt und Frontmann Dollase für diese Platte alle Bandmitglieder durch neue ersetzte (die dann ohne Dollase später eben als „Twelve Drummers Drumming“ weiter Musik machen).
Am Anfang (1972) auf „Blitzkrieg“ (ja, ich finde die Titelgebung auch etwas befremdlich – aber irgendwie liebte die Band das „Deutsche“ - auch Twelve Drummers Drumming“ wollten sich zuerst „Volkswagen“ nennen.) - war der Stil noch reiner Prog- und Artrock mit Krautrock und Folk versetzt und meist instrumental gehalten und musikalisch konnte die Band mit ihren Kollegen aus England durchaus mithalten. Das Stück „The Theme“ finde ich als 70er Rock recht beachtlich. Gleiches gilt für „Manhatten Projekt“. Durchaus beachtliches Debüt für Progrock-Rockfans wirklich zu empfehlen. Produzent der Platte Dieter Dierks ist wohl auch einer, der viele der Krautrockbands in seinem Studio in Stommeln bei Köln ihren Sound verpasst hat und somit wohl neben Connie Plank und dem CAN Studio zu den wichtigen Köpfen der Krautrock-Ära zu zählen ist. Da lerne ich auch immer wieder noch viel dazu. Bin dafür einfach mindestens 15 Jahre zu früh geboren worden. Obwohl bei meinen ersten Platten ja durchaus – weil von älteren Geschwistern geerbt, durchaus viel Prog- und Krautrock dabei war (Oldfield, ELP, Grobschnitt, Genesis, Pink Floyd). Durchaus beachtliches Debüt für Progrock-Rockfans wirklich zu empfehlen.
Der Prog-Rock-Einfluß verstärkt sich noch auf dem Nachfolgealbum „Mother Universe“ (1972). Das Eröffnungs- und Titelstück ist schon sehr theatralisch geraten.
„Braintrain“ hat mit seinem erhöhten Tempo was – aber kann mich auch nicht so ganz überzeugen – nach drei Minuten Lauflänge kommt auch ein sanfter Gesangspart – der für etwas Entspannung sorgt – aber auch nicht so meins ist. Als Sänger ist Jürgen Dollase aber auch sicher etwas gewöhnungsbedürftig für Hörer, die nicht zu oft zuvor Rockgesang aus den 70ern genossen haben – die Verspieltheit in den zweiten Song erinnert aber, genau wie die Gesangsart mich sehr „Grobschnitt“. Da muss auch die gesamte Prog-Rock-Szene mal drauf achten – dass diese nicht mit „meiner“ Generation total wegstirbt – weil sowohl die Gründerväter der Szene, aber auch ihre Hörer dann alle tot sein werden und niemand so recht es geschafft hat eine junge Generation von Hörer da nachwachsen zu lassen – ist auf jeden Fall meine Beobachtung bei Konzertbesuchen – so richtig scheint da nicht die Fackel an die die nächste Generation weitergegeben zu sein – da sind meine Erfahrungen bei Grunge- und Shoegazin-Konzerten zum Glück ganz anders.
Zurück zum Album „Mother Universe“ - das zeigt sich im Verlauf zwar recht abwechslungsreich – aber der Funke will bei mir erstmal nur in einzelnen Songpassagen überspringen – so gefällt mir „Shakespearsque“ in zweiten Hälfte zum Beispiel recht gut. „Dedicated to mystery Land“ - ist mal wieder dann doch komplett hörenswert – da stimmt die Rockmischung. Folk kann Wallenstein auch: „Relics of Past“ - welches ich als Ganzes mag. Dafür begeistert mich „Golden Antenna“ so gar nicht – das nervt mich am Ende der Platte dann.
Das Album „Cosmic Century“ (1973) beginnt mit einer typischen 70er Prog-Krautrock-Nummer: „Rory Blanchford“ - den ich wegen seiner fast schon symphonischen Lockerheit und dem tollen Klavierspiel von Jürgen Dollase recht gut finde. So macht instrumentaler Rock wirklich Spaß. Der Song entwickelt sich auch stetig in andere Richtungen weiter – der 70er Jahre Rock wird in all seinen Spielarten von Wallenstein gut in diesen Song abgearbeitet.
Noch mehr Pianomusik gibt es bei „Grand Piano“. Schon recht beeindruckend wie Dollase elegant die Tasten bearbeitet. Mit „Silver Arms“ wird es rockiger – aber wir bleiben auch etwas folkig – das symphonische passt sehr gut zur Band und hebt die Musik im Gegensatz zu den ersten zwei Platten auf einen neuen Level. Schon ganz beeindruckend wie der Song produziert ist und vom Klang her einen auch noch in der Gegenwart begeistert.
„The Marvellous Child“ ist dann mal nicht so ganz meins – da ist mir teilweise doch ein wenig zu „abgerockt“ - an eine Rockoper-Nummer erinnernd. Da sind zwar auch gute Teilstücke drin, kann aber gesamt nicht ganz so überzeugen – zum Schluss driftet die Nummer sogar noch in Richtung Rock´n´Roll ab.
Auch „Song of Wire“ fängt ruhig an – hat dabei aber einen schönen Pink Floyd-Touch und ist eine ganz ordentliche langsame Rocknummer.
„The Cosmic Courier meets the South Philly Willy“ - Rockt wieder ganz ordentlich und macht ziemlichen Spaß beim Hören. Auch bei dem Song merkt man, dass Bandleader Jürgen Dollbase sein Klavierspiel auf dem Album mehr Platz als bei dem Vorfäuferalben gibt – das war vorher nicht so prägnant. Der Song hat aber auch einen ganz ordentlichen Gitarrensound. Das Album ist bisher das beste – die instrumentalen Rockanteile der Platte sind schon ziemlich Klasse und gehören in meine Playlist.
„Stories, Songs & Symphonies“ von 1975. „The Priestess“ beginnt mit einem lockeren Folk-ProgRock-Stück mit dem Hang zur klassischen Musik. Sich selbst bezeichnen sich Wallenstein auf dem Cover auch als „SymphonicRock Orchester“. Im weiteren Verlauf des Stücks wird der Stilmix immer vielfältiger – alles ist möglich und das macht den Song sehr interessant. Rock und Mittelalterfeeling bringt das Stück „Stories, Songs & Symphonies“ am Anfang zusammen – der Instrumentalteil mit Klavier, Bass und Schlagzeug ist teilweise sehr gelungen – der Stilmix bleibt auch bei dem Stück vielfältig.
„The Banner“ - Rockt einfach schön los und macht für Fans von melodiösen 70er Jahre Rockmusik viel Spaß.
Atmosphäre und Spannung bietet „Your Lunar Friends“ und verbindet die Elemente der klassischen Musik mit Rock. Was ich am Sound und den Songs von Wallenstein mag, ist, dass ihre Art von Prog-Rock immer etwas leichter zugänglich bleibt als es ihre englischen Kollegen getan haben – quäle ich mich durch so manches Song von Yes und Emerson, Lake and Plamer doch mal durch – gibt es bei Wallenstein eigentlich kaum Songpassagen – die ich als „schwer“ bezeichnen würde. Nur kann Dollase als Sänger nicht immer mit der Konkurrenz mithalten – dafür versteht er was von Stilmix und symphonischen Kompositionen. Was auch nochmal „Sympathy für Bela Bartok“ am Ende der Platte beweist. Dass teilweise schon an das erfolgreiche PopKlassikOrchester der 80er namens „Rondo Veneziano“ erinnert (da werden dann Hardcore Progrockfans wieder nur drüber abfällige Bemerkungen machen, weil dass doch nun wirklich „totaler Kitsch“ ist und so gar nicht geht).
Der Wechsel zum Majorlabel RCA folgte und zwei Jahre später erschien „No more Love“ (1977). Zwischen Art- und Progrock – mit David Bowie-Einschlag beginnt das Album mit dem Stück „Seventy-Seven“. Den symphonischen Rock vom Vorgängeralbum gibt’s auch noch: „Backstreet Dreamer“ - diesmal aber auch mit Heavy Metal-Anteil (was mich eher abschreckt – siebziger/achtziger Heavy Metal ist meist so gar nichts für mich). Es gibt aber in dem Stück auch ein paar sehr gut gespielte Instrumentalteile.
„I can´t lose“ ist ein ganz flotter Prog-Rocksong, wobei die reine Rockmusik überwiegt – aber eben in Kleinteile in längere Songs verpackt wird. Das Titelstück „No more Love“ mit schönen Gitarrensolo zeigt aber auch irgendwie, dass Wallenstein musikalisch auf der Stelle tritt, ihre Musik mit Versatzstücken von charttauglichen Rockstücken ausstattet und ihre Musik im glatt polierten Sound darbietet. Zwar überzeugen einige Instrumentalparts mich immer noch – aber bisher kann mich keiner der Songs so recht vollends begeistern – bei „No more Love“ gelingt dies noch fast am besten – weil da die Instrumentalparts wirklich gut gelungen sind – nur der Gesangspart ist wieder nicht meins.
Als kürzeres Stück will „Jo Jo“ auch so gar nicht funktionieren. Am Ende gibt’s dann noch „On an Eagles Wing“ - pompösen Rock, diesmal mit Discofunk gemixt – da versucht Dollase dann wirklich nochmal mehr dem damaligen Zeitgeist zu entsprechen – aber irgendwie schafft er damit auch ein frühes Crossover-Stück zu machen – im weiteren Verlauf des Stücks wird es aber einfach eine weitere Artrocknummer.
Das Album will einfach nicht funktionieren. Vielleicht hat Dollase das auch dann selbst gemerkt und um seine Musik weiter zu entwickeln, tauschte er Bandmitglieder und Musikstil aus und präsentierte die Band dann mit dem Album „Charlene“ (1978) generalüberholt neu.
Und dann bin ich doch bei „Charlene“ angelangt – liegt sogar als Vinyl auf dem Teller und dreht sich jetzt nun zum ersten Mal dort. Die Single und den Titelsong „Charlene“ kenne ich natürlich und mit diesem radiotauglichen Spätsiebziger-Rocksong fängt dann die Platte an – eigentlich ist „Charlene“ auch der einzige Grund warum ich Wallenstein überhaupt kenne, weil ich den früher öfters im Radio hörte und gut fand. Nachdem ich aber die Artrockalben der frühen Phase der Band ja sehr mochte (auf jeden Fall Album #3 und #4) und schon das Album vor „Charlene“ bei mir nicht mehr so gut funktonierte – fürchte ich mich jetzt tatsächlich ein wenig vor dem Rest der Platte. „Charlene“ bleibt aber einfach ein ganz netter und sehr eingängiger Poprock-Song. Darauf folgt „Fire in the Rain“ und da merkt man, dass die Band jetzt wirklich kommerzieller klingen will – der Song klingt sehr amerikanisch – vom Artrock keine Spur mehr – dafür Rockpathos – so ein wenig nach sanften Heavy Metal und ein wenig Meat Love-Theatralik – nur eben Dollase ist gesanglich dem einfach nicht gewachsen. Die Band bestehend aus Peter Brough (Gitarre), Michael Dommers (Gitarre), Charly Terstappen (Drums) und Terry Park (Bass) macht eigentlich auch keinen schlechten Job – nur ist das Songmaterial nach heutigen Stand eben nicht so gut wie die Musiker. Weichgespülter Softrock ist “Life is True in London Town“ und bietet dann tatsächlich noch wenigstens einen ganz gelungenen Instrumentalpart – ansonsten versucht der Song glaube ich Queen- mit L.A.-Rock zu verbinden – da muss man dran scheitern.
Spannender Rock zu Anfang „Red Wine for the Judge“ - aber Dollase hätte wirklich einen besseren Sänger dran lassen sollen – aber der Song rockt wenigstens ganz ordentlich. Seite A endet mit „All Good Children – Part I (Parent´s Talks)“ - das ist dann schon wieder Hippie-Rock, etwas kitschig, sehr eingängig und irgendwie kommt es mir sogar bekannt vor – muss ich vorher schon mal gehört haben und der Refrain ist irgendwie hängen geblieben. Mag ich aber (Nachtrag: ist mir bekannt, weil es die B Seite von der Single „Charlene“ ist).
Ordentlich klassisch gerockt, ohne zu viel Pathos und Kitsch: „Midnight Blue“ - geht doch. Aber wenn man weiß, was die Band oder besser gesagt Dollase zu Anfang für Alben gemacht hat – dann ist dieser Radiorock, den sie nun für ein großes Label machen, dann doch irgendwie eine traurige Sache.
Ein wenig Qualität hört man auch bei „Sally don´t Mind“ heraus – aber selbst das sehr gute Gitarrenspiel ist nur kurz zu hören und da frag ich mich wirklich warum – warum alles im Rockpathos ersticken und nicht mal einfach die Gitarren von der Leine lassen – die Gitarristen hätten es drauf gehabt wie Thin Lizzie zu rocken. Aber darauf wartet man bei dem Song vergeblich.
Es folgt Part 2 von „All Good Children (Children´s Reply)“ - da wird dann im Gegensatz zum ersten Teil, richtig losgerockt – aber leider nicht gut – wieder ein schlechter Meat Love-Abklatsch.
Discofunk machen Wallenstein jetzt auch: „Strong and Steady“. Und Jahrmarkt-Rock können sie auch: „Oldtime Cafe“.
Halten wir der Platte „Charlene“ und vor allem den Song „Charlene“ zugute, dass ich durch diesen mich an die frühen Sachen der Band herangewagt habe – die mir wirklich gefallen haben. Aber der „kommerzielle“ Sound der Band – ist einfach zum größten Teil nicht meine Musik und ist auch sehr schlecht gealtert.
06.05.25
Norah Jones – Feels like Home – Deluxe Edition (2004)
Das zweite Album von Norah Jones startet mit „Sunrise“ und wie ich diesen Song doch mag. Als ob man am Sonntagmorgen den Tag begrüßt und weiß dass alles gut ist. Wunderschön. Norah Jones ist eine Grenzgängerin nicht nur bei dem Song. Wird sie ja dem Jazz zugeordnet, ist „Sunrise“ einfach ein schöner Folk/Americana-Song, der auch als Popstück wundervoll funktioniert und da weiß man warum sich das Album so gut verkauft hat – der Song ist schon ein wirklich guter Grund.
Und als elegant lässig leichter Soul-Rock behält „What am I to you?“ das gute Feeling, das einen „Sunrise“ verpasst hat, bei. So macht Musik hören Spaß.
„Those sweet Words“ lässt mich schon ein wenig verzweifeln, denn ich weiß gar nicht was an Lob ich noch hinzupacken kann. Musik für mich. Musik die mich auffängt und einfach genießen und schwelgen lässt und das unheimliche dabei ist – wie scheinbar einfach dies zu schaffen ist. Einfach Wohlfühlgefühl in Musik gepackt.
Dann doch mal richtig Jazz – aber mit ganz viel Soul und weiterhin total unaufgeregt aufregend: „Carnival Town“. Einfach elegant.
„In the Morning“ ist wieder mehr im Amercana/Roots-Modus und durch den Stilwechsel, ohne dabei die Instrumentierung zu wechsel,hält das Album den Ton bei, ohne aber zu langweilen – ein weiterer Pluspunkt. Würde ich die Musik in der Klasse so live vorgespielt bekommen – ich wäre hin und weg.
„Be here to love me“. Downtempo Ballade – okay – dass hat vielleicht nicht die Klasse der Songs zuvor – aber das Niveau der zuvor gehörte Stücke ist auch schwer bei dreizehn Stücke zu halten.
Mit Country-Ikone Dolly Parton singt Norah Jones danach „Creepin´in“ - das ist auch bloß Country-Standard, hat aber einigen Charme.
Wieder im guten Modus der ersten Stücke: „Toes“. Sanfter Singerin/Songwriter-Folk: „Humble Me“.
„Above Ground“ hat was von einen Chris Whitley-Song und schon deshalb ist der Song gut. Wer nicht weiß wer Chris Whitley ist, sollte sich schämen – ich könnte auch schreiben – der Song ist ein guter Rocksong mit großen Bluesanteil. Mit „The Long Way Home“ gibt es noch mal was im Country/Roots-Style.
Doch mal wieder mehr im Jazz angesiedelt: „The Prettist Thing“. Eine Duke Ellington-Nummer hat Norah Jones einen Text verpasst: „Don´t miss you at all“.
Die Deluxe-CD enthält noch drei Bonusstücke. Ganz zurückgenommener verträumter Roots-Song „Sleepless Nights“. Sehr schön finde ich das Folk-Stück: „Moon Song“. Das ist wie ich die Musik von Norah Jones wieder richtig mag – wegen dieser Art Songs – entspannt, eigentlich recht simpel wirkend, aber mit großer Könnerschaft musiziert und produziert – lohnt sich der Kauf dieser Platte. Weil die Musik einen einfach eine gute Zeit bereitet.
Ganz intim: „I turned your Picture to the Wall“. Und Schluss – wäre da nicht noch die DVD mit vier Live-Stücken, zwei Musikvideos und einem Interview.


05.05.25
The Tragically Hip – Phantom Power (1998)
(und die Alben davor...).
Ich hatte beschlossen, als ich diese CD als nächstes Hören wollte, mich etwas intensiver mit „The Tragically Hip“ zu beschäftigen. Seit ihrem Debütalbum sind sie Kanadas Nationalhelden und erzielen nationale Rekorde in Sachen Plattenverkäufe und Auszeichnungen für ihre Songs und Alben. Die Geschichte der Band endet frühzetig mit der Diagnose Hirntumor beim Frontmann Gord Downie. Nach der Diagnose wurde zwar noch die Tour für das dreizehnte Album der Band beendet und das letzte Konzert der Band wurde weltweit auf sämtlichen möglichen Plattformen übertragen – aber mit dem Tod vom Kopf der Band endete auch (fast) die Geschichte von „The tragically Hip“. Mir war The Tragically Hip durch den Song „Ahead by a Century“ - der Titelmusik zur Serie „Anne with a E“ aufgefallen – den Song konnte ich total gut leiden. Da wollte ich mehr von der Band hören und so hatte ich mir die fünfte Platte der Band gekauft, gehört und auch hier schon besprochen, weil da „Ahead by a Century“ drauf ist. Wer mehr über die Band erfahren möchte, empfehle ich die Dokuserie: The Tragically Hip: No Dress Rehersal – die auf Amazon Prime zu finden ist (ohne deutschen Ton). Aber bevor ich mir „Phantom Power anhören wollte – wollte ich auch mal die Anfänge der Band anhören.
Die Anfänge der Band bestehen aus ausgedehntes Touren durch Kanada, einen Manager zu finden, der Geld für eine EP und Video ausgibt, erste Tour durch die USA und dann der Plattenvertrag mit einem U.S.-Major-Label. Die EP (1987) heißt „The Tragically Hip“ und enthält acht Songs. Das erste Stück der EP „Small Town Bringdown“ hat was von R.E.M. und den Heartlandrock von Springsteen. Und in dieser Mischung geht es auch einfach weiter mit „Last American Exit“. Atmosphärisch zu Beginn: „Killing Time“. Dann wird das Stück aber doch rockig vom Sound her, aber nicht mehr so im Heartlandrock-Stil, eher fast klassischer 70er Rock mit etwas 80er Alternativrock gepaart. Die Nummer mag ich.
Gradliniger Rock: „Evelyn“. Die Musik von Tragically Hip war auf der EP ein wenig aus der Zeit gefallen – dafür klingt sie so schön gar nicht nach amerikanischen 80er Rock. Hat eher was von 70er Jahre und aufkommenden Alternativsound der frühen 80er Jahre.
Das setzt sich auch mit „Cemetery Sideroad“ fort. „I´Am a Werewolf, Baby“ war zu Anfang ein Livestandartstück der Band – da konnten sie es so richtig krachen lassen. Wenn man Sänger Gord Downie so singen hört, fällt es auch nicht schwer zu glauben, dass er mit Jim Morrison nicht nur wegen seines Aussehens verglichen wurde, obwohl er eine viel höhere Stimmlage hat, als es ein Jim Morrison.
Mit ein bisschen Rock´n´Roll-Einschlag, aber gleichzeitig auch was für Rocker: „Highway Girl“ - da weiß man auch warum sie gleichzeitig von Rockern als auch von Studenten gemocht wurden. Die Platte hat wirklich was von Rockbands, die von Typen mit Motorrädern und Lederjacken gemocht werden. Der „All Canadian Surf Club“ schließt die EP ab.
Zwei Jahre später (1989) folgte dann das erste „richtige“ Studioalbum: „Up to here“. Bemerkenswert ist, dass es Don Smith produziert hat, der zuvor schon mit Tom Petty, den Stones und anderen eher bekannten Musikern gearbeitet hat – er fand aber die Arbeit mit der jungen Band sehr gut – da die Band einfach sehr eingespielt war und wusste was sie tat und was sie wollten. Eigentlich musste er sie nur von der Leine lassen.
Das erste Stück „Blow at High Dough“ fängt fast wie ein Americana-Stück an, wechselt dann aber zum schon von der EP bekannten Rocksound. „I´ll believe in You (Or I´m leaving tonight)“ - einfach rocken – zwischen zeitlos und aus der Zeit gefallen – was den Songs zu gute kommt, ist, dass sie ihre einfache Rauheit haben und nicht von der Produktion auf Hochglanz poliert wurden – so ist das einfach gute Garagen-Rockmusik – ohne Schnörkel sondern wie Wolf Maahn sagen würde – direkt ins Blut gehend.
„New Orleans is sinking“ ist ein weiterer frühes Highlight der Band – das ist einfach ein sehr guter Rocksong.
Etwas mit mehr Gefühl und Emotion gespielt: „38 Years Old“. Da merkt man die Songwriter-Qualitäten zum ersten Mal so richtig.
Einfach weiter gerockt: „She didn´t know“. Schön ist der zweistimmig gesungene Refrain geraten. Obwohl die Band eigentlich alles hat was eine klassische Rockband auszeichnet, hat ihr Sound doch immer auch einen mal leichten, mal stärker ausgeprägten Indie- oder Alternative-Rock-Style. „She didn´t know“ könnte von der Musik auch eigentlich von „Pearl Jam“ sein (mit der Band werde sie ich nun öfters vergleichen in diesen Text)..
„Boots Or Hearts“ hat dann einen starken Country/Roots-Vibe. Ich mag es ja, wenn eine Platte auch etwas Abwechslung bietet. Hat auch was von Neil Young wenn The Tragically Hip rocken: „Everytime you go“. Weiterer Rocksongs: „When the Weight Comes Down“, „Trickle Down“. Bei den Songs fällt aber auf, dass sie auch manchmal recht Durchschnittliches abliefern – klingt ein wenig zu viel nach dem bereits bekannten. Wirklich starke Songs sind noch etwas selten zu finden auf diesem Debütalbum.
Wenn das Tempo etwas gesenkt wird – wieder etwas mehr Gefühl in die Songs gepackt wird, so wie bei „Another Midnight“ - das ist dann aber wieder ein weiterer richtig guter Song. Vielleicht hätte das Album auch einen stärken Alternativen-Touch bekommen, wenn es zwei Jahre später entstanden wäre – vielleicht waren dafür The Tragically Hip einfach zwei Jahre zu früh ihre ersten Erfolge am feiern. Vielleicht gibt ihnen auch einfach der Erfolg, den sie mit dem Album hatten recht.
Letzter Song - „Opiated“ - so ein schöner Wüstenrock-Song, der auch gefällt.
Zweites Album „Road Apples“ (1991) – bin gespannt ob da schon was jetzt eher nach typischen 90er Jahre Rock klingt, oder ob sie einfach ihren zeitlosen (daher eben schon oft in der Form gehörten) Garagen-Rock mit leichter Alternative-Rock-Note fortführen. Produziert wurde es wieder von Don Smith, diesmal im Studio von Daniel Lanois.
„Little Bones“ macht schon mal klar, dass sich die Band vom Sound und Style nichts groß verändert hat – auch hat Don Smith an den Reglern nichts groß am Klang geändert.
Handgemachter, schon etwas härterer Rock, so klingt „Little Bones“. Gut gerockt von der Gitarrenarbeit her: „Twist my Arm“. „Cordelia“ gefällt mir aber wieder richtig gut – da stimmt der Rock und auch die Stimmung – die etwas düsterer angelegt ist. Noch mehr auf Atmospähre getrimmt – und mit Blues-Rock-Touch – aber auch gut gemacht: „The Luxery“ - jetzt fängt das Album an mir richtig zu gefallen – auch wenn es zum Refrain hin wieder eher eine typische Rocknummer wird.
Danach geht’s im Countryrock-Style weiter: „Born in the Water“ - an solche Nummern hab ich mich jetzt langsam doch etwas satt gehört und da fängt dann meine aufgekommene Begeisterung wieder etwas an zu schwächeln.
„Long Time Running“ solider sanfter Roots-Rock, der mir mit fortlaufender Länge immer besser gefällt. „Bring it all Back“ - einfach zeitlose Rocknummer – die auch schon zwanzig Jahre zuvor hätte aufgenommen werden können. „Three Pistols“ hat wirklich den Drive wieder von einer Pearl Jam-Nummer – Eddie Vedder hätte ich gerne mal mit der Band performen gehört – dass hätte gut gepasst. Das Album hat mich aber jetzt auch wirklich überzeugt. Das ist wirklich gut gerockt und keinesfalls mehr Durchschnittsware. Nein, dass ist richtig gut – ehrlich performter Rock.
Und mit „Fight“ hauen die dann wirklich ein Knallerstück raus – da groovt man sich total schnell mit dem Rhythmus ein – sehr gut.
Wieder etwas routiniert und im bekannten Schema gerockt: „On the Verge“. Der Song hat aber schon einen guten nach vorne gehenden Drive.
Im Folk-Roots-Bereich: „Fiddler´s Green“ - ein Song der sich mit dem Tod innerhalb der eigenen Familie auseinandersetzt.
Sanft geht das Album mit dem etwas kürzeren „The Last of the Unplucked Gems“ zu Ende.
„Full Completely“ folgte schon ein Jahr später (1992). Diesmal in England produziert und von einem neuen Produzenten, Chris Tsangarides aufgenommen. Diesmal wurde die Band bei den Songaufnahmen auch nicht zusammen aufgenommen, sondern jedes Instrument und der Gesang einzeln. Außerdem beschloss Gord Downie nur noch eigene Texte zu singen.
„Courage (For Hugh McLennan)“ ist ein guter atmosphärischer Rocksong mit wieder stärkeren Alternative-Rock-Einschlag und ist einer der Hits der Platte (der Song ist ein gutes Beispiel dafür, dass Gord Downie nicht nur kanadische Themen verarbeitet, er versucht auch den Hörern kanadische Autoren näher zu bringen) . Dass Produzent Tsangarides zuvor mit den Concred Blonde und viel früher schon mit bekannten Größen der Heavy Metal-Szene gearbeitet hat – wirkt sich nicht in mehr Härte auf den Sound der Band aus, sondern eher in einem nicht mehr nach Garagenrock klingenden besseren Sound. Nun klingt der Rock von The Tragically Hip mehr nach dem Sound der frühen 90er.
So ist auch „Looking for a Place to happen“ ein guter Rock-Song, der mich an den Sound von „Live“ und ihrem Album „Throwing Copper“ erinnert. Qualitätvolle Rocksongs scheint die Platte auszuzeichnen, denn auch „At the Hundredth Meridan“ ist ein solcher. Und die Songs funktionieren alle richtig gut – macht Spaß zu hören. „Pigeon Camera“ wunderbarer Song – mal etwas sanfter, so ganz was für mich.
Flotter, könnte man als anspruchsvollen Garagenrock bezeichnen: „Lionized“. Mit dem Album ist die Band wirklich in der Gegenwart gelandet und löst sich vom klassischen Rocksound der 70er Jahre.
Schön von der Atmosphäre her, die im langsamen Intro aufgebaut wird: „Locked in a Tunk of a Car“. Auf dem Album wird trotz Heavy Metal-Produzent etwas zurückhaltender gerockt als auf den Vorgängeralben, was aber nicht schlecht ist, da die Songs auch im Mid-Tempo gut funktionieren, so auch „We´ll go too“. Das Songmaterial bleibt stark: „Fully Compeltly“ - tolles Titelstück.
Abwechslung bietet „Wheat Kings“, eine wunderschöne Akustikballade – die das Schicksal eines unschuldig eingesperrten Gefängnisinsassen beschreibt.
Danach wird es aber mal vom Rock her doch etwas aggressiver: „The Wherewithal“. Mit einen emotionalen ruhigeren Rockstück endet diese sehr gute Platte mit dem Song „Eldorado“.
Mit dem Album „Day For Night“ (1994) kehrt die Band wieder zurück ins Studio von Daniel Lanois und will wieder als Einheit Songs aufnehmen und produziert es diesmal auch mit Produzent Mark Howard zusammen. Außerdem nahmen sich „The Tragically Hip“ vor, bei dem Album etwas „Anderes“ zu machen.
Schon das Eröffnungsstück „Grace, too“ überrascht, durch einen wieder erdigen Sound – aber die Emotionalität des letzten Albums bleibt erhalten. Gefällt mir ausgesprochen gut. Musikalisch zeigt sich die Band gereift und dass sie mehr kann als nur „Rock´n´Roll“. Ich kann jetzt aber nicht sagen, dass das jetzt weniger eingängig wäre, als auf den Alben zuvor – es klingt nur reifer und nach mehr als nur Standart-Rock-Nummern und Single-Material (was natürlich die Chefetagen von Plattellabel aber sicherlich ganz anders sahen und in dem Fall auch zum Ausdruck gebracht haben: „Zwei gute Songs, der Rest ist Mist.“) Nach Mist klingt jetzt aber ein Stück wie „Greasy Jungle“ schon mal gar nicht – eher ist das ein verdammt guter Rocksong – meiner Meinung nach. An dem Sound des Vorgängeralbums erinnert „Yarwning Or Snarling“ sehr. Aber ich finde es gut, dass es nicht mehr ganz so, wie ein typisches 90er Jahre Rockalbum klingt. Eher zeitlos gut. Die Band wird mit jedem Album wirklich immer besser – ihren Höhepunkt scheinen sie noch nicht überschritten zu haben.
Rauer rocken können sie aber auch noch immer, das beweist „Fire in the Hole“, welcher von Thema her um ein Grubenunglück kreist. Auch intelligent gerockt: „So hard done by“. „Nautical Disaster“ ist auch ein ganz starker Song – da erinnern sie mich wieder stark an den Sound von „Live“ (Throwing Copper). Das sind aber alles gute Rocksongs – mal etwas aggressiver gespielt, mal im mittleren Tempo – aber alles rockt. Und so richtig stilverändernd ist das auch nicht – nur das Songwriting ist ausgefeilter und wird von Album zu Album immer besser. So ist auch „Thugs“ einfach ein guter Song, der vielleicht nur etwas düsterer klingt – als die früheren eher nach Vorne rockenden Stücke der Band. Noch etwas aggressiver dabei ist „Inevitabilty to Death“. Da merkt man vielleicht auch mal den Einfluss von frühen englischen Punkbands, deren Songs sie zu Anfang ihres Musikerdaseins gehört und gecovert haben und wenn sie etwas düsterer rocken klingen sie dann auch wieder wie Pearl Jam.
Nur was sie von den Gruppen Live und Pearl Jam gut unterscheiden lässt, ist die Art wie Gord Downie singt – denn er klingt schon wirklich anders als Eddie Vedder und Ed Kowalczyk und wenn man The Tragically Hip nicht kennt, muss man sich an seine Stimme vielleicht auch ein wenig gewöhnen.
Wunderschön - die Akustikballade „Scared“. Dann doch ein nach Vorne rockendes Stück: „An Inch an Hour“. Wieder emotionaler, düsterer: „Emergency“.
Zwischenmeldung: Hatte zu diesem Zeitpunkt auch die vierteilige Banddoku „The Tragically Hip: No Dress Rehersal“ zu Ende geschaut und die letzte Folge, in der es zumeist über die Hirntumor-Diagnose bei Gord Downie und die Folgen, die daraus entstehen, geht, hat mich emotional tief getroffen und von daher bin ich schon an dieser Stelle ein Fan auf Lebzeiten von „The Hip“ und auch wenn in der Doku über die Platten nach der „Phantom Power“ nicht mehr ganz so gut gesprochen wird, wie über die ersten sechs Alben (auch von der Band, da die Plattenverkäufe einbrachen und die Hallen sich bei Liveauftritte nicht mehr so schnell füllten) – werde ich auch die weiteren Alben gerne hören und mir meine eigene Meinung darüber bilden – Käuferzahlen haben für mich noch nie bestimmt – ob etwas gut oder schlecht ist. Aber auch das Bandgefüge war nach der „Phantom Power“ etwas aus den Fugen geraten und die anderen gleichberechtigten Mitglieder der Band, die da wären Rob Baker (Gitarre), Gord Sinclair (Bass, Hintergrundgesang), Johnny Fay (Schlagzeug) und Paul Langolis (Gitarre, Hintergrundgesang) mussten zunehmend ihre Kämpfe mit ihren dominanten Frontmann austragen – doch diese Kämpfe kamen zum Stillstand nach der Hirntumordiagnose und danach brachte The Tragically Hip ihre Bandgeschichte fulminant und emotional zu Ende. Doch soweit sind wir jetzt noch nicht – noch lange nicht – es fehlen sogar noch von der „Day of Night“ zwei Songs, die ich noch nicht gehört habe.
„Titanic Terrarium“ - sanfter Song. Am Ende wird nochmal gut gerockt: „Impossibilium“.
Zwei Jahre später folgte „Trouble in the Henhouse“ (1996) aufgenommen in New Orleans und im eigenen Studio der Band in ihrer Heimatstadt Kingston.
Das Ziel der Band war es mit dem Album auch eine größere Vielfalt den Hörern anzubieten, um so gleichermaßen neue Hörer zu generieren, aber auch die alten nicht zu verschrecken - aber mit dem Rocken dabei auch nicht aufzuhören. Und direkt mit dem Eingangsstück „Gift Shop“ schafft man so was – emotionaler Rock. Und das ist auch die Kunst der Band – ihre Platten bieten immer was für die frühen Fans, aber die Band entwickelt sich weiter und probiert immer mal was aus und hält das Material auf ihren Platten damit sehr spannend. Die Entwicklung im Sound der Band von der ersten Platte bis hier hin ist schon sehr beachtlich und es bleibt dadurch spannend diese Platten zu hören – selbst in kurzer Abfolge – und es wird einen dabei nicht langweilig.
Etwas im Alternativ-Rock-Style rocken können sie auch immer noch: „Springtime in Vienna“. Danach folgt ihr Übersong „Ahead by a Century“ - welcher zur unoffiziellen zweiten Nationalhymne Kanadas wurde – das ist aber auch einfach ein ganz großer Song für die Ewigkeit – sanfter Folkrock – wunderschön und der mehrstimmige Gesang total großartig und emotional mitreißend. Lieblingsstück.
Auch mit den Stücken „Don´t wake Daddy“ und „Flamenco“ zeigt die Band, dass sie auch sanft rocken kann und diese Stücke machen auch wirklich viel Freude, besonders „Flamenco“ gefällt mir nochmal richtig gut.
Rocken können sie aber auch immer noch: „700 Foot Ceiling“. „Butts Wigglin“ ist fast schon so was wie eine Indie-Rock-Nummer – schon eine für die Band sehr ungewöhnliche Nummer. Ruhiger gerockt: „Apartment Song“ - von der Stimme hab ich Gord Downie immer viel älter geschätzt als er tatsächlich war – aber seine Stimme hat immer so einen Klang – als ob da jemand singt, der schon eine Menge gelebt hat.
Gut gerockt, mit Alternative-Rock-Sound: „Coconut Cream“ - Das Album ist wirklich noch mal sehr viel abwechslungsreicher als die Vorgängeralben.
Wieder etwas ruhiger, aber nicht weniger gut: „Let´t stay Engaged“. Gleiches gilt für „Sherpa“. Gute Alternative-Rocknummer am Ende: „Put it Off“
Und nun komme ich zum Ausgangspunkt und damit auch erstmal zum Endpunkt dieser doch längeren und für mich jetzt schon als sehr bereichernde Beschäftigung mit der Musik von The Tragically Hip - zur Platte „Phantom Power“ (1998).
Von ihrem Rocksongs her, habe ich ja zuvor schon The Tragically Hip mit Pearl Jam verglichen und diese Ähnlichkeit ist noch stärker ausgeprägt bei diesem Album. Einfach guter Rock – aber mit der Klasse einer seit langen gut eingespielten Band gespielt. Rock – der nicht mehr in der Vergangenheit verankert ist, sondern in der Gegenwart lebt – so klingt „Poets“. Da ich ja Pearl Jam auch sehr mag, ist das für mich auch gar kein Problem – eher im Gegenteil – denn ein Song wie „Something On“ macht einfach nur Spaß. Und so geht es einfach weiter – sehr guter treibender hausgemachter Rock:“Save the Planet“. Der etwas ruhigere aber auch richtig gute Song „Bobcaygeon“ folgt - wunderschön und ganz toll. Obwohl ich das etwas ambitioniertere Vorgängeralbum ja sehr mag – finde ich diese geerdete Musik von „The Hip“ wirklich super. Und wieder bin ich total überrascht – jedes Album bietet bis hier hin wirklich immer was Neues – langweilig wird es mit der Band nicht.
Ganz groß auch „Thompson Girl“ - Akustikrock formvollendet. Super. Klassischer Rocksong mit einem Hauch von Alternative-Rock wie er auch von Neil Young and Crazy Horse sein könnte: „Membership“. Und so geht’s mit „Fireworks“ weiter und auch hier klingt es wieder sehr nach dem Pearl Jam Sound. Gleiches gilt für „Vapour Trails“. Ruhiger wird’s mit „The Rules“. Etwas mehr an die Songs von „Trouble in the Henhouse“ erinnernd: „Chagrin Falls“. Alles gute Songs auf der Platte - „Escape is at Hand for the Travellin´Man“. „Emperor Pinguin“ beendet das Album, klingt dabei wieder wie....aber wie gesagt, dass ist scheiß egal, weil es so einfach total funktioniert und einen Riesenspaß macht. Tolles Album. Freue mich auf die weiteren sechs Alben der Band. Fan von!
05.05.25
Die Sterne – Wichtig (1993) – Vinyl Wiederveröffentlichung von 2023 inklusive der EP „Fickt das System“.
Da ich gerne die chronologische Reihenfolge einhalte, beginne ich mit Seite 4 der Wiederveröffentlichung, die die EP „Fickt das System“ beinhaltet.
Das Titelstück der EP und ersten Veröffentlichung von Die Sterne ist dass was man als Indie-Disco-Rock mit Punkallüren bezeichnen kann. Und natürlich auch als deutschen Alternativ-Rock der „Hamburger Schule“. Dieser Indie-Rock-Sound setzt auch „Unkonzentriert“ fort, mit vielleicht noch etwas mehr New Wave-Ansätzen dabei. Bei der Gründung bestand die Band aus Frank Spielker (Gesang, Gitarre), Thomas Wenzel (Bass), Frank Will (Keyboard) und Christoph Leich (Schlagzeug).
Mit Jazz/Funk-Ansatz und der macht richtig Spaß: „Alles wird Teurer“. Da rockt aber Spielker auch richtig gut an der Gitarre. Die Band machte wirklich direkt zu Anfang eigentlich richtig guten intelligenten Crossover und das hat sich bis heute nicht geändert.
Auch als Funk/Rock-Hybrid funktioniert „Anfang verpasst“.
Das Aha-Erlebnis hat man bei Die Sterne, weil hier freche deutsche Texte auf einen guten Mix aus Rock- und Discomusik trifft, so dass man eigentlich von einer Weiterentwicklung der Neuen Deutschen Welle (vielleicht auch Wiederbelebung) sprechen könnte. Ich hab zu der Zeit meist noch Wolf Maahn, Herbert Grönemeyer und BAP, Westernhaben gehört – wenn es um deutschsprachige Musik ging – natürlich nicht nur diese drei, aber diese auf jeden Fall.
So richtig mag ich dann den ersten Song des Debütablums „Wichtig“: „Mach die Tür zu, es zieht“. - weil das Rock ist, der einfach totalen Spaß macht. New Wave ist nicht tot – es leben „Die Sterne“. Funk und ich finde die Bassarbeit bei „Die Sterne“ bis heute einfach fantastisch: „Telekom“.
Verärgerter Rock – vielleicht sogar schon Punk: „Baustoffhandel, 1. Stock“. Aber für Punk ist die Rhythmusgruppe schon fast wieder zu rockig, klingt da schon wieder eher nach 70er Rock. Mit Post-Punk-Feeling (zu intelligent um Pop oder zu Rock zu sein): „In Klammern“. Mich würde mal interessieren was so die Lieblingsplatten von Frank Spielker sind.
Der Disco-Funk/Rock-Mix genial in Musik gepresst: „Wichtig“. Und dann folgt (nochmal) „Anfang verpasst“ (weil den kennen wir ja schon von der EP).
„Rockmühle“ - rockt wieder richtig gut. Ich mag einfach den Sound und die Musik sehr, die Die Sterne machen. Da kann man sich immer so schön im Rhythmus der Musik verlieren. Natürlich hätte es der Texter Spielker auch gerne, wenn ich seine Texte loben würde, aber die sind jetzt gerade beim Hören etwas Nebensache.
Indie-Rock wieder mit Punk versetzt (ist dass dann schon wieder Post-Punk?): „Alles oder Niemand“. Rocksong: „Sowieso drin“. Vielleicht sind für Die Sterne auch einfach Punksongs zu einfach konstruiert, so dass sie ihre Texte, doch dann lieber in raffinierte Rockmusik packen. Finde ich eine gute Idee.
Aber „Sowieso drin“ wird dann wirklich noch zum reinen Punkrock – wenn auch nicht für ganz so lang.
Auch eher Punk: „Jenseits von Eden“. Kurz: „Meine Oma“. „Idiotensport“ wieder frecher ausgefeilter Rock. „Unter Geier“ ist der Opus der Platte mit einer Länge von über elf Minuten. Da kommt dann sogar noch instrumentaler Krautrock zum Mix dazu.
Am Ende „Hier“ - Mit orientalischen Touch gespielter Rock und da es um Inländer/Ausländer geht – passt das.
Ich mag die musikalische Vielfalt der Sterne und dass der Bass die Musik nicht nur unterstützt, sondern auch treibende Kraft in den Songs sein darf. Und ich mag wenn Intelligenz auf Musik trifft. Mag ich!


04.05.25
J.J. Cale – Collected (2006)
Die Songsammlung auf drei CDs bietet eine Werkschau des Musikers J.J. Cale und mir einen ersten größeren Einblick über sein musikalisches Schaffen. Zum Kauf angeregt hat mich die Beschreibung, dass die Songs von Philip Kroonenberg oft mit der Musik von J.J. Cale verglichen wird. Es scheint mir aber, dass J.J. Cale viel mehr als mein liebster holländischer Songschreiber und Gitarrenspieler dem Blues zugeneigt war – Philip Kroonenberg ist da eher im Stil dem Folkrock und Americana-Sound näher.
Die Songsammlung bietet das Werk in chronologischer Form, so stammen die ersten Songs alle vom Debütalbum „Naturally“ (1972). Von „After Midnight“ sind sicherlich eher die zahlreichen Coverversionen bekannt – als das sanfte Blues-Rock Original. „Crazy Mama“ kommt tatsächlich im Country Rock-Style einen Ry Cooder daher und dann ist das doch alles näher an der Musik von Philip Kroonenberg als die Songtitel vermuten ließen, bei denen ich eher mit Eric Clapton-Style Blues-Rock gerechnet hätte. Im gleichen Stil „Call me the Breeze“ - aber mit ein wenig mehr Tempo und etwas Rock´n´Roll-Drive. Sanft beginnt „Magnolia“ und bleibt es auch – schöne Ballade, aber der Gesang versteckt sich ein wenig zu sehr in der Abmischung hinter den Instrumenten.
„Crying Eyes“ erinnert mich an Stücke von The Band. Sehr nett. Die ganze Platte hat so was total entspannendes „chilliger Südstatten-Rock“. Auch diese Art zurückhaltender Rock muss man sich erst einmal trauen zu produzieren. Für seinen „Laid Back“ Sound – war J.J. Cale auch bekannt.
„Lies“ stammt vom zweiten Album „Really“ (1972) – und da hört sich der gesamte Sound – eher nach Rock aus L.A. an. Bei der zurückhaltenden Art der Songs kann man kaum glauben wie viel Personal bei den Aufnahmen beteiligt war. Bei „Lies“ waren 31 Musiker an der Platte beteiligt.
„I´ll kiss the World goodbye“ - vom Sound klingt das Stück dann doch wieder mehr nach der Musik von Clapton und Steve Winwood. „If your ever in Oklahoma“ - Countrystyle-Rock mit Fidel. Sanfter Blues „Changes“. Bei so viel Understatement und auch bei der Kürze der Songs rauschen die Songs nur so am Hörer vorbei. Langweilig ist das nicht – aber man hat auch nicht das Gefühl, dass sich die Songs jetzt beim ersten Hören irgendwo im Hirn lange hängen bleiben.
1974 erschien das Album „Okie“. „Crying“ hat einen schön außergewöhnlichen Rhythmus – da ist Reggae, Blues aber auch fast schon was drin, was zu der Zeit noch nicht richtig erfunden war drin: „New Wave“ - damit ein sehr außergewöhnliches und bemerkenswertes Stück.
Den Clapton-Stil sehr nahe: „Cajun Moon“ - da hört man schon viel von den späteren Hit „Cocaine“ heraus. „Okie“ ist eine sanfte instrumental Nummer. Country-Rock im Nashville-Stil: „Anway the Wind Blows“.
Mit „Cocaine“ ist der Hörer auch beim 1976 erschienenen Album „Troubadour“ angelangt – der Song ist so bekannt – da schreib ich mal einfach nichts zu, außer: Song für die Ewigkeit. „Traveling Light“ kenne ich aber auch irgendwie (hat vielleicht auch sein Freund Eric Clapton gecovert) – auch ein guter Song. Wieder so was von entspannt: „Hey Baby“. Wie viel sich Clapton bei Cale abgeguckt hat – und sich nicht nur bei dessen Songs bedient hat – fragt man fragt sich beim Hören dieser Songs immer mehr – aber vielleicht hat Cale auch einfach was von seinem erfolgreichen Freund abgeschaut.
Wundervoll: „Cherry“ - so was gutes in dieser Art bekommt man vielleicht auch nur noch von einem Ry Cooder sonst zu hören und auch Cooder hat mit Cale ganz viel gemeinsam. Das macht Spaß zu hören und ist richtig gut und schön: „You got Something“.
Und mit „I´ll make Love to you anythime“ sind wir im Jahre 1979 angelangt und bei dem Album „5“. Während um ihm herum „Disco“ und „Punk“ aufkam, machte J.J. Cale einfach weiter - „I´ll make love to you anytime“ hat dieses „Cocaine“ Feeling und so hat sich in seinem Stil nicht viel verändert. Er macht einfach sein Ding (was auch sein ganzes Leben sein Mantra war – und das ist etwas, was mir sehr an J.J. Cale gefällt – er hat sein Ding gemacht und sich irgendwie immer aus der Maschinerie der Musikindustrie raus halten können – die Freiheit hat er sich mit „After Midnight“ und „Cocaine“ einfach erspielt gehabt. Ich mag seine Musik immer mehr – das sind einfach sehr gute Stücke und sie grooven von Album zu Album immer besser. „Don´t cry Sister“ - ist richtig gut – so in etwas im Groove von „I shot the Sheriff“. Kleiner Diamant. CD 2 von 3 ist nun erreicht. Und langweilig wird’s nicht – weil J.J. Cale sich auch immer mal in anderen musikalischen Gefilden ausprobiert – so veredelt sein Sound ein ganzes Orchester: „Sensitive Kind“. Und auch ein Mark Knopfler wird sicherlich seine Dosis J.J. Cale gehört haben – da bin ich mir auch ziemlich sicher.
Da ist wirklich mal mehr Blues drin – und dann klingt er auch gleich wieder wie Clapton: „Thirteen Days“. Ballade: „Mona“.
Mit „Carry On“ sind wir im Jahr 1981 angekommen und dem Album „Shades“.
Sanfter Country Rock und wieder schön im Dire Straits-Modus und den Song kannte ich auch: „ Carry On“. Der Nashville-Sound ist auf dem Album stark, ebenso die zahlreichen Gastmusiker auf dem Album wie Jim Keltner, Leon Russel. „Mama don´t“ = CountryRock. Wirklich was für Mark Knopfler-Fans . Mit einem tollen Instrumentalpart. Guter Rock/Blues: „If you leave her“.
Ein Jahr und ein Album später, vom Album „Grasshopper“ (1982): „City Girls“ - der fällt etwas arg kitschig aus. „Don´t wait“ ist da schon wieder rockiger. Die Produktion bei dem Album ist recht aufwendig, die Songs recht kurz geraten. So auch „Downtown L.A.“, der lässig, fast jazzig daher kommt (das passt dann wirklich zu der Musik von Philip Kroonenberg. „Devil in Disguise“ - mit Pep gespielter Countryrock. Das letzte Stück von der „Grasshopper“ ist das Titelstück selbst – mit Congas versetzter Instrumentalsong – bemerkenswert.
Die Songs vom Album „#8“ aus dem Jahr 1983 starten mit „Money Talks“ - guter Rock, mit leichten Bluesansatz. Und ich wiederhole – wer Dire Straits mag – wird das sehr mögen. Gleiches gilt für „Hard Times“. „Teardrops in my Tequila“ - so schön kann der Mix aus Country und Blues sein – genial. Garagen-Blues-Rock: „Trouble in the City“.
Auszeit bis 1989. Dann erschien „Travel Log“. Davon ist auf der CD „Change your Mind“ - Ein Americana-Song der wirklich genauso von Philip Kroonenberg gespielt werden könnte (also der Vergleich ist damit endgültig positiv gerechtfertigt)) – ebenso „Lady Luck“ - auch ganz großartig – solche Songs kann ich wirklich immer hören – das ist gut, unaufgeregt – aber richtig gut – vor allem richtig gut gespielt.
Von den weiteren Alben von J.J. Cale befinden sich danach nur noch ein paar wenige Stücke in der Songsammlung. Von „Number Ten“ (1992) gibt es „Lonesome Train“ zu hören und das ist auch wieder total entspannter Rock. „Jailer“ ist wieder richtig gut – da werde ich auch nicht drum herum kommen, mir wohl noch ein paar der Platten von J.J. Cale nachzukaufen – denn da wird es sicherlich noch so einige gute Songs für mich zu entdecken geben.
Aus dem Album „Closer to you“ (1994) ist nur der Song „Borrowed Time“ enthalten – der auch die zweite CD abschließt und auch richtig gut und eine großartig gespielter und komponierter Song ist – außergewöhnlich.
„Low Down“ stammt vom Album „Guitar Man“ (1996) – schöne Country Rock-Nummer – man könnte auch J.J. Cale den Meister des sanften Country.Blues nennen. „Guitar Man“ - Wüsten-Rock auf J.J. Cale Art und Weise. Auch da wieder: Wer die Musik von Mark Knopfer liebt wird J.J. Cale auch lieben.
„Stone River“ stammt vom Album „From Tulsa and Back“ (2004) – Erdiger klingt das Spätwerk – aber J.J. Cale schafft es immer noch einem Genre, das eigentlich nicht so viel an Abwechslung bietet, immer wieder gute Songs zuzufügen. Und „Stone River“ ist sicherlich einer davon. Gleiches gilt für das wunderbare „The Problem“. Ganz großartig. Tolle Americana/Roots-Nummer.
Die Nächsten Songs stammen von der Songsammlung „Anywhere the Wind blows“ (1997). „Midnight in Memphis“ ist eine Blues-Rock-Nummer – bei der das Gitarrenspiel von J.J. Cale mal den Instrumentalsong ausfüllen kann. Aber auch da ist J.J. Cale wieder der Mann, der sich nicht gerne in den Vordergrund spielt und lässt seinen Mitmusikern auch ganz viel Raum. „Woke Up this Morning“ - was soll man noch nach so vielen Songs zur Qualität dieser Musik schreiben – bei diesen Song ist der Gesangspart nur etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt – aber sehr gut gespielt (wieder).
Weitere gute instrumentale West-Küsten-Rock-Nummer: „Durango“. „Things ain´t Simple“ - sanfter Roots-Rock.
Erster Live-Song der CD: „Wish I had me a Dollar“ - da klingt er wieder nach Ry Cooder – entspannter „laid back“ Rock. „Santa Cruz“ ist dann die letzte Studioaufnahme auf den Album, danach folgen nur noch Livestücke, die meisten davon stammen von der „2 Meter Session“ - damit ein weiteres Mal eine Verbindung nach „Holland“ – da die „2 Meter Sessions“ fürs Niederländische Radio produziert werden.
Die Live gespielten Songs sind: „Cocaine“ (vielleicht schon etwas zu lässig gespielt), „After Midnight“ (die Fassung ist aber unwiderstehlich), „Call me the Breeze“, Travelin´Light“, „Tijuana“, „Hold On“, „Rose in the Garden“, „After Midnight (ein weiteres Mal)“, „Ride me High“, „Devil in Disguise“.
Wer sich von dieser 3-CD-Collection nicht überzeugen lässt, ein J.J. Cale Fan zu werden, den kann ich auch nicht helfen – ich bin jetzt einer.

21.04.25
Kate Bush – Hounds of Love (1985)
Meilenstein – eins meiner absoluten Lieblingsalben der 80er Jahre, zusammen mit der „So“ von Peter Gabriel sicherlich das Beste was man an anspruchsvoller Popmusik damals zu hören bekommen konnte (natürlich ist das übertrieben ausgedrückt – aber so fühlt es sich auch heute noch – nach vierzig Jahren für mich an - „Hounds of Love“ und „So“ stellen für mich schon ein wenig sowas wie ein kleiner „Heiliger Gral“ meines Musikhörerlebens da – da kommt nichts ran (außer der „Graceland“ von Paul Simon, „White City Fighting“ von Pete Townsend, der zweiten Platte der Rainbirds usw...“).
Die Platte ist in zwei Teile aufgeteilt: Die erste Seite ist mit „Hounds of Love“ übertitelt und bietet einzelne Songs darunter auch die Singles „Running up the Hill“ und „Cloudbusting“. Die zweite Seite „The Ninth Wave“ ist dagegen als ein langer abwechslungsreicher Songzyklus angelegt – bestehend aus sieben Einzelteilen.
Neben Kate Bush waren an dem Album achtzehn Musiker beteiligt – die Produktion hat Kate Bush selbst übernommen.
Direkt „Running up the Hill (A Deal with God)“ ist einfach großartig und nimmt einen von Anfang bis Ende mit – Folk & Art-Pop in bester Form und die Gesangsparts sind großartig zusammengefügt. Die gesamten unterschiedlichen musikalischen Texturen und Stimmungswechsel – die eingesetzten Sounds überwältigen mich immer wieder und den Song hab ich wirklich oft gehört – Meisterstück – krieg grade beim Hören wieder Gänsehaut.
Übersprudelnd und fast euphorisch „Hound of Love“ und auch da – wie sich das Schlagzeug und die Streicher zusammenfügen und den Song vorantreiben – großartig. Und ich mag den Backgroundgesang in dem Stücken total – weil sie wie ein Instrument eingesetzt sind. Und die Energie die Kate Bush in ihren Gesang versprüht, greift einfach auf mich als Hörer über.
Folk-Pop wird bei Kate Bush einfach zur Kunst gemacht und trotzdem ist das vor allem fantastische Musik: „Big Sky“. Das ist wirklich Musik die mich total glücklich macht – perfekt und einnehmend zugleich. Lieblingsalben sind schon was ganz tolles.
„Mother stands for Comfort“ nimmt das Tempo raus und man kann sich in das Bassspiel und die Melodie fallen lassen – erinnert an die besseren Songs von Japan und David Sylvian. Da hört man den deutschen Eberhard Weber am Bass.
Besser geht’s nicht: „Cloudbusting“ - wieder so ein Track den ich liebe, der mich mitnimmt, der nachhallt und mit fortschreitenden Dauer mich immer wieder mit seinen unterschiedlichen Parts begeistert – die Streicher/Schlagzeug-Kombinationen sind einfach nur göttlich. Und dann der Choreinsatz – nur überwältigend. Solch einen Song muss man genießen – nicht nebenbei weghören.
Die zweite Seite mit den aus sieben Teilen bestehenden Stück „The Ninth Wave“ - sprengt die Grenzen zwischen Klassik, zeitgenössischer Musik und Pop Rock. Sanft geht es los mit „Dream of Sheep“ und auch da zeigt sich die Liebe der Irin zur traditionellen Musik ihrer Heimat.
Der zweite Part: „Under Ice“ ist bedrohlich gestaltet – da zieht Gefahr auf und eine Bedrohung nimmt Form an.
Bei „Waking the Witch“ wird man von eingespielten Dialogpassagen und einem sanften Klavierspiel eingefangen – dann wird es hektisch – und plötzlich hören wir in einen Post-Punk-Prog-Rock-Mix, wie man diese sonst eigentlich nur von Peter Gabriel her kennt, wie die Bedrohung weiter ansteigt. Am Ende ein Hubschrauben den wir von Pink Floyds „The Wall“ her kennen.
Danach wieder wunderschöner Pop-Folk und wieder der tolle Doublebass von Eberhard Weber: „Watching you without me“ - ein weiterer Höhepunkt des Albums – lieb ich total. Was Kate Bush aus den Fairlight Synthesizer an Klängen herauszuaubert ist auf dem ganzen Album auch total beachtlich. Da bekommt man einen Eindruck wie gut synthetische Klänge genutzt werden können ohne Musik gleich den Stempel „elektronische Musik“ aufzudrücken.
Und auch hier wird die tolle kunstvolle Art der Produktion sehr deutlich.
Der nächste Part „Jig of Life“ ist dann ein echtes wildes Folkstück.
Dem Finale nähert sich der Hörer mit „Hello Earth“ - hier wird es erhaben – gefühlvoll – sakral – dann dramatisch – dann wieder sakral - doch alles bewegt sich auf ein wunderschönes Finale zu.
Bei „The Morning Fog“ ist es dann das Gitarrenspiel von John Williams im Zusammenspiel mit dem schon mehrmals erwähnten Doublebass – da ist übrigens der klassische Gitarrist John Williams gemeint und nicht der Filmkomponist mit gleichen Namen – das mich immer wieder begeistert.
Das Album hat einfach soviel an dem ich mich begeistern kann und deshalb begeistert es mich auch immer immer wieder. Da kann ich nicht aus dem Schwärmen herauskommen. Einfach „meine“ Musik.
20.04.25
Tom Petty and the Heartbreakers – Into the great wide Open (1991)
Nach seinem erfolgreichen Solo-Album „Full Moon Fever“ (1989) erschien in der Folge dieses achte Album zusammen mit den Heartbreakers. Die Band bestand zu diesem Zeitpunkt aus Tom Petty (Gesang, Gitarre, Piano, Percussion), Mike Campell (Gitarre, Keyboards, Backgroundgesang), Benmond Tench (Piano, Synthesizer, Akkordeon), Stan Lynch (Schlagzeug, Percussion). Wie „Full Moon Fever“ wurde das Album von Jeff Lynne mitproduziert.
Mit „Learning to Fly“ und dem Titelstück „Into the great wide Open“ hat Tom Petty zwei Songs geschaffen, die man zu Anfang der 90er einfach nicht überhören konnte – beide Songs waren aber auch wirklich gute Songs und so hörte man diese Überhits zum Glück auch immer wieder gerne.
„Learning to Fly“ hat natürlich den Sound einer typischen Jeff Lynne-Produktion – so klingen Songs von George Harrison, Roy Orbison und natürlich den Traveling Willburys (der Supergroup in der Tom Petty zusammen mit Harrison, Orbison. Lynn und Bob Dylan gespielt hat).
Der Song nimmt einen aber auch sofort mit seiner Grundmelodie sofort ein und der Refrain ist einfach super. Und egal welches Musikgenre man bevorzugt – dieser Song fängt einen ein und lässt einen nie wieder richtig los.
Aber auch andere Songs, als die beiden Übersingles des Albums, haben ihre Qualitäten – das etwas mehr rockende „Kings Highway“ ist auch ein richtig guter Song. Heardlandrock der ganz guten Art. Solch einen Song bekommt auch ein Bruce Springsteen nicht so leicht hin.
Darauf folgt gleich der zweite Überhit der Platte „Into the great wide Open“ - etwas melancholischer im Stil, aber die Geschichte vom aufsteigenden Star, der aber auch tief fallen kann – ist einfach super in einem Song untergebracht.
Schwungvolle Rock-Ballade: „Two Gunslingers“. Country-Rock: „The dark of the Sun“. Dramatischer Rocksong: „All or Nothin´“.
Ein weiteres Highlight – sanfter, richtig guter Folkrock: „All the wrong Reasons“. Auch sehr gut: „Too good to be true“- guter Rocksong. Das Songmaterial ist auch abwechslungsreich in Tempo und Atmosphäre der Song – da hört man gerne weiter und schaltet auch nicht nach den fünften Lied gelangweilt ab. Deshalb haben sich auch viele der Songs bei mir tatsächlich gut eingeprägt – auch wenn ich die CD schon länger nicht mehr durchgehört habe, kann ich mich noch an viele der Songs gut erinnern.
Der Sound vieler der Songs ist auch schön in der Geschichte der Rockmusik geerdet – so fühlt man sich schon bei vielen der Songs nach ein paar Takten in vertrauter Umgebung – so auch bei den etwas schnelleren „Out in the Cold“. Auch wieder richtig guter Heartland-Rock-Song: „You and I will meet again“. Da ist es bei Tom Petty für mich so, wie es mir auch mit John Hiatt immer geht. Wenn die ein gutes Album gemacht haben – fühlt man sich einfach während des Hörens einfach wohl, weil es einerseits immer so verdammt vertraut klingt, es aber auch einfach immer wieder gute Songs sind – das kann man einfach nicht schlecht finden, dass genießt man – beim jeden Hören.
Im Rock´n´Roll/Country-Rock-Mix: „Makin´ some Noise“. Richtig gut noch mal am Ende: „Built to last“ - Super Song!.
Dieses Album macht immer noch sehr viel Spaß und gehört einfach zum Soundtrack meines Lebens.


16.04.25
Boys in Trouble – Boys in Trouble (1988)
Das Duo Boys in Trouble bestand aus den grandiosen Basspieler und Sänger Konrad Mathieu und Schlagzeuger Gigi Sessenhauser. Der Sound der Band bewegte sich geschickt zwischen Rock und Pop, New Wave, – erinnerte ein wenig an Police (wegen der Instrumente) hatte aber immer auch etwas eigenes. Sie haben noch ein zweites Album gemacht, danach war leider Schluss, was ich sehr schade finde, weil ich die Stimme von Konrad Mathieu sehr mag – der spielt seit Auflösung der Band bei M. Walking on the Water nur noch den Bass.
Das Duo war glaube ich einfach ein paar Jahre zu früh am Werk – denn ein Song wie „Strange Games“ - der ein absolut großartiger Indie-Pop-Rock-Song ist – hätte eigentlich der Band zu einer großen Bekanntheit verhelfen „müssen“ - aber nicht immer sind gute Bands auch kommerziell erfolgreich. Verdient hätten sie es und „Strange Games“ würde sich auch heute noch sehr gut im Radio machen. Und das Bassspiel von Mathieu ist einfach klasse und singen kann er auch.
„Value and Times“ ist auch einfach als sanft popiger Song einfach schön – dabei hat er noch ein ganz leichtes New Wave-Feeling. Auch einfach ein wunderbarer Song und ich weiß warum ich nie aufgehört habe, dieses Duo zu mögen. Die machten einfach „gute Musik“.
Diese Debüt-Platte ist mit 15 Stücken gut gefüllt. Bands neueren Datums – besser gesagt aktuelle Bands wie Tolyqyn machen auch heute keine andere Musik als wie es die Boys in Trouble mit „100 Miles“ machen. Experimentierfreudiger Genre/Mix-das trifft Rock/Pop/Jazz/Weltmusik schön aufeinander. Ich glaub ich mag die Platte gerade noch mehr als früher.
Nur gut ist das und das macht mir gerade wieder richtig viel Freude und ein Song wie „Ups - Downs“ trägt dazu seinen Teil bei.
Schlagzeugarbeit in richtig gut und da erinnern sie dann tatsächlich an The Police bei „4:30“.
Etwas rockiger am Anfang – dann aber eher verträumt, schon fast im Jazz-Modus: „Harmony“. Auch da ist die Qualität von Gigi Sessenhauser am Schlagzeug gut zu hören. Die waren als Musiker schon sehr gut – einmal hab ich sie auch mal live gesehen – beim „Bochum Total“ - so 89 oder 90 muss das gewesen sein.
Ein weiterer meiner ewigen Lieblingssongs der Band: „Row the Boat“ - etwas atmosphärischer, aber sehr guter „anderer“ Rocksong.
Ganz großartig auch „Say Yes, say No“. Tolle Rock-Pop-Nummer. Die Platte klingt auch sehr gut – das ist sehr schön produziert.
Bisher kein schlechter Song – auch „What I Need“ mag ich sehr. Ich glaub Fans von Fury in the Slaughterhouse müssten den Song was abgewinnen können. Von deren Leichtigkeit von Fury, sich zwischen Pop und Rock problemlos zu bewegen, davon haben die Boys in Trouble auch ganz viel in ihrer Musik.
Song Nummer Zehn „Endless Road“ ist nicht ganz so meins. Dafür ist dann „So many Times“ wieder richtig gut – das ist einfach ein toller Pop-Rock-Song. Und wenn man denkt, es kann nicht mehr besser werden, dann überzeugt einen das geniale „So many Times“ vom Gegenteil.
Ein wenig wieder mehr im Art-Rock-Sektor: „Love Never Ends“ - die Art Songs hat wirklich im Lauf der Zeit was dazugewonnen. Früher mochte ich das nicht so sehr – heute mag ich es sehr.
„I´m running through“ - noch mal etwas flippiger – fast schon im Funk-Crossover-Style. Danach noch das sehr kurze Abschlussstück: „The Werk“.
Absolut eine Freude, dieses Wiederhören – könnt ihr Euch auch alle ganz günstig nachkaufen und selbst genießen, da die CD und LP aus Zweiter Hand sehr günstig zu haben ist. Und ich freue mich schon auf das Wiederhören des zweiten Albums – da sind auch ein paar Lieblingsstücke drauf und eine sehr gute Coverversion von „New England“
15.04.25
Elvis Costello – Spike (1989)
Das zwölfte Album von Elvis Costello – der Mann haut auch gerne ein Album nach dem anderen heraus – was vielleicht deshalb auch zu solch großen Qualitätsunterschieden oder Richtungswechsel führt – bei mir, der sich jetzt eigentlich wirklich kein Urteil über das Gesamtwerk von Elvis Costello erlauben kann, da ich viel zu wenig daraus kenne, ist das mit den Alben von Elvis Costello so – entweder finde ich es richtig gut oder ich bin total enttäuscht. So mochte ich „Spike“ immer, aber das nachfolgende Album „Mighty like a Rose“ fand ich sehr enttäuschend – nur „The Other Side of Summer“ fand ich da erträglich und kam noch an die Qualität der Songs von der „Spike“ heran. Auch der Versuch es mit einem älteres Album „Goodbye cruel World“ zu versuchen scheiterte. Erst Jahre später, als Costello das Album „The River in Reverse“ das er mit Allen Toussaint 2006 aufgenommen hat und seine Beteiligung an den „The New Basement Tapes“ (2014) ließen mein Interesse an ihm wieder steigen. Letztes Jahr höre ich dann „Punch a Clock“ (1983) und das fand ich dann auch gut. Also da gibt es wirklich wohl noch viel zu Entdecken für mich – aber die Songs vom Album „Spike“ gehören seit Jahren zu meinen ständigen Begleitern.
„Spike“ war das erste Costello Album das er für Warner produziert hat und Warner verwöhnte Costello mit einem hohen Budget. Vier Musikstudios wurden angemietet und alle mit unterschiedlichen Musikern besetzt – die Zahl prominenter Musiker ist groß und auch auf diesem Album ist Paul McCartney am Bass zu hören und zwei Songs – darunter die Hitsingle des Albums „Veronica“ - wurden von McCartney mitkomponiert. Chrissie Hynde ist als Harmoniesängerin dabei, Jim Keltner und Jerry Marotta unter anderem an den Drums zu hören. Allen Toussaint am Piano, bei der Irland-Session waren unter anderen Christy Moore und Davy Spillane mit dabei und fast jeder der über dreizig Musiker, die an dem Album mitgearbeitet haben, verfügen über einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Spannend finde ich, dass die Platte trotzdem wie aus einem Guss klingt. Dafür sind auch die Co-Produzenten T Bone Burnett und Kevin Killen mitverantwortlich.
Direkt „This Town“ macht Spaß – es ist ein schöner Mix aus Singer/Songwriter und anspruchsvoller Rock. Ein kunstvoller Blues: „Let him Dangle“ und die Soundkulisse erinnert hier und auf der ganzen Platte eigentlich auch immer ein wenig an den Sound einer Tom Waits-Platte. Singer/Songwriter-Rock den man sich am besten in einem verrauchten kleinen Club auf kleiner Bühne gespielt vorstellt. Aber auch dies ist ein sehr guter Song. Gleiches gilt für das ebenfalls großartige „Deep Dark truthful Mirror“ - das sind einfach alles sehr sehr gute Stücke und von außerordentlicher Qualität, da sie Anspruch und Hörspaß sehr gut verbinden. Was ich an Costello auch schätze, ist seine Qualität als Sänger – man hört ihm immer raus – ein Elvis Costello verwechselt man nicht und man erkennt ihm immer sofort – und dies zusammen mit der Qualität seiner „guten“ Stücke setzt ihm bei mir immer mit einem Joe Jackson auf eine Stufe. Irgendwie passen diese beiden Ausnahmemusiker für mich immer gut zusammen – obwohl sie glaube ich nie was zusammen gemacht haben.
„Veronica“ ist einfach total einnehmend, funktioniert immer und damit kriegt Costello jede(n) rum. Und ja es klingt natürlich auch wie eine Paul McCartney-Nummer. Die beiden hatten bei der Arbeit an dem McCartney Album „Flowers in the Dirt“ zusammen zwölf Songs komponiert und diese dann auf verschiedene Alben platziert – mal ein Song auf dem Album von dem einen, mal zwei auf dem von dem anderen usw.
Fast wie eine Nummer aus der Zeit, als Filme noch keine Farbe hatte, klingend und mit ganz viel eigenen Charme: „God´s Comic“ - auch eine ganz riesige Nummer. Ach, ich liebe dieses Album – einfach unzählige gute Songs drauf.
Jazzrock: „Chewing Gum“. Wunderschöne Folk-Ballade: „Tramp the Dirt Down“ - und Costello singt darin gegen die Thatcher-Ära an. Instrumentaler Jazz im New Orleans-Style „Stalin Malone“. Sanft: „Satellite“. Schöner Folk-Rock´n´Roll: „Pads, Paws and Claws“.
Wenn man hören will, wie diese Platte im Gesamten klingt, dann muss nur „Miss Macbeth“ hören – da bringt Costello alle Stilelemente des Albums auf grandiose Weise zusammen. Da ist soviel drin – das ist schon eine Meisterleistung.
Wunderschöne Folk-Nummer: „Any King´s Shilling“. Blues-Rock auf Costello-Art: „Coal-Train Robberes“. Melancholisch Akustikballade am Ende: „Last Boat Leaving“.
Immer noch ein ganz und gar zeitlos gutes Album. Bleibt ein Lieblingsalbum.


14.04.25
The Notwist – Nook (1992)
Die Band war zu der Zeit noch ein Trio bestehend aus Markus Acher(Gitarre, Gesang) und Micha Acher (Bass) und Martin Messerschmid (Schlagzeug). „Nook“ ist noch ein weiteres - wie das erste Album der Band - reines Indie-Heavy-Rock-Album. Die elektronischen Musik-Elemente und der Einsatz von Rockmusik untypischen Instrumenten folgen erst in den späteren Alben.
Das erste The Notwist Album, das auch so hieß wie die Band, war ein ziemlich hartes Rockalbum mit vielen Metal-Riffs, dabei aber sehr abwechslungsreich und bei dem Song „Seasons“ hörte man auch schon richtig den typischen The Notwist-Songcharakter heraus. Mal hören ob sich das schon auf dem zweiten Album weiter fortsetzt.
Nach ruhigen Intro: „Belle de L´Ombre“ geht es mit „Walk On“ mit den heftigen Heavy-Metal Gitarren weiter, die wir schon vom ersten Album her kennen. Zu den heftigen Gitarren bietet der eher zurückhaltende Gesang von Markus Archer einen starken Kontrast – ist ein wenig so, als ob bei Danzig einer von den Housemartins singen würde – klingt aber auch wiederum wie ein Song von „Dinosaur jr.“ nur eben mit noch heftigeren Gitarrenspiel.
Im Punkrock-Modus „Unsaid/Undone“ und den finde ich viel besser – weil eher im Alternative-Rock angesiedelt als im Heavy Metal und das passt besser zur Band.
Aber direkt mit „Welcome back“ geht’s mit Heavy Metal-Musik der Marke Danzig weiter – aber bei dem Stück ist das so „fett“, dass es auch wieder Spaß macht – damit könnten The Notwist sogar in Wacken Eindruck schinden. Ist dann aber mir am Ende doch schon fast wieder zu heftig.
Laut und heftig auch das Titelstück „Nook“ - und es bleibt bei der Mischung aus sanften Gesang und heftigster Rockmusik. Markus Acher ist auch ein richtig guter Heavy Metal-Gitarrist – keine Frage – aber es ist gut, dass die Brüder Acher dann doch noch musikalisch sich später breiter aufgestellt haben.
Aber das war glaub ich auch bei den Psychrockmusikern von Motorpsycho auch nicht anders – da waren auch die früher Alben eher Hartrock oder sogar Hardcore und dann wurden sie nach ein oder zwei Alben auch zu dem was sie dann heute sind.
Alternativ-Rock mit Punkrock und Heavy Metal gemischt, dann doch sogar etwas sanftere Töne anschlagend – wenn auch nur kurz bei „No Love“. Einer der besseren Song der Platte ist das.
Der Song mit dem Banjo-Gitarren - der ist schon so richtig gut und hat sich bei mir auch am längsten eingeprägt: „The incredible Change of our Alien“ – dann werden die Banjo-Gitarren durch Heavy Metal-Gitarren abgelöst und dann verwandelt sich der Song in einen guten Alternative-Rock-Song. Mega.
Die Metal-Rock-Stücke werden zunehmend für mich aber immer langweiliger und fangen auch an ein wenig zu nerven – doch bei „This Sorry Confession“ mag ich den Refrain dann doch ganz gerne und dann gibt es auch einen Tempowechsel und das Stück wird doch eine reizvolle Alternative-Rock-Nummer.
Der Hardcore-Charakter steigert sich wieder bei „Another Year without me“ - ich glaub, das erinnert sehr an die frühen Nummern von Fugazi – wie auch glaub ich vieles anderes von dem Album – ich kenne aber von Fugazi zu wenig, um das mit Sicherheit schreiben zu können.
Richtig gut gefällt mir dann „One Dark Love Poem“ - das ist richtig guter Alternative-Indie-Rock. Und ist wohl das typischste The Notwist-Stück der Platte.
Heftig und kurz nochmal, mit guten Bass-Part: „The only thing we own“ - finde ich aber als Instrumental-Nummer auch gut.
Alternative-Rock – nochmal richtig gut: „I´m a Whale“ - da merkt man wieder die Liebe zu Sonic Youth bei den Acher Brüdern.
06.04.25
Radiohead – Hail to the Thief (2003)
Album Nummer Sechs. Mit einem meiner absoluten Lieblingssongs. Bis auf den einen Song ist vom Album bei mir im Kopf nicht viel hängen geblieben, deshalb lohnt sich auch da ein Wiederhören. Es ist ja auch schlimm, dass man manche Alben durch jahrelanges Playlisthören fast nie am Stück durchgehört hat – so geht es mir bei vielen Alben nach 2000 – ein Jammer. Aber das hab ich ja seit einiger Zeit geändert und das ist gut so – sonst gäbe es ja all meine Texte nicht und die brauche ich allein für mich selbst, denn wer kann bei soviel Musik schon den Überblick behalten oder auch nur eine neuentdeckte Band nicht wieder schnell vergessen? Macht Notizen – das Hirn ist nicht perfekt. Meins schon gar nicht.
Im schon fast für Radiohead typischen melancholischen Indie-Art-Rockgewand beginnt das Album auf bekannten Pfaden mit „2+2=5“. Aber schön das sie dabei auch wieder richtig rockig klingen und ich glaub, deshalb ist mir das ganze Album eigentlich auch in meiner verschwommenen Erinnerung gut in Erinnerung geblieben.
„Sit down. Stand Up.“ - super. Ich mag ja wenn es so klingt, als ob Radiohead Musik für einen Arthouse-Film machen. Atmosphäre, kunstvolle Produktion und eine trotzdem mitreißende Musik. Und das stimmt bei dem Song wieder. Den werde ich ab jetzt in Erinnerung behalten. Und in Sachen einzigartig gutes Soundkostüm machen Radiohead sowieso immer gute Arbeit.
Sanfte Melancholie: „Sail to the Moon“. Wenn sie wollten könnten Radiohead auch einfach eine verdammt gute Progrock-Gruppe sein – da würden sie alle Mitbewerber von Thron stürzen. Wer da noch glaubt Steven Wilson wäre ein guter Songtüftler – der hat Radiohead noch nie richtig gehört.
Bei „Backdrifts“ merkt man aber auch das Radiohead irgendwie seit „Kit A“ auf der Stelle treten. Das ist auch gar nicht schlimm, weil die Songs ja trotzdem alle ihre Qualität haben und als Einzelstück ist „Backrifts“ was besonderes. Aber diese doch langsam immer gleichbleibenden Sound-Ideen hinterlassen dann doch, wenn man ihr Werk schnell hintereinander hört, das Gefühl von auf der Stelle treten. Das passiert aber natürlich vielen Bands und es ist auch nicht schlimm, da die Fans, dann ja wissen was sie mit jeder neuen Platte kriegen – solange halt auch die Qualität beibehalten wird. Und diese Qualität kann man Radiohead bei diesem Album auf jeden Fall nicht absprechen. Bisher hat das Album auch keine Ausfälle – also Songs, die nur wie Kunststücke oder Zwischenspiele funktionieren.
Echter Gitarrensound begrüßt einen bei „Go to Sleep“ und wirklich – das ist eine wirklich gute Alternative-Rock-Nummer und macht auf ihre einfache Art wieder richtig Spaß – da erinnert man sich doch wieder an die alten Zeiten der Band.
Und das Album macht immer mehr Spaß, weil da doch wieder mehr Rockband-Ambitionen zu hören sind – so mag ich auch „Where I End and you Beginn“ sehr.
Tragischer Gospel im Radiohead-Style: „We suck your Blood“ - das ist schon eine echte Gothic-Ballade – aber ohne auch Gothic- oder Düsterrock zu sein – dafür ähnelt es dann doch eher klassische zeitgenössische Musik zu sehr und hat mit dem ganzen Lack und Leder/wir verkleiden uns-Ding nichts zu tun. Düsterere Kammermusik.
„The Gloaming“ arbeitet mit Glitches und Sounds der elektronischen Musik – davon habe ich ja seit drei Alben viel mehr erwartet, aber vielleicht hatte ich das auch zu sehr mit den anderen Nebenprojekten und Thom Yokes Soloarbeiten in Verbindung gebracht. Aber das ist so ein Stück – und meiner Meinung nach klingen solche Stücke von Thom Yorke doch alle gleich. Düster, melancholisch – ist der Mann niemals glücklich?
Danach folgt aber ein weiterer Song mit Drums und Bass und Rockgitarre: „There There“ - auch den mag ich. Auch die Arthouse-Rock-Stücke von Radiohead sind sich auch immer etwas ähnlich – aber sie sind dafür auch immer gut. So gut. Und im späteren Verlauf des Songs rocken die so richtig gut.
Kurzes: „I will“ - kann man vielleicht als modernen Canterbury-Folk verstehen. Aber ist schon irgendwie trotz der Kürze auch anstrengend.
Danach mein absoluter Highlightsong – von Anfang bis Ende einfach einfach nur spannend, mitreißend und großartig: „A Punch at the Wedding“. Song für die Ewigkeit.
„Myxomatosis“ - ungestümer Elektro-Rock-Song. Nicht ganz so meins - hat aber glaube ich als Einzelstück auch seinen Wert.
Sanft (natürlich auch melancholisch) „Scatterbrain“. Am Ende: „A Wolf at the Door“. Psychrock mit Indierock gepaart – das können in dieser Klasse auch nur Radiohead.
Wirklich sehr gutes Radiohead-Album und auch besser als die beiden Vorgängeralbum „Kid A“ und „Amnesiac“ weil es einfach mehr Highlights bietet – weil es wieder mehr gute Songs hat – trotzdem verliert die Band dabei nichts von ihrem Anspruch mehr zu sein als die typische Rockband von nebenan. Art-Rock – aber glücklicherweise diesmal mit mehr Rock als Art(Kunst).

05.04.25
Antony and the Johnsons – Thank you for your Love (2010)
Exzellenter anspruchsvoller Indie-Chamberpop mit ganz viel Gospel und Soul-Einfluss, der wie immer bei Antony (später Anohni and the Johnsons) stark von der prägenden Gesangsart von Anohni Hegarty geprägt ist. Bei dieser EP mit fünf Songs – kann man als Fan der Band nichts falsch machen.
Leicht melancholisch, aber wunderbar träumerisch und irgendwie strahlt die Musik von Antony and the Johnsons immer ganz viel Hoffnung aus – und davon können wir ja gerade in diesen Zeiten ganz viel gebrauchen. Mein persönliches Highlight der EP ist dass total süße und schöne: „Pressing On“ - das ist ein ganz besonders Stück Musik. Und wenn Antony and the Johnsons „Imagine“ covern – einfach nur Wow!


03.04.25
Pearl Jam - Vs. (1993)
Okay, dem Punkrock nähern sich Pearl Jam nicht erst ein Jahr später mit „Spin the black Circle“ an. Auch „Go“ hat davon schon ordentlich was. Schön ungestüm. So mag ich meinen Rock. Dabei aber auch noch melodiös, spannend und wuchtig – toller Song, toller Einstig – und es ist so weit vom Sound vom Vorgängeralbum „Ten“ entfernt, dass man nur verblüfft, aber total begeistert, diesen Einstig ins zweite Album der Lieblingsband, die sich mit „Alive“ und „Jeremy“ für alle Ewigkeit einen Platz an vorderer Stelle meiner Ewigkeitsbestenliste gesichert haben, genießt.
Und wuchtig und gut geht’s direkt mit „Animal“ weiter. Sie sind härter und aggressiver geworden – aber der Sound der Band ist so gut geworden, dass man dass einfach nur genießt. Und so wird es über einen großen Teil dieses Albums immer weiter gehen. So viele Songs – die man immer und immer wieder gerne hört – kommen da noch. Ein Wahnsinnsalbum – immer noch.
Wer mag den Song „Daughter“ nicht? Keiner - gut, denn sonst stimmt was mit Dir nicht. Ein absolutes Lieblingslied von mir ist dieser wunderbar eher akustisch klingende Song. Musik für mich gemacht. Nur für mich. Gefolgt wird dieses Meisterwerk von einem tollen Rocksong: „Glorified G“. Was liebe ich dieses Album? – wie viel Spaß macht das immer noch? – da vergesse ich auch mal für einen Moment gestiegene, für mich unbezahlbare Ticketpreise – und das eher ernüchternde zuletzt erschienene Album, für dass die Jungs vom Pearl Jam und ihr Manager und Label auf Vinyl gepresst bis zu 50€ und mehr bei Erscheinen haben wollten (die CD war auch nicht günstig) und das bei einer Band, die mal für faire Ticketpreise gekämpft hat.
Natürlich lenkt auch „Dissident“ von solch Gedanken ab – auch ganz groß. Gefolgt von „W.M.A.“ das mich mit dem Schlagzeugspiel immer umhaut und begeistert. Danach wird es nochmal richtig heftig und wild (aber auch das ist gut): „Blood“. Auf dass das grandiose „Rear View Mirror“ folgt. Alles toller Rock – alles total gut, zeitlos – Songs für die Ewigkeit – einer nach dem anderen. Mit den Songs kriegen Pearl Jam mich immer.
Ein wenig funky geht’s auch – aber auch mit ganz viel Rock gemischt: „Rats“ (den Song unterschlägt man gerne, wenn man an das Album denkt – dabei ist der auch richtig gut – aber es sind vielleicht einfach zu viele gute Songs drauf.
Eine weitere Singer/Songwriter-Ballade folgt: „Elderly Woman behind a Counter in a small Town“. Dieser Song zusammen mit „Daughter“ und „Crazy Mary“ (vom „Sweet Relief - Sampler“) konnte ich immer und immer wieder hören. Eigentlich bin ich von meinen musikalischen Anfängen her, ja einer, der eher dem akustischen und folkigen Liedgut zugetan war – geht ja auch nicht anders, wenn „Maybe“ von Thom Pace meine erste Single war.
Dies ist auch ein Text der niederrheinischen Abschweifungen. Aber auch bald ist diese Lobhudelei zu Ende. „Leash“ erinnert am meisten noch an den Sound von „Ten“ und hat auch eher das Zeug zu einer Single-B-Seite. Auch wirklich nicht schlecht. Sanft im Abgang ist das Album dann auch noch: „Indifference“. - für mich ist dieses Album und bleibt es auch – genau wie „Ten“, der „Singles“ Soundtrack und das „Tempel of the Dog“ Album ein absoluter Höhepunkt – viel mehr Begeisterung für Musik, als für diese kann man kaum verspüren und somit ist diese Musik auch Teil meines persönliche Soundtracks.
02.04.25
Pearl Jam – Vitalogy (1994)
Pearl Jam – die Dritte und da sie sich mit den zwei Alben zuvor freigespielt haben von der Erwartungshaltung ihres Labels, können sie nun relativ frei weiter Musik machen. Sie müssen nicht mehr unbedingt klassischen Grunge spielen und von daher entwickeln sie ihren Sound eigentlich gar nicht weiter – wie sie es noch mit „Vs.“ gemacht haben, sondern gehen eigentlich einen Schritt zurück, denn ihr „neuer Sound“ ist eigentlich eher Rückbesinnung zu Punkrock, Rockmusik und Singer/Songwriter-Songs und sie setzen auf Unberechenbarkeit. Und das macht „Vitalogy“ auch als Album so spannend.
„Last Exit“ ist einfach ein toller Rocksong, der wunderbar funktioniert – durch rockende Gitarren und den immer besonderen Gesang von Eddie Vedder – wie oft haben Post-Grunger (Creed, Nickelback, Bush) versucht ihm zu kopieren, manche gut, manche weniger (manche haben, dann sogar ziemlich schnell den Post-Grunge gegen Mainstream-Rock aufgegeben – das passierte Vedder höchstens auf seinem letzten Soloalbum).
Im Punkrock-Modus „Spin the Black Circle“ - richtig heftig können Pearl Jam losrocken und irritieren sicher ein paar Fans damit – die ein weiteres „Alive“, „Jeremy“ oder „Rear View Mirror“ erwartet haben. Pearl Jam machen ab jetzt auch Punkrock und das machen sie gerne (und gut).
„Not for you“ hat noch was vom Grunge-Rock übrig oder ist zumindest ein Alternative-Rock-Song und einer der guten. Macht mir wirklich wieder sehr viel Spaß diese Musik zu hören – habe ich auch viel zu lange ignoriert und da gilt eigentlich für fast alle Pearl Jam-Alben außer den ersten zwei (wie bei Radiohead!). Die ersten zwei, habe ich oft und gerne gehört und ich war in den gesamten 90er Jahren wirklich der absolute Pearl Jam-Fan, hab mir immer jedes Album gekauft, gehört, genossen und eben die meisten dann doch recht schnell im Regal gestellt und da blieben sie. Aber nachdem ich jetzt fast 500 Platten mehr oder weniger durch Zufallsauswahl (Schicksal) und eben weil sie im richtigen Stapel waren, abgearbeitet habe – erlaube ich mir jetzt mal einige Platten von einigen meiner Favoriten mal wieder mein Gehör zu schenken – aber keine Angst – auch die anderen Stapel werden, dabei immer weiter abgearbeitet.
„Tremor Christ“ mit schräg/melancholischen Gitarren und etwas theatralischen Gesang dann mal nicht ganz so meins. Dafür gefällt mir die Singer/Songwriter-Rockballade „Nothingman“ aber richtig gut.
Tempo mächtig aufgedreht und wieder im schnelleren Rockbereich: „Whipping“ - ungestüm und gut. Kurzes, aber auch unnötiges Zwischenspiel „Pry, To“.
Ganz klasse und ein tolles Beispiel für einen richtig guten Pearl-Jam-Song: „Corduroy“ (den man aber irgendwie immer, wenn man ihm hört, ganz toll findet, sich aber nicht wie andere Bands so bei mir im Hirn festgesetzt hat. Da macht ein Wiederhören aber umso mehr Freude.
Eigentümlich schräges Zwischenspiel: „Bugs“. Harter Rock: „Satan´s Bed“. Hinreißender Song für die Ewigkeit: „Better Man“. „Aye Davanita“ - kurze (fast) Instrumentalnummer. Gefolgt von einem weiteren modernen Rockklassiker: „Immortality“ - da stimmt auch einfach Alles.
Am Ende „Hey Foxymophandlemama, That´s me“ - seltsamer Titel und auch eigentlich unnötige Geräusch, Stimmen, Musik-Collage.
Am Ende kommt das Album als gute und passende Fortsetzung zu dem mit „Vs.“ eingeschlagenen Weg daher – einfach guter Rock – der nicht mehr unbedingt dem Grunge-Klischee und Sound entsprechen muss – eine Grunge-Band werden Pearl Jam aber trotzdem für alle Zeit bleiben.


01.04.25
The Notwist – The Notwist (1990)
Am Anfang waren The Notwist noch eine regelrechte Metal-Band. Das hört man bei „Is it Fear“ sehr gut raus – auch wenn es sich dabei um keinen einfachen Metal handelt, sondern um ein Gemisch aus Metal, Punk, Hardcore und Alternativ-Rock. Die liebe der Archer Brüder zu Bands wie Sonic Youth ist ja auch kein Geheimnis. Und zu Anfang ging man halt noch mit „Bad Religon“, „Therapy?“ und anderen Hardrock-Größen der späten 80er und 90er auf Tour. Schlecht ist das nicht und da ich ja da zweite Album „Nook“ schon kannte, wusste ich ja auch, dass die Band erst ab dem dritten Album den bekannten elektronischen und vielseitigen Sound, für den sie heute bekannt sind und geliebt werden, hatte.
So rockt das Album einfach mal nur heftig – und das konnten The Notwist damals halt auch sehr gut – aber natürlich waren sie damit eine von vielen deutschen Gitarrenrock-Bands und als eine solche war es schwer sich wirklich zu etablieren.
Wer härteren Rock mag, der trotz kurze Stücken einiges an Abwechslung bietet, denen sei dieses Debüt von den noch richtig rockenden The Notwist auch zu empfehlen. Weil das alles nicht schlecht gespielt ist und der Mix aus allen Rocksparten hat wirklich was. Und wer hätte heute noch gedacht, dass The Notwist auch auf Wacken eine gute Figur machen würden – und das würden sie, wenn sie dieses Album noch mal vor der Festivalsmenge zum Besten geben würden. Einzeln muss man auf die Stücke nicht eingehen. Es wird mit jedem Song ein guter Mix auf Heavy Metal und Punk Rock gespielt. Für Headbanger ein Fest, für Punker auch und mir gefällt das – auch weil es so schon kurzweilig ist und alles auf dem Punkt gebracht wird – da kommen einen „The Minuteman“ sogar in Erinnerung.
Ab und an rocken The Notwist ja auch auf ihren aktuellen Konzerten mal wenigstens nochmal für ein Stück richtig ab und stehen weiterhin zu ihren Wurzeln. Einmal ein Rocker – dann ist man wohl immer ein Rocker. Oder so. Und toll ist einfach wie gut das Album auch heute noch oder vielleicht wegen der Neuausgabe zum 30jährigen jetzt auch klingt. Das macht so schon wirklich echt Laune.
Ein entscheidendes Stück auf dem Debüt ist meiner Meinung nach „Seasons“ weil es so ein schönes Alternativ-Indierock-Stück ist – das trotzdem schon viel von dem hat, was The Notwist heute noch ausmacht und dabei auch wie ein Stück von Dinosaur jr. klingt. Eindeutiger Favorit des Albums. Und auch beim kurzen Hardcorestück scheint etwas von dem durch – das noch heute Teil von „The Notwist“ ist.
31.03.25
Radiohead – I might be wrong: Live Recordings (2001)
Ein recht kurzes Livealbum (41 Minuten Spielzeit) das beweisen soll, dass die verkopften Melodien und Songs der letzten zwei Alben auch live durchaus funktionieren und es ist ein Song auf dem Album, der erst viel später mal auf Platte als Studiofassung veröffentlicht werden wird.
„The National Anthem (Kid A)“, „I might be wrong (Amnesiac)“, „Morning Bell (Kid A)“, „Like Spinning Plates (Amnesiac)“, „Idioteque (Kid A)“, „Everything in its right Place“ (Kid A)“, „Dollars and Cents“ (Amnesiac)“, „True Love Waits“.
„The National Anthem“ rockt mit seinen Gitarrenriffs ja sehr gut, die Keyboardklänge bringen etwas Düsternis ins Spiel und die Art des Gesangs von Thome Yorke macht aus dem Ganzen eine Mischung aus Art-Rock und Trip-Hop. So weiß der Hörer gleich, dass dies kein normales Rockkonzert wird. Mitsinghymnen und Schunkelstücke wird es wohl nicht geben, dafür aber ein kluger Mix aus vielen Genre und Nebengenre der Rockmusik.
„I might be Wrong“ funktioniert ja schon durch seinen Erkennungs-Gitarrenriff am Anfang ganz gut und der Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Musik von Radiohead weiterentwickelt hat. Das nimmt mit, packt einen – ist ganz weit weg vom klassischen Rock und dem sonst eher leichtgängigen Indierock der 2000er Jahre.
Etwas sanfter und emotionaler: „Morning Bell“ - der mir in dieser Livefassung sogar etwas besser gefällt. Die Livefassungen sind aber vom Grundton sehr nah dran an den Plattenaufnahmen, dadurch ist dieses Hören aber auch eine schnelles Nochmalhören, da das Hören der Platten „Kid A“ und „Amnesiac“ ja bei mir ja nicht grade lang zurück liegt, daher gibt es aber auch wenig wirklich Überraschendes oder Neues zu entdecken.
Wobei ich die Songzusammenstellung recht gut finde, da es sich dabei auch um die Songs handelt, die mir von „Kid A“ und „Amnesiac“ mit am besten gefallen.
Als Piano-Nummer: „Like Spinning Plates“ - finde ich so recht beeindruckend und die Sangesleistung von Thom Yorke kann da gut gehört und bejubelt werden. So ein einfaches Herumgejammer sind seine immer etwas anklagend wirkenden gesungenen Wortaneinandereihungen ja nicht.
„Idioteque“ - Das ist einfach eine tolle Elektronik-IndieRock-Nummer und funktioniert live auch natürlich. Und haut mit dem Schlagzeug/Gesangs-Duett-Passage mal so richtig in die musikalische Magengrube – Super!
„Everything in the right Place“ kommt etwas zurückhaltender im Livegewand daher – auch sehr schön – am Ende ziehen sie den Song aber etwas zu sehr in die Länge. „Dollars and Cents“ gelingt ihnen Live auch gut.
Mit Akustikgitarre wird die verträumte Ballade „True Love Waits“ zum Lagerfeuersong – das ist mal was anderes und wunderschön. Schon dafür hat sich wohl der Kauf des Albums gelohnt.
Eigentlich wohl ein gutes Livealbum, das aber natürlich ältere Highlights vermissen lässt, das aber nicht unbedingt ein paar Tage nach dem Hören von „Kid A“ und „Amnesiac“ gehört werden muss. Ich hab es auch „nur“ aus chronologischen Gründen gemacht.


20.03.25
Better than Ezra – Deluxe (1993/95)
Sieben Jahre nach Gründung und dem Tod des ersten Sängers der Band, machten die restlichen drei Mitglieder einfach immer weiter, brachten eine erste Aufnahme auf Kassette heraus und nachdem das Album „Deluxe“ erst bei einem Indielabel veröffentlicht wurde, dann zwei Jahre später nochmal von einem Majorlabel veröffentlicht wurde, kam der Erfolg ganz schnell. Dieses Debütalbum ist auch gleichzeitig das bekannteste und erfolgreichste der Band – und dies nicht zu unrecht. Der Stil der Band ist nicht ganz eindeutig. Für Alternativ Rock ist der Sound und Teile der Songs einfach zu Mainstream, aber für Mainstream-Pop ist die Band wiederum einfach zu gut. Es reicht, dass die Band gute Songs macht, die sowohl eben in vielen Genre gut funktionieren – vielleicht etwas vergleichbar mit Calexico, nur das die in New Orleans beheimate Band Better than Ezra eben mehr von der Musik der Bayous inspiriert ist, als die mexikanische Wüste den Sound von Calexico beeinflusst hat.
Das Album, das ich auch vom ersten Hören an immer gemocht hatte und auch recht oft gehört habe, fängt direkt stark mit „In the Blood“ an. Das ist guter leichtgängiger Rock und Sänger Kevin Griffin gibt mit seinem zärtlich gefühlvollen Gesang, der mich entfernt an Peter Kingsbery von Cock Robin erinnert, die besondere Note hinzu.
Als zweites folgt die bekannteste Single der Band: „Good“ und die hat wirklich eine starke Alternative-, Punkrock-Note und nimmt einen direkt mit.
Die Songs sind einfach alle schön eingängig und gefällig, aber auf gute Art und weise – so wie halt gute Popmusik. Halt schon massentauglich, aber nicht dumpf, sondern einfach gutes Songwriting und auch gut musiziert.
Wie gut das gespielt und von Musiker/Produzent Dan Rothchild produziert ist, hört man bei dem schön rockigen „Teenager“ - super Song.
Das alles ist auch so typische Mitte90er-Rockmusik. Zum einen schon immer etwas leicht mit Schrammelgitarren und lauten Rockbass gespielt, aber vom Inhalt durchaus radio- und hitpardentauglich.
Atmosphärisch und etwas melancholisch: „Southern Girl“. Nur gute Songs: „The Killer inside“ und das folkige „Rosealia“ folgen. Auch im Folkrock-Modus: „Cry in the Sun“. Nach einem kurzen Zwischenspiel bieten Better than Ezra mit „Summerhouse“ perfekte Partystimmung.
Ballade: „Porcelain“. An die „BoDeans“ erinnert mich dieser Song sehr. Die machen auch solch ähnliche Musik.
Akustik-Indie-Folk: „Heaven“. Auch sanft gerockt mit Singer/Songwriter-Feeling: „This Time of Year“, genau wie am Ende „Coyote“.
Weil das Album einfach von Vorne bis Hinten gut funktioniert (auch wenn am Ende vielleicht die sanften Stücke etwas die Oberhand gewinnen) – ist das immer ein Album gewesen, dessen Songs ich durchgehend gehört, in der Playlist und eben auch immer gemocht habe. Die Songs sind trotz 90er Feeling eben doch auch schön zeitlos und funktionieren auch heute noch genauso wie beim ersten begeisterten Hören.
18.3.25
PJ Harvey – Stories from the City, Stories from the Sea (2000)
Album Nummer Fünf von PJ Harvey, das sie mit ihren beiden Produzenten Rob Ellis und Mick Harvey eingespielt und produziert hat. Bei vier Stücken ist auch Thom Yorke mit dabei, unter anderen als Sänger beim Stück „This Mess we´re in“. Dies finde ich einen lustigen Zufall, da ich ja gerade mich durch die Radiohead-Discographie höre. Harvey selbst meinte, das Album sollte weniger extrem ausfallen als die Vorgänger und sieht es als ihr „Pop-Album“, auch wenn es von den meisten wohl nicht als Pop-Album eingeordnet wird. Mal hören, wie viel Pop in dem Album steckt.
Den Rock mit Gitarren kann PJ Harvey gut. Und direkt mit „No Exit“ rockt sie richtig gut los und diesmal sogar eher klassisch und nicht ganz im Stil der frühen Patti Smith, obwohl ganz trennen lassen sich die beiden Musikerinnen trotz des Altersunterschied nicht. Das Raue und auch immer am Punk orientierte, haben beide einfach gemein. Und so richtig nach Patti klingt PJ Harvey dann doch wieder bei „Good Fortune“ und das ist auch gut so – da der Song richtig gut ist. Der hat dann sogar wirklich etwas Pop-Feeling.
„A Place called Home“ – der Song ist auch richtig gut – anspruchsvoller Rocksong, toll produziert. Toll auch „One Line“ - atmosphärischer Song – der die Rockgitarren mal etwas zurückhaltender einsetzt. Bisher bin ich von der Platte vollauf begeistert.
Bei „Beautiful Feeling“ hört man den Thom Yorke Einfluss direkt raus – was spannend, gleichzeitig auch gut ist. Im nachfolgenden Song „The Mess we´re in“ - ist das dann noch verstärkt. Ein musikalisches Traumpaar würde ich mal sagen, denn was für ein toller Song ist das?
Akustik-Singerin/Songwriterin-Folk: „You said Something“. Flotter Rock: „Kamikaze“.Noch härterer Rock: „This is Love“. Rock in Zart/Bitter: „Horses in my Dreams“.
Bei „We Float“ stimmt wieder die Mischung aus raue düster Stimmung und anspruchsvoller Songgestaltung. Das klingt dann auch ein wenig nach Nick Cave. Und plötzlich, beim Stimmungswechsel des Songs singt Polly Jean Harvey fast mal euphorisch liebevoll. Auch das kann sie, wenn sie möchte. Vielschichtiger wird es ja noch auf den späteren Alben.


13.03.25
Radiohead – Amnesiac (2001)
Aus der gleichen Aufnahmesession wie das Vorgängeralbum „Kid A“ stammt das Material von „Amnesiac“. Damit ist auch geklärt, warum sich das Album vom Grundton her sehr an dem Sound des Vorgängers erinnert. Aber es ist auch ein weiterer Schritt vom Entfernen aus dem Mainstream-Pop und Rockbereich. Die Musik von Radiohead wird immer mehr zur kunstvollen Verknüpfung von Soundideen aus verschiedenen Musikgenre. So langsam wird das Durchhören eines Radiohead-Album anstrengend – weil sowas wie einen „einfachen“ Song wollen die Musiker einfach nicht mehr machen. Und mit ihren beiden zuvor veröffentlichten Alben, samt dazu gehörenden kommerziellen Erfolg, haben sie sich diesen Freiraum selbst erschaffen – Kritiker lieben ihre Musikkunst und der Fan, zieht sich aus den Alben was er braucht. Aber warum ich diese Epoche der Band und die damit verbundenen Platten auch bisher eher selten gehört habe wird mir auch klar – es gelingen der Band immer ein paar echte „Kunst-Stücke“ - aber so zum öfters Hören (also die gesamte Platte) ist das auch irgendwie recht anstrengend. Aber bei „Ok Computer“ und „Kid A“ hat es auch für mich gut funktioniert und auf dem folgenden Studioalbum „Hail the Thief“ ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke der Band drauf – da sollte „Amnesiac“ mir auch ein paar Highlights bieten.
Experimentelle elektronische Klänge vermischen sich dann doch noch zu einen einfacheren Melodie und Gesang kommt dazu – ein echter Song ist also „Packt like Sadines in a crushed tiny Tin Box“. Der Song gefällt mir gut und da höre ich auch wieder sofort warum ich Radiohead und The Notwist ab und an musikalisch gerne in einen Topf stecke. Die beiden Bands haben schon so einiges gemeinsam – aber letztendlich ist The Notwist dann doch wohl mittlerweile das „einfachere und zugänglichere“ Musikspektakel.
Die melancholischen Klavierklänge von „Pyramid Song“ ziehen einen sofort in den Song – der dann aber für einen echten Hit doch etwas zu anstrengend ist. Aber wer braucht einen Hit – wenn er dafür so einen guten Song kriegt. Psychrock im Jahre 2001.
Trip-Hop-Electronica: „Pulk/Pull revolving Doors“. Trip-Hop-Rock-Elektronica ist ein guter Sammelbegriff für Teile der Musik von Radiohead zu dieser Zeit.
Indie-Jazz-Ballade: „You and whose Army?“.
Mit Rock-Gitarren und welch toller Klang diese haben: „I might be wrong“. Den Song hatte ich nicht so auf dem Schirm und kommt auf die Liste – der absoluten Knaller-Stücke der Band. Auch das Album hat also echte Highlights und ein weiteres ist das wieder in Melancholie getauchte: „Knives Out“ - das unverkennbar Radiohead ist.
Dreampop im Radiohead-Stil: „Morning Bell/Amnesiac“.
Düsterer Song, der aber auch fast schon zu einem dystopischen Agentenfilm passen würde: „Dollars and Cents“ - aber auch richtig gut.
„Hunting Bears“ hat auch was von Filmmusik – und klingt wie „Ambient American“ - der Stilmix bleibt auf den Alben von Radiohead halt unberechenbar.
Electronica Klänge mit etwas Gesang: „Like spinning Plates“ - etwas anstrengend – und von solchen Songs gibt es einfach zu viele im Radiohead Repertoire. Schlusstrich zieht Radiohead auf diesem Album mit „Life in Glasshouse“, welches wieder als düsterer Jazzsong daherkommt. „My funny Valentine“ muss Thom Yorke auch echt oft gehört haben.
Jedes Radiohead-Album hat was für sich und immer findet man ein paar echte Songs für die Ewigkeit auf den Alben. Und am Ende sind Radiohead auch nicht immer so elektronisch und eintönig geworden – wie ich es mir doch etwas falsch abgespeichert hatte.
10.03.25
Radiohead – Kid A (2000)
Die Band wird immer größer und Selbstständiger – sie tourt im eigenen Zelt, nutzt das Internet, teilt Songs vorab mit der Öffentlichkeit, begeistert weiterhin Kritiker, Gewinnt den Grammy fürs Beste Alternativ-Album und dies mit einem Album, das die Regeln der Rockmusik außer Kraft setzt und noch mehr als das Vorgängeralbum Stilmix als Musik-Kunst verkauft. Danach waren sie eigentlich gegen jede Kritik erhaben und konnten machen was sie wollen. Die Fans (so wie ich) folgten ihnen – denn Radiohead waren etwas ganz Besonderes. Soviel mal dazu – wie „Kid A“ seinerzeit aufgenommen wurde. Und obwohl 2000 erschienen, gilt es direkt als bestes Album des ganzes Jahrzehnt – und ist wohl auf kaum einer „Best Album Liste“ nicht vertreten.
Wie finde ich das – genauso überraschend gut wie zuvor „OK Computer“? Sollte man immer erst das erste „The Smile“ Album hören und sich danach mit Radiohead ab Album Nummer Drei beschäftigen?
Warum die Stücke von Radiohead so gerne als Soundtrack für Filme benutzt werden, hört man direkt bei den ersten Takten von „Everything in the right Place“ heraus. Das ist Musik, die sofort mit einer unglaublichen Atmosphäre daherkommt und einen als Hörer einfach einsaugt. Das ist aber auch keine klassische Rockmusik mehr, weil auf Gitarrenriffs wird verzichtet und auch sonst scheinen die meisten Klänge mehr oder weniger elektronischen Ursprungs. Aber bei dem Song funktioniert das super. Ganz tolle Einstiegsnummer.
Titelstück „Kid A“ ist elektronisch, experimentell und eher eine Ambient-Nummer – aber auch da stimmt das Ergebnis – aber Radiohead bewegen sich damit meilenweit von ihren üblichen Sound weg – nur am Ende, der kurz einsetzende Bass, weckt alte Erinnerungen.
Aber gerockt wird dann doch noch: „The National Anthem“ - der Rockansatz wird aber mit experimentellen Klängen unterwandert und sowas wie einen echten Gesangspart gibt es auch nicht – dafür setzen aber später mächtige Bläser ein – Fusion-Rock!
Schon faszinierend das Radiohead mit dem Wandel vom Rock – zum experimentellen Schmelztiegel für anspruchsvolle Alternativ-Musik so gut damit durchgekommen sind. Ohne Single-Material. Vielleicht nur mit „Everything in the right Place“ als Hit. Aber irgendwie hat das Album Kritiker und Fans gleichermaßen beeindruckt. Sie waren eine Kultband geworden.
Ein richtiger Song – mal dann auch mit sanften Gitarren, die sich fast wie läutende Glocken anhören und sanften Gesang bietet „How to disappear completely“ - sanfter Postrock. Bei „Treefingers“ gleitet es sogar ins Drone-Genre ab.
Da gefällt mir „Optimistic“ mit seinen treibenden Rockrhythmus doch wieder besser. Und es tut dem Album an der Stelle auch sehr gut – da sie doch an ihrer Experimentierfreude zu leiden begann. Da tut mal so ein richtiger Song mit ordentlich Wums ganz gut. Dass anschließende „In Limbo“ mag ich von seiner Konstruktion auch her – den modernen düsteren Psychrock haben Radiohead auch wirklich einfach sehr gut drauf.
Mit „Idioteque“ ist dann doch noch ein zweiter „Hit“ auf dem Album. Und die Freunde elektronischer Musik sind genauso entzückt, wie die Indierockfraktion. Das ist Musik, die eine ganze Musikepoche definiert. Das ist aber auch einfach nur gut. Das wunderbare an Radiohead ist – dass sie solche Songs von unfassbarer Qualität auf bisher jedes ihrer Alben haben – von daher haben sie auch wirklich alles richtig gemacht.
Das darauf folgende „Morning Bell“ ist schon etwas anstrengender – was an Thom Yorke´s Gesang glaube ich liegt – den die Melodie und der instrumentale Untergrund finde ich recht ansprechend – aber die Art des Gesangs trübt etwas die Stimmung beim Hören. Ich glaub, das sind die Songs von Yorke und Radiohead, die mich bei den späteren Arbeiten davon abhalten, sie öfters zu hören – weil mich da die Stimmung doch mittlerweile mehr runter zieht als früher.
Das letzte Lied ist „Motion Picture Soundtrack“ - fängt mit sanfter Instrumentierung und Gesang an und steigert sich zur immer noch sanften Hymne – mit Choreinsatz . Dann geht der Song zu Ende - aber die Spielzeit ist noch nicht um – und nach einer Pause gönnt man den Hörer noch etwas geräuschvolle Erhabenheit. Aber nur kurz – dann wieder nichts als Stille. Der Rest war also Schweigen.
Nach wie vor behaupte ich, dass ich Radiohead immer mehr mag, wenn sie in irgendeiner Form rocken. Aber auf Songs wie „Everything in the right Place“ und „Idioteque“ möchte ich auch nicht verzichten wollen. Schwierig eben, wenn eine Band zu vielschichtig ist – auch andere Genre zu bedienen versteht – der Fan aber es am liebsten mag wenn sie rocken. Aber auch das ist ein gutes Album – keine Frage.


09.03.25
Radiohead – OK Computer (1997)
Also die ersten zwei Radiohead Platten liebe ich. Das ist wunderbarer Indierock mit wirklich sehr guten Songs – die einen ein Leben lang begleiten. Dann kam „OK Computer“ und es veränderte sich was oder hab ich das falsch in Erinnerung. Oft gehört hatte ich das Album nicht, daher lohnt sich ein Wiederhören und vielleicht positives Neuentdecken. Für viele Fans ist das Album „Kult“. Und die Bandmitglieder wollten auf jeden Fall den Stil verändern, da sie auf „keinen Fall“ ein zweites „The Bends“ Aufnehmen wollten. Das Innenleben der Band sollte verschlossen werden und etwas Neues entstehen. Also war der Stilwechsel volle Absicht und das muss man dann wohl auch als Fan der ersten beiden Alben respektieren.
Fett und immer noch sehr gut rockig beginnt das Album mit „Airbag“ - das ist nach meinen jetzigen Hörgeschmack ein absolut guter Song. So mag ich „Radiohead“ auch – ich mochte ja auch immer vereinzelte Radiohead-Songs auf den ganzen späteren Alben, aber immer dann wenn sie noch typische Rocksong-Elemente hatte – das elektronische Song-Gefrickel fand ich auf Dauer eher anstrengend bis langweilig und das gilt dann auch für die Soloarbeiten vom Thom Yorke – aber vielleicht muss ich die ganzen Sachen auch noch mal neu hören. Abwerten ist immer viel leichter, als einen mal getroffenen Ersteindruck zu revidieren und neu zu bewerten. Auf jeden Fall gefällt mir „Airbag“ richtig gut. Da machen Radiohead zusammen mit Produzent Nigel Godrich alles richtig. Es wird eigentlich nichts anderes gemacht als den Sound der 2000er Jahre schon drei Jahre zuvor zu definieren. Willst du als Alternativrock-Band mit Hirn gelten, dann musst Du so klingen, wie es Radiohead auf diesem Album tun. Und besonders „Paranoid Android“ legt diesen Sound fest. Alternativ-Rock mixt sich hier mit Art-Rock und das klappt furchtbar gut. Der Song bietet aber auch einfach zu viel – als dass er nicht eine besondere Beachtung verdient. Aber an solchen Songs kann man sich danach auch ein Leben lang abarbeiten. Sicherlich ist „Paranoid Android“ aber ein Meisterstück – das gebe ich jetzt gerne etwas verspätet zu.
Großartiges Rockstück – mit ein paar elektronischen Klängen versetzt: „Subterranean homesick Alien“. Auch da öffnen sie sich ja schon dem Progrock hin. Weil es es einfach nach mehr klingt, als eben der typische Classic-Rock-Song.
Akustisch, melancholisch: „Exit Music (for a Film)“. Ob Damon Alban bei Thom Yorke sich was abgeschaut hat? Oder ob die beiden Songwriter einfach, die gleiche Entwicklung genommen haben – wer will das richtig beantworten? – ich weiß nicht was die beiden vielleicht auf die Frage geantwortet haben/hätten.
Mal richtig optimistische musikalische Klänge: „Let Down“ - sehr schöne Nummer und vielleicht das Stück, das noch am meisten an den Sound, der Vorgängeralben erinnert. .
Keine Frage – noch ein Riesensong: „Karma Police“. Zwischenstück: „Fitter-Happier“. „Electioneering“ rockt auch ganz gut.
Atmosphärischer und im Art-Rock-Bereich und dabei richtig gut: „Climbing up the Walls“.
Noch ein weiteres Highlight/Song für die Ewigkeit: „No Surprises“. Ganz große Nummer.
Melancholischen moderner Psychodelic-Rock: „Lucky“. Ausklang „The Tourist“ mit purer Melancholie und auch hier hört es sich wieder mehr wie Progrock und Psychmusik an – als nach Britpop – ist aber auch ein wenig anstrengend zu hören und das werde ich bei späteren Alben und Songs wohl öfters schreiben müssen.
Ein Album das die letzten 27 Jahre absolut unbeschadet überstanden hat, was vor allem am Stilmix und dem Sound des Albums liegt, welcher in der Rock- und Popmusik doch mittlerweile viel üblicher ist. Natürlich legen Radiohead mit dem Album auch so was wie die Blaupause für anspruchsvolle Rockmusik der nächsten Jahre vor. Wirklich der große Wurf, einer zuvor schon großartigen Band – eine tolle Wiederentdeckung.
06.03.25
The Smile – A Light for attracting Attention (2022)
Als Trio formieren sich die schon bei Radiohead zusammen spielenden Musiker Thome Yorke (Vocals, Bass, Guitar, Keys), Jonny Greenwood (Bass, Guitar, Keys) mit Tom Skinner (Drums) neu und erfinden sich als genreübergreifende Rockband ein bischen neu. Und das finde ich gut. Weil mich von den letzten Arbeiten von Yorke egal ob solo oder mit Radiohead nur noch „Hail to the Thief“ richtig begeistern konnte und ich den Elektro-ART-Rock-Stil der meisten späteren Songs irgendwann langweilig oder satt war (was sich aber jüngst geändert hat, wie Ihr später auf dieser Webseite noch lesen werdet) – es klang alles irgendwie gleich für mich. Da mochte ich dann am Ende eigentlich die zwei ersten eher Indie-Rock-Alben von Radiohead doch am allerliebsten, obwohl ich noch in den 2000er Jahren sicherlich einer der ganz großen Radiohead-Fans war – aber Zeit vergeht und Vorlieben ändern sich.
Da fand ich den Schritt zum eher rockenden Trio natürlich interessant und freute mich drauf.
Hör aber – weil schon lange nicht mehr gehört – auch mal die „Kid A“ und „Okay Computer“ bald nochmal neu – vielleicht mag ich das dann jetzt ja doch auch wieder mehr als gedacht. Mal hören. Aber erst – das Debüt von „The Smile“.
Dabei machen „The Smile“ es Radiohead-Fans mit „The Same“ den Umstieg in das neue Projekt sehr einfach – weil es einfach wie ein Radiohead-Song von den letzten Alben klingt. Von Rock ist da noch nicht viel zu hören. Eher wieder elektronische Klänge und melancholisch gesungene Texte. Doch nichts neu bei Thome Yorke und Co? Oder ist der Song nur als langgezogenes Intro gedacht?
Hey! Bei Song-Nummer Zwei „The Opposite“ fühlt man sich ja direkt viel wohler – fast fühlt man sich in die frühen 2000er versetzt. Experimenteller Indie-Rock war da gerade in. Wer war dafür nochmal mitverantwortlich? Stimmt: Radiohead. Aber was soll es. „The Opposite“ ist das Beste, das ich seit langen von „Radiohead“ - Verzeihung – von den Musikern der Band gehört hab. Wer düsteren Indie-Art-Rock mag – mag den Song.
Rockgitarren dann auch zu genüge bei „You will never work on Televison again“ - und da bin ich ja ganz Fan – Yorke singt wie früher und der Rest ist gut gerockt – ich fang an das Album schon jetzt zu lieben. Ich hab „mein“ Radiohead zurück – auch wenn sie sich jetzt anders nennen und nur ein Trio sind. Endlich macht mir ihre Musik wieder Spaß.
Es folgt dann aber mit „Pana-Vision“ eine deutliche Tempodrosselung, aber das Piano schafft es mit seinen Klängen, den Song besser zu machen – als er anfänglich klingt – aber ein wenig ist das dann doch wieder der Rückfall in den Art-Rock, der ein Stück zu viel Kunst ist und zu wenig Song. Das hat was – ist aber gegenüber „The Opposite“ kein Stück an das man sich lange erinnern wird, oder das die Rückbesinnung auf Spaß machenden Indierock wie „You will never work on Television again“ fördert.
Genau so großartig wie „The Opposite“ ist „The Smoke“ direkt mit der Basssequenz am Anfang. Damit werde ich musikalisch direkt wieder etwas über 20 Jahre zurück versetzt als die Alben „Think Tank“ von Blur und eben „Hail the Thief“ von Radiohead mich begeisterten. Wer diese Alben liebt, wird die Musik von „The Smile“ lieben. Auf jeden Fall ist „The Smoke“ was ganz Gutes.
Orgelklänge, sanfte Trommeln und es klingt schon fast wie bei Sigur Ros was dann mit dem Titel „Speech Bubles“ folgt, dann auch etwas an die Musik von Alt-j erinnert, die aber sicherlich sich bei ihren Sound was von Radiohead, Blur und anderen Indiebands abgeguckt haben. Aber auch so sanft, geben „The Smile“ eine gute Figur ab.
Das ist schon richtig gut, was die machen – der etwas experimentelle Rock klappt gut: „Thin Thing“ - das ist mit Anspruch gemacht, und keinen Falls einfache Popmusik – nimmt mich aber mit den Rockrhythmen wieder richtig mit. Art-Rock, so wie er richtig gemacht ist. Das Gegenteil von zu viel Kunst im Song ist, wenn Du Dich in den Rhythmus des Songs verlieren und eintauchen kannst und dies ist bei „ThinThing“ absolut möglich. Und ich frag mich, warum ich da nicht beim Konzert im Köln letztes Jahr dabei war (manchmal bin ich doof).
Wieder sanfter: „Open the Floodgates“. Und auch dieser sanfte Indie-Pop-Song, der dann auch was für Efterklang-Fans ist, ist sehr gelungen. Es gibt ja Leute, die das dann schon als Prog-Rock bezeichnen. „Free in Knowledge“ behält den sanften Ton bei und ladet schon fast ein wenig zum Träumen ein – Thom Yorke versucht so schön wie nur möglich zu singen – ein Traum – Yorke und Greenwood machen wirklich wieder Musik für mich – das ist auch ein Traum. So langsam wird die Platte aber wirklich ziemlich Retro – das hat schon viel vom Canterbury-Rock was man da bei „A Hairdryer“ zu hören kann (aber da haben sie auch schon gerne sich mit Radiohead bei einigen Songs bedient). Psychodelic-Rock here you come. Krautrock können sie auch: „Waving a white Flag“ (und kommt mir jetzt nicht wieder damit, dass die keine Deutschen sind und deshalb auch keinen Krautrock machen können – „von deutschen Elektro- & Rockbands der 70er geprägte Musik“ klingt doch auch blöd.
Nochmal richtig gut – weil der Rhythmus einen sofort mitzieht: „We don´t know what Tomorrow brings“. Nochmal wieder sanfter, aber nicht schlechter, das letzte Stück der Platte: „Skrting on the Surfache“.
Das hat viel Spaß gemacht und ist der von mir erhoffte Wandel. „Radiohead“ war mal gut, „The Smile“ ist grade besser. Und gut ist das es schon eine Live-CD und zwei weitere Platten gibt – da fällt ein Lächeln am Ende der Platte nicht schwer.


28.02.25
Jason Isbell and the 400 Unit - Reunions (2020)
Bei meinem letzten Text hatte ich über Jason Isbell ja vermutet, dass er in Deutschland zu wenig Fans hätte und hier auch wohl nur sehr selten bis gar nicht auftreten würde. Gestern (4.2.25) war ich dann bei einem Solo-Acustic-Konzert von Jason Isbell in der Kölner Kulturkirche. So kann man sich täuschen. Und was ist der Mann doch für ein begnadeter Songwriter, Gitarrist und Sänger. Bald kommt auch sein nächstes Album ohne die 400 Unit heraus und ich höre jetzt erst mal das Album „Reunions“ in Ruhe an.
Seele hatte die Musik von Jason Isbell immer schon und schon wirklich recht soulig kommt das erste Stück des Albums daher und ist schon fast NeoSoul: „What´ve I done to help“ - überraschend, aber auch wieder ein richtig guter Song. Den Soultouch hat der Song auch sicherlich Co-Autor Michael Kiwanuka mit zu verdanken. Die restlichen Songs sind aber allein aus der Feder von Isbell. Und das alles wieder so gut klingt ist zum wiederholten Male Produzent Dave Cobb zu verdanken.
Mit „Dreamsicle“ sind wir wieder im bekannten Americana-Stil – und wie immer schafft Isbell da eine schöne Ballade nach der anderen rauszuhauen. Das kann er und er schafft es sogar, es so gut zu machen, dass man sich als Fan und Hörer dabei noch nicht mal langweilt – die Songs sind einfach zu gut dafür. So auch „Dreamsicle“. Sehr sanft, melancholisch – fast schon traurig: „Only Children“. Rockiger sind da die Klänge bei „Overseas“.
Der Anfang könnte auch von den Dire Straits sein – das ist einer dieser ganz tollen Stücken im Repertoire von Isbell – sowas wie ein Instant-Lieblingslied: „Running with our eyes Closed“. Ganz tolles Stück.
Im Heartland-Rock-Stil: „River“. Im Rockmodus nochmal und der Song ist auch wieder riesig: „Be Afraid“. Weitere Ballade: „St. Peter´s Autograph“. Folkig, aber nach hinten raus auch noch mal richtig rockiger: „It gets Easier“. Country Ballade am Ende: „Letting you go“.
Im Americana-Bereich ist Jasson Isbell sicherlich eine gesetzte Größe und seine Alben sind auf jeden Fall immer sehr gut produziert und von einem Künstler, der wirklich viel von sich in seine Kunst einfließen lässt und das hört man. Sicherlich ist „Reunions“ nicht besser als das Meisterwerk „Southeastern“ - aber das ist ein Problem, dass auch andere Künstler/innen haben – die mal ein echtes Stück Musikgeschichte geschaffen haben. Daran arbeitet man sich dann weiter ab, aber lebt auch von dem Kredit, den man für diese Leistung von den Fans bekommt – die bleiben einen dann meist nämlich einfach treu.
26.02.25
Sugar – Copper Blue (1992/Reissue 2012)
Deluxe Edition – 2 mal CD + 1 DVD (NTSC)
1992 wollte Bob Mould mit neuem Label ein neues Studioalbum herausbringen, doch während der Aufnahmen entwickelte sich eine Gruppendynamik, so dass aus dem Soloalbum eine Band-Album wurde. Der Sound des Albums passt zum Grunge-Rock dieser Zeit und Bob Mould beichtete das ohne „Nevermind“ von Nirvana wohl auch dieses Album nicht den Erfolg gehabt hätte, den es nach der Herausbringung hatte – aber wer weiß, vielleicht hätte die Hörer auch sonst die Qualität dieses großartigen Albums erkannt.
Auf der ersten CD findet sich neben dem original Album noch B-Seiten und Live-Material. Auf der zweiten CD ist ein Livekonzert-Mitschnitt enthalten und auf der DVD finden sich Promo-Videos und TV-Auftritte.
Mit „The Act wie Act“ beginnt das Album mit kräftigen Gitarrenriffs. Der Song selbst ist zwar recht laut und mit härteren Gitarren, hat aber auch einen guten harmonischen Refrain. „A good Idea“ finde ich riesig – hat den Drive eines guten Pixies-Songs und macht total Laune. Gefolgt von dem ebenfalls sehr guten „Changes“ - der Umgang mit Gesangsharmonien im Punkrock-Gefilde, darin ist Bob Mould einfach einer der ganz Großen. Warum ich diese Platte so mag – weil es aus dem sehr beeindruckenden Plattenkatalog von Bob Mould doch immer etwas herausragt – weil es einfach sehr guten Rock bietet. Songs wie „Helpless“ scheint Bob Mould sich einfach so aus dem Ärmel zu schütteln.
Verzerrte Gitarren am Anfang, dann folgt ein weiteres Meisterstück: „Hoover Dam“. Etwas atmosphärischer, aber trotzdem im Rocksonggewand: „The Slim“. Harmonischer Rock: „If I can´t change your Mind“. Toll gerock: „Fortune Teller“. Und weil Bob Mould solche Songs so gut kann, finde ich halt Bands wie „Foo Fighters“ einfach langweilig – weil die dass Selbe versuchen zu machen – aber nicht annähernd an die Klasse und Qualität dran kommen.
„Slick“ ist noch so ein weiterer mitreißender Song mit tollen Gesangsharmonien. Von Vorne bis Hinten ist die Platte einfach gut gerockt und so auch der letzte Song „Man on the Moon“.
Das B-Seiten-Material besteht aus „Needle hits E“ - flotter Rocksong, einer Solo-Version von „If I can´t change your Mind“ (sehr schön), „Try again“ - Shoegazin-Rock-Ballade, „Clownmaster“ - härtere instrumental Rocknummer.
Bei den vier Stücken der BBC-Studio-Session hören wir dann noch mal „If i can´t change your Mind“ als erstes, gefolgt von „Hoover Dam“ und „The Slim“ - als einzigen Nicht-Album-Song ist dann noch der vierte Song interessant: „Where Diamonds are Halos“ - ein sanfterer und richtig guter Rocksong.
CD 2 besteht wie gesagt aus einem Live-Mitschnitt aus dem Cabaret Metro, Chcago, 22.7.1992. Da werde ich jetzt auch nicht zu jeden Titel was schreiben – sondern nur wenn mir was ungewöhnliches auffällt und wenn Titel gespielt werden, die bisher nicht besprochen wurden.
Live machen „A Good Idea“ und „Changes“ auf jeden Fall auch eine jede Menge Spaß. Das mir bisher unbekannte „Running out of Time“ ist eine Punkrock-Nummer. Danach folgen weitere Tracks von der „Copper Blue“ (auch da gefällt mir „If I can´t change your Mind“ wieder richtig gut) und eine der B-Seiten-Nummern. Danach folgt das unbekannte „Beer Commercial“ - der rockt von den Gitarren mal so richtig gut und wechselt dann in eine Post-Rock-Stimmung. „Anyone“ - rockt auch richtig gut. „Tilted“ ist mal fetter Heavy am Anfang und schwenkt schnell im Punkrock-Modus um. Mit „Armenia City in the Sky“ ist auch ein „The Who“ Cover enthalten. Der Song fällt bei mir aber etwas durch. „J.C. Auto“ rockt dagegen rotzig und hart – der Sound von Sugar ist „live“ auf jeden Fall etwas vielschichtiger als auf der Platte. Noch ein richtig guter Rocksong gibt es fast am Ende mit „Dum Dum Boys“.
Die DVD enthält drei Promo Videos (Helpless, Changes, If i can´t change your Mind – sowie TV-Auftritte mit den Songs „Helpless“ bei Late Show UK und Interviews für MTV 120 Minutes.


20.2.25
Moaning – Uneasy Laughter (2020)
Der Sound des Eingangsstücks „Ego“ hat viel Indiecharme und es hat was vom Sound des 80er Jahre PostPunks und rockt dabei aber auch richtig gut. Deshalb bleib ich auch sehr interessiert und höre gerne weiter. Moaning sind ein Trio bestehen aus Sean Solomon (Gesang, Gitare), Pascal Stevenson (Bass, Synths), Andrew MacKelvie (Drums). Beim Sub-Pop-Label ist das Trio untergekommen, was ja schon mal eine gute Adresse für modernen Alternativrock ist und den modernen Alternativrock von Moaning höre ich gerne – da sie den Sound des 80er Jahre Alternativrocks kongenial ins Jetzt übertragen: „Make it stop“ ist schon ein sehr toller Song – erinnert an viele gute Songs der Post-Punk-, Düsterrock-Ära und ist einfach richtig gut.
Bei „Stranger“ kommen Fans von Joy Division auf jeden Fall auf ihre Kosten. „Running“ auch einfach ein Paradestück für guten Indierock mit PostPunk-Touch. Wirklich sehr gute Entdeckung. Shoegaze-Elemente gibt es auch zu hören: „Connect the Dots“. Noch mal wirklich im Retro-Indierock-Modus und es wird gesungen wie bei Joy Division: „Fall in Love“. Auch die weiteren Songs funktionieren richtig gut: „Coincidence or Fate“, „What seperate us“. Egal ob man Fan von The Twilight Sad, Joy Devision oder The Cure ist – für diese sollten die Songs von Moaning wirklich was sein – sie erfinden nichts neu – fügen dem Genre aber neue sehr gute Stücke hinzu und das ein ganzes Album lang – und sie langweilen dabei kein Stück. Funktioniert alles: „Keep Out“ und auch das etwas softe „Saving Face“. Kurzer knackiger Rausschmeißer am Ende: „Say Something“.
Wer atmosphärischen Alternativ-Indie-Rock mit viel 80er Jahre Charme hören möchte, der liegt bei „Moaning“ total richtig. Feine Neuentdeckung.
19.02.24
Pixies – Surfa Rosa & Come on Pilgrim (1988)
Da das Minialbum „Come on Pilgrim“ ein Jahr vor „Surfa Rosa“ veröffentlicht wurde, fange ich mit den Songs des Minialbums an, um die chronologische Reihenfolge einzuhalten. Die Pixies bestehen bei der Gründung aus Black Francies (im wirklichen Leben Charles Michael Kittridge Thompson IV), Kim Deal (die am Bass sehr früh Kim Shattuck ablöste),Joey Santiago, David Lovering.
Das Minialbum „Come on Pilgrim“ wurde von Gary Smith produziert. „Caribou“ mit Surfrock-Gitarren und einen Schunkelpunkrock-Feeling ist ein sehr schöner Einstand und spiegelt auch sehr gut den Sound der Band – inklusive sanften und geschrienen Gesang – aber auch die schräge Melodiösität der Pixies wieder. So mag ich sie richtig gern. „Vamos“ (another Version) – schöner GaragenPunkRock. Was ich bei den Pixies immer total gut finde, dass die Songs einfach gut klingen – die sind trotz Alternativrock und Punkrockambitionen immer vom Sound unheimlich gut abgemischt – und das gibt Songs, wie „Vamos“ wirklich noch einiges an Qualität hinzu. Runtergerockt: „Isla De Incanta“. Alternative-Rock-Song: „Ed is Dead“ - und da klingen sie direkt wie Nirvana - und es ist so, dass wenn man wie ich zuerst die Pixies schon gehört hat und dann Nirvana entdeckt hat – Nirvana immer irgendwie nach den Pixies klangen – und so sind die Pixies sicherlich für den Sound des Grunge mitverantwortlich. Richtig geile Nummer: „The Holiday Song“. Schräger Garagenrock: „Nimrod´s Son“. „I´ve been tired“ macht auch einfach richtig viel Spaß – schön schräger Rock, der einen einfach mitnimmt. Neben den Sugarcubes waren die Pixes auf dem Gebiet wirklich eine Nummer für sich. Und vom Gesang und Sound hat Billy Cogan sicherlich für seine Songs mit den Smashing Pumpkins auch ganz viel bei Songs wie „Levitate me“ gefunden. Sehr beeindruckender Einstand der Pixies, der auch immer noch wahnsinnig frisch klingt.
Nun kommen wir zur ersten „richtigen“ LP der Band „Surfa Rosa“.
„Bone Machine“ setzt den Ton für den Sound der Pixies (und viele die danach Alternative-Rock gemacht haben) sehr gut. Punk-Rock, mit Indie-Note und richtig gut gespielt und von den Rhythmen, dem Sound, der Schrägheit, dem Gesang einfach gut. Das ist dann so was wie Sonic Youth in cool und die Coolness des Sounds der Songs der Pixies haben sie discotauglich und hip gemacht – ein wenig wie Blondie es zehn Jahre zuvor getan haben.
Mehr Punkrock „Break my Body“. Es ist kaum zu glauben wie prägend für das, was in den nächsten Jahre an Alternativ- und Indierock heraus kommen wird, diese Musik ist.
Schrammelig, fast instrumental und schnell: „Something against you“. Auch auf Punkpfaden: „Broken Face“. „Gigantic“ ist wieder eine der einprägsamen Nummern der Band und Kim Deal darf da singen. Der Song erinnert dann auch daran, das Kim Deal sicherlich auch einen Einfluss auf den Sound der Band hatte, den sie ja teilweise mit ihrer Band „The Breeders“ dann auch weiter entwickelte. Das setzt sich auch im folgenden Stück „River Euphrates“ fort.
Kult-Nummer: „Where is my Mind?“. Mal einfach runtergerockt: „Cactus“. Wilder Rock-Song: „Tony´s Theme“. Punk-Rock-Song-Skizze: „Oh my Golly“. Zwischenspiel: „You fuckin`Die....!“
Noch eine weitere „Vamos“ Fassung folgt. Der schräge Garagenrock macht dann auch wieder mehr Spaß, als die zuvor gehörten Punk-Rock-Songs. „I m amazed“ - überstürzter Indie-Punk-Rock. Schräg, guter Abschluss mit dem Rausschmeißer: „Brick is Red“.

15.02.25
Shelby Lynne – Shelby Lynne (2020)
Oh – manchmal ist es vielleicht gut – wenn man nie den so ganz ganz großen Durchbruch hat – mit dem, was man am Anfang macht – sonst wäre Shelby Lynne immer eine einfache Nashville-Country-Musikerin geblieben und dann hätte sie nicht immer nach neuen Wegen suchen müssen, um sich ständig neu zu erfinden und um so mit einem fünften Album – als beste Newcomerin ausgezeichnet zu werden – aber auch das ist schon viele Jahre her und immer ging es in der Kariere von Shelby Lynne auf und ab – aber irgendwie hat sie sich mittlerweile bei den Kritikern zu einen echten Liebling gemausert und gilt als ausgesprochen gute Singer/Songwriterin und dies beweist sie auch am Anfang dieses Albums mit „ Strange Things“, um danach mit einem echten Soul-Stück zu begeistern: „I got you“. Gefolgt wird dieses von einen wunderschön sanften Song: „Love is coming“. Und schon mit den drei Songs bin ich begeistert und damit hat sie mich dann doch auch endlich rumgekriegt – bisher hatte ich nur vereinzelte Songs von ihr in meiner Playlist – meist von Zeitschriftenbeilagen-CDs. Die ließen mich zwar aufhorchen, aber nie den Schritt zum Albumkauf machen. Das hat sich geändert.
Schöner Roots-Folk: „Weather“. Anmutig, sanft, melancholisch: „Revolving broken Heart“. Und die Mischung aus Singer/Songwriter-Roots-Folk und Soul ist schon was ganz besonderes und funktioniert großartig. Noch mehr im Soul-Modus: „Off my Mind“. Wieder im Genre-Mix-Modus und dies auch mit ganz viel Soul: „Don´t even belive in Love“. Das amerikanische Songbook wird mit dieser Platte einfach mal vergrößert. Schön akustisch: „My Mind´s Riot“.
Am Piano oder davon begleitet – mit Blues in der Stimme: „Here I am“. Die Songs haben alle das Potential als zeitlose Standards sich in die Musikgeschichte einzureihen. Eine große Künstlerin, die hartnäckig an sich gearbeitet hat und wohl nie den Glauben an sich verloren hat. Ein Song wie „The Equation“ ist immer ein Geschenk von einer Künstlerin an das Publikum. Danke dafür. Mit sanften Soul „Lovefear“ endet dieses großartige Album, das wirklich in meiner Sammlung gehört und dort einen guten Platz bekommt.

14.02.25
Spaceman Spiff - ….und im Fenster immer noch weiter (2011)
Das ist das zweite Album von Hannes Wittmer, das er noch als Spaceman Spiff herausgebracht hat. Geholfen haben ihm dabei Felix Weigt (Bass), Jonny König (Schlagzeug), Anne DeWolff (Streichinstrumente).
Schöner akustischer Sound, zu wunderbar aneinandergereihten Worte und dies mit viel Gefühl vorgetragen und es hat auch einen feinen Indie-Pop-Charme und so funktionieren die Songs von Spaceman Spiff und direkt am Anfang dieser CD der Song „Strassen“ ganz ganz toll. Und wer hat schon Textpassagen wie „Ich allein gegen die Ampelmänchen“?
Singer-Songwriter-Song „Treibsand“ folgt. Eine Ode an die Stadt: „Hamburg“. Ein Song für den Neuen in der Stadt, der merkt dass Freiheit auch „allein sein“ bedeutet. Für die schönen sanften Momente im Leben macht Hannes Wittmer immer wieder ganz tolle Songs und einer davon ist „Zeit zu bleiben“. Da lächelt und baumelt die Seele. Und es sind nicht nur die Texte, es liegt auch an der Qualität der Musik. Feiner Singer/Songwriter-Song: „Scherenhaenden“
„Photonenkanonen“ ist zwar wunderbar melancholisch – aber hat im Refrain auch was von einen „Haindling-Song“. Akustisch, sanft, schön: „Schwarz Weiss“ und hat auch was von einer The Notwist-Song-Miniatur. „Elefanten“ hat etwas mehr Schwung – bleibt aber trotzdem ganz groß von der Songqualität her. Das ist schon richtig richtig gut. Aber die sanften Stücke, die man auch von seinen Konzerten her kennt, überwiegen auf der Platte, einer davon ist auch „Irgendwo ist immer Woanders“. Leider schafft Hannes Wittmer es in den letzten Jahren immer in meinen Konzertumkreis zu kommen, wenn ich im Urlaub fahr – dass muss sich auch mal wieder ändern.
„Schnee“ - hat diese Textzeilen, die mich als Hörer total begeistern und ihm zum Liebling aller Germanistik-Studenten/innen machen. Die meisten Songs sind recht kurz – so drei Minuten – mal mehr, mal weniger, aber „Ab Heute immer jetzt“ ist mit 6.41 lang geraten und dann auch das Epos der Platte.
Mit „Tee“ geht dieses Werk zu Ende.
Ob Hannes Wittmer oder Spaceman Spiff – die Musik ist die gleiche. Und sie fängt mich immer ein und begeistert mich – vielleicht nicht Musik für Nebenbei – sondern Musik die gehört werden will. Musik die beweist, das Musik nicht laut sein muss – Hauptsache sie erreicht den Hörer und nimmt ihm mit.

09.02.25
Minuteman – The Punch Line (1981)
Was Mike Watt, D. Boon und George Hurley in 17 Stücken von meist unter einer Minute Länge schaffen, ist einfach mal eine Graupause für den US-Punk-Rock und für große Teile des Alternative-Rocks zu liefern. In den Songs steckt soviel drin, was ich an US-Punk-Rock mag, geht aber weit darüber hinaus – weil eigentlich auch Spielarten wie Crossover schon dargeboten werden. Es gab immer Musiker, die irgendwie schon Jahre vorher wussten, was irgendwann ein Standard wird und die Minutemen sind solche Musiker. Großartig. Ich werde mich jetzt aber hüten bei der Songlänge alle Stücke des Albums hier nochmal einzeln durchzugehen – sagen wir einfach – nie langweilig, und wer bisher glaubte, man könnte in einer Minute keinen kompletten Song packen, der wird hier eines besseren belehrt. Punk/Alternative-Rock – Klassiker.


02.02.25
Larkin Poe – Kin (2014)
Keine Gefangene nehmen – einfach zuschlagen. Die Schwestern Rebecca und Megan Lovell spielen Roots-Rock, gemischt mit Blues und Southen Rock. Das nimmt den Hörer sofort mit. Wer Cari Cari mag, wird den Eröffnungssong „Jailbreak“ lieben und gleiches gilt für den Riff und die Rhythmusarbeit bei „Don´t“ - obwohl der Song doch eigentlich auch was herzliches im Refrain hat, ist das schon echter Killer-Rock. Gute Riffs, mitnehmende Melodien – da kommt eine Vielzahl von Hörergruppen auf ihre Kosten.
Im Indie-Rockbereich – weil sehr viel sanfter als die Songs zuvor – aber genauso gut funktionierend: „Stubborn Love“.
Modernisierter Roots-Rook – weil es einfach nach etwas mehr klingt – als der „erdige Sound“ der White Stripes – es dabei aber nicht übertreibt, sondern einfach nur die Möglichkeiten des Genres erweitert und deshalb sehr gut ist: „Dandelion“.
Im Lagerfeuermodus beginnt „Crown of Fire“ und auch hier ist das musikalisch alles sehr gut aufgelöst. Das ist toller Folkrock – und es klingt einfach gut.
Toll produziertes Album von Chris Seefried und Damien Lews, die bei ihrer Arbeit alles richtig machen.
Und es wird auch nicht langweilig – weil die beiden Schwestern einfach immer wieder überraschen. „Elephant“ hat einen unglaublichen R&B und Soul-Vibe – da weiß man warum Beyonce auch mal ein Country-Album machen wollte – weil auch die Mischung einfach gut klappt. Nur waren Larkin Poe damit schon 10 Jahre vorher am Start. Auch eher Popmusik ist „High Horse“. Die ganze Produktion schreit danach – ein Charterfolg zu werden – aber das durchaus verdient. Und irgendwie ist zwar der Indie-Spirit der noch am Anfang der Platte zu spüren war – einem höheren Ziel in der Mitte des Albums gewichen – aber der Killer-Rock-Pop funktioniert einfach sehr gut: „Sugar High“.
Dann zaubern die Schwestern aber mit „Jesse“ wieder einen echten Songdiamanten hervor – bei dem man direkt nach den ersten Takten weiß – das mag ich jetzt aber sehr – aber leider verspielen die Schwestern den Anfangsbonus des Songs im Refrain – der dann doch wieder zu simpel und allbekannten Mustern folgt. Schade. Hätte was besonderes werden können. Am Ende dann doch kein Diamant – aber trotz des Refrains auch kein wirklich schlechter Song.
Guter souliger Rocksong – der schon was von einer James-Bond-Titelsong hat: „Banks of Allatoona“. Stadionrock-Hyme: „We intervine“. Kurze zarte Klavierballade als Rausschmeißer am Schluss: „Overarchiver“.
Larkin Poe können alles – Roots Rock, Pop – und dies alles richtig gut. Vielleicht doch mal eine Konzertkarte sichern? Zur Zeit (2.2.25) sind die Schwestern gerade auch ganz aktuell mit ihrer neuen Platte in den Schlagzeilen und letztes Jahr haben sie sogar schon ihren ersten Grammy eingesammelt. Nach dem Debütalbum sag ich mal, dass sie sich das verdient haben.

31.01.25
Shout out Louds – Howl Howl Gaff Gaff (2003/2005)
Das Album wurde erst 2003 im skandinavischen Bereich veröffentlicht und mit Songs der vorher veröffentlichten EP´s dann international leicht verändert 2005 herausgebracht. Shout out Louds bestehen aus Adam Olenius (Gesang), Ted Malmros (Bass), Carl von Arbin (Gitarre). Zu diesen stießen noch Eric Edman (Schlagzeug) und an den Keyboards Bebban Sternborg.
Das Markenzeichen von Shout out Louds wird direkt mit deren ersten Song „The Comeback“ klar: tanzbarer Party-Indie-Pop-Rock. Schöne Indiegitarren gepaart mit wuchtigen Drums, mitnehmenden Bassrhythmus und dem zwar immer etwas melancholisch klingenden Gesang von Adam Olenius, der aber trotzdem nicht verhindern kann, dass man auf den Songs nicht wunderbar abtanzen kann.
Drums, Bass, Keyboardspiel – und ein wenig klingt es wirklich so, als wären Shout out Louds die Tanzkapellen-Variante von The Cure bei „Very Loud“.
Mit ihren Indie-Charme bekommen Shout out Louds es auch hin, alte und neue Hörer immer wieder für sich einzunehmen – denn ihr Sound ist zeitlos und trotzdem im Indie-Sektor verwurzelt.
Etwas folkig klingen sie kurz am Anfang bei „Oh, Sweetheart“ doch schwenkt das schnell im Rock´n´Roll-Indie um. Bei ihren Debüt klingen die Shout out Louds auch noch etwas erdiger – als bei ihren späteren Platten – die trotzdem natürlich gut sind – aber durchgedachter klingen.
Die Verbindung mit Indie- und Sixtiespop können sie auch: „A Track and a Train“. Da ist der Co-Gesang von Bebban Sternborg dann auch sehr passend.
„Go Sadness“ fängt sehr ruhig an und hält die Stimmung von optimistischer Traurigkeit bis zum Ende durch.
Danach kommt aber noch der absolute Partytrack der Band und auch ein Höhepunkt jedes Konzerts der Band: „Please Please Please“ - Indie-Pop-Excellence! Auch richtig flott: „100“ - macht auch Spaß!. Indie-Rock: „There´s Nothing“. Noch mal Indie-Party-Modus: „Hurry Up Let´s go“. Nicht minder Indie-Party: „Shut your Eyes“ - da weiß man auch woher die gute Stimmung und der Spaß bei Festival-Auftritten der Band her kommt.
Am Ende: „Seagull“ - schöner verspielter Indiesong – der Song hat ein kurzes Stück Stille nach ca 5 Min – geht dann aber doch noch etwas weiter – und ich mag die Flöten in dem Stück ja so gern.
Tolles Debüt einer immer noch tollen Band.

29.01.25
Joan as a Policewoman – Damned Devotion (2018)
Es ist ein wundervoller Crossover von Rock, Pop, Soul, Funk und Jazz den Joan Wasser als Joan as a Policewoman auf dieser Platte entfaltet. So ein wenig möchte ich immer diese Musik als eine Mischung aus Fest trifft Prince nennen – obwohl es der Musik nicht wirklich ganz gerecht wird – aber irgendwie trotzdem passt – weniger als Feist ist sie sicherlich einem Singerin/Songwriterin-Indie-Sound behaftet und auch ist sie weniger verspielt. Mit Prince teilt sie auf jeden Fall das Können Rock und Pop mit Soul einzigartig zu vermischen. Und eigentlich funktionieren so die Songs dieser Platte und sie funktionieren richtig gut – erst das ruhige „Wonderful“, dann die Single „Warning Bell“, gefolgt von dem dann doch mehr an Feist erinnernde „Tell me“ (den Song mag ich mal richtig gern).
Im Disco-Funk-Style-Rock folgt „Steed (for Jean Genet)“. Was die doch zum Glück höchst unterschiedlichen Songs zusammenhält – ist die Art der Produktion und die Instrumentierung – alles klingt wie aus einem Guss. Titelstück „Damned Devotion“- ist etwas sanfter, aber auch gleichzeitig sehr verführerisch, soulig und einnehmend.
Noch ein Lieblingsstück – das Jazz/Rock-Stück „The Silence“ - das ist so gut gespielt, konstruiert und spannend, mitreißend – mag ich sehr. So intelligent, schlau und einzigartig kann sich Rockmusik anfühlen und eben gleichzeitig super mitnehmend sein. Die meisten verheben sich daran – da ist es dann meist Kunst – aber nur selten auch ein guter Song – bei Joan Wasser klappt das perfekt.
Selbst die ruhige Ballade „Valid Jagger“ klingt bei Joan as a Policewoman immer nach viel mehr – das liegt an der Rhythmusinstrumentierung und weil auch dieses Stück einfach toll gespielt und produziert ist. Das ist wirklich überdurchschnittlich gut.
Warum ich sie dann doch immer mit Feist zusammenbringe höre ich wieder bei „Rely on“ heraus. Obwohl es bei Joan Wasser halt nicht ganz so in Leichtigkeit gehüllt ist, ist das trotzdem die Liebe aus Pop und Rock was anderes zu machen - dem den eigenen Stempel aufzudrücken.
Ganz starker Song – den ich immer und immer wieder hören kann - ist auch „What was it like“ - so großartig – und warum hört man Taylor Swift-Null/Acht/Fünfzehn-Pop ständig im Radio – und nicht mehr Songs mit dieser Klasse? Wer bildet Musikredakteure aus? Warum teilt die Welt nicht meinen Geschmack – ach egal – dann höre halt nur ich diese tolle Musik immer und immer wieder. Meisterinnenwerk!
Es ist auch die Meisterinnenschaft dieses Albums – das Joan Wasser es schafft – sich einen ganz eigenen Sound anzueignen – es gibt so viele Songs auf dem Album, die dafür sorgen, dass immer wenn Du diese hörst, Du sie ganz klar als ein Joan as a Policewoman-Song identifizierst – auf den Songs der Platte liegt einfach eine ganz eigene Qualität und ein eigener Sound – der ist gerade bei „Talk about it later“ ganz prägend. Die Platte hat einfach über die gesamte Länge ein ganz eigenes Soundkostüm und das macht die Musik darauf auch so faszinierend – selbst der Neo-Soul bei „Silly me“ hat eine ganz eigene Note. Sanfte Power – so wie bei „I don´t Mind“ - steht vielleicht ganz gut für dieses großartige Album. Ganz ganz großartig.

24.01.25
Judas Priest – Rocka Rolla (1974)
Angeblich ist ja dieses Album eher noch ein Blues-Rock-Album und kein Heavy Metal-Album. Dabei rockt das Album mit „One for the Road“ direkt richtig los. Erinnert mich an den Rock von ZZ top und macht ziemlich viel Spaß – weil hinter der Musik sehr viel Power steckt. Toll. Also war es ein weiterer Fehler von mir die klassischen Heavy Metal-Bands bisher zu ignorieren. Mir kam diese Erkenntnis eigentlich schon früher. Bei der Serie „SAS: Rogue Heroes“ verwendeten die Macher klassische Heavy Metal-Songs als Soundtrack und diese Songs machten richtig Spaß, darunter waren Bands wie AC/DC, Black Sabath, Saxon – aber auch Bands wie Killing Joke, Cure, The Damned, The Fall, The Stooges – und eben Judas Priest zu hören. Also gut – wenn Judas Priest so gut funktioniert, hole ich auch irgendwann noch Black Sabath und Saxon nach – versprochen. Aber vielleicht mag ich ja auch nur dieses Album, das noch kein „echter“ Heavy Metal sein soll. Und im Garagen-Rock-Style geht’s auch weiter: „Rocka Rolla“.
Darauf folgen zwei kurze Stücke: „Winter“ und „Deep Freeze“ - die dann vielleicht so was wie eine Trilogie zusammen mit dem Stück „Winter Retreat“ darstellen. Ich finde ja den Sound von Bass/Gitarre richtig „fett“!. Wenn das nächste Album der Band, so viel besser sein soll, als dieses – da bin ich ja mal wirklich gespannt – was dann kommt – und ob ich dass dann auch toll finde – denn was ich grade auf dem Album höre, gefällt mir schon richtig gut. Im Verlauf von „Winter Retreat“ werden Judas Priest schon fast zur Prog-Rock-Band. Den Garagen-Rock-Sound der Platte finde ich grandios – so auch „Cheater“. Hardrock: „Never Satisfied“. Langes, eher sanfteres Stück – und auch das hervorragend gespielt und entwickelt tatsächlich einen an Pink Floyd erinnerndes Feeling: „Run of the Mill“. Dann doch mal wirklich so was ähnliches wie Blues-Rock: „Dying to Meet you“. Und wieder – den Bass/Gitarrensound finde ich einfach richtig gut – damit fangen die mich jedes mal ganz schnell ein.
Der Song verwandelt sich dann irgendwann zur verspielte Heavy-Metal-Nummer: „Hero, Hero“. Und fast am Ende „Caviar and Meth“ - atmosphärische Instrumentalnummer. Ganz am Ende folgt „Diamond and Rust“. Mit dem Judas Priests einen ganz ganz typischen Vertreter des – ich sag mal, des massentauglichen Heavy Metal runterspielen, ist aber auch ein Cover einer Joan Baez-Nummer. So klingen die Heavy-Metal-Nummern, die mich vom Heavy Metal immer abgeschreckt haben – weil so ganz viele Stücke funktionieren – wenn die auf den nächsten Album so dann weiter machen würden – dann wäre ich wohl ein Kurzzeitfan – aber erst hören – dann meckern. Aber dieses Debütalbum finde ich riesig – nur den letzten Song brauch ich nicht (der war aber wohl auch eher ein Bonusstück und nicht auf dem Originalalbum.

04.01.25
Feist – Metals (2011)
Nach einer längeren kreativen Pause meldete sich Leslie Feist mit diesem Album zurück. Aus leichtfüssigen Indie-Pop wird bei Feist immer mehr anspruchsvoller Art-Rock/Pop – als Songwriterin hat sie sich perfektioniert und beweist dies direkt mit dem tollen „The Bad in Each Other“.
Als Solo-Nummer wäre das eine gute Folk-Nummer. Mit Band und Studiosound ist das einfach ganz großartige Musik. Und ein ganz toller Song um den Hörer direkt mit dem ersten Song einfach umzuhauen.
„Graveyard“ ist ruhiger, melancholischer, wird im Verlauf aber auch teilweise schön schwungvoll. In dem Stil anspruchsvollen melancholischen Singer/Siongwriterin-Musik geht’s auch mit „Caught a long Wind“ weiter. Das macht sie auch richtig gut – und sie vollendet diesen Schritt zur fast reinen Singerin/Songwriterin dann ja auch mit ihrem bisher letzten Album „Multitudes“.
Blues-IndiePop – das kann sie auch: „How come you never go there“. Vergleichen kann ich sie – obwohl die beiden Frauen und Künstlerinnen nicht auf dem ersten Blick so viel gemein haben, beim genaueren Hinhören aber eben doch am meisten mit „Joan as the Police Woman“ - wohl auch deshalb mag ich die Musik von Leslie Feist und Joan Wasser so sehr – weil beide es so gut machen und ihr Publikum niemals langweilen.
Art-Rock: „A Commotion“ - auch richtig gut. Sehr geliebt von mir das wieder ruhigere „The Circle married the Line“. Das Album ist wirklich mit all den Songs sehr herausragend. Indie-Folk: „Bittersweet Melodies“. Das ist auch einfach nur gut – und ich höre das wieder alles mit totaler Begeisterung (merkt man dem Text bisher auch gar nicht an).
Gekonnt und meisterinnenhaft geht’s auch weiter – Downtemporock-Folk: „Anti-Pioneer“. Art-Rock: „Undiscovered First“ - und dieser sogar mal teilweise mit Härte gespielt. Danach geht’s wieder zurück zum sanft schönen Singerinnen/Songwriterinnen-Liedgut: „Cicadas and Gulls“. Folk: „Comfort Me“. Und ich frag mich grade, warum nicht Folkmusiker lieber so klingen wollen, wie Leslie Feist auf diesem Album – und stattdessen dem sich anbidernen PopFolk von Dessner/Bon Iver nacheifern – totales Unverständnis dafür – aber das ist wohl einfach dem kommerziellen Erfolg von Ed Sheeran, Bon Iver geschuldet. Eigentlich weißt Feist hier den Weg – wie zeitloser Singer/Songwriter-Folk geht.
Und am Ende beglückt Feist den Hörer noch mit dem wunderschönen Absacker „Get it wrong, get it right“. Was für eine Meisterinenleistung dieses Album doch ist – und nicht nur wegen diesem Album und wegen eines unvergesslich tollen Livekonzerts werde ich die Musik von Leslie Feist zu den ganz großen Werken der Musik zählen. Musik wie gemacht für mich.

27.12.24
Katelin – Unsee it (2024)
Die Musikerin, die sich nur Katelin nennt. hat Glück gehabt. Denn ich war auf ein Konzert von Someday Jacob und fand das richtig gut und hab dann, wie es meine Art ist, begeistert erst mal alles von der Band gekauft, was ich noch nicht hatte und es gab einen Hinweis auf diese frisch erschienene Platte an der der Frontmann von Someday Jacob Jörn Schlüter fleißig mitgewirkt hat. Also habe ich diese gekauft. Und nun wird sie etwas zeitversetzt auch gehört.
Erleichterung stellt sich nach den ersten Klängen von „Rhino Skin“ ein. War wohl eine gute Entscheidung die Platte zu kaufen, denn obwohl mir die Künstlerin vollkommen unbekannt war, wird man mit anspruchsvollen Indie-Folk belohnt. Sanfte Klänge, die aber im Verlauf des Stücks an Wucht auch zunimmt und wieder abnimmt. Gut produziert ist das auch und klingt so, als ob man sich für die Produktion, trotz wohl geringer Mittel, was Großes vorgenommen hat.
„Odds & Ends“ ist rockiger – gute Schlagwerkarbeit – gute Gitarrenarbeit – die Musik von Katelin gefällt mir da doch direkt wirklich gut. „Hide and Seek“ erinnert mich an Musik von jemanden anderes, die so ungefähr die selbe Stimme hat – wie Katelin – könnte Florence and the Machine oder doch jemand mehr aus dem Indie-Pop-Bereich (vielleicht Intergalactic Lovers) sein. Ich hab auch ähnliche Songs schon öfters gehört – was aber kein Nachteil ist – weil auch der Song gut ist und anspruchsvollen Pop-Rock bietet, der auch im Radio gespielt sich gut machen würde.
Sanfter fällt da das Titelstück „Unsee it“ aus – welches mir als ruhigen Indie-Rock auch gut gefällt. Die Musik von Katelin ist wirklich sehr Massenkompatibel ohne dabei aber zu aufdringlich zu sein. Gefällig im sehr guten Sinne. Die Frau muss bekannter werden. Charmanter Indie-Pop: „The Room“.
Na gut – Bei „Down by the River“ ist vielleicht dann doch ein wenig von allem Zuviel – da ist dass vielleicht doch zu gewollt und dafür hat der Song zu wenig zu bieten. Wieder zurückhaltender und im guten Indie-Pop-Stil: „Orphaned by Grace“.
„Upwards we fall“ auch sehr ruhig – zu Anfang als Pianoballade angelegt, doch auch bei dem Stück wird das Klangspektrum noch erweitert – sehr feine Nummer. Als Einzelstücke machen sich die Songs in jeder Playlist mit Sicherheit gut. Nach einem abrupten Ende folgt eine weiter Indie-Folk-Nummer mit Pop-Appeal: „Black Shoes“. Locker leicht wie es zu einem Song mit dem Titel „Summerwind“ gehört, fällt dieser aus. Als Single oder fürs Radio ist eigentlich jeder Song der Platte geeignet – funktioniert alles sehr gut. Das gilt natürlich auch für den letzten Song: „Rosy Butterflies“.
Tolle Songs, ich habe, glaube ich, kaum einen Grund mehr als einen Song aus meiner Playlist jemals wieder rauszuschmeißen, das einzige was Katelin eigentlich fehlt ist ein einzigartiges Erkennungsmerkmal – denn obwohl alle Songs sehr gut sind – klingt halt doch alles so nach irgendwie schon einmal gehört und deshalb muss Katelin sich ihr Publikum und ihre Fans wohl erst hart live erspielen und hoffen, dass irgendwann die Mundpropaganda Gutes über sie verbreitet. Vielleicht hilft da aber auch ein Auftritt, der von TV-Noir aufgezeichnet wurde. Haltet also mal Ausschau nach Auftritten von Katelin – lohnt sich sicher.

13.12.24
Die Sterne – Hallo Euphoria (2022)
Mit zum Teil großer Neubesetzung seiner Band, mit den Musikern Jan Philipp Janzen, Phillip Tieschle, Dyan Valdés und Max Knoth, ist dies das dreizehnte Album von Die Sternen unter der Führung von Sänger Frank Spieker. Die Band ist sicherlich neben Tocotronic einer der bekanntesten Vertreter der Hamburger Schule und der Song „Was hat Dich bloß so ruiniert“ ist sicherlich der bekanntesten der Band. Aber schon dreizehn Alben herausgebracht zu haben, ist schon was und dabei, vielleicht durch die Neubesetzungen an den Instrumenten, klingt die Band immer noch sehr frisch und aktuell.
Das Album fängt mit „Stell mir einen Clown zur Seite“ an – und der Song klingt eingentlich so wie man es von Die Sterne erwartet – Indie-Rock, gut getextet und nach bekannten Die Sterne-Muster. „Alles was ich will“ ist ein schön lockerer und easy going Song – das mag ich richtig gern. Und den lockeren Indie-Pop-Sound können Die Sterne wirklich sehr gut und der macht richtig Spaß: „Spilker immer mittendrin“. Die Musik der CD ist einfach riesig und zeitlos und aktuell zugleich. Die Songs machen mir richtig viel Spaß, so auch „Die Welt wird knusprig“.
Mal wieder etwas ernster und im alten Hamburger Schule-Modus: „Gleich hinter Krefeld“. Titelstück „Hallo Euphoria“ ist ein sehr schön groovender Indie-Pop-Rock-Song – ganz ganz großartig.
Da die Melodien immer mitnehmend und anders als beim Song zuvor sind, ist das Album eine wahre Freude. Abwechslungsreich und einfach nur gute Songs. Da schwappt die Euphorie auch auf den Hörer/die Hörerin über und was Kritisches vermag ich da gar nicht zu schreiben. Also auch super: „Die Kinder brauchen Platz“. „Niemand kommt unschuldig Raus“ hat nach dem Anfangspart was von den Sound von Element of Crime – aber letzten Endes ist es doch ein echter Die Sterne-Song.
Funky-Indie-Pop: „Ping Pong“ - aber vielleicht auch der einzige schwächere Song der Platte. Naja – auch die Ballade im 60er Jahre Musik-Kostüm mit Namen „Wir wissen nichts“ ist vielleicht recht ambitioniert, aber überzeugt mich dann auch nicht so richtig – ab die ersten acht Stücke haben mich ja auch total begeistert – so ist alles gut und ich bleib einfach ein riesiger Fan von „Die Sterne“ (und ich kenne gar nicht mal so viele ihrer Alben – da habe ich noch viel Spaß beim Nachhören vor mir.

03.11.24
Steve Howe – Love is (2020)
Der langjährige Yes-Gitarrist erfreut mich direkt mit dem sanft lieblichen Instrumentalstück „Fulcrum“ - welches eine schöne Mischung aus sanften Jazz, Folk und Rock bietet. Nah am Kitsch, aber auch gleichzeitig sehr schön. „See me through“ rockt etwas mehr los und hier wird auch gesungen. Dabei schafft es Howe an den Gesang von Jon Anderson zu erinnern. Der Song ist schön gradlinig, ansprechend, sozusagen ein schnörkelloser Yes-Song, der das alte Rockfeeling sehr schön in die Jetztzeit überträgt. Kurz nach etwas klassischer Musik klingend, wird dann „Beyond the Call“ doch schnell zum weiteren sanften Rocksong. Das Spiel und der Klang der Gitarre von Steve Howe erinnert mich an Mike Oldfield, als dieser noch mit einer Gitarre Musik und auch noch mehr akustischen Folkrock machte (lang ist das her). Steve Howe ist sich und seiner Art Musik treu geblieben und dies nun schon, seit 55 Jahre – dabei ist er aber neben dem Prog-Rock, auch Einflüssen von Folk und Country offen gegenüber geblieben. Auf jeden Fall ist „Beyond the Call“ ein ganz wundervoller Song – der mich an die gute alte Zeit erinnert – in der ich noch dachte das Album „QE2“ von Oldfield wäre ein gutes Album und das diese Musik auf ewig zeitlos bleibt – bei Steve Howe hat das auf jeden Fall gut geklappt – seine Art Gitarre zu spielen hat die Zeit überdauert. Das ist einfach alles sehr schön – zwar muss man mit der Art wie Howe Musik macht, groß geworden sein – um sie richtig zu würdigen, aber das sind alles Songs, die mein junges Ich total gerne hört und das alte Ich bekommt eine Gänsehaut dabei – auch beim Song „Love is a River“.
Mit klassischen Prog-Strukturen beginnt „Sound Picture“ – bevor er zu einer gemächlichen und eigentlich sehr gefälligen Instrumentalnummer wird. Howe, der das Album auch selbst produziert hat, sorgt für ein sehr gut klingende Platte, die zwar ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, die aber durch das musikalische Können begeistert. Das gilt auch für den Pop-Rock mit Country.-Einschlag bei „It ain´t Easy“.
„Pause for Through“ - das macht mir Spaß, was Steve Howe da an instrumentalen Rock abliefert, werden wohl manche Hörer als zu „eingängig“, „mainstreamig“ abtun – aber für mich ist das stimmig. Die Gründe dafür wurden schon genannt. Wirklich ein Album für mein „altes“ Ich.
Da mir ja so manche klassische oder auf klassisch gemachte Prog-Rock-Nummer doch mit ihrer Kunstfertigkeit zu Schaffen macht, finde ich diese etwas weniger verkopfte Version von Rockmusik wirklich sehr hörenswert. Das macht mir dann mehr Spaß als so manches Album von hochgeschätzten alten und neuen Prog-Rock-Bands.
Und auch die Stimme von Howe, der sicherlich zu recht nur die Drittstimme beim Gesang bei Yes sein durfte – passt zu den Songs und der Gesamtstimmung der Platte. Bei „The Headlands“ stellt sich dann aber langsam ein Sättigungsgefühl ein – weil es sich zwar nicht unbedingt alles gleich anhört was Steve Howe da spielt, aber die Stimmung ist doch ziemlich gleich und eigentlich reicht das bisher Gespielte, um mich als Hörer glücklich zu machen. Danach folgt aber auch nur noch „On the Balcony“ und man wundert sich bei dem Titel, was auf dem Balkon von Steve Howe denn so alles los zu sein scheint, denn der Song rockt am Anfang recht hart – bevor er dann doch zu einer Art Folk-Rock-Song wird, bei dem aber irgendwie sich der Inhalt für mich nicht mehr ganz so stimmig zusammensetzt, wie bei den Songs zuvor. Aber wie geschrieben – ich war ja schon mit mit den ersten acht Songs der Platte glücklich gemacht worden und so bleibt bei der Platte ein guter Gesamteindruck von der Platte erhalten und ich werde sie ein paar Menschen besonders ans Herz legen, weil ich weiß wie sehr sie das mögen werden.
Mein altes Ich ist begeistert.
29.10.24
Billy Bragg – Life´s a Riot with Spy vs. Spy + Between the Wars (1983/85)
Musiker und Links-Aktivist Billy Bragg schaffte den Durchbruch und den Einstieg in die englischen Charts mit diesem Album, dass sieben Tracks mit einer Lauflänge von knapp über 15 Minuten enthält. Die Songs funktionieren als Solo gespielte Protest-Songs (solo electric) sehr gut und ganz besonders „A New England“ ist einer der Songs für die Ewigkeit (und wurde sehr oft gecovert). Diese Veröffentlichung enthält auch die EP „Between the Wars“ mit vier Songs.
Als klassischer Folk-Singer/Songwriter-Song – aber eben britisch und nicht amerikanisch - funktioniert der Song „Milkman of Human Kindness“ direkt am Anfang sehr gut. Mit einen „The Clash“-Touch: „To have and not to have“. Und mit der Mischung aus Folk und Solo-Punk-Rock geht’s auch bei „Richard“ weiter.
Der Hit: „A New England“ - einfach ein super Song. Und da merkt man, wie auch beim Rest der Platte, dass ein guter Song einfach funktioniert, weil er gut ist und den Hörer was mitgibt. Eine aufgemotzte Produktion, ein audiophiles Klangerlebnis kann einen Song vielleicht unterstützen – aber im Grunde muss dieser in seiner einfachst gespielten Art funktionieren, um richtig zu sein und zum Song für die Ewigkeit zu werden. (Ich glaub „Tubula Bells“ in einer Acapeller-Version wäre der Knaller).
Da alle Songs recht kurz sind, rasen diese an einem vorbei – aber „The Man with the Iron Mask“ entschleunigt das Album. Und ist wunderschön. Sehr schön auch das schwungvolle: „The Busy Girl Busy Beauty“. Gleiches gilt für „Lovers Town Revisited“. Damit wäre das eigentliche Debütalbum auch schon beendet – aber es folgen ja noch die Songs der „Between the Wars“ EP.
Hierbei handelt es sich verstärkt um Arbeitersongs. Es beginnt mit „Between the Wars“ und danach folgt mein zweiter Lieblingssong der CD „Which Side are you on?“. Der Song ist nochmal richtig mitnehmend und packt mich jedes Mal. Singer/Songwriter-Folk: „The World turned upside down“. Wundervoller Abschluss des wohl besten „Solo Electric-Album“ aller Zeiten: „It Says here“.

19.10.24
Dead Guitars – Shelter (2015)
Nachdem ich die Band „Twelve Drummers Drumming“ erfolgreich für mich wiederentdeckt habe, wollte ich wissen, was die Bandmitglieder danach noch gemacht haben. Zwei Mitglieder von Twelve Drummers Drumming in den Personen Peter Brough und Ralf Assem gründeten zusammen mit dem Sänger Carlo van Putten die Band Dead Guitars. „Shelter“ ist das letzte Album der Band und danach machten sie in den Formationen „White Rose Transmission“ und „Wide“ weiter Musik.
Das erste Stück „Heaven Seven“ ist schon mal richtig gut und dürfte Fans von Bands wie Marillion, aber auch alte New Wave-Fans ganz glücklich machen. Schöner eingängiger Rock, klingt für einen Indie-Rock-Akt, dessen meisten Fans in Mönchengladbach beheimatet sind, schon richtig fett produziert und braucht sich vor internationalen Akts nicht zu verstecken – tolle Nummer.
Song Nummer zwei klingt wie eine Mischung aus Editors (bevor sie zu elektronisch wurden) und den Jeremy Days – also ist das von der Mischung richtig meins: „Happy Sad“.
Was für Progrock-Fans: „Half Light/Hangout in Heaven“. Es folgt die Rock-Ballade: „I surrender“. „Bullet Proof“ kommt als leichte Indie-Rock-Nummer daher – etwas für Fans harmonischen Alternativrocks in der Tradition von Teenage Fanclub.
Da die Songs nicht nur richtig gut, sondern auch noch recht abwechslungsreich sind – die Dead Guitars sammeln hier eine ganze Reihe Pluspunkte bei mir und ich werde ganz sicher nachhören, was für Musik auch „Wide“ und „White Rose Transmission“ machen – versprochen.
Gegenüber dem leichten Track „Bullet Proof“ bewegt sich „Mona Lisa“ eher im düsteren Post-Punk-Modus. Mit den ganzen Stilwechsel macht die Band wirklich Musik für Viele. Bei „Wooden Head“ klingen die Gitarren wieder freundlicher und die Musik ist wieder gehobener Indie-Rock. Man darf bei der Band einfach nicht vergessen, dass da Jahrzehnte an Erfahrung als Musiker versammelt sind und das hört man meiner Meinung nach auch.
Mit soften Prog-Rock-Charme: „Mandy´s House“. Danach wird bei „Love Rules“ nochmal fester gerockt – auch irgendwie proglastig – aber die Nummer ist mal nicht ganz so Meins. Da gefällt mir das sanft melancholische „Traffic Lane“ zum Abschluss doch wieder viel besser.
Nachdem schon das Wiederentdecken der „Twelve Drummer Drumming“ mit deren zweiten Album viel Spaß machte, ist auch die Weiterentwicklung von einigen der Bandmitglieder als „Dead Guitars“ als durchaus beeindruckend zu bezeichnen. So macht „Musik nachforschen“ richtig Spaß. Wirklich gute Platte. Tipp.

11.10.24
Chris Whitley – Living with the Law (1991)
Auch ein Lieblingsalbum bei dem es auch der Mix macht. Rock, Blues, Roots, Americana – mit ungewöhnlicher Stimme gesungen und vom großartigen Gitarrenspiel geprägt, führt die Musik in die Wüste Nordamerikas, in kleine Städte oder im Nichts gelegenen Gefängnissen, in einer Landschaft mit unendlich scheinenden Horizont, aber auch in eine Welt in der der dort Lebende, schnell ins Abseits geraten kann. Eine Welt der trügerischen Freiheit.
Die Musik dazu ist aber alles anderes als verzweifelnd klingend – die Musik ist grandios und das Album besteht aus einer Unmenge an musikalischer Highlights.
Man merkt dem Titeltrack „Living with the Law“ schon an, dass er im Studio von Daniel Lanois aufgenommen wurde, klingt es doch schon ein wenig nach dem Sound von „The Joshua Tree“ von U2 und auch der Gesang erinnert ein wenig (ja, ein wenig) an Bono. Auf jeden Fall ist der Track ein guter softer Rocksong und damit gewinnt man den Hörer direkt am Anfang der Platte. Und mit „Big Sky Country“ (ein weiterer Song für die Ewigkeit) steigert sich die Begeisterung auch noch – toller Song, den Bono sicherlich auch gern gesungen hätte.
Der Blues-Rock kommt dann bei „Kick the Stones“ richtig zur Geltung und da hört man auch das brillante Gitarrenspiel von Chris Whitley richtig gut.
Roots und Americana vermischt mit Blues-Rock treffen beim Stück „Make the Dirt Stick“ sehr genial aufeinander.
„Poison Girl“ ist mal ein für Chris Whitley Verhältnisse recht euphorischer Rocksong. Den Song „Dust Radio“ mag ich auch sehr gern. So klingt amerikanischer Roots-Rock für mich perfekt. Das Schlagzeugspiel von Roland Jones finde ich auf der gesamten Platte auch sehr gut.
Ein weiterer sehr guter Blues-Rock-Song: „Phone Call from Leavenworth“.
Nur gute Songs, dabei geht dann schon fast ein Song wie „I forgot you every Day“ unter, der auf jeder anderen Platte ein Highlight wäre.
Richtig stark auch der Rhythmus bei „Long Way Arround“ - einfach nur gut! Darauf folgt mit „Look what Love has done“ direkt noch ein etwas sanfterer Highlight. Und nochmal richtig schöner Rocksong am Ende: „Bordertown“.
So klingt für mich amerikanische Roots-Rockmusik – man weiß wo die Musik herkommt und man weiß wo die Geschichten, von denen die Songs handeln spielen. Und im Chris Whitley haben diese Geschichten einen großartigen Erzähler gefunden. Da ist es wirklich traurig, dass der Musiker im Alter von 45 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben ist – aber da er nach dem Debüt nie aufgehört hat weitere Alben zu machen – hat er immerhin der Nachwelt sechzehn Alben hinterlassen.


10.10.24
Rage against the Machine – Rage against the Machine (1992)
Der Mix stimmt bei diesem Album so richtig. Aggression und Härte gepackt in wütenden Sprechgesang und harten Gitarrenriffs. Trotz dieser Crossover-Wirkung ist für mich das Album von Rage against the Machine einfach ein geniales Heavy-Rockalbum, dass 1992 die Strömungen der härteren Rockgangarten dieser Zeit einfach in einem grandiosen Mix mit Rapgesang packte und in ganz tolle Songs packte. Zu „Bombtrack“, „Wake Up“ und „Killing in the Name off“ konnte man seine Aggressionen freien Lauf lassen, dazu Headbangen und gleichzeitig voll drauf abtanzen. Mein Nacken leidet heute noch unter meinen Ausdruckstanz der 90er Jahre. Aber was habe ich diese Musik geliebt abzufeiern und ich mache dies heute auch noch bei jedem Hören dieser genialen Tracks. Die sind wie ganz wenige Stücke des Crossover-Genre nämlich gut gealtert, funktionieren immer und immer wieder und deshalb ist auch dieses Album ein Lieblingsalbum.
Mit „Bombtrack“ und „Killing in the Name“ kommen direkt zwei der populärsten Tracks der Band am Anfang und das hat Wucht, Kraft, Power – tolle Gitarrenriffs und dazu zorniger Gesang im Rap-Punk-Style. Und „Killing in the Name“ ist einfach immer ein Hammerteil von Song. Ganz Groß und ein Song für die Ewigkeit. „Take the Power Back“ mit Funkbass am Anfang, der aber schnell wieder von den harten Gitarrenriffs abgelöst wird. Gegen Ende wird es fast kurz mal ruhig - aber am Ende übernimmt wieder die Aggressivität – der Protestsong-Stil von Rage against the Machine will einfach nicht leise funktionieren. „Settle for Nothing“ führt die zornige Spielweise des Albums auf zwar etwas langsamere Art fort, wirkt dadurch aber noch etwas dramatischer und bedrohlicher. Dagegen ist dann „Bullets in the Head“ wieder rhythmischer, mit mehr Rapgrooves, dass am Ende dann aber wieder mit einen Metallsound aufwartet. Neben den beiden ersten Stücken sicherlich das mit bekannteste der Platte. „Know your Enemy“ hat auch einen verdammt guten Sound und macht die Metalheads glücklich – mitgeholfen hat bei dem Titel Tool-Frontmann Maynard James Keenan. Zu den bekannteren Stücken zählt dann aber auch noch das nachfolgende „Wake Up“ - woran man auch erkennt, dass das Album voller Highlights ist. Und den Sound mögen Metal-Fans genauso wie Alternative-Rock und Rap-Fans und wie auf der Rückseite des Covers ja drauf steht, ist alles ohne Samples, Keyboards und Synthesizer musiziert und gerade bei „Wake Up“ ist der Sound schon recht göttlich. Noch so ein Song für die Ewigkeit.
So richtig schwache Tracks gibt es auch nicht – dazu ist die gesamte Rhythmusgruppe bestehend aus Tim Commerford (Bass), Tom Morello (Gitarre) und Brad Wilk einfach zu gut und natürlich trägt auch Polit-Aktivist und Sänger Zack de la Rocha seinen Teil mit seinen Lyrics und Gesang dazu bei.
Obwohl mich Teile von „Township Rebelion“ (der Rap-Part) dann mal doch eher nervt als gefällt, ist der Metalteil dann wieder so gut, dass ich auch den Song nicht aus der Playlist rausschmeißen möchte – aber wenn man einen schwächeren Titel auf dem Album finden möchte, dann ist dieser es. Mächtiges Heavymetalgitarrenmbrett nochmal direkt zu Anfang von „Freedom“ - Rage against the Machine haben echt da einen verdammt großartigen Sound kreiert und an dem und an den Songs auf idiesem Debüt-Album haben sie sich auch danach eigentlich immer die Zähne ausgebissen – denn dieses Hammeralbum zu toppen ist fast unmöglich.

09.10.24
LCD Soundsystem – American Dream (2017)
2010 spielte das LCD Soundsystem um Mastermind James Murphy ihr letztes Konzert – daraus resultiert auch die großartige Doku „Shut Up and Play the Hits“. Sieben Jahre später folgt mit „American Dream“ doch noch ein weiteres Album.
Die Musik ist Elektro-Punk gemischt mit Disco und sogar Ambient-Elementen. Murphy hat auch schon mal eine ideale Musik zu Joggen gemacht. Beim LCD Soundsystem kommt es meist darauf an, mit der Musik auch mächtig Dampf ablassen zu können.
Sanfter Synth-Pop gibt’s zu Anfang mit „Oh Baby“. Das ist jetzt zwar nichts zum Dampf ablassen dafür schöne elektronische Popmusik.
Tempo und Rhythmus verstärkt sich deutlich bei „Other Voices“ und sofort merke ich warum ich LCD Soundsystem so schätze. Das mit den treibenden fetten Beats und Sounds hat Murphy und Mitstreiter einfach total gut drauf und dazu passt die Art vom Sprechgesang der Marke „LCD Soundsystem“ einfach auch sehr gut. Hinzu kommt ausgefeilte Produktion und Songdesign wie man sie sonst vielleicht nur vom Duo Eno/Byrne kennt. Und dadurch klingt es wiederum wie ein Update zu dem was die Talking Heads noch ganz zu Anfang gemacht hatten – tanzbaren Funkrock.
Den Elektro-Sound mit analogen „echten“ Instrumenten (auch da kann man sich zwar heute nie sicher sein, dass die Sounds, die man hört, echt sind oder nur Samples – aber ich gehe mal davon aus, dass ich hier wenigstens am Anfang einen echten Bass höre, wenn nicht, dann klingt das wenigstes so) zu paaren – das schafft das LCD Soundsystem auch auf Studioalben so gut, wie es andere Elektro-Acts nur machen, wenn sie live auftreten. Und der Bass am Anfang nimmt einen mit in diesen ausdrucksstarken Art-Pop/Rock-Song namens „I used to“. Ganz tolle Nummer.
Den Funk-Einsatz gibt’s auch bei „Change Yr Mind“. Es ist Großes was die Rhythmus-Gruppe da leistet und direkt bin ich wieder an David Byrne, Talking Heads, Brian Eno erinnert – aber auf sehr sehr positive Weise.
„Now do you Sleep“ ist eher atmosphärischer und wieder anspruchsvoller. Nur noch auf schweißtreibende Party-Beats ist das LCD Soundsystem nicht mehr angewiesen, was ich auch recht gut finde.
Dancefloor-Musik: „Tonite“. Auch tanzbar und an die alten Stücke der Band erinnernd, dabei aber um einiges rockiger: „Call the Police“. Synth-Pop Ballade: „American Dream“. Da merkt man aber, dass Murphy manche seiner Songs leider etwas zu sehr in die Länge zieht.
Auch so eine richtige typische LCD-Soundsystem-Nummer: „Emotional Haircut“.
Bei „Black Screen“ klingt es wieder weniger nach Dance-Punk sondern nach Synth-Pop. Schöne ruhige Nummer.
Meinetwegen muss auch dieses Album nicht das letzte von James Murphy oder dem LCD Soundsystem sein. Die sind einfach zu gut, um nicht mehr weiter zu machen.

Robert Downey jr – The Futurist (2004)
Eine Lobhudelei.
Spätestens seit Robert Downey jr. ein Comback in der Serie „Alley McBeal“ feierte, musste man zugeben, dass der Mann durchaus als Sänger einiges drauf hat. Da freute ich mich dann direkt auf ein Soloablum und dies ganz zu recht. Wer die Pop-Balladen von Sting mag, der wird die Pop-Balladen von Robert Downey jr. lieben. Denn die Musik nimmt einen direkt mit und ist mehr als nur gefällig, sondern richtig gut. Leider spürte Robert Downey jr für seine musikalischen Bemühungen, die ihm angeblich viel Kraft gekostet haben, zu wenig Gegenliebe, so dass es wohl bei diesen einem Album bleiben wird, was wirklich schade ist. Elf schöne Stücke Musik bleiben aber für immer meins und die meisten davon auch in meiner Playlist. Ich mag dieses Album wirklich sehr sehr gerne. Die meisten Songs hat Robert Downey jr. selbst oder als Co-Autor geschrieben. Ausnahmen sind „Smile“ von Charlie Chaplin, „Your Move“ von Jon Anderson, welches hier mit Textfragmenten von „Give Peace a Chance“ von Lennon, McCartney dageboten wird. Ob er es schlau gemacht hat, dass er das Album unter dem „Sony Classical“ Label veröffentlicht hatte, soll jeder für sich selbst entscheiden. „Jazz“ wäre vielleicht passender – obwohl es halt alles Pop-Balladen (aber auf hohen Niveau), teilweise mit Jazzeinschlag sind. Als Musiker konnte er unter anderen Vinni Colaluta, Charlie Haden und Jon Anderson ins Studio holen.
Direkt bei „Man like Me“ springt der Funke direkt über. Es ist Downey´s wirklich tolle Stimme, das Piano, die Streicher – großartig. Und es klingt schon wirklich wie die ruhigen guten Songs von Sting, was er da musiziert – aber wie gesagt auf ebenbürtigen Niveau und das ist das Außergewöhnliche an der Platte. Die Musik ist toll arrangiert und gespielt. Auch „Broken“ ist total toll. Nicht nur Sting sondern auch Brian Adams-Fans müssten ein Song wie „Kimberly Glide“ lieben und nach dem Hören sagen: „ Ja, für einen singenden Schauspieler ist der richtig richtig gut“.
Es ist wirklich alles richtig gut was er da macht und ich bin auch zum wiederholten Mal von Songs wie „The Futurist“ und den anderen begeistert. Das ist schöne Musik und es sind wirklich sehr gute Songs. Ich wiederhole mich. Tschuldigung.
So geht’s dann in gleicher guter weise mit „Little Clownz“, „5:30“ weiter und der Song „Your Move“ ist ja schon von Yes was ganz besonderes und den Song schafft auch Robert Downey jr nicht zu verhunzen.
Ganz ruhige Pianoballade: „Details“. „Hannah“ ist auch gut und nur weil die Songs am Anfang alle so stark und halt alle recht sanft und ruhig gespielt sind, denkt man am Anfang des Stücks, dass es jetzt doch langsam mit den schönen Balladen mal ein Ende haben muss, aber „Hannah“ überzeugt am Ende doch mit seinem Arrangement auf ganzer Länge – das ist nicht nur ein guter Song, dass ist ein weiterer sehr guter Song. Piano-Jazz: „Smile“.
Ganz tolles Album und ich mag es immer wieder gerne. So schade, dass es Robert Downey jr. kein weiteres Album gemacht hat. Herr Robert Downey jr., sie sollten da noch mal in sich gehen. Sie sind doch jetzt auch 20 Jahre älter geworden. Da juckt es doch in den Fingern, sich mal wieder ans Klavier zu setzen, oder? Bitte.

04.10.24
Efterklang – Things we have in Common (2024)
Für Efterklang breche ich sogar meinen selbst auferlegten Kaufstop von physikalischen Tonträgern und schon sehr kurz nach Erscheinen wird das Album der drei Dänen gehört. Sie waren 2010 meine erste Traumzeit-Festival Entdeckung und seitdem folge ich der Band und besuche jedes Konzert, das in meiner Reichweite stattfindet. 2025 spielen sie sogar direkt in meiner Heimatstadt (!).
Sie selbst halten ihr neues Werk für eins ihrer besten – den Platz hält bei mir immer noch das „Magic Chairs“ Album (so ist das halt – die Musik, mit der man eine Band lieben gelernt hat, bleibt halt meist die, die Mann am meisten hört. Als Pre-Order-Käufer, habe ich auch ein signiertes Bandfoto in Albengröße bekommen – bei ein paar dieser Alben hat die Band auch noch „Goodies“ verschenkt, so konnte man sogar vom Sänger bekocht werden, wenn man Glück hat.
Sanfte Folktronica-Musik ist eigentlich das Markenzeichen von Efterklang geworden – also die Mischung aus symphonisch, akustisch, aber auch elektronischen Indie-Folk-Pop - und genau danach klingt zu Anfang das Stück „Balancing Stones“. Erinnert mich an die frühen Stücke der Band.
Mit sehr hoher Stimme singt danach Sänger Casper Clausen den wunderbaren Indie-Popsong: „Plant“. Bei dem Stück hört man wieder, wie zeitlos die Song von Efterklang sind.
Das akustisch klingende „Getting Reminders“ ist wunderbarer moderner Folk und klingt geleichzeit wie ein Vampire Weekend-Song.
Big Beats & Sounds, trotzdem nicht wirklich düsterer (das können die drei Dänen nicht) – dafür eben mal etwas lauter gerockt und gespielt: „Ambulance“.
Einen nach Bon Iver klingenden Song haben sie dann auch. Vom mich stets nervenden Stimmverzerrer (Autotune) abgesehen ist aber „Leave it all Behind“ ein ganz feiner Song (aber das mit der Stimmverzerrung darf bei mir nur Jonas David machen, weil der dies auch von Anfang an für sich benutzt hat – ansonsten finde ich den Trend ja sehr lässtig). Damit ist das Material schon mal auf Seite 1 recht abwechslungsreich geworden. Und das ist schon mal ein schöner Unterschied zu so mancher zwar sehr schönen Efterklang-Platte, auf denen die Songs aber in der Studiofassung immer alle ziemlich ähnlich waren. Weshalb die Band „live“ für mich auch immer besser war, als von Platte – aber ich hab jede Platte von Efterklang und höre die auch sehr gern – Jammern auf hohen Niveau. Zurück zur aktuellen Platte und mal hören, ob auch Seite Zwei abwechslungsreich bleibt.
Mit Chorgesang arbeiten Efterklang auch immer gern. So auch zu Anfang von „Animated Heart“. Sanfter Indie-Pop bietet dieser Song, sowie die folgenden Stücke „Shelf Break“. Ein ganz großer Song ist der sanfte und bezaubernde „Sentiment“. Da hört man, wie gut die aktuellen Songs von Coldplay sein könnten, wenn diese nicht so verdammt auf Hit getrimmt wären.
Sanfte Indie-Pop, das bietet Efterklang immer auf sehr guten Niveau und auch die neun Song von „Things we have in common“ halten dieses problemlos. Aber so gut wie „Magic Chairs“ ist auch dieses Album wieder nicht – aber es macht eine menge Freude und die Songs werden sicherlich in der Playlist reifer und reifer werden. Und im Januar höre und sehe ich die Band wieder und die Vorfreude ist seit der Terminbekanntgabe schon riesig. Immer wieder hören: Efterklang.
02.10.24
Bombay Bicycle Club – Everything Else has gone Wrong (2020)
Dem Indie-Pop des Bombay Bicycle Club bin ich bei der letzten Ausgabe des Traumzeit-Festivals erlegen, bei der sie als Freitag-Headliner aufgetreten waren. Sanfter Indie-Pop, mitreißend und wunderschön – anti-aggressiv und einfach voller schöner Melodien und Songs, dass ist Bombay Bicycle Club um die Gründungsmitglieder Jack Steadman, Jamie McColl, Ed Nash und Suren de Saram.
Abwechslungsreich, mitnehmender, wunderbar gespielter Indie-Pop, der sowohl zum Zuhören als auch zum Tanzen geeignet ist. So funktionieren und lassen sich eigentlich alle Songs der CD beschreiben.
Das Titelstück „Everything Else has gone Wrong“ ist da ein schöner Beispielsong dafür, wie gut die Band ist und eignet sich hervorragend als Hörprobe um einen Endruck für den Sound der Band zu bekommen. Den ganz leichten Ethno-Einschlag, der auch im Namen der Band sich wiederfindet, scheint immer mal durch – stets aber angepasst an den Pop-Charme der Songs.
Das Durchhören wird dem Hörer auch einfach gemacht, da das Material durchwegs abwechslungsreich ist. Ein Lieblingssong der Platte auszumachen ist ebenfalls ganz schwer, weil alle Songs ihren eigenen Charme und Qualität haben.
Ein Song aber, der mich schon live total mitgenommen hat, und auch vonPlatte mich wieder sofort zum Tanzen bringt, ist der dann doch etwas herausragende Song „Eat, Sleep, Wake (Nothing But you)“ - Toller Song. So wie die Songs vom Bombay Bicycle Club wünsche ich mir den Everyday-Pop dieser Welt. Wenn wir mehr Songs wie diese hören, würde die Welt dadurch ein wenig leichter und entspannter und freudiger und freundlicher sein – dann hätte wir als Weltgemeinschaft einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ich glaub ja schon, dass die richtige Musik die Welt ein wenig besser machen könnte und das ist dann doch nicht die Protest- und Widerstandsmusik, schon gar nicht der Gangster-Rap – aber auch auch nicht der Pop von Swift und Sheeran. Das ist Musik wie diese. Einfach mal runterkommen, durchatmen, Spaß haben und die Umwelt und die Menschen um dich herum mit einem Lächeln belohnen, dass diese Songs den Hörern ins Gesicht meißeln. Wenn wir uns dann alle gemeinsam anlächeln, was soll dann noch in dieser Welt schief gehen. Hightime - because the Music is so good.

15.09.24
Beth Gibbons – Lives outgrown (2024)
Ich liebe ja den Song „Tom the Model“ von dem Album, das Beth Gibbons mit Rustin Man (Paul Webb) aufgenommen hat. Über ihre Alben mit Portishead kann ich gerade gar nicht so viel schreiben, denn die muss ich mir erst mal (wieder) richtig anhören, – da habe ich nur noch den Song „Glory Box“ in Erinnerung. Aber da seit Erscheinen von „Tom the Model“ zweiundzwanzig Jahre vergangen sind (unglaublich wie die Zeit vergeht),war ich doch interessiert, was für Musik Beth Gibbons jetzt Solo macht.
Nach Paul Webb hilft ihr ein weiteres ehemaliges Talk Talk Mitglied bei diesem Album, denn neben James Ford, der am meisten zur Musik beiträgt, ist diesmal Lee Harris, der Schlagzeuger von Talk Talk mit dabei.
Der Musikstil des Album wird als Chamber Pop bezeichnet, für mich ist das eher eine Mischung aus (Psych) Folk- und Art-Rock und die Musik ist auf jeden Fall was für Fans des „Out of Season“ Albums und für Fans der letzten beiden Talk Talk-Platten. Ein gute Beschreibung wäre auch: als hätten sich Talk Talk und Kate Bush für ein Album zusammengetan. Und bei all der Kunstfertigkeit, der sensiblen Kammermusik-Instrumentierung sind die Songs aber überhaupt nicht schwer oder abgefahren unhörbar kunstvoll, sondern nehmen mich als Hörer mit und fangen mich ein und entführen mich für die Lauflänge des Albums aus der Wirklichkeit und bleiben dabei trotzdem echte Songs. Genau so ein Album ist dass und ein wirklich Gutes dazu.
Und welch großartiger Beginn bietet der Folk-Rock-Song: „Tell me who you are today“. Da stimmt alles und der Song zieht den Hörer in eine andere musikalische Welt. Mit nur etwas ausgefallener Instrumentierung schafft es Beth Gibbons bei „Floating on a Moment“ dann auch, mit der Kunstfertig einer Kate Bush gleichzuziehen. Auch das ist ein wahnsinnig guter Song. Geisterhafter Folk-Rock, dabei aber hauchzart und mysteriös.
Mystery-Orchestral-Folk: „Burden of Life“. Der erinnert mich sehr an das Material vom „Out of Season“ Album (aber auch dass, muss ich mal zur Erinnerungsauffrischung bei Gelegenheit wieder mal anhören – zu viel zu hören – viel zu wenig Lebenszeit).
Auch Prog-Rock-Fans müssten bei einem Stück wie „Lost Changes“ in Verzückung geraten. Das Album und die Musik ist absolut aus der Zeit gefallen und dürfte sich von daher für lange lange Zeit als haltbar und hörbar erweisen. Der Begriff „zeitlos“ ist für ein Album wie dieses erfunden worden.
Etwas treibender und aggressiver wird die Musik dann sogar doch mal mit dem Song „Rewind“. Wer die Musik von „Dead can Dance“ und Ähnliches mag, müsste diese Musik auch mit Begeisterung in Beschlag nehmen. Bin nur begeistert – so gut Anspruch, Kunst, Musik zusammenzubringen ist schon absolut ein Kunststück. Und ich finde auch bei dem Song „Reaching out“ keine Schwachstellen. Progressiv Folk: „For Sale“. Der Ethno-Touch so mancher Dead can Dance Songs ist auch bei „Beyond the Sun“ zu hören. Nochmal ruhiger melancholischer schöner Folk gibt’s zum Ende mit „Whispering Love“.
Diese Platte ist große Kunst und bietet ganz tolle Musik.

10.09.24
The Bobby Lees – Beauty Pageant (2018)
Zehn Songs in weniger als 18 Minuten – damit wird es wohl ein kurzes Kennenlernen der Band aus Woodstock, New York. „Limosine“ ist direkt nach vorn dreschender Rock im Lo-Fi-Garagen Rock-Style, dafür aber wuchtig im Tempo und Stil. Song zwei „Ragged Way“ ist ne Punk Rock-Nummer. Dagegen ist „Radiator“ schon fast eine New Wave-Nummer im Style der frühen „Blondie“ Platten, die aber zwischen drin auch mächtig rockt. Der Song macht mir wieder richtig Spaß. Der Blondie-Touch, der Nummer zuvor, bleibt auch bei „Lunchbox“ erhalten und der kräftige Rocksound auch. Das Album fängt richtig an Spaß zu machen: „Lose it alright“. Mit „Bobby Lee“ kommt noch was Blues-Rock in den Mix – und der schroffe Sound der Platte macht richtig Laune, denn er klingt soviel ehrlicher wie die hochgepuschten Glanzproduktionen von so mancher gar nicht mehr dadurch glänzenden Rockbands. Garagen Rock im ZZ Top-Style „Deem`em Dead“ und „Mad Moth“. Kurze Instrumental-Rock-Nummer: „Disappear“. Und dann ist auch schon mit „Jitterbug Perfume“ - der wir eine „White Stripe“ Nummer klingt Schluss. Das hat verdammt viel Spaß gemacht. Bin auf die weiteren zwei Alben, die es schon gibt sehr gespannt.


31.08.24
Neil Finn & Friends - Live at St. James - 7 Worlds Collide (2001)
An fünf Abenden trat Neil Finn mit „Freunden“ für wohltätige Zwecke auf. Die Freunde waren Lisa Germano, Johnny Marr, Eddie Vedder, Tim Finn, Sebastian Steinberg (Soul Coughing), Phil Selway und Ed O´Brian (Radiohead) und Betchadupa (die Band seines Sohnes Liam).
„Anytime“ ist ein Stück von Neil Finns zweiten Soloalbum „One Nil“ - eine teils sanfte, teil rockige Singer/Songwriter-Nummer. „Take a Walk“ ist für dieses Album geschrieben und mit Sänger Eddie Vedder klingt es sogar wie eine Pearl Jam-Nummer. Ein etwas ruhiger, leicht melancholischer Rocksong.
Auch vom Album „One Nil“, welches wie dieses Livealbum 2001 erschienen ist, stammt die ruhige Singer/Songwriter-Nummer „The Climber“. Vom ersten Solo-Album „Try Whistling this“ kommt der Song „Loose Tongue“ und ist Rocknummer, mit aber für Neil Finn typischen sanften melancholischen Songzutaten und ein paar überraschenden Melodiewechsel.
Dann ist Johnny Maars Stück „Down on the Corner“ dran. Den Song mag ich total gerne – gerade wegen den Gitarren am Anfang und den schönen Britpop Gesangsharmonien – besser geht eine Brit-Pop-Genre-Nummer nicht. Danach folgt direkt ein Smiths-Klassiker: „There is a Light that never goes out“ - gesungen von Neil Finn (und der Song klingt in dieser Livefassung unglaublich schön (Gänsehaut)).
Das auch sehr sanftschöne „Paper Doll“ stammt von Lisa Germano, welches sie auch selbst singt. Der Song ist in einer Studiofassung auf ihrer Platte „Concentrated“ zu finden. Ein weiterer Song von der „One Nil“ ist „Turn and Run“. Das ist typischer schöner Singer/Songwriter-Folk von Neil Finn.
Danach spielen die Brüder Neil und Timm Finn zwei Songs zusammen: „Angel Heap“ stammt vom Finn Brothers-Album „Finn“ und ist auch eine ganz wunderbare Folk-Nummer. Das melancholisch und etwas traurig düstere (und dadurch sehr schöne) „Edible Flowers“ ist ein Song aus der Zeit mit „Split Enz“ - das war die Band, in der die Brüder Finn zusammen vor Crowded House spielten und mit der sie ihre Musikerkarriere begonnen hatten. Die Band gab es von 1975 bis 1984. Ein weiterer Song von Split Enz ist „Stuff and Nonsense“,welcher sogar mal von Belinda Carlisle gecovert wurde. Hier wird er von Eddie Vedder und Tim Finn gesungen und das nur von einem Piano begleitet – auch ganz wunderschön. Diese Platte steckt voller Highlights!
Richtig punkig konnten Split Enz auch sein und mit Eddie Vedder wird „I see Red“ ein richtig toller Punkrock-Song.
Danach wird’s auch ganz gut weiter gerockt mit einem weiteren Song vom „Try Whistling this“ Album: „She have her way“.
Eine Peal Jam-Nummer folgt mit „Parting Ways“ - eine eigentlich eher ruhige Nummer, mit aber kräftigen Gitarreneinsatz.
Zum Abschluss gibt’s noch die beiden Crowded House Überhits „Weather with you“ (in einer überragend guten Live-Fassung) und „Don´t dream it´s over“ - sowie, dazwischen noch ein harmonisch, süßes Stück Musik vom Finn Brothers-Album „Paradise (whereever you are)“. Der Song ist schon fast was zum Schunkeln.

03.08.24
Philip Kroonenberg - Wherever you are (2024)
Americana oder Roots oder einfach Singer/Songwriter – das ist die wunderschöne Musik von Philip Kroonenberg, in den Niederlanden/Holland war er mal mit der „Freelance Band“ etwas bekannter geworden, seit Anfang der 90er ist er Solo oder mal als Triomitglied unterwegs – bei Liveauftritten hat er meist ein, zwei tolle Musiker als Unterstützung dabei und auch seine beiden Töchter unterstützen ihm ab und an auf der Bühne.
Seine Lieder sind meist kleine Alltagsbeschreibungen – aber es ist immer meist sein Alltag und sein Umfeld über das es in den Songs geht – das macht er fabelhaft, weil in wunderschönen und mitnehmenden Melodien gepackt – nicht immer klingt da eine eigentlich traurige Begebenheit, dann auch traurig.
Und ich kenne bisher (und ich kenne viel von ihm) kein einziges schlechtes Lied von ihm.
Wie geschrieben sind es persönliche Dinge, von denen er singt – das vorletzte Album handelte von der Krebserkrankung seiner Ehefrau und über das was diese Krankheit mit sich bringt. Sitzen im Krankenhaus, warten, weiterleben.
Sein letztes Album hat der auch als Psychotherapeut tätige Musiker – The Therapist – betitelt gehabt. Sein neuestes Album hat den Tod seiner Ehefrau und das Leben danach zum Thema.
Vielleicht mit Traurigkeit geschrieben, aber die Selbsttherapie funktioniert bei Philip Kroonenberg halt über die Musik und das er, der nie so recht bekannt wurde, noch weiter Musik macht und auch noch gerne live auftritt, ist dann ein Glücksfall für alle die seine Songs so mögen.
Seine musikalischen Alltagserfahrungen sind diesmal alle recht kurz geraten – die Songs sind meist nicht länger als drei Minuten. Aber wir wissen ja alle, das die Länge überhaupt nichts über die Qualität aussagt.
Und direkt die ersten Klänge hohlen einen rein in diese unglaublich feine Mischung aus Singer/Songwriter-Folk, Roots und Americana (und jetzt bitte keine Diskussion wieder, dass ein Holländer kein Americana machen kann, weil er kein Amerikaner ist (so ein quatsch)). „Again“ einfach total schön. Und bei ihm klingt die Beschreibung vom Wiederauftreten de Krebserkrankung seiner Frau, wie ein irische Folksong. Und bei ihm passt dass.
Auch wenn man denkt Songs wie „Final Flowers“ schon tausend mal gehört zu haben - „Final Flowers“ ist dann einer der besten dieser tausend Songs. Schon bekomme ich die erste Gänsehaut – wie mich diese Musik anspricht. Und wenn man bedenkt, aus welcher Situation heraus die Songs einstanden sind – dann hat der Sänger seinen Optimismus doch irgendwie nie verloren. Und ja, die Songs handeln ab da vom Umgang nach dem Tode eines geliebten Menschen und den darauf folgenden Neuanfang. Aber die Musik, die leichten Melodien – das ist einfach ganz ganz toll. Wer da nicht mitgeht, hat auch kein Herz und versteht erst recht nichts von guter Musik. Und auch wenn der Grundton bei den Songs gleich bleibt und vielleicht auch an andere Aufnahmen von Philipp Kroonenberg erinnern – egal, total egal – ein Song wie „Quietness“ möchte man nicht missen und dies gilt auch für die folgenden Songs. Er findet auch immer neue Worte und Melodien für seine Trauerverarbeitung und alle klingen nicht verkitscht, sondern einfach wie Beschreibungen des Ist-Zustands. „Angel“, „To you“, „The Wrong Door“ und „Act as if“. - Die Songs der ersten Plattenseite handeln vom unmittelbaren Verlust und von der Liebe zum verstorbenen Menschen. Musikalisch bestehen, die Songs meist aus Gitarre, Gesang und Background (sehr schön gesungen von einer seiner Töchter), Bass gespielt von Reyer Zwart.
Die Songs auf Seite 2 sind dann Betrachtungen aus der Zeit danach.
„Day by Day“ - und die Freude, die diese Songs in mir auslösen, will einfach kein Ende nehmen. So schön. „Today“, „Broken Down“, „Goodbye“ (mal mehr Roots/Americana als Folk), „Alone“ - Pure Songschönheit, „Wherever you are“, „New Life“,
Immer noch kann er keinen schlechten Song schreiben. Bin wirklich absoluter Fan von ihm.

30.07.24
Joe Strummer – 001 (2018) (Auf Spotify vorgehört – direkt den Download dann gekauft und die CD wird auch noch geholt. Die Luxusbox ist zum Glück schon total vergriffen – sonst hätte ich mich da wohl auch kaum zurückhalten können.)
Werkschau des Schaffens und des Nachlasses abseits von The Clash auf 2 CDs. Für die Zusammenstellung sind Strummers Witwe Lucinda Tait und der Produzent Robert Gordon McHarg III verantwortlich gesehen. Für die Neuveröffentlichung wurden die Tracks von Peter J. Moore remastert (und da dabei hat er eine tolle Arbeit geleistet – weil für ein Compilation-Album klingt das Meiste wie aus einem Guss – und das ist leider bei solchen Alben nicht immer der Fall.
Mit den 101ers fabriziert er echten Rock ´n´ Roll – was zu seiner Stimme sehr gut passt. So klingt „Letsagetabitarockin´“ sehr rock´n´rolig und „Keys to your Hart“ ist eine schöne Beat-Rock ´n´ Roll-Nummer-Nummer, die nach hinten raus immer mehr Spaß macht. Tolle Entdeckung.
Mit „Love Kills“ sind wir dann schon in den 80ern angelangt. Sehr kantige Poprock-Nummer. Zu finden war das Stück auf dem „Sid und Nancy“ Soundtrack. Wirklich starke Nummer. Weiter Soundtrack-Nummern folgen. Der Südstaaten-Folk-Song: „Tenessee Rain“ stammt aus dem Film „Walker“ - auch sehr schön. Wie abwechslungsreich sein Werk ist, weiß man ja schon als „Clash“-Hörer. „Trash City“ - PunkRock-Nummer – wunderbar – aus dem Film „Permanent Record“.
„15 Brigarde“ war eine Single B-Seite und ist eine Übersetzung eines traditionellen Lieder aus der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges. Ethno-Rock mit politischer Botschaft.
„Ride the Donkey“ stammt von seinem Soloalbum „Earthquake Weather“. Schöne Reggae-Nummer. Persönliche Randnotiz: Aus unerklärlichen Gründen war das Album „Earhquake Weahter“ das erste Album mit Musik von Joe Strummer in meiner Sammlung. Kurz danach – nachdem die Discobesuche immer mehr zunahmen – gab es aber auch schon die ersten Clash-Songs auf Vinyl bei mir zu hören.
„Burning Lights“ stammt aus den Soundtrack des Films „I hired a contract Killer“ - eine Solo-Rock-Ballade im Billy Bragg-Stil.
Mit den Pogues hat er unter den Namen „The Astro-Physicicans“ den Song „Afro-Cuban-Be-Bop“ aufgenommen. Schöne Folk-Nummer. Das Material dieser Zusammenstellung ist bis dahin schon mal echt umwerfend. Bin wirklich ziemlich hingerissen und meine Hochachtung vor Joe Strummer wächst mit jedem Song weiter.
„Sandpapers“ ist mit den Mescaleros zusammen aufgenommen. Da ist auch eine schöne Ethno-Note in einer süß/leichten Pop-Rock-Nummer gepackt.
Unglaubliche gute Songs ohne Ende: „Generation“ - stammt von einem Compilation-Album: „Generations 1: A Punk Look at Human Rights“ - statt Punk ist das ein Stück wunderbarer Art-Pop. „it´s a rocking World“ stammt von dem Album „Chef Aid: The South Park Album“. Rock `n´Roll – auf Joe Strummer-Art ist das dann. Ein weiters Stück mit den Mescaleros folgt „Yalla Yalla“ - egal in welchen Stil er Musik macht – er machte dies richtig gut. Dieser feine Elektropop—Nummer ist ja einfach unglaublich. Bin ich begeistert – ja ich bin. Mann, hab ich einen Spaß mit solcher Musik – ist Irre das der Zauber immer und immer wieder funktioniert – wenn der Song gut ist und einen einfach nur mitreist und man das lächeln einen aus dem Gesicht meißeln müsste. Und es ist wirklich unglaublich das ich (fast) all diese Songs gerade zum ersten Mal höre. Was man nicht so alles selbst als aufmerksamer Musikhörer doch immer verpasst. Süßer als Honig: „X-Ray Style“. „Johnny Appleseed“ und „Minstrel Boy“ - Folk-Nummern wie es besser nicht geht.
Und es bleibt zum Nienderknien gut: „Redemption Song“ - zusammen mit Johnny Cash (bei dem merkt man dann, wie sich die Stimme von Joe Strummer plötzlich gewandelt hat – oder liegt das am Stil der American Recordings-Produktionsweise?). Nein – das mit der Stimme ist auch bei „Over the Border“ mit Jimmy Cliff aufgenommen deutlich zu hören. Den Abschluss der ersten CD machen noch zwei weitere Songs mit den Mescaleros: „Coma Girl“ und „Silver & Gold/Before I grow old“ die nach dem Tod von Joe Strummer im Jahre 2003 noch posthum veröffentlicht wurden. Und das war erste die erste CD und wie gut war die denn?
Eine weitere CD mit 12 weiteren bisher unveröffentlichten Songs folgt noch.
Die zweite CD beginnt mit einer Demo-Version des Songs „ Letsagetabitarockin“ (Lagefeuer Rock ´n´ Roll). „Czechoslovak Song/Where Is England“ ist eine unveröffentlichte Version von „This ist England“. Weiteres unveröffentlichtes Songmaterial folgt mit „Pooring Rain“, „Blues on the River“, „Crying on 23rd“, „2 Bullets“. Von der Produktions- und Soundqualität ist das dann alles oder zum größten Teil im Demo-Aufnahmen-Modus – aber „einfach“ ist ja nicht unbedingt schlechter – hat bei „Pouring Rain“ zum Beispiel eine Livequalität. Bei „Blues on the River“ klingt Strummer wirklich wie Johnny Cash. „Crying on 23rd“ ein Garagenrock-Blues. „2 Bullets“ ist ein Stück vom „Sid und Nancy“ Soundtrack – ich schätze mal, dass Strummer da nur den Song geschrieben und „Pearl Habour“ ihm gespielt hat.
Darauf folgen Stücke aus dem Filmsoundtrack des Films „When Pigs Fly“. „When Pigs Fly“, „Pouring Rain“, „Rose of Erin“. Seine Liebe zur Countrymusic ist auch bei diesen Stücken herauszuhören (aber irgendwie klingt „When Pigs Fly“ auch fast wie ein Beatles-Song.“Pouring Rain“ in der fröhlichen Folk-Fassung gefällt mir richtig gut. „Rose of Erin“ (sanfter Rock ´n´ Roll mit Folk-Elementen). Den Abschluss der ersten Werkschau machen zwei Song, die Strummer wohl kurz vor seinem Tode noch aufgenommen hat: „The Cool Impossible“ (ist eine Jazzrocknummer), „London is burning“ - Strummer im Rockmodus (und als Singleauskopplung war das eine gute Wahl!) . Unveröffentlichte Soundtrackarbeit, die er mit Mick Jones gemacht hat: „U.S. North“ (eine symphonische Hymne zum Abschluss – wie passend).
Musthave – und ich bin wirklich neidisch auf Leute, die diese Songs schon viel viel länger kennen.
29.07.24
New Order – Low-Life (1985)
Das dritte Album der Band, auf dem sie noch mit Songs wie „Love Vigilantes“ sehr schönen Indie machen. Ab nach der „Substance“ (wir können Tanzmusik-Compilation) werden sie dann mit Songs wie „True Faith“ ja meist doch eher zur EuroDance-Electro-Pop-Band. Obwohl vereinzelnd auch bei den späteren Alben der alte Indie-Charme noch beschwört wird. Aber sagen wir mal das das Kapitel „Von Joy Devision zur Indiegröße“ ist damit abgeschlossen.
Dafür machen Songs wie „Love Vigilantes“ nochmal richtig viel Spaß. Und „Perfect Kiss“ ist in jeder Fassung mein absolutes New Order-Lieblingslied.
Das alte SecondHand erworbene Vinyl schreit aber gerade bei diesem Songs auch danach, gegen einen Neuerwerb ausgetauscht zu werden.Trotzdem ist das ein Riesenstück (immer und immer wieder) – hab davon auch die Maxisingle in alter und neuer Pressung.
Bei Songs wie „This Time of Night“ ist die Kombination von Synthesizermusik und Indiesound noch sehr harmonisch und gut gelungen. Und zu fröhlich und nach Partymusik klingt der Song erst recht nicht, dafür aber richtig gut.
„Sunrise“ ist nochmal eine riesige Indierocknummer.
Sehr leise beginnt die zweite Seite. Doch die Lautstärke des Stücks „Elegia“ steigert sich nach und nach – der Song strahlt was Sakrales aus. Bei „Sooner than you think“ hört man schon am Anfang Zutaten von „Blue Monday“ heraus. Aber auch der Song ist noch eine schöne Indie-Pop-Nummer mit etwas Euphorie versetzt. Bei „Sub-Culture“ hört man dann (leider) wohin die Reise in Zukunft hingehen wird – Willkommen im EuroDanceZeitalter.
Warum aber auch Indiestar bleiben – wenn man die Welt erobern kann? Das mit der Euphorie ist noch größer bei „Face Up“ zu hören. Dabei hört man auch, dass Sänger Bernard Sumner nie ein richtig guter Sänger werden wird. Aber er scheint eine Menge Spaß beim Singen des Refrain zu haben – man hört die Leidenschaft und das ist mehr Wert als den richtigen Ton zu treffen.


21.07.24
AnnenMayKantereit - AnnenMay Kantereit (2013)
Das erste und noch selbst herausgebrachte Album des Trios, direkt gekauft nach ihrem Auftritt im Druckluft, bei dem ich sie das erste mal hörte und erlebt hatte. Ihr Auftritt hatte mich als damals über 40jährigen so mitgerissen, dass ich am Merchstand beim Kauf der CD dem Sänger Henning May sagte, dass ich „verliebt sei“. Und so was sag ich nicht leichthin. Aber mit ihrer Musik, den ehrlichen ungestümen Auftreten, der Stimme von Henning May gewannen sie nicht nur mich durch ihre Liveauftritte für sich. Bei jedem schnell folgenden weiteren Konzertbesuch wuchs die Fangemeide und leider können sie mit ihren Fans jetzt schon große Hallen und Stadien füllen, was irgendwie zu ihrer handgemachten, meist akustischen Musik nicht passt, da diese doch viel besser in einem intimeren Atmosphäre passt. Aber so ist das nun mal und auch dieses erste live eingespielte Album ist immer noch ihr bestes – weil es einfach diese urtümliche Lebendigkeit dieses Trios am besten wiedergibt – oder es ist so – weil es genau die Songs sind, die mich das mit dem „verliebt sein“ haben sagen lassen und die ich immer noch, selbst nach dem hundertsten Mal immer noch liebe. Und mal wieder englischsprachige Traditionals wie „James“ und dem wunderschönen „Leavin!“ sollten sie auch mal wieder auf ihren Platten haben. Aber trotz dieser Kritik an die erfolgreich gewordenen Musiker, mag ich sie immer noch. Alber live will ich sie einfach nicht mehr in großen Hallen erleben wollen. Dann höre ich lieber zum einhunderterstenmal diese CD. Aber für diese gebührt ihnen immer ein großes Dank.
Schon der Gesang und die Aufnahme der Instrumente bei „Wohin Du gehst“ hat einfach mehr Authentizität als beim offiziellen ersten Studioalbum „Alles Nix Konkrtes“ (die Hansastudios haben einfach nicht den Charme des Longericher Bahndams (!)) und der und die weiteren Song nehmen einen mit durch sihren Folksongcharme und der Text und da haben wir ein weiteres Erfolgsgeheimnis der Band, der Text spricht sowohl Altersgenosseninnen der Band an, als auch Menschen, die sich vielleicht als Vollerwachsen bezeichnen. Und die älteren Zuhörer werden noch durch die Gesangsleistung bei den englischen Titeln wie „James“ und „What he wanted“ angesprochen und eingefangen. Wie ein so junger Mann, eine so verlebte Stimme haben kann – ist nicht nur Frage, sondern einfach etwas total Mitreißendes. Der schon genannte zeitlose Folkrockcharme der Songs erledigt den Rest.
Auf der Straße wurden die Songs getestet und schienen schon dort Begeisterung bei dem Vorbeigehenden und Stehengebliebenen ausgelöst zu haben. So funktioniert jedes Stück der CD. Egal ob „Jeden Morgen“, „Schon krass“, das Antiliebeslied „Mir wäre lieber Du weinst“. Natürlich gibt es die herausragenden „Barfuß am Klavier“ und „Oft gefragt“ - die auch fürs Mainstreamradio gut genug gewesen sind. Christopfer Annen, Henning May, Severin Kantereit auf der Höhe ihrer Kunst und dabei standen sie da eigentlich ganz am Anfang ihrer Karriere.
Und der Abend im Druckluft sollte auch noch fantastisch bleiben, weil danach durfte ich auch zum ersten Mal die fabelhafte Kat Frankie zum ersten Mal live erleben. Legendäre Live-Abende gibt es halt nur in den kleinen Location, glaubt mir dass.
12.06.24
Someday Jacob – It might take a While (2015)
Somday Jacob kommen aus dem Umfeld von Bremen – Songschreiber/Gitarrist Jörn Schlüter, Uli Kringer an der Gitarre, Martin Denzin am Schlagzeug und Manuel Steinhoff hatten mich durch das Hören eines Songs auf einem Sampler zum Kauf gleich zwei ihrer CDs verführt. Bevor ich diese hören konnte traten sie vor zwei Wochen in Duisburg im Steinbruch auf und da wurde ich ein Fan der Band. Ganz tolles Songwriting, ganz toll gespielt – wahnsinnig gutes Konzert – sie spielten dort nach US-70er Jahre Rock klingende Songs, die obwohl nach Vergangenheit klingen, in der Gegenwart glänzen. Nach dem Konzert direkt versucht noch die restlichen Veröffentlichungen zu bekommen – ihr Erstling „Morning comes“ war aber nur als Download zu kriegen – da spielen sie feinen sanften Indie-Folk-Rock Songs.
Bei Haldern Pop haben sie dann „It might take a While“ veröffentlicht. Direkt „Daily Bread“ hat dieses feine Folk-Rockfeeling wie man es in den 70ern von Fleetwood Mac, Crosby, Stills and Nash, Neil Young und anderen kannte, nur das es vielleicht ein wenig sanfter klingt, wenigstens solange bis im Song richtig an den E-Gitarren gearbeitet wird. Aber dieses Feeling von Rock, Weite, Amerika, Folk breitet sich direkt mit diesem Song schön aus. Das ist nicht gekonnt nachgemacht, sondern gekonnt weitergesponnen und selbstgemacht und das mit Herz und Seele.
Dieses Rezept wird dann auch einfach beibehalten – weil es auch so richtig gut funktioniert. Dabei gefällt mir die Musik sogar, und das möge man mir verzeihen, bei Someday Jacob teilweise noch besser als bei denen auf dessen Spuren sie so gekonnt wandern. Die machen einfach gute Musik daraus. So funktioniert der Song „Trade it all in“ auch richtig gut. So mancher Rockfan mag dann einen Song wie „Between me and you“ etwas weichgespült finden, aber schon die Stimme von Jörn Schlüter ist halt einfach eher geschaffen für zarte, sanfte Momente. Eine röhrende Rockfrontsau wird er nicht werden – eher kommt er wie der nette bodenständige Songschreiber und wie bei „Useless Light“ als Poet daher. „The Sun the Moon and the Stars“ erinnert an einen Song von Calexico und bleibt mit seinem Refrain lange in Erinnerung. Den Vergleich mit Neil Young müssen Someday Jacob ertragen, da so mancher Song an diesen erinnert, so auch „Glory Boys“. „Room with a View“ ist ein sanfter Song. Durch dieses 70er Rock-Feeling, das auch bei „Home Run“ großartig neu verarbeitet wird, unterscheiden sich die Musik von Someday Jacob auch angenehm von aktuellen anderen Folk-Rock-Bands und Singer/Songwritern sehr angenehm, die eher versuchen den Bon Iver/Mumford and Sons–Sound zutreffen.
Der wunderschöne Song „Rain“ haben Someday Jacob auf diesen Album nochmal neu veröffentlicht (der war auch schon in einer kürzeren Version auf „Morning Comes“ drauf). Ein ganz tolles Lied – ein sofortiger neuer Lieblingsong, den ich nicht mehr missen will.
„Long distance call“ - ganz süßer und herziger Folk-Song. Mit solchen Songs wird man als Hörer und Livepublikum eingefangen und wie gut ist das.
„All you weary Heats“ - okay das klingt dann doch etwas mehr nach Mumford and Suns“ beendet dieses Album, das ich immer wieder sehr sehr gerne hören werde und zwei weitere Alben sind auf dieses noch gefolgt und darauf freue ich mich jetzt auch schon wieder sehr.
